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Buchsatz für Selfpublisher

der selfpublisher
Jaroslaw Piwowarski

Buchsatz für Selfpublisher

Sie haben einen Roman oder ein Sachbuch geschrieben, die lektorierte Fassung liegt vor, Sie haben ein Coverbild gefunden und wollen Ihr Manuskript nun einfach bei einem Print-on-Demand-Anbieter hochladen. Schließlich bieten Dienstleister wie BoD, BookRix, CreateSpace, epubli oder tredition Selfpublishern Vorlagen an. Ein Kinderspiel also.

Nein, leider nicht ganz. Denn auf Knopfdruck funktioniert Buchsatz nicht – unabhängig davon, ob Sie mit Microsoft Word oder mit Adobe InDesign arbeiten –, schon gar nicht guter Buchsatz. Ein Buch handwerklich professionell zu setzen erfordert einerseits typografisches Wissen, andererseits Erfahrung mit der Satzsoftware. Schließlich soll Ihr Buch auch professionell aussehen und den Leser nicht durch typografische Fehler aus dem Lesefluss reißen.

Worauf Sie beim Buchsatz achten müssen, welche Stolperfallen auf Sie warten, was guten Buchsatz ausmacht und was Ihre Leser eher abschreckt als lockt, lesen Sie im Folgenden.

Das Manuskript satzfertig machen

Nachdem Sie das Manuskript haben lektorieren lassen und bevor Sie selbst mit dem Buchsatz beginnen oder das Manuskript für den Satz an einen Dienstleister weiterleiten, sollte der Text „satzfertig“ gemacht werden. Ziel ist es, eine saubere Textdatei zu erhalten, die frei von Fehlern in Rechtschreibung, Zeichensetzung, Grammatik und Typografie sowie einheitlich und eindeutig strukturiert ist.

Der Grund ist einfach: Korrekturen in der Satzdatei – egal, ob in Word, InDesign oder einem anderen Programm – verzögern und stören die Satzarbeiten zum Teil erheblich und ziehen unnötige Korrekturschleifen nach sich.

Die Satzfertigstellung erstreckt sich auf vier Bereiche: 1. Korrektorat von Rechtschreibung, Grammatik, Zeichensetzung, 2. orthotypografische Korrektur, 3. Prüfung von Absätzen und Abschnitten, 4. Beseitigung von unnötigen Elementen wie Links, Verweisen, manuellen Umbrüchen und Worttrennungen, unnötigen Leerzeilen, Tabulatoren, manuellen Formatierungen, Fuß- und Kopfzeilen aus dem Text.

Damit nichts übersehen wird, sollten die vier Arbeitsschritte getrennt voneinander erfolgen. Auf dass Thema Rechtschreibkorrektorat verzichte ich, da es selbsterklärend ist, dass ein Manuskript vor dem Satz gründlich Korrektur gelesen werden sollte. Zwar muss der gesetzte Text auf jeden Fall nochmals durchgesehen und korrigiert werden, doch in diesem Stadium sollte die Fehlerquote im Promillebereich liegen und sich bestenfalls auf Satzfehler und auf nicht korrekte Silbentrennung beschränken.

Orthotypografische Korrektur

Die Orthotypografie ist ein Teilbereich der Detailtypografie und bildet – wie es die Bezeichnung andeutet – eine Schnittstelle zwischen Typografie und Orthografie. Zwar können in einem Textverarbeitungsprogramm wie Word nicht alle Aspekte der Orthotypografie berücksichtigt werden – Word fehlt es hier an technischen Buchsatzmöglichkeiten –, allerdings können im Manuskript zahlreiche Korrekturen und Vereinheitlichungen vorgenommen werden, die die Satzarbeit erheblich beschleunigen.

In diesem Arbeitsschritt können Sie entscheiden, welche Anführungszeichen in Ihrem Buch verwendet werden: die normalen Anführungszeichen („ “) – eine Eselsbrücke für die korrekten Zeichen ist 99 66 – oder doch eher die in belletristischen Texten üblicheren Chevrons (deutsche Guillemets) (» «). Hier sollten Sie auch penibel darauf achten, dass innerhalb doppelter Anführungszeichen einfache (‚ ‘ oder › ‹) stehen.

Ferner sollten Sie auf den Unterschied zwischen Gedankenstrich, Bindestrich, Minuszeichen und Geviertstrich achtgeben. In belletristischen Texten finden sich häufig Auslassungszeichen für nicht beendete Wörter und Sätze. Dieses Auslassungszeichen besteht nicht einfach aus drei Punkten, sondern ist ein eigenes Satzzeichen (…).

Weitere häufige Fehler sind falsche Apostrophe, der Buchstabe x anstatt des Malzeichens (×) oder auch nicht kursivierte Satzzeichen nach einem kursiv ausgezeichneten Wort.

Die Satzzeichen, die nicht direkt über die Tastatur eingegeben werden können, können Sie entweder über die Funktion „Symbol einfügen“ oder mithilfe von Unicodes eingeben. Die Tastaturkürzel und alles Wissenswerte zu Sonder- und Satzzeichen finden Sie auf der Seite https://rotkel.de unter „Infothek“.

Absätze und Abschnitte

Die Prüfung von Absätzen und Abschnitten sollte im besten Fall bereits während des Lektorats erfolgt sein und verlangt die Mitarbeit des Autors. Wurde dies nicht gemacht, ist jetzt ein geeigneter Zeitpunkt, denn im Nachhinein können derlei Änderungen in der Satzdatei den Umbruch und damit auch Seitenzahlen verschieben.

