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Wie ich mich auf meine erste Fernseh-Talkshow vorbereitete

Federwelt
Adrienne Friedländer
Die erste Medienauftritt - ein Erfahrungsbericht

Mein erstes Buch, die Talkshow-Einladung, leichte Panik und ein geniales Medientraining - ein Erfahrungsbericht der Autorin Adrienne Friedländer.

Ich hätte eher damit gerechnet, von George Clooney zum Abendessen eingeladen zu werden als mit meinem ersten Buch in die NDR Talk Show. Als der Anruf der Presseabteilung kam, war mein erster Gedanke: Wahnsinn! Der zweite: Das überlebe ich nicht! Schreiben ist eine einsame Leidenschaft. Und nun sollte ich plötzlich ohne jegliche Medienerfahrung auf die Bühne zwischen all die Promis? Aber von vorn: Wie bin ich überhaupt zu Buch und Einladung gekommen?
Als freie Journalistin schreibe ich seit vielen Jahren Artikel, Berichte und Reportagen, aber wie viele KollegInnen träumte auch ich davon, ein Buch zu veröffentlichen. Und dann – gibt es nun Zufälle oder nicht? – kam ich auf einer Party mit einem Kollegen ins Gespräch. Er arbeitet bei der TAZ, erzählte, dass er daneben Bücher schreibt und fragte, ob ich da nicht auch Lust zu hätte. Lust? Natürlich hatte ich die und auch jede Menge Themen im Kopf. Aktuell hatte ich damals einen jungen Syrer in meine Familie aufgenommen, der nach Hamburg geflüchtet war. Darüber gab es jede Menge zu erzählen, aber irgendwie wusste ich nicht, wie man es anpackt mit einem Buch.
„Wenn du magst, nehme ich dich mit zu meinem Agenten und du erzählst ihm von deiner Flüchtlingsgeschichte, von dem Leben mit Moaaz und den Jungs. Ich könnte mir vorstellen, dass ihm die Idee gefällt.“
Wir, Lars Schultze-Kossack und ich, trafen uns zum Mittagessen. Er war begeistert von dem, was ich schilderte, und bat mich sofort um Exposé und Textprobe. Mir war klar, dass von der Qualität des Exposés mein Buchprojekt abhängt. Meine Lebensphilosophie ist: Wer nicht weiß, wie etwas geht, sollte sich niemals scheuen, einen Profi um Rat zu fragen. Ich bat eine Kollegin, die auch als Schreibcoach und Lektorin arbeitet, um Hilfe. Die richtige Entscheidung! Das Ergebnis war überzeugend und schwupp hatte ich einen Agenten. Als dieser mich wenige Monate später anrief und mir von dem Angebot von Blanvalet erzählte, war meine Freude so groß wie damals, als ein Kreuz und das Wort „schwanger“ auf dem Display des Tests erschienen war.
Kurz darauf hatte ich einen Verlagsvertrag unterzeichnet, bekam einen Vorschuss und begann zu schreiben.
Auch das Wachsen des Romans erinnerte mich an meine Schwangerschaften. Wie Ärzte oder Hebammen bei Untersuchungen und Vorsorgen immer ein Auge auf das gedeihende Baby haben, begleiteten nun Programmchefin und Lektorin die Entstehung des Buches. Schon sehr zeitig entwarf der Verlag ein zauberhaftes Cover, dann präsentierte die Programmleiterin mir den Titelvorschlag: Willkommen bei den Friedlaenders – Meine Familie, ein Flüchtling und kein Plan!
Ich würde Autorinnen und Autoren den gleichen Tipp wie Eltern geben: Überlegt euch genau, ob ihr die Namenswahl verraten möchtet. Denn wie beim Babynamen fühlen sich viele Menschen aufgerufen, ihren Senf dazuzugeben, was manchmal zu Verunsicherung führt. Ich habe bei der Titelfindung voll den Profis im Verlag vertraut. Ein paar Monate vor der Veröffentlichung kam dann der Anruf der Presseabteilung: Die NDR Talk Show lud mich ein zur Runde mit Barbara Schöneberger und Hubertus Meyer-Burckhardt. Natürlich hatte mich „meine“ Pressefrau darauf vorbereitet, dass die eine oder andere Anfrage für ein Interview von Zeitungen oder Radiosendern kommen würden, das Thema „Flüchtlinge und Integration“ wurde damals noch heiß gehandelt, aber: Talkshow? Das war noch mal was ganz Anderes. Ich schwankte zwischen Begeisterung und Panik. Doch mein Verlag, der mich schon bis dahin herzlich, professionell, perfekt und persönlich betreut hatte, ließ mich auch jetzt nicht im Stich und bot mir gleich mit meiner Zusage ganz von selbst an, ein Medientraining bei Heike Kleen zu absolvieren.

