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Klischees in Büchern und Verlagen

Federwelt
Mara Laue
Geschlechterklischees beim Schreiben, Mainstream Schreiben, Geschlechterrollen in der Literatur

Das Klischee lebt! Was Verlage in Sachen (Geschlechter-)Klischees von AutorInnen fordern, was eine aktuelle Umfrage sagt und wie wir mit all dem umgehen können

Manchmal habe ich den Eindruck, mich im falschen Film zu befinden. Vielmehr im falschen Jahrhundert. Oder vom Buchmarkt keine Ahnung zu haben, obwohl ich seit dreizehn Jahren Berufsschriftstellerin bin. Denn offensichtlich erlebe ich einen ganz anderen Buchmarkt und andere LeserInnen als viele Verlage. Letztere glauben allzu oft, die (literarische) Weisheit gepachtet zu haben und zu wissen, was „die LeserInnen“ wollen: unter anderem Klischees, sowohl inhaltlich wie auch in der Person der AutorInnen. Laut einer aktuellen Umfrage sind „die LeserInnen“ oft aber ganz anderer Meinung.

„Frauen können Horror, Thriller und Science-Fiction nicht!“
Wie schon Fritz Gesing im letzten Heft (Juni 2018, Heftnummer 130) schrieb: Einfach nicht totzukriegen ist das Klischee, Frauen könnten keine guten oder überhaupt keine Thriller, Horrorromane, Science-Fiction schreiben und „taugten“ allenfalls für Liebesromane. Auf Drängen eines Lektors, der davon ebenfalls überzeugt war, habe ich als Anfängerin das neutrale Pseudonym M’Raven für meine ersten Science-Fiction-Romane benutzt. (Bei den späteren bestand ich auf meinem Realnamen, und dem Absatz tat das keinen Abbruch.) Aufgrund dessen ereignete sich folgende Anekdote, die mein Verleger Torsten Low (www.verlag-torsten-low.de) immer gern über unseren „Erstkontakt“ erzählt: „Ich hatte vor einigen Jahren M’Ravens Fünfteiler Dämonenblut (1) in der Bastei-Horror-Reihe Schattenreich gelesen und war später ganz begeistert von M’Ravens SF-Romanen in der Serie Sternenfaust. So sehr, dass ich irgendwann meinen Vater, der auch als Lektor im Verlag mitarbeitete, ermutigt habe, sie zu lesen. Eines Tages bekam ich ein Manuskript von Mara Laue auf den Tisch. Als ich in die Vita schaute, fiel mir der Unterkiefer runter: Mara Laue ist M’Raven. Und ich konnte einen ihrer Romane bekommen. Ich las noch nicht mal die Textprobe, sondern rief meinen Vater an, um ihm die freudige Botschaft zu verkünden. Dann entspann sich folgender Dialog:
Ich: ‚Ich hab gerade ein Manuskript von M’Raven auf dem Tisch.‘
Er: ‚Das ist doch der, der immer so tolle Agentenromane im Weltall schreibt. Der ist klasse, den musst du nehmen.‘
Ich: ‚Ja, nur das Geschlecht passt nicht. M’Raven ist eine Frau.‘
Er: ‚Das glaube ich nicht! Keine Frau kann so spannende Agentenromane im Weltall schreiben!‘
Tja, Mara hat meinen Vater und sicher nicht nur ihn nachhaltig vom Gegenteil überzeugt.“
Über diese Geschichte lachen wir noch heute. Dabei ist das dahinterstehende Klischee alles andere als lustig. Wir leben offiziell im Zeitalter der Gleichberechtigung, aber an der Literaturbranche ist sie wohl spurlos vorübergegangen. Dazu die Autorin Jana Oltersdorff: „Habe gerade erst wieder vor ein paar Tagen gesagt bekommen: ‚Du und deine Horrorgeschichten. Du bist doch ’ne Frau. Warum schreibst du nicht endlich einen Liebesroman?‘“
In welchem Jahrhundert leben wir doch gleich?
Mary Shelley, Anne Rice, Mo Hayder, Susan Schwartz, Agatha Christie und vielen anderen zum Trotz verlangen immer noch etliche Verlage von Autorinnen, für besagte Genres ein männliches Pseudonym zu wählen. Weil „die Leser“ (Leserinnen zählen offenbar nicht) von Autorinnen dort angeblich nichts lesen wollen. „Schon gar nicht von deutschen Autorinnen“, so ein Verleger im O-Ton zu mir.

