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Wie viele Jugendliche lesen regelmäßig Bücher? Laut JIM-Studie etwa ein Drittel

Branchen-News
Sandra Uschtrin
Wie viele Jugendliche lesen regelmäßig Bücher? Derzeit sind es rund ein Drittel

Die Zielgruppe von Jugendbuch-Autorinnen und -Autoren sind Jugendliche. Doch wie viele Jugendliche lesen derzeit überhaupt Bücher? Sind es mehr Mädchen oder mehr Jungen, die in ihrer Freizeit zum Buch greifen? Und: Auf welchen Kanälen im Internet sind sie unterwegs, sodass man sie als Autor*in erreichen könnte? Aufschluss darüber gibt die JIM-Studie 2022.

Alle Jahre wieder wird die JIM-Studie herausgegeben. Die Großbuchstaben J, I und M stehen für Jugend, Information, Medien. Die Studie dokumentiert das aktuelle Medienverhalten der Zwölf- bis 19-Jährigen in Deutschland. Für die diesjährige Studie wurden 1.200 Jugendliche zwischen zwölf und 19 Jahren in ganz Deutschland von Juni bis Juli 2022 telefonisch oder online befragt. Jetzt ist die Studie veröffentlicht worden. Es gibt sie als kostenloses PDF im Internet. Sie hat 68 Seiten und enthält viele Grafiken.

Medienausstattung

Laut der JIM-Studie 2022 wachsen Jugendliche mit einer breiten Ausstattung an Medien auf: »In nahezu allen Haushalten, in denen Zwölf- bis 19-Jährige leben, sind Handys/Smartphones (99 %), Computer/Laptops (97 %) und Fernsehgeräte (96 %) vorhanden. Dabei ist vor allem ein Anstieg bei Fernsehgeräten, welche mit dem Internet verbunden werden können, zu sehen (2022: 81 %, 2021: 69 %).

80 Prozent der Familien besitzen ein Radiogerät, jeweils 77 Prozent ein Tablet und eine Spielkonsole. Dabei sind feste Spielkonsolen weiter verbreitet (70 %), als tragbare (46 %). Jeder zweite Haushalt hat Wearables wie beispielsweise Smartwatches, 41 Prozent Smart Speaker wie Alexa oder Google Home und 37 Prozent verfügen über E-Book-Reader.«

Inhalt der JIM-Studie 2022

Das Inhaltsverzeichnis der Studie macht deutlich, was alles untersucht wurde:

  • 01. Seite 02 Einführung und Methode
  • 02. Seite 05 Medienausstattung
  • 03. Seite 10 Freizeitaktivitäten
  • 04. Seite 13 Medienbeschäftigung in der Freizeit
  • 05. Seite 17 Bücher und Lesen
  • 06. Seite 20 Radio, Musik, Spotify & Co.
  • 07. Seite 25 Internetnutzung
  • 08. Seite 30 WhatsApp & Social Media
  • 09. Seite 33 TV, YouTube, Netflix & Co.
  • 10. Seite 40 Information und Nachrichten
  • 11. Seite 49 Digitale Spiele
  • 12. Seite 53 Desinformation und Beleidigungen im Netz
  • 13. Seite 58 Zusammenfassung
  • 14. Seite 61 English Summary

Bücher und Lesen

Im Abschnitt »Bücher und Lesen« heißt es:

»Das Leseverhalten von Jugendlichen ist seit Beginn der JIM-Studie fester Bestandteil der Befragung. Der Anteil an Zwölf- bis 19-Jährigen, die regelmäßig in ihrer Freizeit Bücher lesen, ist in der langfristigen Betrachtung zwar von etwa zwei Fünftel auf ein Drittel gesunken, dieser Wert ist in den letzten Jahren jedoch recht konstant geblieben. Die durchschnittliche tägliche Lesedauer, die zu Beginn der Pandemie deutlich angestiegen war, ist mit 53 Minuten nun wieder bei dem Stand von 2019 angelangt (2021: 59 Minuten, 2020: 74 Minuten, 2019: 53 Minuten). Weibliche Leserinnen lesen im Schnitt länger als männliche Leser (Mädchen: 73 Minuten, Jungen: 50 Minuten). Im Altersverlauf nimmt die durchschnittliche tägliche Lesedauer ab (12-15 Jahre: 59 Minuten, 16-19 Jahre: 48 Minuten). Schüler*innen mit formal höherer Bildung lesen im Schnitt täglich länger (57 Minuten), als Schüler*innen mit formal niedrigerer Bildung (48 Minuten).

