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Beigetreten: 24.03.2014
Ungleiche Honorare

An diesem Freitag, dem 20.3. ist Equal Pay Day. Der Entgeltunterschied zwischen Männern und Frauen beträgt derzeit 22 Prozent. Bei den KünstlerInnen des Wortes ist der Unterschied noch größer. Das Durchschnittseinkommen der Versicherten im Bereich Wort in der Künstlersozialkasse betrug 2014 bei den Frauen 15.955 Euro; bei den Männern waren es 21.427 Euro. Das sind 5.472 Euro = 25,5 Prozent weniger. Woran mag das liegen? Und wie ließe sich das eurer Meinung nach ändern?

Dazu noch 2 Links:
http://watch-salon.blogspot.de/2015/03/equalpaydaybartgeld.html
http://www.kuenstlersozialkasse.de/wDeutsch/ksk_in_zahlen/statistik/durc...

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Beigetreten: 12.03.2014
RE: Ungleiche Honorare
Mi, 18.03.2015 06:57

Hm ... schwierige Frage. Ich glaube, das ist von mehreren Faktoren abhängig.

Die Frauen, die ich kenne, setzen lieber auf Harmonie und halten sich daher in Vertragsverhandlungen zurück. Sie möchten ja immer noch gut mit ihrem Chef zusammenarbeiten dürfen. Ich habe den Eindruck, dass man Männern eher mit Respekt begegnet, wenn sie auf eine bestimmte Gehaltsvorstellung bestehen. Das scheint so ein Alphatier-Ding zu sein.

Gelöschter Nutzer
RE: Ungleiche Honorare
Mi, 18.03.2015 20:55

Ich habe die Erfahrung gemacht, dass männliche Chefs immer noch davon ausgehen, dass die Frau zu Hause nur Mitverdienerin ist. Da geht es gar nicht um die Aufgabe oder die Qualifikation, sondern diese Chefs denken automatisch, dass die Frau ja einen "Ernährer" hat, also gar nicht so sehr auf das Geld angewiesen sind. Klingt gruselig, nicht wahr? Ich wollte es erst nicht glauben, aber Männer haben mir das bestätigt. Da steckt laut ihrer Aussage nicht mal böse Absicht dahinter. 

 

Ein anderer Fakt ist natürlich der, dass Frauen heute immer noch so erzogen werden, dass sie nicht zickig oder widerspenstig sein sollen. Dabei werden selbstbewusste Frauen keineswegs per se als zickig angesehen, sagen Männer. 

 

VG, Emilia

Gelöschter Nutzer
RE: Ungleiche Honorare
Do, 19.03.2015 21:03

Was in mehreren tausend Jahren gewachsen ist, läßt sich meines Erachtens nicht innerhalb von ein paar Dekaden Frauenrechtlertum wettmachen. Viele Frauen haben die von der patriarchalisch ausgerichteten Gesellschaft sanktionierte und propagierte "Minderwertigkeit" gegenüber Männern und deren Arbeit immer noch verinnerlicht, sei es bewußt oder unbewußt. Das ist einfach gesellschaftlich bedingt. Für ein Umdenken werden noch einige Jahrzehnte (vielleicht Jahrhunderte?) vergehen, da nicht nur die Frauenwelt, sondern auch die Männerwelt mitziehen muß. Mehr Selbstbewußtsein und die Überzeugung, daß man auch als Frau gute und wertvolle (d. h. entsprechend honorierte und bezahlte) Arbeit leistet, würde, glaube ich, schon viel helfen.

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    Beigetreten: 28.02.2015
    RE: Ungleiche Honorare
    Fr, 20.03.2015 21:37

    Hier glaube ich nicht, dass man die üblichen Genderschlüsse ziehen kann. Bei Autoren geht es ja nicht nur um Verträge mit Verlagen, bei denen eventuell die von euch angeführten Argumente zutreffen könnten. Schließlich gibt es doch ziemlich viele Autoren, die auf Self-Publishing-Basis ihr Geld verdienen. Dabei könnte ich mir durchaus vorstellen dass mehr Männer gezwungen sind, diese Tätigkeit hauptberuflich auszuführen. Daraus wiederum lässt sich für mich der Verdienstunterschied auch plausibel erklären.