Absätze strukturieren einen Text innerhalb eines inhaltlichen Zusammenhangs, während Abschnitte einen Zeitsprung, einen Perspektivenwechsel oder ähnliche Sprünge in der Handlung markieren. In gesetzten Texten sind Absätze eingerückt (Ausnahme sind unter anderem die, die unmittelbar nach einer Überschrift folgen); Abschnitte werden hingegen durch eine Leerzeile abgesetzt und beginnen ohne Einrückung. Umfangreichere Sprünge und Brüche in der Handlung können zum Beispiel durch *** markiert werden, mit jeweils einer Leerzeile davor und danach.

Unnötige Elemente

Der letzte Arbeitsschritt ist eher technischer Natur und bezieht sich auf die Säuberung des Manuskripts von überflüssigen Zeichen, Elementen und sonstigen Formatierungsmakeln. Diesen Arbeitsschritt führt man am besten mit eingeblendeten Formatierungszeichen durch. Zum einen zählen dazu mehrfach hintereinandergesetzte Leerzeichen im Text sowie einzelne Leerzeichen, die am Anfang eines Absatzes stehen. Ferner sollten weiche Zeilenumbrüche, die in Word mit dem Zeichen ↩ markiert sind, gelöscht und durch einen harten Zeilenumbruch ersetzt werden. Der korrekte Absatzwechsel ist mit dem Zeichen für Absatzmarke (¶) gekennzeichnet. Zudem sollten Sie alle Tabulatoren entfernen.

Der nächste wichtige Schritt ist die Beseitigung manueller Worttrennungen, die Sie möglicherweise beim Schreiben gesetzt haben. Am besten schaltet man dazu die Silbentrennfunktion im Textverarbeitungsprogramm aus und setzt den gesamten Textkorpus linksbündig (nicht im Blocksatz). So können Sie die ungewünschten Bindestriche entfernen.

Da Sie diesen Arbeitsschritt sicherlich in einem Textverarbeitungsprogramm wie Word durchführen, sollten Sie auf jeden Fall nicht nur Ihren wachsamen Augen vertrauen, sondern auch die Funktion „Suchen und Ersetzen“ – so heißt sie zumindest in Word – nutzen. Denn diese ist in der Tat Gold wert.

Lesearten, typografische Grundmerkmale und Textgattungen

Was macht einen guten Buchsatz aus? Pauschal lässt sich diese Frage nicht beantworten. Der Grund liegt darin, dass es unterschiedliche Lesemedien gibt, die unterschiedlich gelesen werden und für die sich unterschiedliche Gestaltungskonventionen entwickelt haben. Die wichtigsten Lesearten sind:

·       lineares Lesen,

·       informierendes Lesen,

·       differenzierendes Lesen,

·       konsultierendes Lesen,

·       selektierendes Lesen.

Da es unterschiedliche Lesearten gibt, gibt es auch nicht „die“ perfekte (Buch-)Typografie, denn die Gestaltung orientiert sich immer an der Textgattung. Ein Wörterbuch lesen Sie anders als ein Fotobuch, einen Artikel im selfpublisher anders als ein Sachbuch, einen Comic anders als einen Roman.

Lineares Lesen

Das lineare Lesen ist die klassische Art des Lesens. Hier wird aufbauend eines nach dem anderen gelesen: Den Inhalt erschließt sich der Lesende von einem Satz zum anderen – satzweise, eben linear. Bei der Gestaltung von Texten für das lineare Lesen geht es um die bestmögliche Lesbarkeit von langen, gering strukturierten Texten – um den bestmöglichen Lesekomfort für den Leser: Das Auge soll nicht schnell ermüden und nicht abgelenkt werden.

Typografische Grundmerkmale: Unaufdringliche Schrift, die Schriftgröße (je nach Schriftart ca. 8 bis 11 Punkt) darf nicht zu klein sein, sonst werden die Augen zu sehr angestrengt; einspaltiger Satz mit harmonischem Schriftbild ohne Löcher, Absätze, sparsam eingesetzte Auszeichnungen: Kursive für Betonungen, Zitate, Namen; ca. 60 bis 70 Zeichen pro Zeile und 30 bis 40 Zeilen pro Seite, ausgewogene Proportionen von Satzspiegel und Papierrand.

Textgattungen: literarische Texte, erzählende Prosa, Prototyp: Roman

Informierendes Lesen

Das informierende Lesen dient dem schnellen, diagonalen Überfliegen eines Textes, um einen Überblick zu gewinnen und sich über bestimmte Sachzusammenhänge zu informieren, ohne das gesamte Buch, ein Magazin oder eine Zeitung durchlesen zu müssen. Der Lesende möchte für ihn relevante Inhalte schnell finden, um an ausgewählten Stellen zum linearen Lesen überzugehen. Diese Art des Satzes findet sich in Sachbüchern und in Zeitungen und richtet sich an Lesende, die nur bestimmte Informationen und Sachzusammenhänge aus dem Text extrahieren wollen.

Typografische Grundmerkmale: Gliederung des Textes in leicht überschaubare Einheiten durch kürzere Zeilen (etwa 40 bis 50 Zeichen pro Zeile) oder kurze Abschnitte, häufige Zwischenüberschriften, die über den Inhalt des Abschnitts informieren, aktive Auszeichnungen, Textgliederung in „kleine Häppchen“, häufig zweispaltiger Satz.

Textgattungen: Sachbücher, Handbücher, Ratgeber, Zeitungen

Differenzierendes Lesen

Differenzierend gelesen werden stark strukturierte Texte. Die Lesenden sind routinierte, erfahrene Leser oder „Berufsleser“ wie Studenten oder Wissenschaftler, die mit geringem Lesekomfort umgehen können – das heißt in diesem Fall kleinere Schriftgrade, vollere Seiten, längere und enger gestellte Zeilen. In der Regel sind wissenschaftliche Publikationen für Anforderungen des differenzierenden Lesens gestaltet, denn hierfür müssen – in der Regel aus wirtschaftlichen Gründen – möglichst viele Informationen unterschiedlicher Art auf einer Seite untergebracht werden. Überschriften spielen hier eine wichtige Rolle, da solche Texte stark hierarchisch aufgebaut sind.

