Schwarze Falter im Zauber des Urschrei
Nach „ Der Ketzer von Veduggio“ und Maria auf dem Halbmond“ liegt nun Rüdiger Heins dritter Lyrikband vor und seine eigene Melodie der Sprache ist wieder zu hören.
Er führt den Leser durch die facettenreichen Varianten der Lyrik – freie Lyrik mit Zeilenbruch, visuelle Poesie und das Haiku; egal in was er sich ausdrückt, der Leser folgt ihm willig. Wir erfahren scheinbar ganz nebenbei, dass Lyrik 4000 Jahre alt ist
„… geritzt in ton / spuren / vergangener poesie“.
Vom Ur bis zum Hohelied – dazwischen packt er die ganze Palette menschlichen Irrtums in sechs Teile.
„… Angst vor der Dichtung weil sie göttlich ist? / Oder Angst vor der eigenen Realität“, so bereitet Rüdiger Heins seine Leser behutsam auf den Big Bang vor.
Die unterschiedlichsten Frauenbilder tauchen in seiner Lyrik auf. Frauen wie Ishtar (Tempelgöttin) oder Maya (Mutter von Siddharta) aber auch seine eigenen Mutter
„ … hast mich verloren / an deine Kälte“.
Zum Thema Politik hat Rüdiger Heins einiges zu sagen, dabei greift er nicht nur aktuelle Themen auf, sondern erinnert auch in „11. September – Terror in Chile“ an
Parallelen nicht nur zu New York „ … die Toten aus den Twins und die … Toten von was weiß ich wo … Die haben längst verstanden / dass es im Tod keinen Unterschied / gibt“.
Crying, auch der „lautlose Schrei“ ist wichtig für das Universum, die Erde; damit die Menschen immer wieder daran erinnert werden, dass nicht nur sie leiden. „… an meinem Anfang / da war ein Schrei … mein Urschrei … und ich schreie immer noch … und ihr schreit weil ihr weit entfernt seid / was das leben in wahrheit bedeutet“.
Doch in all das Schreien drängt sich die Liebe „ immer weiter, immer weiter – ohne ende“.
Rüdiger Heins versteht es aber auch dem Leser die Poesie visuell näher zu bringen, wie in „erdbeeren schmerzen in der brust“; ein scheinbar wirres Durcheinander von Wortfetzen finden selbst bei wahllosem Aneinanderreihen einen tiefen Sinn.
Seine Erkenntnis auf „den Flügeln des schwarzen Falters“ lautet:“ … die masse mensch / ein haufen elend“, … die Schöpfung / ist / kReaTiviTät“.
In „ die sonne“ zweifelt Rüdiger Heins „… und ich sitze heute hier und schreibe einen Text / den vielleicht morgen keiner mehr lesen wird“, doch da mag man ihn beruhigen, die Welt braucht „Schamanen, die Lieder aus dem Ur summen“.
Beate Giebel
Rüdiger Heins
Voices Of The Big Bang
Wiesenburg Verlag 2002
ISBN 3-932497-80-5
Preis: € 11,50