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Die Prosathek Oder: Viele Köche bereichern den Brei!

Federwelt
Elias Vorpahl
Das Autorenkollektiv der Prosathek

Elias Vorpahl stellt sich und sein Autorenkollektiv – die Prosathek – vor. Er erzählt, wie alle aus dem Autorenverbund zu einem Verlagsvertrag bei Diederichs kamen.

„Wie viele Bücher lässt du denn drucken?“, fragt Alex.
„4.200“, antworte ich.
Er runzelt die Stirn und nimmt einen großen Schluck von seinem Planters Punch. „Und wie willst du die alle verkaufen?“
„Das weiß ich noch nicht. Jetzt muss ich erst mal dafür sorgen, dass die Barsortimente den Wortschatz aufnehmen. Eigentlich nehmen die nur Verlage, die mindestens vier Veröffentlichungen haben. Um Werbung kümmere ich mich später.“
Alex nickt, die Stirn noch etwas gerunzelter als zuvor. „Okay ...“
Das war 2017, bei unserem Prosathek-Stammtisch im September. Ich wusste selbst, wie sich das anhörte. Wie konnte ich als Selfpublisher einfach so 4.200 Bücher drucken lassen, ohne einen Plan für Marketing und Logistik zu haben? (Eine Woche lang hatte ich eine Tonne Bücher auf Paletten in meiner Tiefgarage …)

Meine Druckerei, meine Verlagsauslieferung
Die Antwort ist simpel: Ich wollte den Wortschatz so professionell wie möglich produzieren lassen. Das Buch sollte gut aussehen. Ohne Abstriche. Ein Offset-Druck. Offenes Naturpapier. Pantone-Druck im Cover. Dies konnte ich nur erreichen, wenn ich mit einer Druckerei arbeitete, die hauptsächlich für die großen Publikumsverlage tätig ist. Und die Druckkosten pro Buch waren nur bei hoher Stückzahl gering genug. Deshalb 4.200 Bücher.

„Je hochwertiger und durchdachter das Resultat ist, desto lieber wird es genutzt …“

Die Grafikdesignerin Lena Toschka (www.blacktowild.com), bevorzugt Projekte, deren Ergebnisse langlebig sind. Für Elias Vorpahl hat sie Der Wortschatz gestaltet. Über die Herausforderungen bei ihrer Arbeit und den Nutzen hochwertiger Gestaltung sagt sie: „Das Buch als gebundener Kommunikationsträger benötigt Behutsamkeit in der Gestaltung, um die Lesenden in ein ‚Versinken‘ einzuladen. Das stellt für mich die größte Herausforderung dar: Das Layout nimmt sich bestenfalls zurück, damit der Lesefluss nicht gestört wird. Es ist ein Balanceakt zwischen lebendiger, detailreicher und ruhiger Gestaltung. Die Papierauswahl, die Veredelung des Hardcovers und die Zusammenarbeit von drei kreativen Köpfen – vom Autor, der Illustratorin und mir – ergeben beim Wortschatz ein stimmiges Werk. Je hochwertiger und durchdachter das Resultat ist, desto lieber wird es genutzt, beachtet oder in den Händen gehalten.“
Ob das stimmt? In einigen Rezensionen jedenfalls wird die Gestaltung hervorgehoben. So schrieb Hennie auf LovelyBooks: „Die gesamte Aufmachung des Romans ist hervorragend, Hardcover und mit Lesebändchen. Er enthält wunderschöne Illustrationen als ganzseitige Zeichnung vor jedem Kapitel sowie kleine Zeichnungen im Text von Julia Marie Stolba.“

Bis heute hat die GGP Media GmbH in Pößneck 24.860 Exemplare des Wortschatzes gedruckt. Runge übernimmt die Verlagsauslieferung für mich. Und auch die englische Übersetzung, die im Dezember 2020 zunächst nur im Vereinigten Königreich erscheinen wird, habe ich wieder bei der GGP Media drucken lassen. Die türkische Ausgabe wird bei Pegasus erscheinen, der Verlag, der in der Türkei auch Momo vertreibt. Zu den Erfolgsfaktoren zählten sicherlich die ungewöhnliche Geschichte (die gleichzeitig der Grund war, warum zuvor viele Verlage abgesagt hatten), das professionelle Design, und das gezielte Marketing. Am effektivsten waren eine Aktion auf Vorablesen.de und Leserunden mit Newsletter und Teaser-Box auf LovelyBooks.de, wodurch Buchblogger und Vielleserinnen auf den Roman aufmerksam wurden.