Typografische Grundmerkmale: Verwendet werden häufig Schriften, die eindeutig voneinander zu unterscheidende Auszeichnungsmöglichkeiten enthalten wie Kursive, Kapitälchen, Halbfette. Das Ziel ist es, gleiche Textinhalte wie Personennamen, Buchtitel, Fachbegriffe, Formeln, Quellenverweise oder fremdsprachige Ausdrücke mit gleicher typografischer Auszeichnung zu versehen. Solche Auszeichnungen haben weniger ästhetischen Charakter, sondern dienen der schnellen Erfassbarkeit und eindeutigen Unterscheidbarkeit wichtiger Begriffe. Zeilenlängen bis 80 Zeichen pro Seite sind durchaus üblich – Voraussetzung ist ein ausreichender Zeilenabstand, damit man beim Lesen die Zeile nicht aus dem Fokus verliert.

Textgattungen: wissenschaftliche Bücher, Lehrbücher

Konsultierendes Lesen

Bei der Buchgestaltung für das konsultierende Lesen sind das Suchen und das schnelle Finden die obersten Prämissen. Konsultierend gelesen werden Publikationen, in denen etwas gezielt und schnell nachgeschlagen werden soll: Nachschlagewerke, Register, Bibliografien, Lexika; ein Beispiel, das jeder kennt, sind Wörterbücher wie der Duden. Wer in solchen Publikationen etwas nachlesen will, der weiß in der Regel genau, wonach er sucht. Entsprechend muss auch die Typografie ausgestaltet sein: Die Lektüredauer ist in der Regel eher kurz, da häufig nur kurze Textpassagen gelesen bzw. konsultiert werden. Solche Texte sind nicht inhaltlich gegliedert, sondern systematisch – Wörterbücher zum Beispiel alphabetisch. Typografie, die dieser Leseart gerecht wird, findet sich allerdings auch in anderen Büchern: zum Beispiel in Fußnoten, Anmerkungen, Registern oder Literaturverzeichnissen.

Typografische Grundmerkmale: Verwendet werden Schriften in einem kleineren Schriftgrad und mit geringerem Zeilenabstand, dafür aber solche, die gut lesbar sind. Die Seiten werden in der Regel voll gesetzt, zwei- oder mehrspaltig und entsprechend mit einer kurzen Zeilenlänge pro Spalte. Klassische Auszeichnungen wie Fette, Kursive, Sperrungen werden großzügig, aber logisch nachvollziehbar eingesetzt – oder auch Auszeichnungen mit einem Farbsystem: im Duden zum Beispiel die gelbe Unterlegung für empfohlene Schreibweisen.

Textgattungen: Nachschlagewerke, Register, Bibliografien, Lexika

Selektierendes Lesen

Publikationen, die für die Anforderungen des selektierenden Lesens gestaltet werden, sind grafisch und typografisch stark unterteilt und gegliedert. Diese Art der inhaltlichen Aufbereitung findet sich in didaktischer Literatur wie in Schulbüchern oder in populärwissenschaftlichen Sachbüchern oder Kochbüchern wieder. Darin kommen zum Beispiel in sich abgeschlossene, aber deutlich aufeinander bezogene Textebenen vor, die unterschiedliche Zugänge zu einem Thema bieten.

Typografische Grundmerkmale: eindeutige typografische Trennung der verschiedenen inhaltlichen Ebenen – in Kochbüchern nach Rezept, Zutaten, Hintergrundwissen zu einzelnen Zutaten und so weiter; in einem Geschichtsschulbuch zum Beispiel Infokästen mit Definitionen, Zeitleisten, Augenzeugenberichten, Zitaten, Verweisen; daneben beschreibende und erklärende Texte, Aufgabenstellungen. Da hier möglichst viele Informationen untergebracht werden, die mitunter komplex sein können, sollte für einen ausreichenden Lesekomfort gesorgt werden: eine gut lesbare Schriftart mit Überschriften, die eindeutig ihrem jeweiligen Abschnitt zugeordnet werden können. Wichtig ist die gestalterische Ausdifferenzierung der Ebenen durch unterschiedliche Schriftgrößen, Schriftmischung, Linien, Kästen, Unterlegungen und mehr.

Textgattungen: Schulbücher, populäre Sachliteratur, Kochbücher

Buchaufbau

Cover

Das Cover ist im Grunde das wichtigste Marketingtool, wenn Sie ein Buch verkaufen möchten. Bevor ein potenzieller Leser in der Buchhandlung ein Buch zur Hand oder überhaupt erst seinen Titel (wahr-)nimmt – und das gilt ebenso für Onlineverkaufsplattformen –, fällt sein Blick aufs Cover. Schreckt dieses ab und/oder weckt keinerlei Neugier, hat das Buch schon verloren. Daher sind die internen Coverdiskussionen in Verlagen häufig die hitzigsten im Verlauf der Buchwerdung.

Überlegen Sie sich daher gut, was am besten zu Ihrem Buch passt. Ein realistisches Bild, das den Inhalt repräsentiert? Etwas Abstraktes? Ein kunstvolles Gemälde? Soll der Titel im Fokus stehen? Oder das Design? Handelt es sich um einen modernen Großstadtroman, passt vielleicht ein kühles Design, während ein historischer Roman auch eine etwas opulentere Aufmachung verträgt.

