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Covergestaltung in Theorie und Praxis

der selfpublisher
Nicole König

Covergestaltung in Theorie und Praxis

Der erste Eindruck zählt! Dies gilt für Menschen wie für Bücher. Der Inhalt kann qualitativ noch so gut sein – aber das nützt nichts, wenn Ihr Buch nicht in die Hände derer gerät, die es kaufen. Wie also schaffen Sie es, dass Ihr Werk direkt ins Auge fällt und zum Kauf verleitet? Was macht ein gutes Cover aus? Wollen Sie es selbst gestalten oder die Arbeit Profis überlassen?

 

Verschaffen Sie sich zuerst einen Überblick über die Cover innerhalb Ihres Genres. Natürlich möchten Sie sich mit Ihrem Buch von der Masse abheben, doch warum sollten Sie nicht prüfen, was KollegInnen des gleichen Genres erfolgreich veröffentlicht haben? Was zeichnet die Cover von Bestsellertiteln aus? Welche Farben zeigen diese Cover? Welche Motive werden am häufigsten verwendet? In welchen Schriften und Schriftgrößen prangen der Name des Autors und der Buchtitel auf der ersten Umschlagseite (im Fachjargon die „U1“ genannt)? Wie sind die einzelnen Elemente auf dem Cover angeordnet? Üben Sie sich im genauen Hinsehen, indem Sie Cover immer wieder miteinander vergleichen und sich notieren, was Ihnen an welchem Cover besonders gefällt oder missfällt.

Schritt zwei: Entscheiden Sie, wer Ihr Cover erstellen soll – Sie selbst oder ein Profi?

Möglichkeit 1: Sie machen Ihr Cover selbst

Erst mal Bilder-Shopping

Wenn Sie ein Bildbearbeitungsprogramm wie Photoshop oder Gimp beherrschen, möchten Sie Ihr Cover vielleicht selbst entwickeln. Dazu können Sie auf bestehende Bilder zurückgreifen, die Plattformen wie Pixabay oder Fotolia anbieten. Prüfen Sie, ob das gewünschte Bild das richtige Format und die richtige Auflösung hat (300 dpi [dots per inch] im Printbereich; 72 dpi für E-Books) und sich für ein Cover eignet. Für Kindle Direct Publishing muss ein Cover zum Beispiel mindestens 625 Pixel breit und 1000 Pixel hoch sein, empfohlen werden 1563 x 2500 Pixel.

Hier einige Plattformen, die Bildmaterial anbieten:

Je nach Plattform erhalten Sie Bilder kostenlos oder gegen einen bis zu dreistelligen Betrag. Achten Sie darauf, dass die Nutzung kommerziell erlaubt ist. Das ist wichtig, denn Sie wollen Ihr Buch ja bestimmt zum Kauf anbieten. Bei einigen Anbietern ist es möglich, ein Abonnement abzuschließen, falls Sie häufiger auf Bilder aus deren Angebot zugreifen möchten.

Andere Autorin, gleiches Bild

Wenn Sie ein Bild gefunden haben, das Ihnen gefällt, sollten Sie recherchieren, ob bereits andere AutorInnen dieses Bild oder die Cover-Idee verwenden. Gerade in der Selfpublishing-Szene gibt es Motive, die viele Buchdeckel zieren, etwa Bilder von Liebespaaren. In der Bearbeitung können Sie die Farben verändern und Details so hervorheben, dass sich Ihr Cover von anderen unterscheidet.

Gut zu kennen: die 1-2-3-Regel

Für die Gestaltung eines Covers gibt es einen Grundsatz, die sich bewährt hat:

  • Verwenden Sie nicht mehr als 1 Motiv (oder eine professionelle Collage),
  • nicht mehr als 2 verschiedene Grundfarben
  • und maximal 3 verschiedene Schriftarten.

Weniger ist mehr

Bedenken Sie: Besucher von Online-Shops sehen die Bücher zunächst in einer Listenansicht. Die Cover erscheinen dabei im kleinen „Thumbnail-Format“ – kaum größer ein Daumennagel. Cover mit zu vielen Details funktionieren in dieser Größe nicht, da sie ein potenzieller Käufer nicht erkennen kann. Ein solches Buch hätte seine Chance in Sekundenschnelle verspielt. Testen Sie also, ob Schrift und Motiv auch in der Miniaturansicht klar zu erkennen sind.