Wir werden entdeckt, Hermann Hesse sei Dank
Und Alex? Sein Debütroman Am Ende bin ich ist im März 2020 bei Diederichs erschienen.
(Er erzählt von der Sehnsucht nach Liebe in Zeiten ihrer digitalen Verfügbarkeit.) Und dies kam so: Die Verlagsgruppe Random House hatte gerade entschieden, zur 120-Jahr-Feier der Veröffentlichung von Hesses Prosadebüt Eine Stunde hinter Mitternacht durch Eugen Diederichs († 1930), das Verlagsimprint Diederichs neu zu beleben. Dafür lockte man Karin Stuhldreier (früher Allegria/Ullstein) als Programmleiterin von Berlin nach München.
Hesse war gerade einmal 22 Jahre alt, als sein Debüt bei Diederichs erschien. Und so hielt Karin Stuhldreier es für eine gute Idee, selbst nach jungen Autoren zu suchen, die im Stile des jungen Hesse vermochten, erzählerisch in fremde Welten zu führen. Für Karin Stuhldreier sollte es in den Geschichten im Idealfall eine zweite Erzählebene geben, die Antworten auf universelle Sinnfragen gibt. Sie scrollte durch die Verkaufsrankings bei Amazon und blieb bei meinem Roman hängen: Eine Geschichte über „ein Wort“, das seine Bedeutung verliert und auf seiner fantastischen Reise durch die Welt der Sprache versucht, diese wiederzufinden. Der Autor unter 35, Mitglied des Autorenkollektivs Prosathek. Ansässig in München. Eine geplante Lesung des gesamten Kollektivs im nächsten Monat. Bingo!

Diederichs – eine kurze Verlags(programm)vorstellung

Seit Herbst 2019 veröffentlicht der Diederichs Verlag, der zur Random House Gruppe gehört, nach etwa drei Jahren Pause wieder neue Bücher. Dazu Andreas Bernheim, stellvertretender Presseleiter für Kösel und Diederichs: „Wir haben uns dafür programmatisch zwar an der traditionellen Marke ausgerichtet, aber auch gleichzeitig einen modernen Ansatz entwickelt. Das Ziel dabei: die besten Sinn- und Weisheitsgeschichten für unsere Zeit zu veröffentlichen.“
Warum?
„Der Wunsch nach Orientierung, Vertrautheit und Beständigkeit ist groß. Inspirierende Texte, die wie kleine Lehrstücke des Lebens gelesen werden können, sind aus unserer Sicht dabei wertvolle Begleiter“, erklärt Andreas Bernheim. „In Form von Sinn- und Seelenerzählungen, Romanen, modernen Märchen oder Memoirs werden Botschaften vermittelt, die elementar und existentiell sind. Insofern bietet das neue Programmprofil die etwas andere Art der populären Unterhaltungsliteratur. Es sind gewissermaßen Gute-Nacht- oder Gutes-Leben-Geschichten für Erwachsene.“

Dem ersten kurzen Kennenlernen auf der Lesung folgte ein dreistündiger Termin im Verlag bei Karin Stuhldreier – für alle neun AutorInnen der Prosathek.
Wer hätte das gedacht? Nach so vielen Absagen auf unverlangt eingesandte Manuskripte und der Erkenntnis, dass das Heil im Selfpublishing liegen muss, nun eine Einladung zu Random House mit Kaffee, Tee und Kuchen. Und nicht nur dies: Frau Stuhldreier bot bei diesem ersten Treffen der gesamten Prosathek – jedem einzelnen Mitglied! – einen Verlagsvertrag an: mit Vorschuss, Provision, Abgabetermin und allem, was sonst noch dazugehört. Das war mehr als erstaunlich.

