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    Beigetreten: 18.07.2017
    Perspektivwechsel innerhalb eines Kapitels

    Hallo zusammen,

    in meinem aktuellen Romanprojekt habe ich zwei Protagonisten - eine Frau, ein Mann (- folgend IHR/SIE bzw. ER/IHN genannt ;) )

    Bisher sind die Kapitel chronologisch angeordnet. Für jedes Kapitel wähle ich jeweils einen Protagonisten. Wenn beide miteinander interagieren, ist es immer aus seiner Sicht. Meistens klappt das auch wunderbar. Nun habe ich mind. zwei Ereignisse, in denen die Protagonisten nicht miteinander agieren, aber jeder ein Teil der selben Geschehnisse mitbekommt. So taucht z.B. der Antagonist auf. Beide Protagonisten erleben unterschiedliche "Teilgeschehnisse" dieses Auftauchens. Für beide hat das Auftauchen des Antagonisten schwerwiegende Folgen. Nun bin ich unsicher, wie ich die Geschehnisse am besten aufteile.

    Variante 1:

    Ich wechsel zwischen den Protagonisten innerhalb eines Kapitels entsprechend des chronologischen Ablaufs.

    Vorteil: Der Leser erfährt die Entwicklung chronologisch und es besteht keine bzw. geringere "Spoilergefahr"

    Nachteil: Ich würde in einem Kapitel ca. drei Mal zwischen den Protagonisten wechseln. Was vielleicht verwirrend ist?

     

    Variante 2:

    Ich schreibe ein Kapitel für IHN mit dem was ER erlebt und ein Kapitel für SIE mit dem was SIE erlebt.

    Vorteil: Es gibt keine Sprünge zwischen den Protagonisten.

    Nachteil: Jedes Kapitel für sich würde extrem kurz oder "aufgefüllt". Die Geschehnisse im ersten Kapitel würden den Geschehnissen im zweiten vorgreifen.

    Aktuell fände ich Variante 1 charmanter, allerdings befürchte ich, dass drei Protagonistenwechsel zu viel sind.

     

    Hat jemand Erfahrung damit, wie man so etwas am geschicktesten löst?

    Gibt es evtl. eine Daumenregel die besagt, wie viele Protagonistenwechsel maximal in einem Kapitel vorkommen sollten?

    Über eure Meinung würde ich mich freuen.

    Vielen Dank schon mal.

     

     

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      Beigetreten: 14.03.2014
      RE: Perspektivwechsel innerhalb eines Kapitels
      So, 28.06.2020 14:18

      Hallo Juliane, es kommt natürlich sehr auf die konkrete Ausführung an, aber ich würde es mit Variante 1 versuchen.

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        Beigetreten: 20.01.2016
        RE: Perspektivwechsel innerhalb eines Kapitels
        So, 28.06.2020 15:13

        Hallo Juliane,

        Strukturiere deinen Roman nicht nur in Kapiteln, sondern diese auch in Szenen.

        Das ergibt dir die problemlose Nutzung der Erzählperspektiven auf die Szenen verteilt.

        Was du aber sehr beachten musst, ist, dass der Leser sehr schnell erkennt, aus welcher Sicht du erzählst. Dann ist ein nicht allzu häufiger Wechsel gar kein Problem.

        Also klar Variante 1

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          Beigetreten: 18.07.2017
          RE: Perspektivwechsel innerhalb eines Kapitels
          So, 28.06.2020 22:39

          Hallo Ulrike, Hallo Walter,

          vielen Dank für euer Feedback.

          Meine Kapitel sind eher kurz (längstes bisher 15Normseiten), zumindest wenn ich es mit den Büchern vergleiche, die ich aktuell lese. Die Wechsel werden daher mit unter relativ kurz aufeinander folgen. Allerdings sind die Protagonisten durch Name, Herkunft, Geschlecht und Art des Auftretens ja sehr unterschiedlich. So sollte es schnell erkennbar werden, dass der Protagonist gewechselt hat.

          Ich versuch es einfach mal mit Variante 1. Wie gut mir die Ausführung gelinkt, kann mir dann hoffentlich mal ein Testleser sagen.

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            Beigetreten: 11.04.2020
            RE: Perspektivwechsel innerhalb eines Kapitels
            Mo, 29.06.2020 16:06

            Hallo Juliane, 

            ich habe zwar noch keinen Roman veröffentlicht, bin aber Vielleserin und stelle bei Romanen immer wieder fest, dass ein Kapitel aus verschiedenen Perspektiven erzählt werden kann. Allerdings - zumindest nehme ich es so wahr - gibt es keinen Perspektivwechsel innerhalb einer Szene, weil das meistens verwirrend für den Leser ist. Ich denke mir mal ein Beispiel aus, weil dann vermutlich deutlicher wird, was ich meine :-) 

            Ein Überfall findet statt: Sie wird überfallen und er beobachtet es aus der Ferne (oder rettet sie ggf.). 

            Kapitel aus ihrer Sicht: Sie erlebt den Überfall. 

            Kapitel aus seiner Sicht: Das Kapitel setzt an der Stelle ein, als er ihr zur Hilfe kommt, ohne aber die vorherige Szene noch einmal zu wiederholen. 

