
Lektorinnen und Lektoren sind an der Entwicklung und Entstehung von Büchern maßgeblich beteilig. Ohne ihre Arbeit läsen sich die meisten Bücher längst nicht so rund. Zu Recht fordert ihr Berufsverband daher: Freie Lektorinnen und Lektoren gehören ins Impressum! Verlage sollten sie dort endlich namentlich erwähnen.
Berufsverband der Freien Lektorinnen und Lektoren fordert Verlage zum Umdenken auf
Der Verband der Freien Lektorinnen und Lektoren e. V. (VFLL) weist im Juni 2022 mit einer ungewöhnlichen Medienkampagne auf einen Missstand im Verlagswesen hin: Obwohl Lektoratsprofis einen unverzichtbaren Beitrag zur Entstehung von Büchern leisten, fehlen ihre Namen im Impressum vieler Veröffentlichungen. Der Berufsverband fordert insbesondere die großen Publikumsverlage auf, das Lektorat sichtbar zu machen. Namhafte Autorinnen und Autoren wie Kirsten Boie, Sebastian Fitzek, Zoë Beck und Iny Lorentz unterstützen die Kampagne.
Freies Lektorat ist branchenweit üblich
»Das Freie Lektorat ist eine Dienstleistung, die branchenweit von vielen Verlagen genutzt wird«, unterstreicht die VFLL-Vorsitzende Susanne Janschitz das Anliegen des Verbands. »Wir können daher nicht nachvollziehen, dass sich noch immer Verlage weigern, das Lektorat im Impressum zu nennen. Das ist nach unserer Auffassung weder zeitgemäß noch entspricht es einer Zusammenarbeit auf Augenhöhe.«
Im Selfpublishing ist diese Nennung gang und gäbe und auch für viele Verlage ist sie selbstverständlich. Doch insbesondere unter den Publikumsverlagen in den Bereichen Belletristik, Sachbuch und Kinderbuch gibt es mehrere, die das Freie Lektorat nicht im Impressum erwähnen – viele aus Gewohnheit, andere in der Überzeugung, die kreative Dienstleistung des Lektorats solle weiterhin eine unsichtbare Tätigkeit bleiben.
VFLL erregt Aufmerksamkeit in der Branchenpresse
Warum sie die Argumente vieler Verlage nicht überzeugen, erläutert Susanne Janschitz in einem ausführlichen Interview, das am 15. Juni 2022 im Branchenmagazin Börsenblatt erschienen ist. Flankiert wird das Interview von einer ganzseitigen Anzeige in demselben Heft: Im Stil einer Familienanzeige dankt der VFLL demonstrativ jenen Verlagen, die die Arbeit von freien Lektorinnen und Lektoren im Impressum sichtbar machen. Zudem ist am 10. Juni ein Artikel von Verbandsmitgliedern in der Juni-Ausgabe des Fachmagazins »der selfpublisher« erschienen.
Prominente Autorinnen und Autoren unterstützen die Forderung
Unterstützung erhält der VFLL vonseiten der Autorinnen und Autoren. Viele schätzen das Lektorat als Bereicherung ihrer Arbeit. So auch Bestsellerautor Sebastian Fitzek, der erklärt: „Ein gutes Lektorat ist für die ‚Geburt‘ eines Buches so unersetzlich wie eine Hebamme für die Geburt eines Babys. Ohne meine erfahrenen Lektorinnen wäre mir mein Erfolg niemals vergönnt gewesen. Ihre oft monatelange Beschäftigung mit meiner Arbeit macht den Unterschied zwischen einem Text und einer Geschichte, zwischen einem Buch und einem Bestseller. Ihre Namen gehören mindestens ins Impressum, wo sie gar nicht groß genug abgedruckt werden können.“ Ähnlich äußern sich Kirsten Boie, Iny Lorentz, Ursula Poznanski und Zoë Beck sowie weitere Unterstützerinnen und Unterstützer. Ihre Statements wird der VFLL im Zuge seiner Medienkampagne auf seinen Social-Media-Kanälen veröffentlichen.
Große Mehrheit der VFLL-Mitglieder wünscht sich eine Nennung im Impressum
Laut einer verbandsinternen Umfrage vom März 2022 wünscht sich die große Mehrheit der VFLL-Mitglieder eine Nennung im Impressum. Für freie Lektorinnen und Lektoren bedeutet sie neben der Sichtbarkeit der erbrachten Leistung vor allem Wertschätzung. Zudem ist sie eine wichtige Referenz. Und auch für die Verlage hat die Erwähnung des Lektorats im Impressum Vorteile: Ohne Kosten oder Aufwand machen sie ein wichtiges Qualitätsmerkmal ihrer Publikationen sichtbar.
Den Lektorinnen und Lektoren ist es wichtig, dass das Thema langfristig von der Öffentlichkeit wahrgenommen wird. Deshalb plant der VFLL weitere Aktionen, etwa auf der Frankfurter Buchmesse 2022. Seine Mitglieder unterstützt der Verband mit einer Argumentationshilfe, die sie in Verhandlungen mit Verlagen über die Impressumsnennung verwenden können. Das Dokument kann auf der Website des VFLL unter dem Menüpunkt „Lektüre > Publikationen“ heruntergeladen werden.
Über den Verband der Freien Lektorinnen und Lektoren e.V. (VFLL)
Der im Jahr 2000 gegründete VFLL ist Berufsverband für freiberuflich arbeitende Lektorinnen und Lektoren im deutschsprachigen Raum. Er kümmert sich um die beruflichen Interessen seiner mehr als 1100 Mitglieder, zu denen neben Lektorinnen und Lektoren auch (Schluss-)Redakteure und Korrektorinnen zählen. Der VFLL setzt sich in der Öffentlichkeit und gegenüber der Politik für die wirtschaftlichen und sozialen Belange der freien Lektorinnen und Lektoren ein. Den bei der Künstlersozialkasse (KSK) versicherungspflichtigen Lektorinnen und Lektoren kommt zugute, dass der VFLL sowohl im Beirat als auch im Widerspruchsausschuss der KSK vertreten ist. Über die Deutsche Literaturkonferenz gehört der VFLL schon seit 2001 dem Deutschen Kulturrat an. Seit 2016 ist er zudem Mitglied im Börsenverein des Deutschen Buchhandels.
Blogbild: Gestaltung von Carola Vogt und Peter Boerboom unter Verwendung des VFLL-Logos, in: der selfpublisher, Heft 26, Juni 2022, Seite 38