Die Prosathek und wie sie entstanden ist

Die Prosathek ist 2015 aus einem „Kreativ schreiben“-Kurs an der Ludwig-Maximilians-Universität München hervorgegangen. Wir sind eigentlich Journalisten, Mathematiker, Pädagogen, Informatiker … Ziel des Zusammenschlusses war es, unsere Texte gemeinsam zu verbessern, und gleichzeitig eine Plattform für sie aufzubauen. Auf unserer Website www.prosathek.de veröffentlichen wir reihum jeden Freitag eine neue Geschichte – nutzbar als Zeitvertreib auf dem Weg zur Arbeit oder als Gedankenanstoß beim Warten auf den Bus. Da wir neun AutorInnen sind, heißt das: Alle neun Wochen veröffentliche ich einen neuen Text. Bevor dies allerdings geschieht, wird der Text vom gesamten Kollektiv lektoriert. Da muss man mit Kritik umgehen können. Wenn man Fehler bei anderen sieht, und dann bewusst versucht, diese selbst zu vermeiden, verbessert sich das eigene Schreiben.
Bei meinen Geschichten habe ich immer sehr viel Wert auf den Plot gelegt. Die anderen Mitglieder haben mir dann nach dem Lesen vom Wortschatz erklärt, dass sie gar nicht wissen, wie sich die Stimmbänder, an dem das Wort in einer Szene hängt, anfühlen. Wie riecht es in dieser Szene? Wie fühlt sich der Boden an? Ist er matschig, lehmig, klebrig? Durch die Kritik ist mein Roman plastischer geworden. Er fühlt sich echter an. Für mich ist das viel wert.
Mit unserem Format ProsaTanzt waren wir sogar schon in einem Club mit DJ. Zuerst gab es unsere Texte, später Clubbing.
Jeder von uns hat weiter seine individuellen Projekte. Verena Ullmann hat sich zum Beispiel mit ihrer niederbairischen Lyrik einen Namen gemacht, war damit schon öfter im Fernsehen. Ich werde regelmäßig zu den Themen meines Ratgebers rund um die 3-Tage-Woche interviewt. Davon profitieren wir alle, weil dadurch die Prosathek insgesamt bekannter wird.
Wir suchen auch immer wieder neue Mitglieder. Dafür muss man gar nicht in München ansässig sein. Bei uns läuft das alles digital. Wenn sich jetzt also jemand angesprochen fühlt, dann lade ich sie oder ihn herzlich ein, sich über unsere Website mit uns in Verbindung zu setzen.

Jetzt aber schnell: ein Buch in sieben Monaten
Verena Ullmann machte im September 2019 den Anfang für die Prosathek. Genau sieben Monate hatte sie Zeit, ihr Manuskript abzugeben. Ihr Buch, Die Papageieninsel, erzählt von einer jungen, aufstrebenden Frau, die zur Fortbildung auf eine kleine Mittelmeerinsel geschickt wird, und inmitten großer Selbstzweifel, Misstrauen und Leistungsdruck einen Weg sucht, der sie frei werden lässt.

Die Pressearbeit zur Papageieninsel
Verena Ullmann im Gespräch mit Elias Vorpahl

Verena, was hast du für Presse und Marketing getan und wie hat dich der Verlag unterstützt?
Es hat mir sehr geholfen, dass ich vor meinem Debütroman schon einen Gedichtband bei Allitera veröffentlicht und auch mehrere Literaturpreise gewonnen hatte. So konnte ich den Roman zum Beispiel schon vorab in Interviews mit Regionalzeitungen oder auch im lokalen Fernsehen – in der Sendung Wir in Bayern – ankündigen. Vom Verlag habe ich Autorenkarten mit Infos zum Roman und mir erhalten, die ich bei Lesungen gut verteilen kann.

Wie kann man einen Roman in sieben Monaten schreiben?
Anfang November 2018 schickte ich mein Exposé mit einer ersten kurzen Leseprobe an den Verlag. Da hatte ich nur eine sehr vage Idee von der Handlung des Romans. Ende November war ich mit dem Entwurf der ersten drei Kapitel fertig. Als dann feststand, dass ich die Prosathek-Reihe starte und Ende Mai das Manuskript abgeben muss, damit das Buch Teil des Herbstprogramms sein kann, legte ich noch mal einen Zahn zu.
Weil ich damals Vollzeit arbeitete, schrieb ich vor allem vor der Arbeit und überarbeitete die Texte am Abend und am Wochenende. Ideen zum Plot notierte ich meistens unterwegs in der S-Bahn. Ich versuchte, pro Tag eine brauchbare Seite zu schaffen. Natürlich hatte ich auch Durchhänger und etwas unproduktivere Wochen zwischendurch. Aber mit der Deadline vor Augen holte ich das immer rasch wieder auf. Das zügige Schreiben hatte auch Vorteile: Ich war immer tief drin im Thema, musste mich nie neu einlesen.

Und wie ging es dann weiter?
Anfang 2018 sitze ich auf einer roten Ledercoach im Büro von Roman Hocke, Geschäftsführer der Autoren- und Verlagsagentur AVA international. Die Regale voller Bücher, Antikholz. Ich betrachte die surrealistischen Ölgemälde von Edgar Ende: eine Eiche mit weißem Stamm vor einer abendblauen Wüstenlandschaft. In der Baumkrone liegt ein aufgeplatztes Ei, in dem zwei Männer in Roben diskutieren. Viele der Gemälde zeigen düstere Traumsequenzen. Sie zeigen die Welten, die ich mir als Kind ausgemalt habe, als ich die Bücher von Michael Ende las. Die Gemälde seines Vaters sind zwar düsterer, aber am selben Ort entstanden: in Phantásien.

