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Inspiration durch K-Drama: Lernen von koreanischen Serien

der selfpublisher
Koreanischer Schauspieler von einem K-Drama

Seit mehr als zehn Jahren erforscht, lehrt und gestaltet die Autorin und Dozentin Christina Maria Schollerer klassische und innovative Erzählformate – von der TV-Serie bis hin zur transmedialen Marketingkampagne. 
Mit dem Blick nach Südkorea eröffnete sich ihr vor zwei Jahren ein ganz neues Story- und Serien-Universum, dessen Faszination sie seitdem nicht mehr loslässt. Für den selfpublisher nimmt sie uns mit in die Welt des K-Dramas und stellt die spannendsten Serien vor.

Als Storyteller geht es für uns immer auch darum, Grenzen auszuloten und spannende Ideen in innovativer Form zu präsentieren. Der Blick in andere Kulturen und Formate eröffnet dabei neue Perspektiven und inspiriert. Denn das, was wir hier als Regeln und Beschränkungen für gegeben erachten, sieht eventuell in Korea, China oder in Nollywood (Nigerias große Filmfabrik) komplett anders aus. Anderes ist vielleicht gleich. 
So oder so: Ein Blick über den Tellerrand lohnt sich.

K wie Korea

K-Pop, K-Idol, K-Drama – Kulturexportland Südkorea

Die Republik Korea besitzt noch nicht einmal ein Drittel der Fläche Deutschlands. Trotzdem hat es das Land innerhalb der letzten 15 Jahre geschafft, mit seinen Kulturprodukten die Welt zu erobern. Mit Parasite gewann im Februar 2020 erstmals ein südkoreanischer Film den Oscar als Bester Film – der erste ausländische Film überhaupt, der je diesen Preis erhalten hat! Und im Mai 2020 siegte mit BTS erstmals eine koreanische Boygroup bei den amerikanischen Kids Choice Awards als beliebteste Band. Die Stars koreanischer Pop-Musik, K-Pop-Idole wie BTS, EXO oder BLACKPINK, füllen inzwischen auch in Deutschland riesige Hallen.
Erst zwei Jahre ist es her, dass ich das erste Mal mit koreanischen Dramaserien, K-Dramen (korean dramas) genannt, in Kontakt kam. Zwei Jahre, in denen ich mehr als fünfzig dieser TV-Serien gesehen, analysiert und liebevoll meinen Freund:innen aufgedrängt habe. Denn diese zwei Jahre haben ausgereicht, mich zum absoluten K-Drama-Fan zu machen. Hallyu, die Koreanische Welle, hat Deutschland noch nicht so stark erreicht wie andere Länder weltweit – aber mich hat sie völlig für sich eingenommen.

K-Drama – die wichtigsten Fakten

Das Besondere am K-Drama ist sein Format. Anders als bei Serien mit Staffelstruktur, wie sie bei uns üblich sind, handelt es sich beim K-Drama um eine in sich abgeschlossene Geschichte in 16 bis 24 Episoden, die jeweils zwischen 45 und 70 Minuten lang sind. Der Fokus liegt auf großen Emotionen und Drama, Drama, Drama! Meist mit einer Girl-meets-Boy-Storyline, jedoch in ganz verschiedenen Genres und Ausführungen, von Liebesdramen über Fantasy bis Horror.
Noch immer dominieren Geschichten aus Deutschland, den USA und Großbritannien unseren Serienmarkt. Doch dank Streaming-Anbietern wie Netflix und VIKI erreichen inzwischen auch K-Dramen unsere Fernseher. Seit 2016 ist Netflix auch in Korea aktiv und produziert inzwischen eine große Anzahl eigener Serien wie aktuell Crash Landing on You und The King: Eternal Monarch
Zugegeben: Nur wenige von ihnen gibt es bis jetzt in synchronisierter Fassung. Doch der Blick hinein lohnt sich, auch im Original mit Untertiteln!