All dem widerspricht aber eine Umfrage des Frankfurter vss-verlages, der dies und andere Dinge von LeserInnen und AutorInnen ganz genau wissen möchte. Bisher (Stand Anfang Juni 2018) nahmen knapp 900 Leute daran teil (2). Von denen sind 81 Prozent überzeugt, dass die Qualität eines (Genre-)Romans nicht vom Geschlecht der AutorInnen beeinflusst wird. Nur 0,8 Prozent glauben tatsächlich, dass Frauen in diesen Genres schlechter schreiben als Männer. Und 94 Prozent sind der Ansicht, dass deutsche Thriller-und-Co-Autorinnen genauso gut sind wie ausländische.
Das eigentliche Dilemma: Schreiben Frauen in diesen Genres immer unter einem männlichen oder geschlechtsneutralen Pseudonym, wird das Klischee weiter zementiert. Möchten sie unter ihrem Realnamen oder einem weiblichen Pseudonym schreiben, werden sie oft gar nicht erst verlegt.

Und stehen damit vor der Wahl: Verleugne ich das eigene Geschlecht, um überhaupt verlegt zu werden? Oder bleibe ich mir treu, laufe mir aber unter Umständen die Hacken ab, um einen Verlag zu finden, der keine Klischees bedienen will? Meistens ist das dann ein kleinerer Verlag, was sich in der Regel auf den Absatz und damit den Verdienst auswirkt.

Männer können keine Liebesromane
Liebesromanautor Dieter Walter sagt: „Im Heftromanbereich ist das üblich [...]: Wer [als Mann] ‚Frauenromane‘ schreibt (Liebe, Schicksal, Heimat), braucht ein weibliches Pseudonym. Ein Verlag hat von mir mal ein weibliches und zugleich englisches Pseudonym für ein Hardcover verlangt; die meinten, etwas Übersetztes verkauft sich besser. Wenn man Erotika schreibt, werden die Klischees häufig explizit vorgegeben.“
Womit wir bei den inhaltlichen Klischees angekommen sind.

Der Held muss ein sexy Bad Boy sein
Als ich mich mit einem Exposé erstmalig bei einem Verlag bewarb, wurde das Projekt abgelehnt. Die Begründung: „Ihre Heldin ist zu selbstständig. Das mögen die Leserinnen nicht.“ Ich überprüfte daraufhin meine Heldin, konnte aber nichts finden, was in meinen Augen das Prädikat „zu selbstständig“ verdiente. (Kann jemand überhaupt „zu“ selbstständig sein?) Die Heldin war Ghostwriterin, Reiterin und Sportschützin, mit ihrem Leben zufrieden und nicht permanent auf der Suche nach einem Mann, dem sie aber im Roman begegnete. Diesem gegenüber hatte ich sie selbstverständlich gleichberechtigt angelegt und die beiden einander in jeder Beziehung auf Augenhöhe begegnen lassen.
Auf meine Frage, wie der Verlag sich denn die Figur der Heldin denke, erhielt ich folgende Regieanweisungen, die dort für den Aufbau zeitgenössischer Liebesromane gelten: „Der Held ist die Hauptperson. Er ist ein Bad Boy mit einem tollen Körper und sexy Aussehen, in den die Heldin sich verliebt.“ Hier wird der Held auf seinen Körper, sein Aussehen reduziert und damit zum Sexobjekt degradiert. Der Charakter spielt keine Rolle. Den hätte er laut Verlagswünschen ohnehin nicht gehabt: „Er soll einen Hang zum Kleinkriminellen haben, Dominanz zeigen, aber das Herz auf dem rechten Fleck haben.“
So einen Mann gibt es nicht. Das Herz komplett auf dem rechten Fleck haben und trotzdem ein Macho sein und kriminell – das schließt einander aus; zu hundert Prozent. Doch es kam noch übler: „Die Heldin darf in keinem Bereich besser sein als der Held und ihn auf gar keinen Fall jemals übertrumpfen. Sie hat sich ihm unterzuordnen und darf niemals auf Gleichberechtigung bestehen. Das empfinden die Leserinnen als zickig. Sie soll ihm grundsätzlich zustimmen und im Fall von Differenzen auf keinen Fall recht haben oder auf ihrem Recht bestehen, sondern sich von ihm überzeugen lassen und nachgeben. Sie muss den Helden brauchen, niemals er sie.“

