Sie sind hier

Wolfram Weimer wirft KI-Tech-Giganten geistigen Vampirismus vor

Branchen-News
Sandra Uschtrin
Kulturstaatsminister Wolfram Weimer, Foto: BKM, Kay Herschelmann

Kulturstaatsminister Wolfram Weimer hat den großen amerikanischen und chinesischen Tech-Firmen in Sachen Künstliche Intelligenz „geistigen Vampirismus“ und „digitalen Kolonialismus“ vorgeworfen. Darüber empört sich der frühere US-Botschafter in Deutschland, Richard Grenell, ein Vertrauter von US-Präsident Donald Trump.

Wolfram Weimer, der Staatsminister für Kultur und Medien, eröffnete am Dienstag, dem 14. Oktober 2025, im Namen der Bundesregierung die 77. Frankfurter Buchmesse bei einem feierlichen Festakt in Frankfurt am Main.

In seiner Rede ging Wolfram Weimer auch auf das Thema „Künstliche Intelligenz“ (KI) ein. In der Pressemitteilung des Ministeriums wird der Staatsminister so zitiert: 

„Amerikanische und chinesische Tech-Giganten trainieren ihre KI-Systeme mit Milliarden von Werken, ohne die Einwilligung der Urheber einzuholen, geschweige denn, ihnen auch nur einen Cent zu zahlen. Völlig ungeniert bedienen sie sich aus dem Fundus geistigen Eigentums rund um den Globus. So werden Kulturen weltweit zu vermeintlichen Rohstofflieferanten degradiert und schamlos ausgebeutet. Das ist digitaler Kolonialismus, den wir nicht länger hinnehmen dürfen. Wir werden der Verletzung von Urheberrechten nicht länger tatenlos zusehen. Wir müssen zu einem wirkungsvollen Urheberrechtsschutz kommen.“

Wolfram Weimer in seiner Rede zur Eröffnung der Frankfurter Buchmesse

In der freien Rede vor den Zuschauern des Festakts äußerte Wolfram Weimer sich so. Hier der Wortlaut:  

„Die KI wird wahrscheinlich die Welt der Literatur und der Bücher auf ihre Weise zerfetzen. Und sie wird aus den Fetzen neue digitale Welten bauen. [...] Auf gleichsam vampiristische Weise saugen KI-Unternehmen derzeit das kreative Potenzial aus unzähligen klugen Köpfen, nutzen deren Ideen und Empfindungen, ihre Schaffenskraft, ihre Visionen. Damit wird die große kulturelle Errungenschaft autonomer Kunstwerke und vor allem Bücher zur Beute. Ich benutze das Wort ganz bewusst. Ich halte das für einen geistigen Vampirismus. [...]

Es gibt diese Begriffe vom Mining und Scraping, also dem Abschöpfen von Inhalten. Doch schon der Begriff des Dataminings ist für mich ein Euphemismus. Denn er suggeriert, dass die großen Big-Techs, dass die KI-Unternehmen irgendwie digitale Nachfahren von Bergbauunternehmen sind. Als hätten sie eine Lizenz, Rohstoffe abzubauen und weiterzuverarbeiten. Doch es handelt sich hier nicht um Rohstoffe, es handelt sich um Texte, um Bilder, um Musik, um Filme. Um ganze Lebensleistungen und vor allem: eine Lizenz haben sie nicht. Es herrscht da Goldgräberstimmung. [...] Doch was in den Rechenzentrum von Silicon Valley bis Shenzhen passiert, das ist ein höchst lukrativer, ein industriell organisierter, ein technologisch super beeindruckender, aber eben doch ein Raubzug. [...]

Und deswegen werden ganze Kulturen jetzt zu Rohstofflieferanten degradiert und eigentlich schamlos ausgebeutet. Ich nenne das digitalen Kolonialismus, den wir nicht länger hinnehmen sollten.“

Übersetzung für Donald Trump von Richard Grenell

Auf X empörte sich Richard Grenell, Sonderbeauftragter von US-Präsident Donald Trump, daraufhin:

„Sein Name ist Wolfram Weimer und er bezeichnet US-Unternehmen als ,digitale Kolonialisten‘, die eine ,Industrie des organisierten Raubs‘ betreiben. Dies ist ein massiver Angriff auf die gesamte US-amerikanische Digitalindustrie mit dem Ziel, diese in Europa dichtzumachen.“

[»Germany’s Chancellor has one of his most trusted advisors publicly attacking American AI companies. 
His name is Wolfram Weimer and he calls U.S. companies "digital colonialists" who are an "industry of organized robbery".
It is a massive attack on the entire U.S. digital industry, with the ultimate goal to shut it down in Europe.«]

Tja, wer hört schon gerne die Wahrheit? Trump und seine Buddies sind dafür leider nicht bekannt. 

Blogbild: Staatsminister Wolfram Weimer, Foto: BKM, Kay Herschelmann