 

Überlebenstraining: erst mal Augenbrauen unten lassen

Heike Kleen war ein Segen für mich. Sie hat mich einfach genial auf meinen Auftritt vorbereitet. Ich erfuhr, wie eine Talkshow vorbereitet wird, was vor und was hinter den Kulissen passiert. Sie gab mir Ratschläge für das Verhalten während der Sendung. „Zieh nicht die Augenbrauen hoch, wenn dir der Text, der zur Vorstellung gelesen wird, nicht optimal gefällt. Einfach locker wegatmen und entspannt lächeln. Und antworte niemals auf eine Frage des Moderators: ‚Das habe ich ja alles in meinem Buch geschrieben.‘ Nach dem Motto: Was soll ich das hier alles erzählen, ihr könnt doch lesen!“
Dann gingen wir gemeinsam das Buch durch und besprachen, welche Szenen sich am besten zum Erzählen eignen. Mein Buch ist fröhlich, ich erzähle vom normalen Alltagswahnsinn als Alleinerziehende mit meinen vier Söhnen und nun noch einem jungen Syrer dazu. Meine Idee war immer, den Menschen die Angst zu nehmen und sie zu ermutigen, unbefangener auf Fremde zuzugehen. Wir sprachen über diese Kernaussage und über die verschiedenen Fragen, die dazu vermutlich auftauchen würden. Und darüber, was für Tricks es gibt, um sich niemals aus dem Konzept bringen zu lassen.
„Lass dich nicht in politische Diskussionen verwickeln, die dir unangenehm sind“, riet Heike mir. „Komm immer auf dich zurück. Bleib bei Antworten und Beispielen aus deinem privaten Leben.“
Und obwohl ich megaaufgeregt war – ich war einfach perfekt vorbereitet auf die Fragen, Heike hatte alle vorausgesehen. Ich konnte locker und flüssig antworten und von meinem Buch erzählen. Ich habe die Talkshow am 8. September 2017 nicht nur überlebt, sondern den Abend neben Jan Josef Liefers und Vince Ebert total genossen.
Auch die folgenden Interviews und Auftritte im Fernsehen liefen nach dem Training wie geschnürt. Vor allem hatte ich total verinnerlicht, immer ganz bei mir zu bleiben. Was sehr half, als ein Redakteur während eines Radio-Interviews immer wieder nachbohrte, mich mit weiteren Fragen provozierte, um eine Antwort zu erhalten, die seine (!) Erwartungen decken sollte. Ich sagte immer wieder: „Zu diesen negativen Geschichten kann ich nichts sagen. Ich kann nur von meinen Erfahrungen in meiner Familie erzählen.“
Mein Fazit: Ein Medientraining verändert eine Menge und ist, selbst wenn es nicht ganz günstig ist, Gold wert!

 

Interview mit der Medientrainerin Heike Kleen

Heike Kleen studierte Germanistik und Politikwissenschaften. Sie arbeitet als freie Journalistin und TV-Autorin für Talkshows in ARD, ZDF und NDR. Als Buchautorin und Medientrainerin coacht sie Autoren, Moderatoren und Journalisten.
Weitere Infos unter: www.medientussi.de

Wer braucht überhaupt ein Medientraining? Was kann man lernen und woran erkennt man die Qualität von Trainerinnen und Trainern? Das und mehr hat unsere Autorin Adrienne Friedlaender Heike Kleen gefragt:

Wann und für wen zahlen Verlage einen Medientrainer oder eine Medientrainerin?
Der Verlag zahlt ein Training für Autoren, bei denen die Pressestelle sicher ist, dass Bestseller-Potenzial da ist. Sprich: Die Medien haben vorab Interesse angemeldet, Interviews stehen ins Haus und vielleicht hat sogar schon eine Talkshow für ein Vorgespräch – das ist ein Vorab-Interview mit einem Talkshow-Redakteur – angeklopft. Je knackiger und überzeugender der Autor seine Kernthesen formulieren kann und je sympathischer und lockerer er rüberkommt, desto größer sind die Chancen, in den Medien zu landen und noch mehr Interviews an Land zu ziehen. Und damit steigen auch die Chancen, wirklich einen Bestseller zu landen.