    Viele Grüße
    Martin

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      Beigetreten: 12.03.2014
      RE: Ungleiche Honorare
      Fr, 20.03.2015 21:43

      Ich bin für mehr Lohntransparenz. Dass über Geld zu sprechen immer noch ein solches Tabu-Thema ist, kann ich nicht verstehen. Im Internet ist es möglich, den eigenen Lohn mit dem von anderen in derselben Branche vergleichen. Dabei werden Alter, Schulabschluss, Berufsjahre, Berufserfahrung und Arbeitsort berücksichtigt. Seit ich weiss, welchen Wert ich auf dem Arbeitsmarkt habe und welcher Lohn für mich realistisch ist, kann ich auch ohne schlechtes Gewissen darauf bestehen. Bis jetzt hat es immer gut geklappt und wenn nicht, habe ich die Stelle nicht angenommen. Zudem halte ich mich an folgende Regel: Ich nehme den Lohn der letzten Arbeitsstelle als absolut unterste Lohnrenze für den neuen Job. 

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      Beigetreten: 12.03.2014
      RE: Ungleiche Honorare
      Sa, 21.03.2015 00:21

      Es gibt Firmen, die verpflichten ihre Mitarbeiter vertraglich, über ihr Gehalt Stillschweigen zu bewahren ...

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        Beigetreten: 28.02.2015
        RE: Ungleiche Honorare
        Sa, 21.03.2015 00:24

        Das sind dann aber wohl die, die nicht viel bezahlen ;-)

        • [Moderator]
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        Beigetreten: 12.03.2014
        RE: Ungleiche Honorare
        Sa, 21.03.2015 08:28 / Bearbeitet am: Sa, 21.03.2015 08:29

        Nicht unbedingt. Ich kenne einige Ingenieurbüros, bei denen das so ist. Es gibt nämlich auch zwischen den Männern große Gehaltsunterschiede, obwohl sie den gleichen Job machen. Das liegt aber an verschiedenen Faktoren (nicht nur am Verhandlungsgeschick). So bekommt der eine vielleicht mehr Geld, dafür handelt sich der andere einen Firmenwagen heraus.

        Gelöschter Nutzer
        RE: Ungleiche Honorare
        Di, 24.03.2015 05:51

        Ich glaube sehr wohl, daß gerade im künstlerischen Bereich der geschlechtsspezifische Unterschied eine Rolle spielt. Machen wir doch mal einen Test: Wieviele Schriftsteller, Maler, Schauspieler ... fallen einem auf Anhieb ein, die berühmt sind und/oder richtig Geld verdienen (von letzterem kann ja bei früheren Künstlern wie antike Schauspieler, Autoren wie Goethe, etc. nicht die Rede sein)? Also bei mir hagelt es da männliche Namen en masse. Zwar sind auch ein paar Frauen dabei, aber die sind die Ausnahme oder verdienen lange nicht so viel wie ihre männlichen Kollegen. Woran liegt das? Wenn man auf die Anfänge der Menschheit zurückblickt, dann sieht man, daß Frauen schon immer gearbeitet haben, wenn auch nur den häuslichen Bereich betreffend (Kinder erziehen, Wurzeln/Beeren sammeln, ...). Aber was künstlerische Tätigkeiten angeht, durften sie da erst ziemlich spät mitmischen: Die Schauspieler in Antike und Mittelalter sind meines Wissens alle männlich gewesen, und lesen lernen und demzufolge schreiben (sowie auch alles andere, was in der Schule gelehrt wurde - blieb Frauen (bis auf einige herausragende Ausnahmen) ebenso lange verwehrt.

        Ich kenne die Statistiken im Self-Publishing-Bereich nicht, aber ich schließe mich Ihrer Meinung an, daß allgemein eine der großen Schwächen bei der Auswertung der Gehaltsunterschiede darin besteht, daß Teilzeitbeschäftigungen vor allem den weiblichen Durchschnittsverdienst drücken. Allerdings bezweifle ich, daß man auf einen annähernd gleichen Wert kommt, wenn man nur die Vollbeschäftigten in die Auswertung einbezieht. Der Mann ist halt doch immer noch die Norm, und alles andere wird von vorneherein als weniger und minderwertig betrachtet. Was nicht heißt, daß es sicherlich Männer in Form von Chefs, Verlagslektoren etc. gibt, die eine anständige Bezahlung für gute Arbeit bieten und wollen, egal ob sie von einem Mann oder einer Frau geleistet wird.