Wie auch immer Sie sich entscheiden (ob Sie selbst basteln und entwerfen wollen oder einen Profi engagieren), achten Sie auf die Bildrechte. Es gibt viele Plattformen im Internet, auf denen Bildrechte erworben werden können. Sie können auch selbst ein Foto machen oder eines einscannen. Immer gilt es, die Bild- oder Gestaltungsrechte mit einem Copyrightvermerk zu erwähnen und die nötige Qualität von Bild und Layout zu garantieren, damit Ihr Buchcover am Ende nicht unscharf oder gar pixelig ist.

Buchblock

Der Buchblock ist das Herzstück Ihres Buches. Er umfasst dessen gesamten Inhalt und gliedert sich in die Titelei und in den eigentlichen Text Ihres Buches. Die Titelei besteht aus mehreren Elementen und wird nicht paginiert – also nicht mit Seitenzahlen versehen.

1.     Schmutztitel (auch Vortitel, Schutztitel, Vorsatztitel) (rechte Seite, Seite 1)

Der Schmutztitel ist die erste Seite des Buchblocks und beginnt immer rechts.

Der Schmutztitel wird in der Regel ganz schlicht gehalten und enthält häufig nur den Titel des Buches, den Namen des Autors und/oder das Verlagslogo. Häufig bleibt diese Seite auch einfach leer – dann handelt es sich um eine sogenannte Vakatseite. Andernfalls kann sie auch eine Widmungszeile, ein Credo oder Ähnliches beinhalten.

Die Schriftart, die hier verwendet wird, sollte auch im gesamten Buch durchgehend verwendet werden: Das ist die sogenannte Brotschrift.

2.     Schmutztitelrückseite (auch Frontispiz) (linke Seite, Seite 2)

Bei Hardcovern beispielsweise ist dies eine Vakatseite. Bei Taschenbüchern hingegen stehen hier eine Kurzbeschreibung des Inhalts sowie darunter die Kurzvita des Verfassers und Informationen zu seinen weiteren Publikationen. Die Bezeichnung Frontispiz (aus dem Französischen frontispice = Stirnseite) bezeichnet eine dekorative oder informative Abbildung – bei Biografien zum Beispiel die Abbildung des Biografierten.

3.     Haupttitel (auch Innentitel oder Titelseite) (rechte Seite, Seite 3)

Dies ist die repräsentativste Seite der Titelei. Auf ihr findet sich der komplette Buchtitel wieder: Haupttitel, Untertitel, das Genre (zum Beispiel Roman, Thriller, Krimi), der Name des Autors, gegebenenfalls ein Hinweis auf den Übersetzer sowie die Nennung des Verlags – in der Regel in Form des Verlagslogos.

Häufig sind der Name des Autors, der Titel und das Genre in derselben Schrift und Schriftgröße gestaltet wie auf dem Buchcover. Bei belletristischer Literatur findet sich die Schriftart, die für den Buchtitel gewählt wurde, auch in den Kapitelüberschriften wieder.

4.     Haupttitelrückseite, Impressum (linke Seite, Seite 4)

Das Impressum ist eine Pflichtangabe. Das gilt sowohl für sämtliche Druckwerke als auch für elektronische Publikationen wie E-Books. Was im Impressum enthalten sein muss, wird in den jeweiligen Landespressegesetzen festgelegt. In der Regel sind das bibliografische Angaben über Copyright, Erscheinungsjahr, ISBN, CIP-Kurztitelaufnahme und Produktion. Der Begriff „Impressum“ wird auch für die Anbieterkennzeichnung digitaler Publikationen verwendet.

Häufig ist auf dieser Seite die bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek zu finden, die eine vorgefertigte Formulierung liefert.

Sofern es sich um eine Übersetzung handelt, steht hier auch ein Vermerk über die Originalausgabe.

Wo das Impressum stehen muss, unterliegt keiner gesetzlichen Festlegung, sondern ist eine gestalterische Entscheidung. Dass es heute in der Regel vorn steht, hat sich irgendwann eingebürgert. Aber es gibt auch Ausnahmen: Zum Beispiel die Verlage Matthes & Seitz, Hermann Schmidt, Guggolz oder Weidle platzieren ihre Impressen häufig hinten – alles Verlage, die sehr auf die typografische Gestaltung ihrer Bücher achten.

5.     Kann, muss aber nicht: Widmung (rechte Seite, Seite 5)

6.     Nur wenn eine Widmung vorhanden ist: Vakatseite (linke Seite, Seite 6, Rückseite der Widmung)

7.     Sofern vorhanden: Inhaltsverzeichnis (rechte Seite)

8.     Der eigentliche Text des Werkes (beginnt immer rechts)

9.     Danksagung (wenn gewünscht)

Typografische Gestaltung

Wenn Sie Ihr Buch bei einem der zahlreichen Print-on-Demand-Dienstleister veröffentlichen möchten, dann haben Sie in der Regel die Wahl zwischen unterschiedlichen Vorlagen. Der Vorteil einer solchen Vorlage liegt auf der Hand: Sämtliche Parameter – vom Buchformat über die Schriftart bis hin zum Zeilenabstand – sind bereits definiert. Der Text muss in diesem Fall in eine solche Vorlage einfließen und der Umbruch nach grammatischen und detailtypografischen Aspekten bearbeitet werden. Der Nachteil ist, dass Sie sich streng an die Vorgaben halten müssen und wenig Gestaltungsspielraum haben.