VIKI

VIKI ist eine fangestützte und komplett auf asiatische Serien ausgerichtete Streaming-Plattform. Im Fokus stehen K-, J- (japanische) und C- (chinesische) Dramen, die teils live zu ihrer TV-Ausstrahlung im jeweiligen Land veröffentlicht und von der Fan-Community untertitelt werden. Neben den Serien bietet die Plattform ein breites Infoangebot für Fans sowie Sprachlern- und Social-Commenting-Tools, mit denen die Episoden sekundengenau kommentiert werden können. Auch ohne VIKI-Abo sind viele Serien kostenlos streambar, dann jedoch mit Werbeunterbrechungen.
viki.com

K-Drama aktuell

Wer K-Dramen von 2010 mit jenen von heute vergleicht, bemerkt große Unterschiede. Neueinsteiger:innen empfehle ich eher Serien aus den letzten vier Jahren. 
Zum einen ist die Produktionsqualität gewaltig gestiegen – wo koreanische TV-Dramen von 2012 teilweise noch wie Vorabend-Seifenopern aussahen, stehen sie heute den großen US-Serien in nichts nach. Zum anderen sind Plots und Handlungsorte zunehmend international geprägt. Das erleichtert es K-Drama-Newbies, einen Zugang zur zunächst fremden Kultur zu finden. Netflix-K-Dramen wie Crash Landing on You oder Memories of the Alhambra spielen zum Beispiel nicht nur in Korea, sondern auch in Spanien und der Schweiz – sicher kein Zufall, denn das erhöht die internationale Vermarktbarkeit dieser Serien für den Streamingdienst immens.
Allein im Jahr 2020 will Netflix 19 neue koreanische Serien launchen! Damit ist es nur eine Frage der Zeit, bis sich das K-Drama- oder Hallyu-Fieber, von dem in Fanforen oft die Rede ist, zumindest unter Netflix-Abonennt:innen auch in Deutschland weiterverbreitet. Und der Algorithmus arbeitet bereits daran, frische K-Drama-Fans zu akquirieren, wie diese neue Kategorie im Menü zeigt:
((Screenshot BU: „Bei Netflix Deutschland bereits eine eigene Kategorie: K-Dramas for Beginners.“ (c) Netflix))
Was aber macht koreanische Serien so erfolgreich?

Was wir als Storyteller vom K-Drama lernen können

1. Erfolgsfaktor Nr. 1 ist das Suchtpotenzial!

Wollen wir nicht alle Geschichten schreiben, die süchtig machen? Wegen derer man ganze Nächte durchliest, durchschaut, durchhört?
Aus eigener Erfahrung und nach mehr als fünfzig beendeten koreanischen TV-Dramen in nur zwei Jahren kann ich sagen: K-Dramen sind emotionale Drogen im Serienformat!
Aber was bedeutet das? Vor allem für uns als Autor:innen? 
Spannung und Suchtpotenzial in Geschichten entstehen da, wo Fragen eröffnet werden, nach deren Antworten wir als Leser:innen dürsten. Ein fieses und höchst wirksames Element, mit dem auch das K-Drama arbeitet, ist der Cliffhanger am Ende von Episoden oder Szenen. Aber das ist nur ein kleiner Part des Ganzen. Denn Spannung durch offene Fragen entsteht nur dort, wo wir emotional mit den Charakteren mitgehen und echtes Interesse daran haben, was mit ihnen geschieht. Das schafft das K-Drama durch ...

2. Mut zum Auserzählen!

K-Dramen geben meist sehr tiefe Einblicke in die Psyche der Held*innen und deren Backstorys. Geheimnisse, Erfahrungen und Traumata werden langsam und stetig in die Handlung eingewoben und enthüllt, sodass wir als Publikum am Ende eines guten K-Dramas das Gefühl haben, die Figuren wie beim Lesen einer langen und emotionalen Buchreihe wirklich gut zu kennen. 
Häufig heißt es, wer Bücher (oder Serien) verkaufen will, solle rasant erzählen, sich nicht mit zu vielen Details aufhalten und erst recht Beschreibungen auf das Nötigste beschränken, um die Geschichte voranzutreiben … wer Bücher à la Dan Brown schreiben möchte, ist damit auch sicher gut beraten. 
K-Drama zeigt uns das genaue Gegenteil dessen: nämlich, was passiert, wenn eine Geschichte auserzählt wird, wenn man ihr 16 bis 24 Stunden gibt, um sich zu entwickeln, mitsamt all ihren Charakteren und deren Motivationen und Hintergründen. 
Eine meiner Lieblingsserien, Weightlifting Fairy Kim Book-joo, erzählt vom Auf und Ab im Leben einer toughen Gewichtsheberin an einer Sportschule. Die Handlung allein ist weder rasant noch von besonders verrückten Wendepunkten (Plot Twists) oder Ähnlichem geprägt. Vielmehr geht es um die Charaktere und ihre Erlebnisse miteinander sowie die Herausforderungen, die der Leistungssport an sie stellt. Die Sinnkrise der jungen Protagonistin wird wunderbar subtil, menschlich, unaufdringlich und trotzdem mitreißend (aus-)erzählt.