Insgesamt haben Bücher weiterhin einen festen Platz im Medienalltag von Jugendlichen. Neben den 32 Prozent regelmäßigen Leser*innen, lesen 21 Prozent innerhalb von 14 Tagen und 32 Prozent innerhalb eines Monates ein Buch. Der Anteil an Zwölf- bis 19-Jährigen, die nie lesen, ist etwas rückläufig und liegt bei 15 Prozent (2021: 18 %). Wie im Vorjahr gaben 45 Prozent der Jugendlichen an, zum Zeitpunkt der Befragung mit der Lektüre eines Buches beschäftigt zu sein. Obwohl vor allem Mädchen und junge Frauen lesen, ist der Anteil an Jungen, die einmal im Monat lesen, angestiegen (+14 PP). Und auch der Anteil der Nichtleser ist bei Jungen etwas zurück gegangen (-5 PP). Im Altersverlauf nimmt die regelmäßige Nutzung von Büchern in der Freizeit ab. Eine weitere zentrale Einflussgröße ist die formale Bildung der Befragten: Während sich an Haupt- und Realschulen rund ein Viertel regelmäßig in ihrer Freizeit der Lektüre eines Buches widmen, ist diese Gruppe an Gymnasien mit 37 Prozent deutlich stärker vertreten. Die Gruppe der Nichtleser*innen ist umgekehrt bei Schüler*innen mit formal niedrigerer Bildung stärker ausgeprägt (Haupt-/Realschule: 19 %, Gymnasium: 13 %).

Mit Blick auf die Nutzung von E-Books zeigen sich kaum Veränderungen zum Vorjahr. Elf Prozent der Jugendlichen lesen regelmäßig digitale Bücher. Weitere zehn Prozent einmal in 14 Tagen und 19 Prozent einmal im Monat. Der Anteil an Zwölf- bis 19-Jährigen, die keine E-Books lesen, ist mit 61 Prozent etwas zurück gegangen (2021: 65 %).«

APPs: WhatsApp, Instagram, TikTok, YouTube, Snapchat, Spotify, Facebook ...

96 Prozent der Zwölf- bis 19-Jährigen haben derzeit ein eigenes Smartphone. Im Rahmen der JIM-Studie wurden die Jugendlichen (unabhängig von der tatsächlichen Nutzung) nach ihren subjektiv wichtigsten Apps auf dem Smartphone gefragt. »Hierbei konnten sie ohne Antwortvorgaben drei Apps nennen. Wie im Vorjahr liegt WhatsApp auf dem ersten Platz (79 %). Mit einem deutlichen Abstand folgt Instagram (31 %). Fast gleichauf liegen TikTok (24 %) und YouTube (23 %), die jeweils etwa jede/-r vierte Jugendliche zu seinen wichtigsten Apps zählt. 19 Prozent geben Snapchat und 12 Prozent Spotify als wichtigste Apps an. Facebook liegt bei zehn Prozent, gefolgt von Google (6 %) und Netflix (3 %). Im Vergleich zum Vorjahr ist der stärkste Rückgang bei Instagram zu sehen (-6 PP), gefolgt von YouTube (-4 PP).«

»Sowohl bei Mädchen als auch bei Jungen steht WhatsApp an erster Stelle. Für Mädchen sind Instagram, TikTok und Snapchat jedoch relevanter, wohingegen YouTube für Jungen wichtiger ist. Mit zunehmendem Alter gewinnen Instagram (12-13 Jahre: 19 %, 18-19 Jahre: 44 %) und Spotify (12-13 Jahre. 5 %, 18-19 Jahre: 16 %) an Bedeutung für Jugendliche. Die Relevanz von TikTok (12-13 Jahre: 31 %, 18-19 Jahre: 18 %) und YouTube nimmt hingegen ab (12-13 Jahre: 31 %, 18-19 Jahre: 19 %).«

Pressemeldung

In der Pressemeldung vom 25.11.2022 des Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest heißt es:

»Der Alltag von Jugendlichen ist in den letzten Jahren durch Krisenerfahrungen stark beeinflusst. Seit 2020 hat die Corona-Pandemie Freizeit- und Medienaktivitäten verändert. Erst in diesem Jahr nähern sich die Umstände wieder denen vor Pandemiebeginn an. Dies spiegelt sich etwa in der Freizeitgestaltung Zwölf- bis 19-Jähriger wider. So treffen sich Jugendliche wieder mehr mit Freunden und besuchen Sportveranstaltungen. Auch die tägliche Internetnutzung in der Freizeit liegt 2022 mit durchschnittlich 204 Minuten wieder auf dem Niveau vor Pandemiebeginn (2021: 241 Min., 2020: 258 Min., 2019: 205 Min.). Dies sind Ergebnisse der JIM-Studie 2022 (Jugend, Information, Medien) des Medienpädagogischen Forschungsverbund Südwest, die heute veröffentlicht wurde. Für die repräsentative Studie wurden vom 2. Juni und 16. Juli 2022 1.200 Jugendliche im Alter von zwölf bis 19 Jahren in Deutschland telefonisch oder online befragt.