Die Schriftart

Es gibt vier wichtige Regeln bei der Wahl einer Schrift:

1.     Inhalt und Form sollten zueinanderpassen.

2.     Vor allem bei belletristischen Titeln sollten Sie in erster Linie an den Lesekomfort denken.

3.     Sofern Sie Ihre Leser nicht verschrecken wollen, sollten Sie sich an tradierte Lesegewohnheiten bestimmter Lesergruppen halten.

4.     Versuchen Sie nicht, Ihren Text mit typografischen Mitteln zu inszenieren, sofern Sie kein wirklich erfahrener Typograf sind.

Folglich ist die Frage nach der „richtigen“ Schrift genauso falsch gestellt wie die Frage nach der „richtigen“ Typografie. Vielmehr sollten Sie sich fragen, welche Schrift die passendste für ein Buchprojekt ist.

Schriften haben Charakter und rufen unterschiedliche Wirkungen hervor – genauso wie Farben, Musik oder die Stimme eines anderen Menschen, die beispielsweise als seriös, beruhigend oder schrill empfunden werden kann. Denken Sie zum Beispiel daran, welche Wirkung Wörter, die in einer E-Mail in Großbuchstaben geschrieben sind, auf Sie haben. Das wirkt, als ob an solchen Stellen geschrien würde.

Das augenfälligste Unterscheidungsmerkmal von Schriften sind die sogenannten Serifen: Es gibt Serifenschriften und serifenlose Schriften. Als Serifen werden die kurzen „Füßchen“ am Fuß, am Kopf und gegebenenfalls am Querbalken eines Zeichens benannt. Bekannte Beispiele von Serifenschriften sind die Times New Roman, die Bodini, die Garamond, die Palatino. Bekannte serifenlose Schriften sind die Arial, die Calibri oder die Helvetica.

Im Buchsatz belletristischer Titel, die für das lineare Lesen optimiert sind, werden in der Regel traditionelle Serifenschriften eingesetzt wie Sabon, Garamond, Caslon oder Minion. Serifenschriften gelten als sehr lesefreundlich, bieten aufgrund ihrer ausdifferenzierten Formen einzelner Buchstaben einen hohen Lesekomfort und eignen sich insofern für lange, wenig untergliederte Texte sehr gut – eben für Romane oder Erzählungen. Von Schmuckschriften, Schreibschriften, zu fetten oder wuchtigen Schriften sollten Sie bitte, bitte die Finger lassen: Für einen Leser ist dies auf Dauer Augenfolter – egal, wie gut der Inhalt auch sein mag.

Für Ihr Buchprojekt benötigen Sie in der Regel nicht mehr als zwei Schriften: eine Hauptschrift für den Text – die sogenannte Brotschrift – und eine, die Sie für den Titel auf dem Coverbild und für die Kapitelüberschriften verwenden. Für die Letztgenannten können Sie getrost serifenlose Schriften verwenden, da diese sich einfach besser für Überschriften eignen.

Wo finden Sie Schriften und welche dürfen Sie benutzen? Generell dürfen Sie die Schriften, die auf Ihrem Rechner vorinstalliert sind, auch für kommerzielle Zwecke verwenden. Wenn Sie noch bei der Entscheidungsfindung sind, sollten Sie auf jeden Fall prüfen, ob alle Schriftschnitte der Schrift Ihrer Wahl vorhanden sind – normalerweise wird das der Fall sein. Wenn Sie sich nach weiteren Schriften umschauen wollen, dann bieten Plattformen wie Font Shop, Linotype oder Myfonts eine große Vielfalt; wenn Sie über einen „Adobe Creative Cloud“-Account verfügen, dann können Sie auch Adobe Typekit nutzen und Schriften direkt in Adobe InDesign verwenden. Daneben gibt es natürlich auch Plattformen, die Schriftdateien kostenlos zum Download anbieten – zum Beispiel Dafont oder Font River. Dagegen ist natürlich nichts zu sagen, doch sollten einige Punkte beachtet werden. 1. Lesen Sie immer die Lizenzbestimmungen genau: Viele Schriften sind zwar kostenlos für den privaten, nicht jedoch für den kommerziellen Gebrauch bestimmt. 2. Enthält die Schrift alle Zeichen, die Sie benötigen? Neben den deutschen Umlauten möglicherweise auch Sonderbuchstaben mit diakritischen Zeichen wie è, á, ą, â oder Ligaturen wie Æ, Œ und einen eigenen Schnitt für Kursive und Kapitälchen? Wenn nicht, dann sollten Sie von dieser Schrift Abstand nehmen.

Schriftgröße

Die Schriftgröße lässt sich nicht losgelöst betrachten, denn sie hängt von der Schriftart und der Satzspiegelbreite ab.

In der Regel werden belletristische Titel in einer Schriftgröße zwischen 8 und 11 Punkt bei einer Zeilenbreite von ca. 60 Zeichen gesetzt; das ergibt bei Texten in deutscher Sprache im Schnitt zehn Wörter pro Zeile.

Zeilenabstand

Der Zeilenabstand bezeichnet die Distanz zwischen zwei aufeinanderfolgenden Zeilen, und zwar von der Grundlinie einer Zeile bis zur Grundlinie der darauffolgenden. In der Regel ist der Zeilenabstand größer als der Schriftgrad selbst: Zwischen den Zeilen wird ein zusätzlicher Abstand, der sogenannte Durchschuss, eingefügt.

Der Zeilenabstand hat einen wichtigen Effekt auf den Lesekomfort und auf die optische Wirkung des Textes: Setzt man den Zeilenabstand zu klein, dunkelt sich das Schriftbild des Textes ab, da weniger Weißfläche vorhanden ist; Sie blicken auf eine Bleiwüste oder auf einen dichten Zeichenwald. Zudem kann das Auge beim Wechseln vom Zeilenende zum Anfang einer neuen Zeile – dem sogenannten Rückschwung – diese „verlieren“; dies unterbricht den Lesefluss. Wird der Zeilenabstand wiederum zu groß gewählt, dominiert die Weißfläche und der Text verliert optisch seinen Zusammenhang als Einheit.