Wenn ich nun aber nicht das Glück habe, dass mein Verlag mir ein Medientraining anbietet – wie und wo finde ich am besten eine Medientrainerin oder einen Medientrainer?
Da kann man im Internet suchen, in jeder größeren Stadt gibt es Journalisten, die diesen Service anbieten. Die Berufsbezeichnung ist nicht geschützt, aber es sind viele tolle Kollegen unterwegs.

Woran erkenne ich, dass ich an jemand Professionellen geraten bin?
Man sollte sich die Vita und die Erfahrung angucken und, wenn man Zweifel hat, mal nachfragen, mit welchem Verlag oder welcher Autorin derjenige zuletzt zusammengearbeitet hat. Ansonsten würde ich sagen: Erst mal unverbindlich telefonieren – und danach wird man ein Gefühl dafür haben, ob es passt, denn die Wünsche sind sehr individuell: Der eine braucht jemanden, der nur erzählt, dass er gut ist, der andere will vor allem wissen, was er anziehen soll, die nächste will Konfrontation üben ...

Muss ein Training immer persönlich stattfinden oder geht so was auch schon per Skype?
Das geht auch per Skype, wenn man vor allem die Inhalte seines Buches und schlagfertige Antworten üben will. Wenn es um das Agieren und Üben vor der Kamera geht, ist ein persönliches Treffen nötig. Oder auch, wenn es sehr lange dauert, weil man seine wichtigsten Aussagen und die Begründungen dafür noch erarbeiten muss. Dann ist es einfach für beide viel angenehmer zusammenzusitzen.

Wie viel Zeit muss ich für ein Medientraining einplanen?
Mindestens zwei bis drei Stunden, danach ist meistens die Konzentration weg. Dann gilt es, erst mal zu verarbeiten, was man gehört und gelernt hat. Oft reicht ein Termin, um sich sicherer und gut vorbereitet zu fühlen. Falls nicht, schiebt man ein zweites Training nach.

Was kann ich alles bei einem Medientraining lernen?
Zum einen geht es darum, die eigenen Inhalte rüberzubringen. Wenn ein Buch erscheint, ist es oft ein Jahr her, seit der Autor oder die Autorin das Manuskript abgegeben hat. Erster Rat: Man sollte das eigene Buch intensiv mit Textmarker durcharbeiten, auch wenn es schwerfällt.
Wenn ich ein Medientraining gebe, lese ich vorab das Buch und notiere mir Fragen, die ungefähr so auch in einer Talkshow oder in einem Interview fallen werden. Ich erkenne, welche Aussagen Widersprüche hervorrufen könnten, wo Kontroversen auf dich zukommen könnten oder wo Nachfragen entstehen werden, weil im Buch Informationen weggelassen wurden.

Wie bleibe ich auch dann noch ruhig, wenn ich mit Sätzen wie „Ist es nicht eher so, dass ...?“ herausgefordert werde?
Dafür entwickeln wir gemeinsam schlagfertige Antworten. Und dann heißt es: üben, üben, üben … Wie lautet die Kernthese, wie begründe ich sie, was will ich mit dem Buch bewirken? Oder: Was sind die besten und unterhaltsamsten Geschichten? Wie setze ich meine Pointen?
Ich erzähle aber auch immer viel über die Abläufe hinter den Kulissen einer Talkshow, gebe ein paar Tipps gegen Lampenfieber, spreche über die „Klamottenwahl“ und worauf man achten sollte, um gut rüberzukommen.
Ein Kameratraining ist für Menschen wichtig, die regelmäßig auftreten müssen wie Pressesprecher, Moderatorinnen und Politiker. Bei Autorinnen und Autoren rate ich gar nicht immer dazu, denn wenn man sich selbst zum ersten Mal auf dem Bildschirm sieht und genauestens analysiert, wird man womöglich nur viel nervöser und beginnt, an sich zu zweifeln. Dann ist plötzlich die Authentizität weg – und das spüren alle, die zuschauen.

In welchen Fällen halten Sie ein Medientraining für unverzichtbar?
Wenn jemand extrem unter Lampenfieber leidet und wirklich Angst vor einem Interview hat, sollte man mit einem Profi üben. Ansonsten ist so ein Medientraining eine Art Sahnehäubchen. Es hilft, aber es ist keine Grundvoraussetzung. Es gibt erstaunlich viele Naturtalente, die im Moment des Interviews einfach „funktionieren“, auch wenn sie kurz vorher noch vor Nervosität die Wände hochgegangen sind.