Inhalt und Cover – eine Einheit

Erwecken Sie keine falschen Erwartungen! Ihr Cover und seine einzelnen Elemente sollten den Inhalt, die Stimmung und das Genre Ihres Buchs widerspiegeln. Eine verschnörkelte Schrift passt vielleicht zu einem Liebesroman, aber nur selten zu einem Thriller.

Lieber kein Weiß

Weiß ist als alleinige Hintergrundfarbe Ihres Covers tabu, da es die meisten Online-Shops als Hintergrund für ihre Seite verwenden. Sorgen Sie notfalls mit einem farbigen Rand dafür, dass sich Ihr Buch vom Websitehintergrund abhebt.

 

Möglichkeit 2: Sie engagieren einen Profi

Coverdesigner finden

Sie sind in Sachen Grafikdesign eher unbegabt? Dann engagieren Sie lieber einen Profi. Es ist nicht schwer, den richtigen zu finden. Fragen Sie Ihre KollegInnen, zum Beispiel in sozialen Netzwerken oder in Internetforen: Wer hat mit wem warum gute Erfahrungen gemacht? Was hat nicht geklappt und worauf sollte ich achten? – Coverdesigner finden Sie hier:

und auf Facebook. In diesen Gruppen können Sie Kontakt zu ihnen knüpfen:

  • Buchcover
  • Cover für Autoren und Verlage
  • Coverdesign für UHu(s)
  • Premade Cover Café
  • UnderCOVER

Cover ausschreiben

Außerdem gibt es Plattformen, auf denen Sie Ihr Cover ausschreiben können. Sie erklären, welche Voraussetzungen Ihr Cover erfüllen muss und wie viel Geld Sie investieren möchten. Coverdesigner erstellen dazu Entwürfe. Ein gutes Ergebnis erzielen Sie, wenn Sie innerhalb des Ausschreibungszeitraums (ungefähr sieben Tage) regelmäßig auf der Plattform vorbeischauen. Je mehr Feedback Sie geben, desto genauer können die Coverdesigner arbeiten.

Premade-Cover

Eine weitere Möglichkeit: Sie können ein Premade-Cover kaufen. In dem Fall ist das Cover bereits fast fertig, der Designer fügt „nur noch“ Ihren Namen und den Buchtitel ein – „nur noch“ in Anführungsstrichen, denn auch das will gekonnt sein. Plattformen für Premade-Cover:

Noch ein paar Dinge

1. Ob Sie sich selbst um Ihr Cover kümmern oder einen Profi beauftragen – achten Sie darauf, dass Ihr Bildmaterial eine Auflösung von 300 dpi hat und Sie Coverdateien in 72 und in 300 dpi erhalten. Für die Darstellung auf Bildschirmen reicht zwar eine Auflösung von 72 dpi, für den Druck benötigen Sie aber 300 dpi; sonst sieht Ihr Cover – etwa auf Werbeflyern und in Printanzeigen – unscharf und pixelig aus.

2. Jeder Online-Shop fordert andere Formate/Abmessungen für Cover. Informieren Sie sich rechtzeitig und halten Sie sich an die Vorgaben. So sorgen Sie dafür, dass der Shop das Cover optimal darstellt. Bei E-Books raten wir von einer 3D-Optik ab; viele Online-Shops sind dafür nicht ausgelegt.

3. Die meisten E-Reader können keine farbigen Bilder zeigen. Testen Sie daher, ob Ihr Cover auch in Schwarz-Weiß funktioniert: Stimmen die Kontraste? Sind Ihr Name und der Buchtitel gut zu lesen? Oder verschwimmt alles in einem Einheitsgrau?

4. AutorInnen, die eine Buch-Reihe planen, stehen mit ihren Covern vor einer besonderen Herausforderung: Die Bücher müssen sich optisch voneinander unterscheiden und sich trotzdem ähneln wie Geschwister. Achtung! Es ist meistens nicht günstiger, wenn Sie immer das gleiche Bild als Cover wählen und mit einem Bildbearbeitungsprogramm lediglich anders aufbereiten. Bei vielen Plattformen zahlen Sie pro Titel und Cover. Ausnahme: Erwerben Sie das Bild lizenzfrei, dürfen Sie es uneingeschränkt nutzen.