Auch für den optimalen Zeilenabstand gibt es keine Formel, mit dem man ihn berechnen könnte. Es gibt lediglich Richtwerte, da hierbei zahlreiche Elemente einfließen: Schriftart, Zeilenlänge, Schriftgröße et cetera pp. Ein Richtwert besagt, dass der Zeilenabstand bei einer Schriftgröße zwischen 8 und 12 Punkt 120 Prozent der Schriftgröße betragen sollte. Eine weitere Regel lautet: Je länger die Zeilen, desto größer muss der Zeilenabstand sein; je kürzer die Zeilen, desto geringer der Zeilenabstand. Ferner sollten serifenlose Schriften einen größeren Zeilenabstand haben als Schriften mit Serifen; bei deutschen Texten ist ein größerer Zeilenabstand aufgrund der zahleichen Versalien – der Grund dafür ist die Großschreibung von Substantiven – sinnvoll.

Auszeichnungen

Auch in Romanen kommt es vor, dass einzelne Begriffe oder ganze Textpassagen ausgezeichnet werden sollen, zum Beispiel vereinzelt zur Betonung oder Hervorhebung oder systematisch für Zitate, Namen oder Erinnerungen. In deutschen belletristischen Texten sollte – anders als zum Beispiel im angelsächsischen Raum – sparsam mit Auszeichnungen umgegangen werden.

Man unterscheidet integrierte (auch ästhetische) und aktive (auch optische) Auszeichnungen. Zu den integrierten Auszeichnungen zählen Kapitälchen, Versalien und Kursive. Sie sind weniger aufdringlich und werden vom Leser erst bemerkt, wenn er an die entsprechende Textstelle stößt. Zu aktiven Auszeichnungen zählen Fettungen, Unterstreichungen, Sperrungen, Schriftmischung, Schriftfarbwechsel und Markierung mittels Farbhintergrund. Diese Auszeichnungen sind optisch sehr dominant und ziehen die Aufmerksamkeit des Lesenden auf sich, sobald er die Seite aufschlägt.

Für den Romansatz geeignete Auszeichnungen sind integrierte Auszeichnungen wie Kapitälchen, Versalien und Kursive. Diese Auszeichnungen sind nicht aufdringlich, nicht dominant, sind zurückhaltend und beeinträchtigen den Grauwert – mehr dazu später – nicht.

Wenn Sie Auszeichnungen verwenden möchten, dann sollten Sie bei der Wahl der Brotschrift für Ihr Buch darauf achten, dass die jeweiligen Schriftschnitte (Kursive, Kapitälchen) in der verwendeten Schriftenfamilie auch vorhanden sind. Zwar können Kursive elektronisch durch eine Schrägstellung generiert werde – nur sieht dies alles andere als schön und ästhetisch aus. Echte Kursive sind hingegen eigene Schriftschnitte, die zum Beispiel auch Veränderungen des Buchstabens mit sich bringen: Aus einem gemeinen a wird ein kursives a, aus einem f ein f – so wird sorgfältige Arbeit am Detail sichtbar.

Noch etwas ist zu bedenken: Wenn Sie sich für Versalien und Kapitälchen als Auszeichnungsart entscheiden, dann sollten diese einen Schriftgrad kleiner gesetzt und die Laufweite einen Tick vergrößert werden. So fügen sie sich besser in das Schriftbild und beeinträchtigen den Grauwert nicht.

Ein No-Go ist die Kombination von Auszeichnungen: UNTERSTRICHENE VERSALIEN sind ein Graus, ebenso wie gefettete Kursive oder gar unterstrichene Kapitälchen. Verwenden Sie eine Auszeichnungsart, es reicht völlig.

Zeilen- und Seitenumbruch

Der Zeilen- und der Seitenumbruch sind wichtige Aspekte beim Satz eines Buches. Hier kommt es nicht nur auf richtig oder falsch, sondern vor allem auch auf einige ästhetische Aspekte an.

Wenn Sie den Text des Manuskripts in eine Satzvorlage einfließen lassen – egal, ob in Word oder InDesign –, erhalten Sie zunächst den Rohumbruch; dies ist ein Umbruch ohne Beachtung der Umbruchregeln. Nun muss der Umbruch händisch nachgearbeitet werden.

Beim Zeilen- und Seitenumbruch geht es um zweierlei: zum einen um rechtschreib- und typografiegerechte Worttrennungen am Zeilenende und am Seitenumbruch sowie zum anderen um ästhetische und dem Lesekomfort gerecht werdende Umbrüche: Auch Trennungen dürfen den Lesefluss nicht stören.

Die am häufigsten auftretenden Satzfehler beim Umbruch sind Schusterjungen (eine einzelne Zeile eines Absatzes am Ende einer Spalte oder Seite), Hurenkinder (die letzte Zeile eines Absatzes am Anfang einer neuen Seite), der sogenannte Fliegenschiss (die letzte Zeile eines Absatzes, die aus einer einzelnen Silbe eines getrennten Wortes besteht), Löcher (zu große und/oder variierende Wortabstände) sowie Gassen (auch als Gießbach bezeichnet: vertikale, über mehrere Zeilen laufende, direkt übereinanderstehende Wortzwischenräume). Solche Probleme mit dem Textfluss lassen sich relativ leicht mit manuellen Eingriffen in die Zeilenlaufweite oder durch das Ausprobieren alternativer Worttrennungen beheben.

