
Der EU sei Dank wird es nun bald auch für Bücher Referenzpreise geben. Peter Kraus vom Cleff vom Börsenverein zeigt sich darüber wenig erfreut.
[Sperrfrist: Dienstag, 1. April 2025, 00:01 Uhr]
Eine neue EU-Verordnung kommt. In der Lebensmittelbranche sind sie schon lange Usus: Referenzpreise. Lebensmittelgeschäfte müssen sie anzeigen und gewährleisten so eine Vergleichbarkeit der Produkte. Referenzpreis ist hier in der Regel der Kilogrammpreis, etwa bei Obst und Gemüse, Milchprodukten oder Wurstwaren.
Referenzpreise bei Büchern erst ab 2027
Einer jüngst verabschiedeten EU-Verordnung nach sollen Referenzpreise ab 2026 nun schrittweise auch für andere Produkte eingeführt werden. In der Buchbranche wird man den Seitenpreis als Referenzpreis heranziehen. Hier ein Beispiel des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels: »Ein 200-seitiges Buch, das 20 Euro kostet, hat demnach einen Referenzpreis von 0,10 Euro/Seite. Ein Buch mit 400 Seiten, das 15 Euro kostet, einen Referenzpreis von 0,038 Euro/Seite.« Der Buchhandel ist allerdings erst ab 2027 verpflichtet, Referenzpreise zu nennen und auf der Buchrückseite und in den Shops darzustellen (bis auf 3 Stellen hinter dem Komma).
Peter Kraus vom Cleff vom Börsenverein meinte dazu in einem Interview mit Sandra Uschtrin, der Herausgeberin der Autorenfachzeitschrift Federwelt: »Die neue EU-Verordnung ist ein Desaster. Sie wird lediglich den Effekt haben, dass Verlage mit größeren Schriftgrößen operieren, um so auf einen möglichst niedrigen Referenzpreis zu kommen. Das hilft zwar Menschen mit Sehbehinderung, bläht Bücher aber unnötig auf. Verschwendet werden so wertvolle Papierressourcen. Brüssel muss hier dringend nachjustieren.«
Taskforce »Normschriftgrößen«
Der Börsenverein will sich in diesem Zusammenhang für die Einführung einer sogenannten Normschriftgröße einsetzen. Sie soll im belletristischen Bereich bei voraussichtlich 9,5 Punkt liegen. Nur so lasse sich der Referenzpreis in der Buchbranche fair umsetzen.
Die Taskforce »Normschriftgrößen« soll in den nächsten Monaten die optimalen Schriftgrößen für die verschiedenen Genres ermitteln. Damit wolle man dann in Brüssel vorstellig werden, so vom Cleff.
Referenzpreisumrechner nur für Mitglieder des Börsenvereins
Der Technologie- und Informationsanbieter MVB äußert sich hingegen vorsichtig optimistisch. Dort plant man bereits einen Referenzpreisumrechner, den man noch diesen Herbst auf der Frankfurter Buchmesse vorstellen werde. Mitgliedsverlage des Börsenvereins könnten den Umrechner kostenfrei nutzen. Im Verzeichnis Lieferbarer Bücher (VLB) werde es rechtzeitig ab 1. Juli 2026 ein neues Pflichtfeld für den Referenzpreis geben.
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