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          Beigetreten: 12.03.2014
          RE: Ungleiche Honorare
          Mi, 03.06.2015 13:20

          Liebe Birgit,

          bei den berühmten (die also von anderen gerühmt, von außen mit Ruhm belegt werden) Schriftstellern, Malern und Schauspielern fallen mir durchaus viele Frauen ein. Ob diese dann auch "richtig Geld verdienen" entzieht sich, soweit nicht über die Medien kolportiert, meiner Kenntnis. Dein Blick in das Altertum hinkt für mich ein klitzeleines Bisschen; Erst die recht spät in der Menscheitsgeschichte aufgetretenen monotheistischen Religionen und wenige zuvor auf patriarchalischen Strukturen basierenden Bewegungen haben die Position der Frau so unberechtigt wie unsinnig unter der des Mannes eingeordnet. 

          Google mal nach alttestamentlicher Forschung und Lilith (und jetzt bitte nicht an Vampirromane denken ...). Die später eingebaute Eva passte den Herren da doch viel besser in den Kram als gewissenlose und minderwertige Hilfskraft des Mannes. Seis drum, heute ist es, wie es ist, und es wird (viel zu langsam) besser. Frauen stehen logischerweise dem Mann in nichts nach, wer anderes glaubt ... ach, ich lasse mich hier lieber nicht aus. Wie schrieb Dorit doch noch: "Auch Agenten und Verleger lesen hier mit" (Meine besten Grüße von hier aus!).

          In der Antike (besonders im römischen Reich) gab es durchaus Schauspielerinnen. Da die dargebotenen Stücke dort oft Ränkespiele über Liebschaften und Betrug waren, waren sehr deftige Szenen an der Tagesordnung. Es sind Stripteaseszenen überliefert, die angeblich von Prostituierten aufgeführt wurden. Den Schauspielerinnen wurde der Ruf übrigens nicht selten von frühen christlichen Kirchenvertretern ruiniert, die sie mit Dirnen und Hetären gleichsetzten. (Quelle: nach Wikipedia) 

          Meiner Meinung nach - die ist leider nicht Vorschrift ;-)  ist eine wie auch immer geartete Unterscheidung nach Geschlechtern in Bezug auf berufliche Stellung, finanzielle Vergütung und gesellschaftlichen Wert (!?!, wer fragt sich so etwas?) überflüssig und unnütz. Allein Qualifikation und Können sollten entscheidend sein, keine genetischen Präpositionen oder von (zumeist alten) Männern aufgestellte Theoreme.

          Liebe Grüße
          Dirk

          Gelöschter Nutzer
          RE: Ungleiche Honorare
          Do, 04.06.2015 19:32

          Hallo Dirk,

          so spät in der Menschheitsgeschichte finde ich das alte Griechenland und Rom nicht (na gut, wenn man ab den ersten Menschen zählt, dann schon). Was hinkt an meinem Hinweis aufs Altertum? Ich denke, bei den alten Griechen und Römern ging es schon ziemlich patriarchalisch zu und dieses Gedankengut hat meiner Meinung nach sehr wohl den Sprung ins (europäische) Mittelalter geschafft (unter Umgehung der keltischen Ideologie, die die Frauen meines Wissens nach wesentlich positiver sahen). Von dem Schub, den die ganze Bewegung durch die Christianisierung im frühen Mittelalter erhalten hat, wollen wir jetzt mal schweigen. Mag sein, daß es im Rest der Welt anders aussah/aussieht - das kann ich nicht beurteilen. Tatsache ist, daß Frauen noch eine ganze Menge aufzuholen haben, weil sie einfach aus geschichtlichen/sozialen/politischen/was-auch-immer-für-Gründen vorher den Zugang zu gewissen Beschäftigungen nicht hatten und sich deshalb (Jahrhunderte) später als die Männer erst darin üben konnten.

          Ich stimme Dir und anderen zu, daß die gleiche Arbeit natürlich gleich entlohnt sein sollte, aber das ist nun mal leider nicht so. Wie Jasmin schon sagte, liegt auch viel am Verhandlungsgeschick, wenn bei dem einen mehr rauskommt als bei dem anderen.

          Schönen Abend noch an alle,

          Birgit