3. Unerwartete Plot Twists einbauen!

Dennoch sind K-Dramen auch bekannt für ihre teils schockierenden Plot Twists. Und damit meine ich Plot Twists, die sich in der deutschen Verlagslandschaft nur sehr schwer durchs Lektorat bringen ließen. 
So habe ich eine lustige romantische Komödie gesehen, deren Protagonist sich im letzten Drittel als schizophren herausstellt. Das gibt der gesamten Serie plötzlich eine sehr viel ernstere Note und spielt mit den anfänglichen Erwartungen an die Handlung.
In einem anderen K-Drama, ebenfalls einer Liebeskomödie, tauschen die Protagonisten ohne Vorwarnung in der sechsten Episode ihre Körper – und die Serie damit das Genre, denn plötzlich wird es übersinnlich. Doch genau das macht diese Geschichten unvorhersehbar, originell und interessant aus deutscher Perspektive. 
Also keine Scheu vor eigenen Experimenten – vorausgesetzt die Wendungen sind schlüssig erzählt, also gut hergeleitet oder nachträglich aufgelöst, und erfüllen nicht nur einen Selbstzweck.

4. Mehr Mut zum Genremix!

Eine weitere Besonderheit südkoreanischer Serien ist ihre gleichzeitige Zugehörigkeit zu den unterschiedlichsten Genres. Eine Serie mit Fantasyelementen ist nicht einfach eine Fantasyserie, sondern wie im Falle von The Legend of the Blue Sea eine Kombination aus Lovestory, Familientragödie und Gaunerkomödie. Die Geschichte wird über zwei verschiedene Zeitebenen erzählt, die durch die komplette Serie miteinander verwoben sind: Sie spielt im heutigen Seoul und parallel dazu auf der Koreanischen Halbinsel im 16. Jahrhundert. Und, als wäre das noch nicht genug: mit einer Meerjungfrau als Protagonistin! 
Was zunächst wirr klingt und bei deutschen Sendern und Verlagen vermutlich unverkäuflich wäre, funktioniert in diesem Drama tatsächlich hervorragend. Und macht das Ganze zu einer sehr besonderen, epischen Geschichte, die man so schnell nicht vergisst.
Gerade in Deutschland führt die sogenannte „Genrereinheit“ und die Sorge, einen solchen Roman im Buchhandel nicht eindeutig positionieren zu können, häufig zur Ablehnung innovativer Genrehybride bei Verlagen. 
Doch als Selfpublisher sind wir unabhängig und haben die Chance zu experimentieren. Und dass es für einen gelungenen Genremix eine weltweite Zielgruppe gibt, beweist eben gerade das K-Drama! So wurde The Legend of the Blue Sea beispielsweise weltweit in 18 Ländern ausgestrahlt, von Kanada bis Pakistan. 

5. Charaktermotivation ist alles!

Ähnlich wie mit Genrehybriden, die durchgehend mehrere Genres verweben, verhält es sich in Deutschland auch mit Genrebrüchen. Also dem spontanen Wechsel des Genres auf Buchhälfte zum Beispiel. Von Verlagslektoraten und  Fernsehredaktionen hört man immer wieder die Ansage: Eine Geschichte, die mitten im Verlauf plötzlich das Genre gewechselt? Nein, das geht nicht! 
Koreanische TV-Dramen liefern auch hier den Beweis: geht doch! 
Und nicht nur koreanische Serien. Auch der Oscar-Gewinner-Film Parasite spielt mit plötzlichen tonalen Umschwüngen: Aus einer Gesellschaftssatire wird sehr plötzlich ein Thriller mit Horrorelementen und noch viel mehr. 
Doch warum funktioniert dieser emotionale Ritt für uns als Publikum trotzdem? Warum gehen wir mit? 
Weil der Genrewechsel hier kein simples Gimmick ist, sondern weil der Umschwung der Handlung aus den Charakteren selbst kommt, aus ihrer Motivation. Ist die Motivation aller Charaktere schlüssig und beachte ich als Autorin die erzählerische Logik der Erzählwelt und deren Regeln, kann ich meine Charaktere auf die wildesten Reisen und Abenteuer schicken und meine Leserschaft dabei mitnehmen. Wenn die Motivation der Charaktere klar und nachvollziehbar ist, folgt mir mein Publikum, selbst wenn ich genreuntypische Dinge geschehen lasse. 