            Das was Du beschreibst habe ich bisher in "Und wenn die Welt verbrennt" von Ulla Scheler gelesen. Da fand ich das Problem ziemlich gut gelöst, eine Szene zu beschreiben, die aber mehrere Personen erlebt haben, ohne aber die Szene jeweils wiederholen zu müssen. 

            Ich wünsche Dir viel Erfolg beim schreiben. 

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              Beigetreten: 18.07.2017
              RE: Perspektivwechsel innerhalb eines Kapitels
              Di, 30.06.2020 00:39

              Hallo Emma, 

              Was du schreibst, ist quasi mein Ziel. Also Überschneidungen wird es nicht geben. Bzw. nur minimal, damit der Leser weiß wann zeitlich Protagonist B einzuordnen ist. ZB dreht ER sich um und geht. Dann kommt der Wechsel und IHR Part fängt an, wo sie die Tür hinter ihm schließen will und ihr Leute auffallen, die hinter ihm hiergegen. Denke, die 1/2 Sätze Überschneidung sind nötig. 

               

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                Beigetreten: 04.07.2020
                RE: Perspektivwechsel innerhalb eines Kapitels
                Mo, 27.07.2020 15:46

                Ich wäre auch für Variante 1. Es sollten nur nicht zu viele Wechsel sein. Also das heißt, wenn jetzt eine Perspektive nur zehn Sätze hat, wäre das zu wenig. Aber wenn du jeweils so eine Seite oder mehr pro Perspektive hast, finde ich das vollkommen in Ordnung, Generell ist es auch immer sehr spannend eine Story aus mehreren Perspektiven zu lesen. Es kommt eben nur auf die Umsetzung an

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                  Beigetreten: 18.07.2017
                  RE: Perspektivwechsel innerhalb eines Kapitels
                  Do, 30.07.2020 21:38

                  Danke euch allen. Ich hab mich jetzt tatsächlich für Variante 1 entschieden und denke, dass die Wechsel ganz gut lesbar sind.

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                    Beigetreten: 22.10.2017
                    RE: Perspektivwechsel innerhalb eines Kapitels
                    Di, 06.10.2020 00:14

                    Hallo Juliane,

                    grundsätzlich haben die beiden Varianten (schneller Wechsel der Erzählperspektive oder ein Durchziehen eines Blickwinkels und dann den anderen bieten) ihre besonderen Eigenschaften.  Es geht nicht nur darum, was »besser funktioniert«, denn so kann man das nicht beantworten.  Es ist wie die Frage, ob Fahrrad oder Auto besser ist.

                    Beim »Head-Hopping« (schneller Wechsel) hat man als Leser einen eher bildlichen Eindruck, es entspricht mehr dem, was bei Filmen üblich ist.  Dafür entfallen subjektive Details.  Die Handlung wird als »eins« wahrgenommen, man nimmt keine (oder weniger) Vielschichtigkeit wahr.

                    Bei einer konsequenten Perspektive nimmt der Leser viel deutlicher die subjektiven Erfahrungen der einzelnen Protagonisten wahr.  Und da diese sich auch drastisch unterscheiden können (eine Bedrohungslage kann dem einen z. B. lange unerkannt bleiben, während der andere schon Blut und Wasser schwitzt) sollte man nicht nur in Begriffen wie »Spoiler« denken.  Klar, wenn man keinerlei Unterscheidung in der Wahrnehmung der Situation aus zwei Blickwinkeln macht, dann ist der zweite Blickwinkel nur eine Wiederholung.  Aber man kann ja auch erst einmal aus der einen Sicht schildern, dabei vieles weglassen, was nur der andere Protagonist bemerkt, und dann im zweiten Durchgang sich auf eben diese (hoffentlich extrem bedeutsamen) Zusatzwahrnehmungen konzentrieren.  Auch dies tun einige Filme, besonders im Krimi-Bereich.

                    Ich persönlich (hört man vielleicht durch) bevorzuge als Leser und als Schreiber eher die zweite Variante.  Sie ist mehr zum Nachdenken und zum Revidieren schon gefasster Meinungen (»ach, der ist ja gar kein Böser!«) geeignet, wohingegen das Head-Hopping mehr für dynamisches Vorankommen in der Story geeignet ist.

                    Herzliche Grüße

                    Alfe

                    Gelöschter Nutzer
                    RE: Perspektivwechsel innerhalb eines Kapitels
                    Di, 06.10.2020 07:35

                    Ich würde innerhalb des Kapitels auf gar keinen Fall wechseln. Das stiftet nur Verwirrung, wenn du bis dato das nicht öfter im selben Roman gemacht hast. Also auf keinen Fall. Die Kunst besteht darin, das in zwei Kapiteln nacheinander zu schildern und zwar so verschieden, dass der Leser überrascht wird, weil die andere Person dasselbe Geschehen ganz anders mitkriegt, ganz anders sieht und erlebt. Gerade darin liegt ja der Reiz, wenn man auf diese Art schreibt! Wenn du das nicht hinbekommst, tja dann … dann weiß ich gar nicht, warum du diese Art der Innenperspetive überhaupt einnimmst.