
Der European Writers‘ Council (EWC) ist zutiefst alarmiert über die gewaltsame und systematische Unterdrückung friedlicher Proteste in Belarus und unterstützt den Appell seiner Mitgliedsorganisation, des Verbands der belarussischen Schriftstellerinnen und Schriftsteller (UBW).
In der Pressemeldung des EWC heißt es:
Das European Writers' Council und sein Vorstand sind zutiefst beunruhigt über die aktuellen Ereignisse in Belarus nach den Präsidentschaftswahlen, die vom Verdacht massiver Manipulation geprägt sind. Belarus erlebt eine Welle der Repression und willkürlicher Angriffe auf friedliche Demonstranten, die gegen den Missbrauch der Polizei protestieren und die Freilassung aller zu Unrecht festgehaltenen Gefangenen, die Organisation transparenter und demokratischer Neuwahlen sowie die Wahrung der Menschenrechte und der Redefreiheit fordern. Journalisten und Blogger werden bedroht, angegriffen und verhaftet; Nachrichten-Websites wurden blockiert, und der freie Zugang zu Informationen wird unterdrückt.
„Wir stehen in ständigem Kontakt mit unserem EWC-Mitglied, dem Verband der belarussischen Schriftstellerinnen und Schriftsteller, und die Nachrichten, die wir erhalten, sind zutiefst beunruhigend und erschütternd“, sagt EWC-Präsidentin Nina George. „Unsere unabhängigen Quellen haben uns Berichte über brutale Polizeigewalt auf den Straßen und über Misshandlungen in Gefängnissen, einschließlich psychologischer Folter, Prügel und Vergewaltigungen, übermittelt. Diese eskalierende Gewalt richtet sich gegen all jene Bürgerinnen und Bürger Belarus‘, die von ihrem Recht auf freie Meinungsäußerung und Versammlungsfreiheit Gebrauch machen und die Umsetzung demokratischer Prinzipien in ihrem Land fordern. Wir fordern die Regierungen der Europäischen Union eindringlich auf, nicht schweigend dazustehen, sondern Druck auf das autokratische Regime von Alexander Lukaschenko auszuüben, um dieser Gewalt ein Ende zu setzen und die Werte zu wahren, auf denen die Europäische Union beruht“, drängt George.
Der EWC unterstützt nachdrücklich den Aufruf zur Solidarität mit Belarus, der von seinem Mitgliedsverband UBW, dem belarussischen Schriftstellerverband, veröffentlicht wurde (siehe unten). Der EWC appelliert an Schriftstellerinnen, Journalisten und Bürgerinnen und Bürger Europas, den beigefügten Aufruf der UBW und ihren Bericht „Stimmen aus Belarus“ über die aktuellen Ereignisse in Minsk zu verbreiten. Der EWC ruft kulturelle Organisationen auf, ihre Regierungen aufzufordern, gegen die Verletzungen der Menschenrechte und demokratischen Prinzipien vorzugehen.
„Belarus ist ein Teil Europas. Lassen Sie die Menschen in Belarus in ihren Bemühungen um den Aufbau eines demokratischen Landes nicht allein. Wir alle müssen jetzt unser mächtigstes demokratisches Instrument einsetzen: unsere Worte“, so Nina George.
Aufruf des Verbands belarussischer Schriftstellerinnen und Schriftsteller (UBW)
Minsk, Belarus - 17. August 2020
Der Verband belarussischer Schriftstellerinnen und Schriftsteller ruft unter Berufung auf die Prinzipien der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte alle literarischen Organisationen, Journalist*innen und andere kulturelle Persönlichkeiten auf, ihre Solidarität mit dem Volk von Belarus zum Ausdruck zu bringen.
In diesem für das belarussische Volk kritischen Moment bitten wir Sie um Ihre Unterstützung bei der Verbreitung von Informationen über verdächtige Wahlfälschungen großen Ausmaßes und die jüngste Eskalation wahlloser Gewaltakte gegen die Zivilbevölkerung unseres Landes. [...]
Der belarussische Schriftstellerverband seinerseits hat die belarussischen Behörden bereits aufgefordert, die Gewalt gegen friedliche Demonstranten unverzüglich einzustellen, alle während des Wahlkampfes 2020 verhafteten Bürger freizulassen, einen glaubwürdigen Zentralen Wahlausschuss wieder einzusetzen und eine freie, faire und transparente Wahl unter internationaler Beobachtung durchzuführen.
Union of Belarusian Writers – UBW
Der 1933-34 gegründete Verband der belarussischen Schriftsteller*innen ist die älteste kreative Organisation in Belarus. Zu seinen derzeit 467 Mitgliedern gehören unter anderem die Nobelpreisträgerin Swetlana Alexijewitsch und die bekannten Schriftsteller*innen Uladzimir Njaklejeu, Raisa Barawikowa, Uladzimir Arlou, Anatol Viarcinskі und Ales Razanau.
Links:
http://europeanwriterscouncil.eu/union-of-belarusian-writers-appeal/
http://europeanwriterscouncil.eu/ewc-statement-on-belarus/
https://lit-bel.org/
Blogbild: Ausschnitt aus dem Muster in der belarussischen Flagge