6. Keine Angst vor toughen Themen!

Eine romantische Komödie, die Depressionen bis hin zum Selbstmord thematisiert oder das Trauma der Entführung als Kind behandelt? All das ist in K-Dramen zu finden – und wird erstaunlich einfühlsam erzählt. Das bedeutet: Wenn ich den Leser:innen eine plausible, emotionale Reise biete, folgen sie mir auch an Orte, die sie sonst vielleicht nicht freiwillig betreten hätten. Im besten Falle sind es jedoch genau diese Orte und Motive, die tiefgehende und ehrliche Erkenntnisse für uns bereithalten.

7. Meta macht Spaß!

Ebenfalls spannend ist die häufige Auseinandersetzung koreanischer Dramen mit anderen Medien und Medienformaten, also mit einer Metaebene. So entstammen beispielsweise die Hauptfiguren von W – Two Worlds Apart und Extraordinary You verschiedenen Comics. Während in W der leidende Protagonist eines Actionthriller-Webcomics aus seinem Comic steigt, um mit dem Autor zu verhandeln, erkennt die Protagonistin von Extraordinary You, dass sie nicht nur eine Comicfigur in einer Comicwelt ist, sondern noch dazu nur eine Nebenfigur, die im weiteren Verlauf sterben soll. Fortan sucht sie nach einem Weg, die Handlung der Geschichte zu beeinflussen und zu ändern. 
Bücher über Bücher gibt es viele, doch diese K-Dramen zeigen, dass es nicht unbedingt Buch-im-Buch-Charaktere sein müssen, die die Geschichten bestimmen. Hier gibt es viele weitere Möglichkeiten. 
Allerdings muss und kann nicht ALLES neu erfunden werden, wie der nächste Punkt zeigt.

8. Innovative Prämissen mit klassischen Plots kombinieren!

Bestimmte Plotstrukturen und Archetypen wie in einer Romeo-und-Julia-Geschichte wiederholen sich in vielen unterschiedlichen Werken. Was K-Dramen teils so originell macht: Häufig kombinieren sie klassische Muster mit wirklich innovativen Prämissen und Konzepten, die ich anderswo noch nicht gesehen habe. So handelt beispielsweise Meow, the Secret Boy ebenfalls von zwei Liebenden, die durch ihre Herkunft nicht zueinanderfinden können. Der Grund ist allerdings: Der Protagonist ist ein Kater! Weil er sich in eine Frau verliebt hat, kann er temporär menschlich werden – aber eben nur auf Zeit.
Was bei den K-Drama-Prämissen außerdem auffällt: Viele Serien thematisieren auf spannende Weise neue Technologien wie Augmented Reality Gaming, Künstliche Intelligenz oder Autonomes Fahren. Während aktuell in unserem Kulturkreis eher Technik-Dystopien Verbreitung finden, zeigen K-Dramen oft einen erfrischend neuen, utopischen Blick auf technische Innovationen. Die Kombination dieser Themen mit klassischen Romantic-Comedy-Geschichten birgt viel Potenzial und ist mir aus den westlichen TV-Märkten noch nicht bekannt. Was uns zu Punkt 9 bringt:

9. Es kann nie genügend Cinderella-Interpretationen geben!

Eine besonders klassische K-Drama-Geschichte ist die von der armen, aber mutigen Protagonistin, die durch harte Arbeit und Durchhaltevermögen im Leben aufsteigt und dabei nebenbei die Liebe eines reichen Erben gewinnt. In der Dramaturgie wird dieses Plot-Modell der Cinderella-Plot genannt, beziehungsweise from rags to riches. Und es ist beliebig adaptierbar.
Im modernen K-Drama ist dieser wohlhabende junge Erbe statt eines Prinzen meist ein sogenannter Chaebol, ein Angehöriger der koreanischen Geldelite mit eigenem Firmenimperium. K-Drama-Prinzen sind genaugenommen meist Chaebols in der dritten Generation – also Erben von Firmenkonzernen, die ihre Großväter aufgebaut haben. In diesen multinationalen Familienkonglomeraten gibt es Intrigen, Ränkespiele und Verdachtsmomente wie man sie sonst von Königshöfen kennt. 
Einer der Hauptkonflikte in der Liebesgeschichte besteht meist darin, die arrogante Familie davon zu überzeugen, dass die Protagonistin reinen Herzens und nicht nur hinter dem Geld her ist.
Lässt sich ein Protagonist noch nicht von Anfang an als Erbe eines Imperiums identifizieren, handelt es sich mit hoher Wahrscheinlichkeit um einen unehelichen oder verschollenen Sohn, der sich im Laufe der Serie als „Thronfolger“ entpuppt.
Wichtig: Erst die Heldin der Serie verhilft dem „Prinzen“ zu der inneren Stärke, die nötig ist, um sein Erbe am Ende anzutreten. Oder es abzulehnen, allen Erwartungen der Familie zum Trotz! 
Inzwischen existieren immer mehr K-Dramen, in denen diese Rollen vertauscht sind, also die Protagonistin eine Chaebol ist, die um ihr Erbe kämpft. Zu empfehlen: My Graceful Family und Crash Landing On You.

10. Mehr Macht den Autor:innen!

Zuletzt vielleicht eines der Erfolgsgeheimnisse des K-Dramas schlechthin: In Südkorea werden die Autor:innen der Serien nicht nur gewertschätzt und beispielsweise auf den Sender-Webseiten noch VOR den Regisseur:innen und Stars genannt, sondern sie gelten selbst als Stars, die großen kreativen Einfluss auf die gesamte Produktion nehmen. 
In der deutschen TV-Serienlandschaft werden Autor:innen noch immer wenig gewürdigt und teils sogar bei Filmpreisen vergessen. Meist sind es Regisseur:innen, Produzent:innen und Redakteur:innen, die die Entscheidungshoheit über die Stoffe haben und diese oft in Eigenregie umschreiben. 
Was das betrifft, haben Selfpublisher glücklicherweise viel mehr mit K-Drama-Autor:innen gemein als mit deutschen Serienautor:innen. Denn Wertschätzung und kreative Selbstbestimmung befreien, stärken, und fördern kreative Arbeit. Das sollten wir endlich nutzen und Stoffe und Geschichten produzieren, die wild, verrückt und originell sind! Und auf die wir Lust haben. Denn das ist das, was an K-Dramen vor allem auffällt: Nicht alle sind tiefsinnig und erstklassig produziert – doch sie machen Spaß und wecken die Freude am Geschichten-Erzählen und Andersdenken. Und das ist enorm inspirierend!

Sieben Serien-Empfehlungen für den Einstieg ins K-Drama

The Heirs (2013)

The Heirs ist einer der absoluten Klassiker des K-Dramas und eine der beliebtesten Chaebol-Cinderella-Geschichten überhaupt. Es geht um Freundschaften, Rivalitäten und das Liebesleben junger, reicher Erben, die unter dem Erwartungsdruck ihrer Eltern leiden. 
Der rebellische Teenager und Konzernerbe Kim Tan (Coverstar Lee Min-Ho in einer frühen Rolle) verliebt sich in Cha Eun-Sang (Park Shin-Hye), die Tochter der Haushälterin. Eun-Sang landet durch ein Stipendium an der Eliteschule der Reichen und hat fortan mit der Eifersucht und dem Mobbing ihrer Mitschülerinnen zu kämpfen. 
Die Serie stammt aus der Feder von Kim Eun-Sook, der Autorin von The King: Eternal Monarch. The Heirs ist bekannt dafür, die Karrieren gleich mehrerer heutiger Hallyu-Stars gelauncht zu haben.
Genre: Romantische Komödie, Familiendrama
Verfügbar auf Viki und Netflix

Are You Human Too? (2018)

Diese Serie könnte eine klassische Lovestory zwischen einem Milliardenerben und seinem weiblichen Bodyguard sein – wäre dieser Chaebol nicht ein androider Roboter mit eingebauter K. I.
Frau-verliebt-sich-in-Roboter ist eine in Asien beliebte Storyline, die gleich in mehreren K-Dramen vorkommt. In dieser Serie bestechen die philosophischen Fragen über das, was uns menschlich macht und wie künstliche Intelligenz unsere Zukunft und unser Zusammenleben verändern wird.
Genre: Drama, Thriller, Romantische Komödie
Frei verfügbar auf Viki