Die Studie, die gemeinsam von der Landesanstalt für Kommunikation Baden-Württemberg (LFK) und der Medienanstalt Rheinland-Pfalz in Zusammenarbeit mit dem Südwestrundfunk (SWR) durchgeführt wurde, zeigt zudem, dass Desinformation und Beleidigungen im Netz für viele Jugendliche zum digitalen Alltag gehören. Demnach geben 56 Prozent der Zwölf- bis 19-Jährigen an, im letzten Monat im Netz Fake News begegnet zu sein. Extreme politische Ansichten und Verschwörungstheorien liegen bei jeweils 43 Prozent, gut ein Drittel der Befragten wurde mit Hassbotschaften konfrontiert und 16 Prozent waren persönlichen Beleidigungen ausgesetzt.

Eine Rückkehr zu dem Stand von 2019 ist auch bei der Lesedauer zu sehen, die nun wieder bei durchschnittlich 53 Minuten täglich liegt (2021: 59 Minuten, 2020: 74 Minuten, 2019: 53 Minuten). In manchen Bereichen ist indes eine Verstetigung der erhöhten Mediennutzung zu sehen. So liegt die durchschnittliche Zeit, die Jugendliche täglich digital spielen, mit 109 Minuten weiterhin auf Vorjahresniveau (2021: 110 Minuten) und deutlich über dem Wert von 2019 (81 Minuten). Für die Online-Nutzung von Sendungen, Serien und Filmen sind weiterhin Netflix und YouTube am relevantesten. Jeder Zweite nutzt hierzu diese Plattformen regelmäßig. Wenn es um kürzere Videos und Clips geht, ist insbesondere YouTube als Plattform unter Jugendlichen sehr beliebt, wenngleich die regelmäßige Nutzung im Vergleich zum Vorjahr zurückgegangen ist.

Im Zusammenhang mit YouTuber*innen/Influencer*innen wird oft das Thema Werbung diskutiert. 72 Prozent der Befragten finden es in Ordnung, wenn YouTuber*innen/Influencer*innen Geld mit ihren Beiträgen verdienen. 40 Prozent haben schon mal etwas gekauft, weil es in einem solchen Beitrag empfohlen wurde. Für knapp die Hälfte fühlt sich diese Art von Werbung ehrlicher an als Fernsehwerbung. Zwei Drittel der Jugendlichen gehen davon aus, dass Werbung bei Youtuber*innen/Influencer*innen immer als solche gekennzeichnet ist. Jede/-r Vierte kann sich vorstellen selbst einmal YouTuber*in/Influencer*in zu werden.

WhatsApp bleibt die wichtigste App für Zwölf- bis 19-Jährige. 93 Prozent nutzen den Dienst regelmäßig. Instagram liegt mit deutlichem Abstand auf dem zweiten Platz (62 %). Nach dem starken Rückgang im letzten Jahr (-14 Prozentpunkte), ist damit wieder ein leichter Anstieg zu sehen (+4 PP). TikTok wird von über der Hälfte der Jugendlichen regelmäßig verwendet und baut damit seinen Vorsprung zu Snapchat (45 %) weiter aus. Facebook wird, ähnlich wie 2021, von einem Viertel der Jugendlichen regelmäßig genutzt.

Spotify ist weiterhin der wichtigste Weg zum Musikhören. Über die Hälfte nutzt die Plattform hierfür regelmäßig. Auf dem zweiten Platz folgen Radiosender, die von 45 Prozent zum Musikhören verwendet werden. Das Radiohören hat sich nach einem Rückgang der Nutzung zu Beginn der Corona-Pandemie seit letztem Jahr wieder stabilisiert und liegt auch 2022, mit einer regelmäßigen Nutzung von 57 Prozent, wieder fast auf dem Vorjahresniveau (2021: 58 %). Dabei geben 82 Prozent der Radiohörer*innen an, das Radio einzuschalten, um Musik zu hören, 61 Prozent, um neue Musik kennenzulernen. 59 Prozent hören Radio, um auf dem Laufenden zu bleiben, jeder Zweite nutzt Radio für regionale Informationen.

Insgesamt zeigen die Ergebnisse der JIM-Studie 2022 in vielen Bereichen eine Rückkehr zur Lage vor Pandemiebeginn. In anderen Bereichen wie beispielsweise den digitalen Spielen ist allerdings eine Verstetigung der Entwicklung zu beobachten.«

Alle Ausgaben der JIM-Studie von 1998 bis 2022 sind als PDF auf www.mpfs.de abrufbar.

Blogbild: Fabiola Peñalba auf Unsplash