5. Wenn Sie einen Text schreiben, lassen Sie ihn hinterher von Testlesern und einer Lektorin prüfen. Das sollten Sie auch bei Ihrem Cover tun! Holen Sie sich Feedback – zum Beispiel von BuchhändlerInnen. Viele haben mit den Jahren ein sehr gutes Gespür entwickelt und wissen, welche Cover bei Lesern ankommen. Nutzen Sie dieses Wissen für Ihr Buch!

Schulen Sie Ihr Auge, indem Sie prämierte Cover studieren. Ausgezeichnete Beispiele finden Sie hier:

Fazit

Noch einmal: Der erste Eindruck zählt! Investieren Sie Zeit und Energie in die Gestaltung Ihres Covers. Seien Sie ehrlich zu sich und fragen Sie sich kritisch, ob Ihre Ergebnisse in Sachen Coverdesign mit denen von Profis mithalten können.

Was gibt Ihr Budget her? Lässt es sich vielleicht aufstocken, indem Sie für eine Weile auf andere Dinge verzichten? Wägen Sie genau ab!

Autorinnen:
Nicole König | https://m.facebook.com/Nicole-König-1591809567718936
Jasmin Zipperling | www.jasmin-zipperling.de
In: der selfpublisher, Heft 2, Juni 2016
 

 

Anekdoten

Linda Schipp:

Auf meinem Weg zum perfekten Cover habe ich keinen einzigen Anfängerfehler ausgelassen. Mein erster Versuch entstand innerhalb weniger Stunden mithilfe von PowerPoint und Paint. Gäbe es eine Auszeichnung wie die „Goldene Himbeere“ für Cover, ich hätte sie verdient gehabt! Dass mein stümperhafter Bastelversuch nicht mit den Großen seines Genres mithalten konnte, haben die Verkaufszahlen schnell gezeigt. Versuch Nummer zwei startete ich zusammen mit einem lieben Bekannten und begnadeten Photoshop-Meister. Leider mussten wir feststellen, dass es nicht reicht, das Bildbearbeitungsprogramm perfekt zu beherrschen – auch auf Erfahrung in der Buchgestaltung kommt es an! Denn ein guter Coverdesigner muss sich zusätzlich mit aktuellen Cover-Trends, Standards bei der Gestaltung und Typografie auskennen. Dank Grit von Grittany Design habe ich endlich zu meinem Traum-Cover gefunden.

> www.facebook.com/memoriestodo

Vera Nentwich:

Das erste eigene Buch, ein ganz besonderer Moment. Doch nun musste ein Cover her. Ich fragte eine Bekannte, die Grafikdesignerin ist, ob sie mir ein Cover gestalten wolle. Genau wie ich hatte sie keine Ahnung von Coverdesign. Wir versuchten, eine Situation aus dem Buch grafisch darzustellen. Ich war begeistert. Doch nach der Veröffentlichung stellte ich fest, dass mein Cover die Leser nicht ansprach. Auch der Titel war nicht optimal. Also erneuerten wir beides. Doch dann passte das Buch nicht mehr zum Folgeband. Meine Bekannte gab auf, ich beauftragte eine professionelle Coverdesignerin. Nun bekomme ich Komplimente, wie toll meine Bücher aussähen, Buchhändler legen sie deshalb sogar ins Schaufenster. Merke: Ein Cover muss keine Szenen darstellen, sondern Emotionen wecken! Und wer Grafik designen kann, kann noch lange keine Cover entwerfen.

> www.vera-nentwich.de

Farina de Waard:

Die Qual der Wahl – als Selfpublisherin ist es mir wichtig, ansprechende Cover für meine Bücher zu finden. Ich zeichnete selbst, entwickelte ein Konzept und Skizzen für meine Buchreihe und plante alle sechs Cover passend zum Inhalt. Ich wollte etwas Individuelles und dennoch Professionelles. Daher suchte ich im Anschluss nach Möglichkeiten, es „richtig“ umsetzen zu lassen und stieß auf eine Online-Designerplattform namens designcrowd.com, die Wettbewerbe ausschreibt. Für wenig Geld konnte ich mein Projekt vorstellen und meine Skizzen anhängen. Ich beschrieb meine Geschichte und hob dabei hervor, dass ich kein kitschiges Werwolf-Vollmond-Cover wolle, sondern eine Umsetzung meines Konzepts. Natürlich (seufz!) erhielt ich dennoch Dutzende solcher Vorschläge. Doch ein Designer war dabei, der mich mit seiner Version voll überzeugte. So kam ich an meinen Traumdesigner und habe die vollen Rechte!

