
Hin und wieder müssen Dinge der Zeit angepasst und überarbeitet werden. Dem Deutschen Institut für Normung (DIN) sei Dank haben wir daher seit Mai 2022 ein neues Buchstabieralphabet. Es beruht auf deutschen Städtenamen. Statt A wie Anton heißt es jetzt A wie Aachen. N wie Nordpol ist damit Geschichte.
Buchstabiertafel mit neuem Buchstabieralphabet
Viele Monate hat das Deutsche Institut für Normung e. V. (DIN) die DIN 5009 für das »Ansagen und Diktieren von Texten und Schriftzeichen« überarbeitet. Im Mai 2022 konnte die neue Norm endlich veröffentlicht werden. Mit der neuen Norm stellte das Institut auch die finale Version der neuen Buchstabiertafel mit Städtenamen vor.
Der zuständige DIN-Arbeitsausschuss aus Expert*innen aus den Bereichen Wirtschaft, Bildung und öffentliche Hand hatte zuvor die eingegangenen Kommentare zum Norm-Entwurf sorgfältig geprüft. Eine interessierten Öffentlichkeit hatte Vorschläge unterbreiten können. Auf dieser Basis war die Buchstabiertafel überarbeitet worden.
Neun Städtenamen wurden ersetzt. Entfallen sind zudem die Ansagewörter für die Laute „CH“ und „SCH“.
Die Anwendung der Norm DIN 5009 und der Buchstabiertafel ist freiwillig. Die Buchstabiertafel richtet sich insbesondere an Nutzer*innen in Wirtschaft und Verwaltung.
Buchstabieralphabet – zum Beispiel zum Buchstabieren von Eigennamen
Die DIN 5009 definiert Regeln für die gesprochene Ansage von danach zu schreibenden Texten. Dazu gehören beispielsweise das klassische Diktat sowie das Buchstabieren von Textteilen wie Eigennamen und Internetadressen im Telefongespräch. Die neue Buchstabiertafel – als Teil der DIN 5009 – ersetzt Vornamen durch Städtenamen. Diese orientieren sich überwiegend an bekannten deutschen Kraftfahrzeugkennzeichen.
„Zum ersten Entwurf der Buchstabiertafel haben wir aus der Öffentlichkeit viele gut begründete Kommentare insbesondere zu den Ansagewörtern erhalten“, sagt Eberhard Rüssing, langjähriger Fachbereichsleiter für die Lernfelder „Kaufleute für Büromanagement“ am Oberstufenzentrum Bürowirtschaft und Verwaltung in Berlin und Obmann des zuständigen Arbeitsausschusses.
Aachen statt Augsburg, Salzwedel statt Stuttgart
Auf Basis der Rückmeldungen wurde etwa aus „A wie Augsburg“ ein „A wie Aachen“ – um am Wortanfang den Doppellaut „AU“ für „A“ zu vermeiden. Ähnlich beim Ortsnamen Stuttgart: Viele Kommentare bezogen sich auf die Aussprache „ST“ für „S“. Die Expert*innen des zuständigen DIN-Arbeitsausschusses enschieden sich schließlich für „S wie Salzwedel“.
Oft wurde der Wunsch geäußert, dass die Städtenamen möglichst aus allen Bundesländern kommen sollten. Bis auf Bremen konnten alle Bundesländer in der neuen Buchstabiertafel berücksichtigt werden. Auch war eine flüssigere Aussprache häufig der Grund, teilweise abweichende Ortsnamen zu verwenden.
Eine Herausforderung stellten zudem die Umlaute (Ä, Ö, Ü) dar: Mögliche Städte hierfür waren unter anderem zu unbekannt oder es gab sie nicht. Deshalb wird nun das Ansagewort des Grundbuchstabens für die Ansage der Umlaute verwendet – beispielsweise „Umlaut Unna“ für „Ü“.
Buchstabieralphabet mit wechselhafter Geschichte
Ursprünglicher Anstoß für die Neugestaltung der Buchstabiertafel war ein Hinweis auf deren wechselhafte Geschichte von Dr. Michael Blume, Antisemitismusbeauftragter des Landes Baden-Württemberg.
In der Zeit des Nationalsozialismus wurden alle jüdischen Namen in der Tafel ersetzt. Aus »D wie David« wurde zum Beispiel »D wie Dora«, aus »N wie Nathan« wurde »N wie Nordpol«, siehe Tabelle. Nach dem Ende der NS-Zeit wurden einige dieser Veränderungen wieder rückgängig gemacht, allerdings nicht komplett.
Der DIN-Arbeitsausschuss entschied nun, gar keine Vornamen mehr zu verwenden. Diese Entscheidung wurde getroffen, da es bei einer Aktualisierung der Buchstabiertafel mit Vornamen sehr schwierig gewesen wäre, die kulturelle Diversität der deutschen Bevölkerung genügend widerzuspiegeln.
Städtenamen sind im Gegensatz zu Vornamen nicht der Mode unterworfen
Schließlich einigte man sich auf eine Städtenamentafel. Damit hätten auch andere europäische Länder gute Erfahrungen gemacht. Denn Städtenamen seien sehr eingängig und – anders als Vornamen – nicht der Mode unterworfen.
Grundsätzlich können Anwendende der Norm entscheiden, ob sie die neue empfohlene »Buchstabiertafel für Wirtschaft und Verwaltung« oder das ergänzte internationale Buchstabieralphabet der International Civil Aviation Organization (ICAO) verwenden.
Andere Anwendergruppen wie Rettungsdienste, Luftfahrt oder Polizei sind durch diese Norm in ihrer Anwendungsfreiheit in keiner Weise gebunden, können aber die neue Buchstabiertafel auf Wunsch übernehmen.
Das ICAO-Buchstabieralphabet geht so: Alfa, Bravo, Charlie, Echo, Foxtrot, Golf, Hotel, India, Juliett, Kilo, Lima, Mike, November, Oscar, Papa, Quebec, Romeo, Sierra, Tango, Uniform, Victor, Whiskey, Xray, Yankee, Zulu.
Blogbild: Deutsches Institut für Normung e. V.