Es gab noch mehr von diesen „Vorgaben“, und ich musste die Liste mehrmals lesen, bevor ich glauben konnte, dass darin tatsächlich stand, was ich zu lesen gemeint hatte. Das Problem: Solche klischeebeladenen Vorgaben sind gerade im Romantikgenre keine Seltenheit. Momentan scheint es in zu sein, dass der Mann sich der Heldin gegenüber erst mal unhöflich bis unmöglich benimmt, aber trotzdem verliebt sie sich in ihn. (Was keiner realen Frau mit einem Minimum an Selbstachtung passieren würde, wage ich zu behaupten.)

Dieses Klischee erlebte auch die Autorin Alana Falk: „Mein Buch Unendlich – Seelenmagie 1 wurde von einem Verlag abgelehnt, weil der männliche Protagonist nicht ‚ruppig‘ genug zur Heldin war. Das würde man für Romance als absolutes Must-have empfinden. Seelenmagie lief dann aber unglaublich gut, was zeigt, dass solche Forderungen, die furchtbare Messages senden, nicht nur moralisch verwerflich sind, sondern auch marketingtechnisch falsch.“

Die Botschaft und ihre realen Folgen
Womit wir bei der Message sind, die diese Klischees verbreiten. Gerade bei der Zielgruppe moderner Romance, den 18- bis 30-jährigen Frauen, vermitteln sie: „Ordne dich unter. Es ist okay, wenn dein ‚Held‘ sich dir gegenüber wie der letzte Arsch benimmt. Himmele ihn an. Selbstverständlich wird er dann durch deine Liebe geläutert.“ Das hat in der Realität noch nie funktioniert, aber möglicherweise fatale Auswirkungen in ihr. Nebenbei: Liebe schließt derartige Respektlosigkeit gegenüber der oder dem Geliebten aus.
Ein befreundeter Psychiater, den ich immer um Rat frage, um meine Figuren psychologisch wasserdicht agieren zu lassen, erzählte, er habe in seiner Praxis immer häufiger Frauen, die sich auf so einen Bad Boy eingelassen hätten: „Diese Frauen geben sich selbst die Schuld und fühlen sich als Versagerin, weil sie es nicht geschafft haben, den Mann durch ihre Liebe zum Guten zu bekehren. Hake ich nach, warum sie so empfinden, habe ich schon mehrfach als Antwort bekommen, dass das in den Liebesromanen und -filmen doch immer funktioniere, also müsse ihre eigene Liebe wohl zu schwach sein.“

Nun mag man diesen Frauen bodenlose Naivität unterstellen oder eine (noch) geringe Lebenserfahrung, aber so einfach ist das nicht. Zeitgenössische Literatur bildet bis zu einem gewissen Grad die Realität ab und ist auch in der Belletristik ein Zeitzeugnis. Außerhalb von SF, Fantasy und historischen Romanen haben wir AutorInnen deshalb meiner Überzeugung nach die Pflicht, die Realität in unseren Werken weitestgehend korrekt zu schildern. Denn was wir schreiben, wird als Spiegel unserer Gesellschaft wahrgenommen; und sei es unbewusst. Deshalb sollten wir ein Werk nicht in Bereichen verfälschen, wo es LeserInnen zum Nachteil gereichen kann, wenn sie sich daran orientieren.
Hinsichtlich der Geschlechterklischees findet langsam ein Umdenken in den Verlagen statt beziehungsweise hat bei etlichen schon stattgefunden. Doch bei allzu vielen ist in diesem Punkt noch viel Luft nach oben.

Klischeeschmiede Mainstream
Dass auch Klischees der Mode unterliegen, zeigt das Phänomen des Mainstreams. Der jeweilige Trend bringt Verlagen und AutorInnen zwar gutes Geld, solange er aktuell ist. Allerdings wechselt er gefühlt schneller als das Wetter. Ein Grund dafür ist, dass zu viele Verlage wie AutorInnen auf den Mainstreamzug aufspringen und den Markt mit Romanen im neuen Trend überschwemmen. Doch selten bis nie erreichen diese „Kopien“ die Qualität des Originals, das den Stream begründete. Stattdessen etabliert jeder Mainstream ein neues Schema F, seien es tagaktive Kuschelvampire, magische Internate, Lovestorys mit Hunden als attraktiven Nebendarstellern oder vermenschlichte Tiere als Ermittler – was auch immer. Weil aber die Handlungen dieser Mainstreamwerke nach kürzester Zeit vorhersehbar und dadurch langweilig geworden sind, muss ein neuer Trend her. Möglichst vorgestern, bevor andere Verlage ihn bedienen.