Was kostet eine Stunde? In welchem Rahmen bewegen sich die Kosten?
Nach oben sind die Grenzen vermutlich offen, aber da in einem guten Medientraining viel Vorarbeit steckt, muss man schon mehrere Hundert bis Tausend Euro einplanen. Je nachdem, wie lange das dauert, wie oft man sich trifft und was man alles üben will.

Haben Sie einen Rat für AutorInnen, wie sie ihren Verlag überzeugen können, ein Training zu spendieren oder zumindest die Kosten zu teilen?
Teilen ist ein guter Ansatz, es signalisiert, dass man es ernst meint. Das Geld sitzt bei den Verlagen nicht mehr so locker wie noch vor ein paar Jahren. Die MitarbeiterInnen in der Pressestelle können aufgrund ihrer Erfahrung meist am besten einschätzen, ob sich ein Medientraining lohnt, also ob Interviews kommen werden. Bei Sachbüchern ist die Chance größer. Aber wer zum Beispiel einen Roman über eine fiktive Familiengeschichte geschrieben hat und nicht zufällig prominent ist, wird kaum in eine Talkshow, Radiosendung oder Zeitungsredaktion eingeladen werden. Und dann stellt sich natürlich die Frage: Warum für ein Medientraining zahlen, wenn gar keine Medientermine anstehen?

Wie verhalte ich mich, wenn bei einer Podiumsdiskussion oder in einer Talkrunde ständig ein anderer Gast auf die Fragen antwortet, die an mich gerichtet waren?
Auf jeden Fall immer charmant und mit Witz reagieren, nie zickig oder beleidigt. Sonst kommt man nur unsympathisch rüber. Ein lockerer Spruch wie „Hätten Sie was dagegen, wenn ich ausnahmsweise auf meine Frage antworte?“ ist besser als beleidigtes Zurücklehnen.
Wenn der andere immer weiterredet, es einfach auch mal tun. Das können Frauen leider schlechter als Männer. Aber auch das kann man üben. Entweder hört der andere irgendwann von alleine auf oder der Moderator mischt sich ein – und dann ist die Chance zu sagen: „Wenn ich das richtig verstanden habe, war die Frage an mich gerichtet …“

Wie reagiere ich am geschicktesten, wenn mir die Interviewerin oder ein Gast immer wieder ins Wort fällt?
Immer höflich darum bitten, ausreden zu dürfen. Wenn es zu viel wird: einfach ignorieren und weiterreden. Das kann man sich in Politik-Talkshows herrlich abgucken, Frau von der Leyen hat das perfektioniert, die tut so, als würde sie rechts und links gar nichts hören. Charmanter ist natürlich, wenn man sagt: „Vielleicht kann ich das verständlicher machen, damit Sie mich nicht immer unterbrechen müssen …“ Und dann zaubert man am besten ein Beispiel aus dem Hut, das so gut passt, dass alle endlich zuhören.

Was kann ich tun, wenn mein Gesprächspartner das Buch nicht gelesen hat, schlecht vorbereitet ist und die Fragen nicht zum Inhalt passen?
Das lässt man sein Gegenüber natürlich nicht spüren, sondern man fasst relativ schnell zusammen, was man sagen möchte. Viele denken, dass man auf Fragen immer „richtig“ antworten muss. Den Druck kann ich nehmen. Wenn eine völlig unpassende Frage kommt, die einfach keinen Sinn ergibt, sagt man einfach: „Lassen Sie mich vorab dazu sagen …“ Dann erzählt man, was man erzählen will. (Und was man womöglich im Medientraining erarbeitet hat.) Hinterher erinnert sich kein Mensch mehr an die ursprünglich gestellte Frage.

