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Dänemark schafft Mehrwertsteuer auf Bücher ab

Branchen-News
Sandra Uschtrin
Jugendliche auf Fahrrädern am Meer entlangfahrend

Dänemark wird die Mehrwertsteuer auf Bücher ab 2026 von bislang 25 auf null Prozent senken. Damit will die Regierung die Lesekompetenz junger Menschen verbessern.

Ab 2026 wird Dänemark die Mehrwersteuer auf Bücher von 25 Prozent auf null Prozent senken. Was hat es mit dieser steuerpolitischen Kehrtwende auf sich?

Warum Dänemark die Mehrwertsteuer auf Bücher abschafft

Die dänische Entscheidung folgt auf alarmierende Ergebnisse aus der jüngsten Pisa-Studie: Ein Fünftel der 15-Jährigen im Land kann einfache Texte nicht mehr verstehen, Tendenz steigend. Als Reaktion auf diese vom Kulturminister und der Regierung öffentlich deklarierte „Lesekrise“ will man das Lesen attraktiver und Bücher günstiger machen. Besonders Kinder und Jugendliche möchte man so zum Lesen animieren. Unterstützt wird die Maßnahme durch weitere Bildungsinvestitionen des Staates in den Dänisch- und Mathematikunterricht.

Situation in anderen europäischen Ländern

Die Maßnahme ist europaweit ein Novum: Kaum ein EU-Land verzichtet bisher komplett auf die Mehrwertsteuer für Bücher. Nach Irland und Tschechien wird Dänemark erst das dritte Land sein mit Büchern zum Nullsteuersatz. In den meisten EU-Ländern gelten ermäßigte Steuersätze, doch ein vollständiger Verzicht ist bislang selten. In Deutschland liegt der Steuersatz für Bücher bei sieben Prozent, in Österreich bei zehn Prozent und in der Schweiz bei sechs Prozent. Deutschland und Österreich könnten rechtlich ebenfalls nachziehen, denn die EU-Mehrwertsteuerregeln erlauben seit 2021 diese Spielräume für Kulturgüter. 

Was will die dänische Regierung erreichen?

Die Regierung erhofft sich von der steuerlichen Entlastung, dass Bücher auf breiter Ebene erschwinglicher werden und damit die Lesebeteiligung spürbar steigt. Branchenerhebungen zeigen, dass bis zu 41 Prozent der jungen Erwachsenen in Dänemark bei einer 20-prozentigen Preissenkung mehr Bücher kaufen würden. Das staatliche Ziel ist klar: Durch bessere Verfügbarkeit und niedrigere Preise soll die Lesekompetenz wachsen und langfristig gesellschaftliche Bildungslücken geschlossen werden.

Ist die Erwartung gerechtfertigt?

Die Annahme, dass alle Jugendlichen nun häufiger zum Buch greifen, ist umstritten: Kritikerinnen und wissenschaftliche Studien verweisen auf Erfahrungen aus Schweden. Dort führte die Senkung der Buchsteuer vor allem dazu, dass Menschen, die ohnehin bereits viel lasen, noch mehr Bücher kauften – während bildungsferne Gruppen kaum erreicht wurden. Untersuchungen warnen außerdem vor einer sozialen Schieflage. Einkommensstarke Haushalte würden von den Einsparungen besonders profitieren. Klar ist aber: Die Maßnahme setzt innerhalb Europas ein Signal. Auch der deutsche und der österreichische Buchhandel verfolgt das Experiment mit Interesse.

Ein mutiger Schritt

Mit dem Nullsteuersatz für Bücher geht Dänemark einen mutigen Schritt, der europaweit Schule machen könnte. Wer in Zukunft in Kopenhagen oder anderswo in Dänemark ein Buch kauft, profitiert von spürbar sinkenden Preisen. Bleibt zu hoffen, dass dies nicht nur für Vielleser, sondern auch für Jugendliche tatsächlich einen Anreiz zum Lesen schafft und die Lesekompetenz langfristig verbessert.

Quellen:

Blogbild: Claudio Bianchi auf Pixabay