Memories of the Alhambra (2018)

Auch dieses Drama ist für Cinderella- und Technologie-Fans gleichermaßen gemacht. Denn als der CEO einer koreanischen Hololens-Firma im spanischen Granada eintrifft, sprühen zwischen ihm und einer armen Jugendherbergsbesitzerin die Funken. Im Zentrum der Serie steht allerdings nicht die Lovestory, sondern das revolutionäre, lebensechte Augmented-Reality-Spiel, das den Firmenchef nach Spanien gelockt hat. Auf der Suche nach dem verschwundenen Game Designer, dem Bruder der Protagonistin, zieht das Spiel die Figuren immer tiefer in einen Strudel aus Verrat, Verbrechen und parallelen Welten.
Genre: Romance, Fantasy, Thriller
Verfügbar auf Netflix

Hwarang (2016)

Historische K-Dramen, sogenannte Saeguk, stellten Anfang der 2000er die ersten koreanischen Serien-Exporterfolge dar. Wer historische Königsdramen, schöne Gewänder und ästhetische Kampfsequenzen (und Kämpfer!) mag, ist bei Hwarang hervorragend aufgehoben. 
Hwarang (übersetzt: Blumenknaben) bezeichnete eine elitäre Kriegerorganisation im früheren koreanischen Königreich Silla (4.–9. Jh.). Die jungen Männer waren vor allem für ihr hübsches Aussehen und ihre philosophische Ausbildung bekannt. 
Genre: Historisches Drama, Romance 
Frei verfügbar auf Viki

Her Private Life (2019)

Bunt, fröhlich und doch mit erstaunlich viel Tiefgang bietet Her Private Life einen unterhaltsamen Einblick in die koreanische Idol-Fankultur und das Leben einer Galeriekuratorin, die ihre Identität als K-Pop-Megafan vor ihren Kolleg:innen zu verbergen versucht. 
Genre: Romantische Komödie 
Frei verfügbar auf Viki

Crash Landing on You (2019)

Was passiert, wenn eine toughe, südkoreanische Chaebol-Erbin durch einen Paragliding-Unfall in Nordkorea landet? Hallyu-Star Hyun Bin spielt den linientreuen nordkoreanischen Offizier, der sie findet – und bei sich versteckt. Spannende Einblicke in die aktuelle Nord-/Südkorea-Thematik aus südkoreanischer Sicht. Von humorvoll und romantisch über dramatisch bis herzzerreißend werden hier alle emotionalen Bedürfnisse bedient.
Genre: Romance, Drama
Verfügbar auf Netflix

W – Two Worlds Apart (2016)

Was, wenn der Held deiner Geschichte plötzlich vor dir steht und sein Schicksal ändern will?
Als Kang Chul, der Protagonist des Webcomics W nach einer Messerattacke im Sterben liegt, wird die Chirurgin Oh Yeon-Joo in seine Welt gesogen. Kurz darauf folgt er ihr in die reale Welt, um seinen Schöpfer zu konfrontieren.
Eine originelle Serie, die erzählerisch und visuell mit dem Format des in Korea sehr beliebten Webcomics spielt und gerade für uns Autor:innen spannende Fragen aufwirft. Wie sähe ein Zwiegespräch mit unseren eigenen Protagonist:innen aus? Würden wir ihnen weiterhin all den Schmerz und das Drama zumuten, die gute Geschichten ausmachen?
Genre: Action, Romantische Komödie, Thriller, Fantasy
Verfügbar auf Netflix

Über die Autorin: Christina Maria Schollerer ist Autorin, Konzepterin und Dozentin für Storytelling und Formatentwicklung. In dem von ihr gegründeten Berliner StoryDesign.Studio erforscht und entwickelt sie innovative Formate und Geschichten und berät Autor:innen und Verlage beim Markenaufbau. Im Sommersemester lehrt sie zum Thema K-Drama an der FU Berlin. Mehr zum Thema K-Drama gibt es auf ihrer Webseite und auf Instagram:
www.storydesign.studio | Instagram: @storydesign.studio
Weiterlesen in: der selfpublisher, Heftnr. 18, Juni 2020
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