Was war die zündende Idee hinter dem Wortschatz?
Nach dem Abitur verbrachte ich ein Jahr in Südafrika, um dort Freiwilligenarbeit zu leisten. Ich kümmerte mich um zwei Kinder mit körperlichen und geistigen Einschränkungen. Wir waren oft in den Weinbergen unterwegs. Es gab viel Zeit nachzudenken. Ich wusste damals schon, dass ich einen Roman schreiben wollte – mir fehlte aber noch die passende Idee. Ich dachte über die Geschichten nach, die mir etwas bedeuteten, dachte an Bastian Balthasar Bux …
Die unendliche Geschichte hatte mich meine ganze Jugend über begleitet. Ich fragte mich: Was, wenn die Hauptperson nicht der Junge wäre, der die Geschichte liest, sondern das Wort, mit der die Geschichte geschrieben wurde? Und da hatte ich sie, meine Buchidee: Ein Wort, das seine Bedeutung vergisst, und versucht, diese in der Welt der Sprache wiederzufinden.

Die internationale Vermarktung abgeben?
Herr Hocke gratuliert mir zum Wortschatz. Er möchte die internationale Vermarktung übernehmen, den Roman auch den deutschen Verlagen noch einmal anbieten. Das wichtigste sei aber, dass ich auch etwas Neues zu bieten hätte. Ob ich an einem neuen Roman schriebe? Dieser müsste gleich mitangeboten werden.
Wir kommen zu einer Übereinkunft, die ich wenige Monate später wieder auflöse. Die englische Übersetzung nimmt mich ganz ein. Ich will mir Zeit lassen für einen zweiten Roman. Die Arbeit am Wortschatz hat fünf Jahre gedauert. Es ist völlig unrealistisch, dass ich zeitnah etwas Neues vorweisen kann. Die AVA will den Wortschatz im Ausland über Partneragenturen vermarkten. Diese nehmen häufig zwischen 15 und 20 Prozent Provision neben dem, was die AVA bekommt. Ich befürchte, dass die englische Ausgabe in den Mühlen eines ausländischen Großverlags untergeht. Ich entscheide mich, die englische Übersetzung selbst zu verlegen. Über das Goethe-Institut suche ich nach Übersetzer*innen.

Herausfordernd: die Übersetzung
Der Plot vom Wortschatz wird durch sprachliche Besonderheiten vorgegeben: Es gibt den Sprachfluss, in dem uralte Wörter wie Schildkröten leben und auf ihr Vergessen warten. In der Stadt namens Sprachen finden die großen Wortspiele statt, bei denen die besten Geschichtenerzähler des Landes um die Gunst des Publikums streiten. Und es gibt die Dichterin und den Denker, die aus Wortpaaren wie Feuer & Flamme die Liebe entstehen lassen. Einige Übersetzer lehnen ab. Der Roman könne nicht übersetzt werden.
Romy Fursland sagt zu und verzweifelt fast. Ich schreibe den Wortschatz in großen Teilen um. Tausche Charaktere aus, um die Geschichte übersetzbar zu machen. Das Buch verwandelt sich. Ist gar keine Übersetzung mehr, sondern etwas Neues. Ein neuer Roman.

Warum Verlage immer wieder Manuskripte ablehnen, die später woanders zu Bestsellern werden

Es sind vor allem wirtschaftliche Gründe, die zur Ablehnung führen. Programmverantwortliche lehnen immer wieder auch Manuskripte ab, die vom Thema her perfekt zu ihrem Verlag passen. Ihnen steht jedes Jahr nur eine bestimmte Zahl an Programmplätzen zur Verfügung. Und die Veröffentlichungen ihrer Imprints sollen erfolgreich sein. Sie haben die Wahl: Sie können auf bereits etablierte Autor*innen setzen, die schon ihre Leserschaft mitbringen. Sie kaufen einen ausländischen Titel ein, der bereits bewiesen hat, dass er Leser*innen anzieht. Oder sie setzen auf jemanden völlig Unbekannten ohne Leserschaft und nennenswerte Erfolge. Würden sie Letzteres tun, und hätte dieser Autor, diese Autorin dann keinen Erfolg, fiele dies innerhalb ihres Verlages auf sie zurück. Sie müssten den Misserfolg verantworten. Wenn der bereits erfolgreiche Titel oder die erfolgreiche Autorin sich plötzlich nicht verkaufen lässt, dann hatten sie eben Pech. Niemand im Verlag wird sie dafür verantwortlich machen.