Ist der Mainstreamzug erst abgefahren ...
Das treibt manchmal abenteuerliche Blüten. Ein (nicht mehr existierender) Verlag, der sich rühmte, „das Ohr ganz nah am Mainstream“ zu haben, erteilte mir nach Exposé-Prüfung den Schreibauftrag für einen Roman. Als ich nur zwei Monate später signalisierte, dass ich ihn fristgerecht liefern würde, bekam ich zur Antwort, dass man ihn nicht mehr brauchen könne, denn der Mainstream habe inzwischen gewechselt und man suche nur noch Romane, die in den neuen Stream passten. Geschasst wegen Mainstreamwechsels! – Das hatte ich bis dahin noch nie erlebt.
Was aber viele nicht bedenken: Wer sich ausschließlich am Mainstream orientiert, verliert das individuelle Profil oder entwickelt erst gar keines. Das gilt besonders für AutorInnen, die am Anfang ihrer Schreibkarriere stehen und von größeren Erfolgen träumen. Wer als AnfängerIn auf einen fahrenden Zug aufspringt, ohne eine deutlich erkennbare Eigennote mitzubringen, geht in der Masse der Mitreisenden unter. Aus (nicht nur) diesem Grund rate ich allen, die an meinen Schreibkursen teilnehmen, immer etwas Eigenes, Unverwechselbares in ihre Storys einzubringen, besonders wenn sie vom Bestseller träumen. Denn die Trendsetter sind fast immer innovative Werke, die der Buchmarkt bis dahin noch nicht gesehen hatte.
„Aber die LeserInnen wollen doch Mainstream!“, meinen allzu viele Verlage. Doch auch in diesem Punkt widerspricht die oben genannte Umfrage. Auf „AutorInnen verärgern mich ...“ antworteten 87 Prozent: „mit dem x-ten Werk des aktuellen Mainstreams“. Das macht Platz drei auf der Liste der größten Ärgernisse. An der Spitze steht mit einer Klickrate von 96 Prozent: „mit Klischees“. Dicht gefolgt von „08/15-Werken, die schon tausendmal geschrieben wurden“ (93 Prozent).