> www.fanowa.de

Susanne Endres:

Ich habe das Cover meines Ideenbuches von einer Designstudentin zeichnen lassen. Es entsprach sofort meinen Vorstellungen: Das Chaos, das auf einem Kindergeburtstag herrschen kann, wird gut gezeigt: Die Mutter ist am Baum gefesselt, der Vater muss das Pferd spielen und kleine Cowboys und Indianer drehen durch … Dabei ist der Tomahawk in der Torte gelandet, die auf einem Tisch mit einer rot-weiß-karierten Tischdecke steht.

Eigentlich ist das Bild eindeutig. Es zeigt nicht die heile Welt, die sonst bei den Geburtstagsbüchern gerne dargestellt wird.

Aber die Frage meiner Cousine (selbst Autorin) hat mich schon verblüfft: „Was bedeutet denn die rot-weiß-karierte Flagge von Kroatien vorne rechts?“

Wir haben herzlich gelacht, aber geändert habe ich das Cover deshalb nicht.

> www.kindergeburtstage.org

Violet Truelove:

Greift man auf Bilddatenbanken wie Shutterstock zurück, erhält man das Bild für sein Cover zu einem günstigen Preis – aber leider nicht exklusiv. So habe ich das Paar auf meinem Cover auch schon auf anderen Büchern entdeckt: in Schwarz-Weiß bei Feelings (bei mir ist es bunt) und später auch beim Impress Verlag in kühlen Blautönen. Allerdings ist es da vom Anschnitt anders.

Aber auf der Neuauflage des Romans einer anderen Autorin ist das Cover-Paar meines Buchs „Ein Surfer fürs Leben“ in sehr ähnlicher Aufmachung zu sehen. Nun werde ich mein Cover überarbeiten.

Fazit: Eine Doppelung lässt sich nicht vermeiden, wenn man die Bilder der günstigen Datenbanken verwendet. Aber mit der Überarbeitung sollte man trotzdem für ein Alleinstellungsmerkmal sorgen.

> www.truelovejoy.de

Kathrin Hamann:

Mit meinen ersten Büchern für Amazon KDP startete ich im Herbst 2012. Dafür hatte ich grafisch sehr schlichte Cover erstellt.

Die Verkäufe waren anfangs eher schleppend, und ich dachte, dass es daran läge, dass sich E-Books erst noch etablieren und eine Käufergruppe dafür bilden müssten. Zwei Jahre später dümpelten die Bücher aber noch immer. Als ich viele gute Buchcover bei Amazon sah, war das der Anlass für mich, neue zu erstellen. Ich erstellte für mein erstes Kinderbuch „Die Spinne Amanda“ mehrere Buchcover und testete sie gegeneinander. Für jedes trackte ich ein halbes Jahr die Verkaufszahlen und begann immer mit einer Gratisaktion. Zum Schluss war ich mit einem der Cover sehr zufrieden und habe es bis heute so belassen. Ganz so aufwändig trieb ich es für ein paar andere Bücher nicht, da ich mit den Verkaufszahlen von Beginn an recht zufrieden war.

> www.schreibkurs-online.de

Axel Schwab:

Für meinen Reiseführer „Labyrinth Tokio“ hatte ich für die ersten drei Auflagen ein relativ dunkles Cover gewählt. Ich selbst fand es toll. Eines Tages holte ich mir aber das Feedback einer Buchhändlerin ein – ein totaler Verriss. Sie riet mir zu einem helleren Cover, da dies die Menschen eher anspreche.

Ich änderte das Cover ab der vierten Auflage – und von da an stiegen die Verkaufszahlen um satte fünfzig Prozent! Daraus habe ich gelernt, dass das Cover wichtiger ist, als mancher Autor es gerne zugeben möchte. Und das es sehr wichtig ist, sich Feedback geben zu lassen.

> www.axelschwab.de

Bilder der hier erwähnten Cover, finden Sie in der Printausgabe:
der selfpublisher, Heft 2, Juni 2016