Ich werde vor dem Interview zum Einzelgespräch gebeten und der Moderator verrät mir, dass er mein Buch nicht gut findet, weil er schlechte Erinnerungen an etwas hat, das darin vorkommt. Was tun?
Ich kann mir glücklicherweise nicht vorstellen, dass das irgendein Interviewer macht, das würde ja auch für ihn bedeuten, dass der Gast von vornherein zumacht. Falls das doch passieren sollte, kann man am besten mit Humor reagieren und sagen: „Dann lassen Sie uns doch gleich gemeinsam das Beste draus machen, damit wir die Zuschauer nicht auch noch traumatisieren.“ Oder ganz selbstbewusst: „Vielleicht schaffen wir es ja gleich im Gespräch, dass Sie doch noch Spaß an dem Thema haben …“

Stichwort Persönliches: Es gibt Fragen, die man nicht beantworten möchte. Wie geht man geschickt damit um?
Geht es um etwas sehr Persönliches wie die Familie oder eine Krankheit, klärt man normalerweise vorab mit der Redakteurin oder auch dem Moderator, dass das Thema Tabu ist. Normalerweise halten die sich daran. Wenn trotzdem eine Frage dazu auf den Tisch kommt, sagt man freundlich und bestimmt: „Wir haben vorab ja schon besprochen, dass das Thema privat ist, da bitte ich um Verständnis, dass ich keine Antwort gebe.“ Schon steht der Moderator blöd da als derjenige, der sich nicht an Abmachungen hält und wird nicht weiter nachhaken. Wenn es aber doch noch schlimmer wird, helfen nur noch Gegenfragen: „Sie wollen wissen, ob ich noch mit XY zusammen bin? Können wir denn vorab über Ihr Liebesleben sprechen …“ Spätestens jetzt hat man die anderen Gäste oder Zuschauer auf seiner Seite und der Moderator verstummt. Hoffe ich. Eine Sendung verlassen würde ich lieber nicht, das wirkt unsouverän. Die Talkshows freuen sich nur am nächsten Tag über Schlagzeilen und man selbst wirkt so, als habe man gekniffen. Dann lieber mit einem breiten Grinsen extrem einsilbig werden und sagen: „Wollen wir mal das Thema wechseln? Dann könnte ich wieder interessantere Antworten geben.“

Gibt es einen Trick, mit dem man die ungewollten „Ähms“ oder „Hms“ unter Kontrolle kriegt?
Das geht nicht von einem Tag auf den anderen, und unter Aufregung kommen die schnell wieder. Man kann aber daran arbeiten, solche Denkpausenfüller deutlich zu reduzieren. Erst mal analysieren, wie oft und an welchen Stellen man sie benutzt. Dann muss man anfangen, sich selbst zuzuhören. Also: Tempo drosseln, auf „Ähms“ et cetera achten und in jedem noch so kleinen Gespräch beim Bäcker die eigene Ähm-Polizei aktivieren. Eine Pause zu machen statt „Ähm“ zu sagen, das ist das Ziel.

Angenommen, ich habe mehrere Bestseller geschrieben, bin gefragt in Funk und Fernsehen und möchte selbst als Medientrainerin arbeiten ...
Wenn man weiß, wie es hinter den Kulissen zugeht, wie Journalisten ticken und sich gleichzeitig in die andere Seite, also den Interviewer oder Gesprächspartner hineinversetzen kann, also sich auch stark zurücknehmen kann, sind das gute Voraussetzungen. In dem Fall würde ich mich mal mit einem Mediencoach zusammensetzen oder ein Coaching nehmen, um zu gucken, ob man sich das auch zutraut. Es ist kein Hexenwerk, aber es gehören einfach Erfahrung und Einfühlungsvermögen dazu.

Wie sind Sie zu Ihrem Beruf gekommen?
Ich arbeite seit dem Jahr 2000 für Talkshow-Redaktionen und habe für die Sendungen eng mit den großen Buchverlagen zusammengearbeitet, wo es darum ging, ob ein Autor, eine Autorin in eine Talkshow kommt oder nicht. Die sogenannten Vorgespräche, die man da als Redakteurin führt, waren oft eher kleine Coachings. Sehr schnell habe ich gemerkt, ob jemand mit seinem Thema in eine Talkshow „passt“, aber oft habe ich auch Schwächen gesehen. Zum Beispiel, wenn eine Autorin einfach nicht auf den Punkt kommt oder ein Autor gute Geschichten aus dem Buch längst nicht so gut erzählen kann. Da habe ich gesehen, dass der Bedarf groß ist. Ab und an arbeite ich auch weiter gern für Talkshows, aber das Training macht mir mehr Spaß, vor allem in der richtigen Mischung mit dem Schreiben von eigenen Büchern. Da kann man sich mal vertiefen und zurückziehen und dann wieder nach außen gehen und wirken, schöner geht’s kaum.

Linktipps

Autorin: Adrienne Friedländer | [email protected]
Weiterlesen in: Federwelt, Heft 131, August 2018
Blogbild: Photo by Tim Mossholder on Unsplash

 

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