Aus meinem Erfahrungsschatz
„Ihr Krimiexposé hat uns überzeugt. Wir nehmen den Roman. Suchen Sie sich mal ein schönes Pseudonym dafür aus.“
Pseudonym? Kam mir nicht in den Sinn, ich mag meinen Realnamen. Also: „Warum?“
„Sie sind etablierte Science-Fiction-Autorin. Wenn die Leser Ihren Namen plötzlich auf einem Krimi lesen, sind sie irritiert.“
„Und was ist mit den Leserinnen? Die sind wohl nicht irritiert?“
Verlag (irritiert): „Ähm, SF ist doch eine Männerdomäne und wird fast nur von Männern gelesen. – Das Pseudonym sollte männlich oder geschlechtsneutral sein. Und unbedingt englisch!“
„Und warum das?“
Verlag (verständnislos, als hätte ich eine saudumme Frage gestellt): „Ihr Krimi spielt in Schottland. Die Leser akzeptieren keine im Ausland spielenden Krimis von deutschen Autoren.“
Davon hatte ich damals noch nie gehört. Weil ich Vorurteile schon immer gehasst habe und ich außerdem am Wahrheitsgehalt von diesem stark zweifelte, ignorierte ich es. Und fand in Dryas einen Verlag, der mich nicht zu einem Pseudonym überreden wollte. Meine Schottland-Krimi-Reihe wurde trotz meines unenglischen weiblichen Realnamens erfolgreich.
Anderer Verlag: „Unter welchem Pseudonym sollen wir denn Ihren Liebesroman veröffentlichen?“
„Unter gar keinem.“
„Aber das geht doch nicht! Sie schreiben auch SF, Krimis und sogar Horror! Das passt nicht mit Liebesromanen zusammen. Romance von einer Horrorautorin kaufen die Leserinnen nicht!“
Ich wage zu bezweifeln, dass LeserInnen, die auf ein Genre fixiert sind, überhaupt mitbekommen, wenn dessen AutorInnen „fremdgehen“. Und wenn die LeserInnen das bemerken und dort einen beliebten Namen lesen, kaufen viele das Buch gerade deshalb. Ein etablierter Name ist eine Marke, die für guten Absatz bürgt. Wer diese wegen Genrewechsels verschleiert, schneidet sich in der Regel ins eigene finanzielle Fleisch, ob nun als Verlag oder AutorIn.
Zurück zur vss-Umfrage. Auf die Frage, ob LeserInnen es für sinnvoll halten, wenn AutorInnen sich für jedes Genre ein eigenes Pseudonym zulegen, antworteten (bei Mehrfachoption) 46 Prozent, dass sie von AutorInnen, deren Bücher ihnen gefallen, gern auch mal andere Genres lesen möchten. 48 Prozent sind der Meinung, dass Genrevielfalt zur Persönlichkeit der AutorInnen gehört und nicht durch Pseudonyme verschleiert werden sollte. Und 33 Prozent halten diese Praxis sogar für „absurd“. Im Kommentarfeld schrieb jemand bissig: „Ist nur was für Menschen, die zu dumm sind, AutorInnen verschiedene Genres zuzutrauen.“ Nur drei Prozent der Befragten halten die gängige Praxis für sinnvoll.
Wenn ich Sachbücher, Theaterstücke und Lyrik mitzähle, schreibe ich in zwölf (Sub-)Genres. Für jedes ein eigenes Pseudonym – da wäre ich eine sehr „gespaltene Persönlichkeit“!
Nebenbei: Als ich mit dem Schreiben anfing, wusste ich nichts von dem ebenfalls grassierenden Vorurteil, dass angeblich „niemand fast alle Genres gleichermaßen erfolgreich schreiben kann“. Deshalb habe ich es einfach getan. Weil es mir einen mordsmäßigen Spaß macht.

Wie das Dilemma lösen?
Wenn nun ein Verlag darauf besteht, dass wir Klischees bedienen, wenn wir uns entscheiden müssen, inhaltliche oder namentliche Klischeevorgaben zu erfüllen, um gut zu verdienen oder überhaupt etwas, was tun wir dann?
Eine Patentlösung gibt es leider nicht. Das hat Fritz Gesing in „Verlage und ihre Dogmen“ bereits geschildert. Nach Ausflügen in die Anpassung an manche Klischee- und Mainstream-Wünsche nehme ich in Kauf, dass die Klischeeverweigerung manchmal für finanzielle Engpässe (ge)sorgt (hat). Weil ich es nicht mehr mit meinem Gewissen vereinbaren kann, diskriminierende Klischees und Vorurteile zu bedienen. Ich räume in meinen Romanen und durch Gebrauch meines Realnamens mit ihnen auf. Als Autorin habe ich immer das letzte Wort über mein Werk. Und mittlerweile mache ich von diesem Recht nachdrücklich Gebrauch, wenn mir Verlagswünsche gegen den Strich gehen.
Inzwischen bin ich bei einigen Verlagen als Stammautorin unter Vertrag, die da uneingeschränkt mitziehen. Denn die gibt es, und es lohnt sich, nach ihnen zu suchen.

Fazit
1982 sang Ina Deter: „Neue Männer braucht das Land!“ Ich wandele die Forderung etwas ab und sage: Neue klischeefreie Figuren und Romane braucht der Buchmarkt! Weil die vss-Umfrage bisher stützt, dass LeserInnen sich das wünschen. (Bitte gern im Umfeld drauf aufmerksam machen, auf dass die Umfrage noch repräsentativer wird.) Und weil Innovatives größere Chancen hat, ein Bestseller zu werden, als Klischees bedienende Werke.

Anmerkungen
(1) 2013 als Das Blut der Rhu’u im Begedia Verlag erschienen
(2) www.umfrageonline.com/s/1ac31ef 
(3) http://filmlexikon.uni-kiel.de/index.php?action=lexikon&tag=det&id=7768
 

Autorin: Mara Laue | www.mara-laue.de | [email protected]
Weiterlesen in: Federwelt, Heft 131, August 2018
Illustration: Carola Vogt und Peter Boerboom

 

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Dieser Artikel steht in der Federwelt, Heftnr. 131, August 2018: /magazin/federwelt/archiv/federwelt-42018
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