Grundsätzlich sollten vor allem in belletristischen Texten wenig Trennungen vorkommen; dass es ohne Trennungen beim Blocksatz nicht geht, ist selbstverständlich auch klar. Wenn getrennt wird, dann sollte bei zusammengesetzten Wörtern möglichst nach Sinneinheiten getrennt werden (Liebe-diener und nicht Lie-bediener oder der Klassiker Urin-stinkt anstatt Ur-instinkt).

Daneben gibt es weitere Aspekte, die beachtet werden sollten: Mehrere Trennungen in Folge sind nicht schön, aber okay, mehr als drei sollten es aber nicht sein; mehrere untereinanderstehende Trennungen mit gleicher Anfangssilbe sehen jedoch nicht besonders toll aus (ab-statten, ab-stauben, ab-räumen). Namen sollten möglichst nicht getrennt werden, insbesondere dann nicht, wenn der Vorname nach dem ersten Buchstaben abgekürzt ist, dies gilt ebenso für Namenszusätze wie Dr.; auch Namenspräfixe wie „von“ sollten immer auf einer Zeile mit dem Nachnamen stehen.

Und dann kommen noch die Pingeligkeiten: Wörter, die weniger als fünf Buchstaben haben, sollten nicht getrennt werden; nach einer Trennung sollten auf der neuen Zeile mindestens drei Buchstaben stehen; ferner sind Trennungen wie am Zeilenanfang die Silbe -ische (zum Beispiel des Wortes Unpartei-ische) nicht besonders toll. Aber gut, das ist Ansichtssache und eine Frage der Pingeligkeit.

Bei der Bearbeitung des Umbruchs muss man einen Mittelweg zwischen einem geschlossenen Satzbild mit harmonischen, regelmäßigen Wortabständen auf der einen Seite und einem intakten Wortbild auf der anderen Seite finden.

Grauwert

Einen wichtigen Aspekt für eine gute typografische Gestaltung belletristischer Texte spielt der sogenannte Grauwert. Der Leser soll den Eindruck eines ruhigen, gleichmäßigen und harmonischen Textes erhalten.

Der Grauwert ist das Ergebnis des Zusammenspiels der mit Zeichen bedruckten und der weißen unbedruckten Fläche einer Buchseite. Die Elemente, die hierbei zusammenspielen, sind Schriftart, Schriftgröße, Schriftschnitt, Zeichen- und Wortabstand sowie Zeilenlänge und Zeilenabstand. Ein guter Grauwert ist erreicht, wenn alle diese Elemente optimal aufeinander abgestimmt sind. Ist der Grauwert schlecht, kommt es zu dem Eindruck, man habe eine „Bleiwüste“ vor sich.

Der Begriff „-wert“ wirkt allerdings etwas irreführend, denn der Grauwert basiert nicht auf wissenschaftlichen Erkenntnissen, die mit Zahlen bezifferbar sind – auch für den optimalen Grauwert gibt es keine Formel. Es ist vielmehr ein ästhetischer Eindruck. Es gibt zwar Richtwerte, die man beachten sollte, für die Feinabstimmung sind aber schlussendlich ein geübtes Auge, Erfahrung und das Vertrauen in das eigene ästhetisch-typografische Empfinden erforderlich. In der Buchtypografie gilt allerdings die Regel: Je dunkler und dichter der Grauwert, desto unangenehmer und schwerer lesbar ist ein Text. Ein guter Grauwert ist ein wichtiges Kriterium für leichte Erfassbarkeit einzelner Worte durch das Auge und somit für eine gute Lesbarkeit von Texten, die einhergeht mit gutem Lesekomfort.

Womit die Druckvorlage erstellen?

Word oder InDesign?

Beides sind hervorragende Werkzeuge, die allerdings für jeweils unterschiedliche Aufgaben gemacht sind: Word ist ein Editor, dessen Prototyp die Schreibmaschine ist; InDesign hingegen ein Desktop-Publishing-(DTP-)Programm, ein Satz- und Layoutprogramm, dessen Prototyp der gutenbergsche Setzkasten ist. Keiner würde auf die Idee kommen, in einem Setzkasten einen Text zu schreiben.

Ob Sie Word oder InDesign für den Satz und das Layout Ihres Manuskripts verwenden, hängt einerseits von Ihren Ansprüchen an die Gestaltung, von Ihrer Pingeligkeit bei der Umsetzung typografischer Standards, aber auch davon ab, mit welchem der Programme Sie sich besser auskennen. Sind Sie nicht geübt im Umgang mit Word oder mit InDesign, werden die Satzarbeiten in beiden Fällen zum Krampf.

Vor- und Nachteile von Word

Microsoft Word ist ein hervorragendes Schreibprogramm, mit dem Manuskripte erstellt und bearbeitet werden können. Für den Buchsatz ist es im Prinzip ebenfalls geeignet – jedoch mit zahlreichen Einschränkungen und entscheidenden Abstrichen. Viele Wissenschaftsverlage beispielsweise lassen die Druckvorlagen in Word herstellen. Dissertationen, Habilitationen, Tagungsbände, Sammelbände – Publikationen, die für das differenzierende Lesen gedacht sind und wenig Lesekomfort verlangen. Die Schriftgröße ist in solchen mit Word hergestellten Büchern eher klein, die Zeilen sind lang, der Grauwert ist eher dunkel. Zwar lassen sich Löcher im Text nicht gänzlich vermeiden, aufgrund der kleinen Schriftgröße sind diese aber durchaus vertretbar.

