Valerie, frisch gebackene Schreinerin aus dem vormaligen Bezirk Magdeburg, möchte sich kurz nach dem Ende der SED-Diktatur eine Auszeit von der sozialistischen Käfighaltung gönnen. Also bricht sie per Autostopp auf zu ihrer Schwester an die Algarve, getragen vom Wunsch nach Sonne, Meer und einer kleinen Prise Abenteuer. Genau wie die Prinzessin aus tausendundeiner Nacht muss sie sich dabei Tag für Tag neu erfinden und in immer neue Rollen hineinschlüpfen. Damit verändert sie nicht nur ihre eigenen Perspektiven und das Bild, das sich andere von ihr machen können, sondern sorgt mitunter auch für erhebliche Irritationen. Nämlich immer dann, wenn sie ihre Identität und ihr Geschlecht schneller wechselt als andere Menschen ihre Socken!
Unterwegs verliert Portugal für sie sehr bald seine Bedeutung als potentieller Schauplatz für erhoffte Veränderungen. Dagegen entwickelt sich die Sehnsucht nach dem Orient zu einem Roten Faden, der sie unwiderstehlich immer weiter nach Süden bis in den Maghreb hineinzieht, quer durch fremde Länder und vergangene Zeiten hindurch. Ganz allmählich beginnt sie zu begreifen, dass sie selbst ihr eigentliches Ziel ist, nicht Rabat oder Marrakesch oder der Zauber untergegangener Königreiche. Nur sie allein – und ein Leben fernab aller Zwänge und Konventionen, das dort, in Marokko, seinen Anfang nehmen könnte. Immer tiefer taucht sie ein in das nordafrikanische Land und wird von der Zuschauerin selbst zur Mitspielerin in einem grandiosen Spektakel, während ihre gesammelten Vorurteile verdunsten wie tanzende Wassertropfen auf einer glühenden Herdplatte. Ganz nebenbei lernt sie großartige Städte kennen, atemberaubende Landschaften und Menschen, die sie in ihrem ganzen Leben nie wieder vergessen wird.
Die beiden anderen Protagonisten heißen Tim und Pablo. Tim hat Architektur studiert und danach in verschiedenen Bereichen gearbeitet. Nun finanziert er seinen Lebensunterhalt mit Sachbüchern und Reportagen, weshalb er sich gerade auf dem Weg in die Sahara befindet. Pablo ist gebürtiger Bullterrier, Maskottchen, Wachhund – und schon bald Valeries bester Freund. Gemeinsam mit den Beiden legt sie eine beträchtliche Strecke zurück, und zwar in einem ausgedienten Krankenwagen. Eigentlich, so war der Plan, wollten sie auch die Eroberung Nordafrikas zu dritt in Angriff nehmen. Eigentlich – aber wie schrieb schon Berthold Brecht in der Ballade von der Unzulänglichkeit menschlichen Planens:
Ja, mach nur einen Plan!
Sei nur ein großes Licht!
Und mach dann noch’nen zweiten Plan
Gehn tun sie beide nicht.