 

„Für den Diederichs Verlag suchen wir die inspirierende Lektüre“
Karin Stuhldreier, Programmleiterin Diederichs, im Gespräch mit Elias Vorpahl über den Einkauf von Manuskripten und den besten Weg, sich zu bewerben

Frau Stuhldreier, warum sind Sie den proaktiven Weg gegangen und nicht den über eine Agentur, um Autor*innen für Diederichs zu finden? 
Die gängigste Form der Akquise ist natürlich, Angebote zu prüfen, die über Literaturagenturen angeboten werden. Es kommt jedoch auch vor, dass wir Empfehlungen erhalten und dann Manuskripte unbekannter Autoren prüfen. Denn für einen Debütautor ist es auch nicht einfach, die richtige oder überhaupt eine Agentur zu finden.
Verlage halten daneben immer proaktiv Ausschau, wo eventuell neue Autorinnen und Autoren entdeckt werden können. Lesungen besuchen und sich von der Lektüre unbekannter Autoren inspirieren lassen, ist ebenso Teil der Verlagsarbeit wie das Sichten von Agenturlisten.
Im Fall der Prosathek hat mich bei einer Lesung die Vielfalt und das Engagement der Autorengruppe interessiert. Entsprechend habe ich den Kontakt gesucht.

Sollte ich mein Manuskript auch ruhig selbst bei einem Verlag anbieten? 
Dabei handelt es sich um eine Blindbewerbung, die offen gesagt am seltensten zum gewünschten Erfolg führt. Wenn sie beispielsweise zu einem Zeitpunkt im Verlag eingeht, zu dem die prüfenden Lektorate gerade stark in aktuelle Buchprojekte involviert sind, kann sie übersehen werden. Ideal ist der Weg über die Agentur.
Aber natürlich – dafür ist die Prosathek das beste Beispiel – hilft es sehr, wenn Autor*innen aktiv nach Außen gehen und so auf sich aufmerksam machen.

Und wonach suchen Sie aktuell?
Für den Diederichs Verlag suchen wir die inspirierende Lektüre. Es sind Bücher, die dem Leser Möglichkeiten geben, über sich selbst und seinen Lebenssinn zu reflektieren. Aktuell haben wir die Schauspielerin Judith Hoersch im Programm, die in ihrem Buch Juno und die Reise zu den Wundern eine bezaubernde Heldin geschaffen hat, die auf ihrer Reise um die Welt am Ende bei sich ankommt. Auch Claudia Wengenroth bietet mit Dort, wo die Zeit entsteht einen Einblick in die Welt der Träume und des Unbewussten, die uns leiten.

 

Fazit
Mein Rat an Kolleg*innen: Versucht Erfolge zu sammeln, noch bevor ihr euer erstes Buch bei einem Verlag veröffentlicht habt. Meldet euch beim kostenlosen Newsletter der Autorenwelt an, der über Preisausschreibungen und Stipendien informiert. Veröffentlicht in Literaturzeitschriften. Versucht, euch eine Leserschaft als Selfpublisher aufzubauen. Liefert dem Verlag Gründe, warum er an eurem Manuskript nicht vorbeikommt. Und glaubt nicht, ihr könntet von eurem Buch leben, selbst wenn euch ein großer Verlag unter Vertrag nimmt. Schreibt nicht jahrelang Hunderte von Seiten. Das ist eure Lebenszeit, die ihr da vielleicht vertut. Schreibt 40 Seiten, ein Exposé und schickt es an Literaturagenturen. So habe ich es mit meinem Ratgeber Die 3-Tage-Woche, der bei Ullstein erschienen ist, gemacht. Wenn die Agentur euch dann unter Vertrag nimmt, könnt ihr das Buch in Ruhe zu Ende schreiben. Sucht euch außerdem Freunde, mit denen ihr euer Hobby teilen könnt. Und feiert eure Erfolge gemeinsam. So macht es die Prosathek.

Autor: Elias Vorpahl | www.prosathek.de/elias-vorpahl | www.instagram.com/Elias_Vorpahl
Weiterlesen in: Federwelt, Heft 145, Dezember 2020
Blogbild: privat

 

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Dieser Artikel steht in der Federwelt, Heftnr. 145, Dezember 2020: /magazin/federwelt/archiv/federwelt-42020
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