Bei Texten, die für die Anforderungen ans differenzierende Lesen erstellt werden, funktioniert Word als Satzprogramm erstaunlich gut. Typografische Unzulänglichkeiten von Word lassen sich mit erstellten Formatvorlagen und Makros zum Teil ausgleichen. Denn hier geht es nicht primär darum, einen möglichst hohen Lesekomfort, ein harmonisches, ästhetisches und ausgeglichenes Schriftbild hinzubekommen. Word stößt hier an seine technischen Grenzen.

Die meisten Print-on-Demand-Anbieter bieten fertige Word-Vorlagen, die bei der Eingabe und der Formatierung der Texte helfen. Wenn Sie sich jedoch die Vorlagen genauer ansehen, dann werden Sie feststellen, dass dies Standardvorlagen sind, die in der Regel nicht die Besonderheiten der zu Anfang beschriebenen Lesearten berücksichtigen. Bei tredition gibt es Vorlagen für drei gängige Formate: Taschenbuch, DIN A5 und Fach- oder Sachbuch, wobei jedoch bis auf das letztgenannte Format alle Vorlagen pauschal empfohlen werden für „Romane, Krimis & Thriller, Lyrik, Poesie, Weitere Belletristik, Reiseführer, Comics, Fachbuch (populär)“. BoD bietet ebenfalls mehrere Vorlagen für unterschiedliche Buchformate – eine Empfehlung, welche Vorlage für welches Genre geeignet ist, fehlt. Vorlagen für InDesign finden Sie nebenbei gesagt nicht.

Word als Teil des Office-Pakets ist mit einem Marktanteil von über 90 Prozent in Deutschland ein De-facto-Standard. Wer mit und an Texten arbeitet, hat ein professionelles Textbearbeitungstool zur Hand, mit dem dank seiner Verbreitung Manuskripte bedenkenlos be- und weiterverarbeitet werden können.

Klar, Word hat Schwächen. Die Funktion für die Bearbeitung von Zitaten und Quellen ist miserabel, ebenso die Indexierfunktion. Dafür gibt es aber eine Menge Zusatzsoftware, die diese Mängel ausgleicht: Citavi für die Erstellung von Quellenangaben oder den Index-Manager für die Indexierung und Erstellung von Buchregistern sind hervorragende Zusatzprogramme.

Die größte Schwäche: Viele typografische Feinheiten, die bei belletristischen Texten wichtig sind, können in Word entweder nicht oder nur in mühseliger manueller Nacharbeit eingearbeitet werden. Ein harmonischer Satzspiegel, ein guter Grauwert, ein ausgewogener Zeichen- und Wortabstand – die Berücksichtigung solcher Feinheiten kann in Word zu einer Sisyphusarbeit werden und dennoch wird das Ergebnis alles andere als optimal sein.

Vor- und Nachteile von InDesign

Buchsatz verlangt nach speziellen Funktionen: Adobe InDesign bietet diese Funktionen, denn es wurde zu dem Zweck entwickelt, typografisch korrekte und gestalterisch anspruchsvolle Printprodukte herzustellen. InDesign ist bei Verlagen, Setzereien, Druckereien das am häufigsten verwendete Satz- und Layoutprogramm.

InDesign kann man bei Adobe nicht mehr als Einzelprodukt neu kaufen. Die einzige Möglichkeit, günstig an InDesign zu kommen, ist ein Einzelprodukt-Jahresabo. Die Kosten pro Monat liegen bei 23,79 Euro; da es ein Jahresabo ist, zahlen Sie insgesamt 285,37 Euro. Der Vorteil dieses Abomodells ist, dass Sie sämtliche kommenden Updates und Upgrades umsonst erhalten, der Nachteil ist, Sie haben laufende Ausgaben für das Abo und eine Software, die Sie vermutlich nicht sehr häufig verwenden werden – denn: Wie viele Bücher schreiben Sie pro Jahr? Alternativ können Sie sich natürlich auch eine ältere Version von InDesign gebraucht kaufen. Hier liegen die Preise aber auch im dreistelligen Bereich.

Fazit: Wer typografisch anspruchsvolle oder gar gestalterisch komplexe Bücher herstellen möchte, der kommt an einer professionellen Desktop-Publishing-Software nicht vorbei – in der Regel wird es Adobe InDesign sein; es gibt aber auch Alternativen wie den kostenlosen Scribus.

Für welche Software Sie sich auch entscheiden – zwei wichtige Dinge müssen Sie sich vor Augen halten: In DTP-Programmen funktioniert vieles „auf Knopfdruck“, aber bei Weitem nicht alles. Es sind mächtige und komplexe Werkzeuge, mit deren Möglichkeiten man sich zunächst vertraut machen muss. Und vor allem sollte man wissen, was zu welchem Zweck verwendet werden kann. Wie für jedes Handwerk, so gilt auch für den Buchsatz: Sie müssen nicht nur mit dem Werkzeug umgehen können, sondern auch über das theoretische Hintergrundwissen verfügen, worauf es bei gut gestalteten Büchern ankommt.

Autor: Jaroslaw Piwowarski | https://rotkel.de/
In: der selfpublisher, Heft 2, Juni 2016
 

 

Verwendete Quellen und Literatur

·       Friedrich Forssman und Ralf de Jong: Detailtypografie. Nachschlagewerk für alle Fragen zu Schrift und Satz. Verlag Hermann Schmidt Mainz, 5. Auflage, 2014.

·       Hans Peter Willberg und Friedrich Forssman: Lesetypografie. Verlag Hermann Schmidt Mainz 2010.

·       Jim Williams und Gesine Hildebrandt: SCHRIFT WIRKT! Einfache Tipps für den täglichen Umgang mit Schrift. Verlag Hermann Schmidt Mainz 2013.

·       http://www.typolexikon.de/

·       https://rotkel.de/Infothek/Einleitung.html