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    Beigetreten: 17.06.2016
    Genreerwartungen

    Hallo Autorenwelt,

     

    ich möchte gerne ein Thema mit Euch diskutieren, über das ich in letzter Zeit viel nachgedacht habe. Wie geht ihr mit Genreerwartungen um?

    Ich meine, wenn ein Leser total auf Thriller steht, und dann ist das Buch nicht spannend genug, ists natürlich schlecht :-) Aber es gibt doch immer wieder Bücher, die schwer in eine Schublade zu stecken sind. Und gerade als Autor, hat man die verschiedenen Facetten seines Werkes ja recht präsent und tut sich evtl schwer mit einer eindeutigen Einordnung.

    Um so spannender fand ich einen Artikel, den ich vor kurzem gelesen habe, dass es sehr wichtig sei, sich früh im Schreibprozess klar zu werden, welches Genre man bedienen will, damit man beim Schreiben darauf achtet, die Erwartungen, die der Leser an das jeweilige Genre hat, zu bedienen. Grundsätzlich kann ich das gut nachvollziehen und finde es schlüssig.

    Andererseits bin ich gerade erst auf ein Gegenbeispiel gestoßen - nämlich "Glaube nicht, ich hätte dich vergessen" von Emilia Licht. Das ist kein typischer Krimi mit Schwerpunkt auf den Ermittlungen mit ihren Irrungen und Wirrungen. Und trotzdem oder gerade deshalb liest es sich sehr angenehm.

    Am Ende ist es natürich alles unberechenbar und Geschmacksache des Einzelnen. Trotzdem würde mich eure Meinung dazu interessieren.

     

    Schöne Grüße

    Christina

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      Beigetreten: 14.03.2014
      RE: Genreerwartungen
      Do, 30.06.2016 10:35

      Fakt eins: Fürs Verkaufen ist es wichtig, eine Schublade zu finden. Bei bekannten Autoren kann das schon ihr Name sein.

      Fakt zwei: Es gibt nicht für alles Genres (wie SF oder Thriller oder Liebesroman). Sowas heißt dann in der Regel einfach "Roman".

      Fakt drei: Wer explizit fürs Verkaufen schreibt (z. B. weil er davon leben muss), kommt am besten, sehr eng an den Erwartungen zu bleiben. Wenn Steam-Punk draufsteht, sollte nicht Space-Saga drin sein. Man darf variieren, wobei der Spielraum je nach Genre/"Genre" unterschiedlich groß ist – Groschenromane (jetzt wirklich die Hefte) z. B. oder Welten-Serien haben einen kleinen Spielraum.

      „Fakt“ vier: Wer "einfach nur" schreibt und sich freuen würde, wenn er das dann auch verkaufen kann, sollte "einfach nur schreiben" und dabei seinen Ton finden. Um es zu verkaufen, muss er dann aber einen Stempel finden, der der Sache am nächsten kommt. Unter Umständen eben einfach "Roman".

       

      ("Genre" weil manchmal Zielgruppen, Subgenres oder sogar Textformen als Stempel verwendet werden.)

      Gelöschter Nutzer
      RE: Genreerwartungen
      Do, 30.06.2016 16:33

      Hallo Christina, 

      Ulrike hat schon viele Punkte aufgezählt, die ich ähnlich sehe. Die Schublade ist wichtig. Früher dachte ich, dass sie nur für Verlage und Agenturen wichtig sei, aber Leser schauen da auch ganz gern hin, wenn auch etwas weniger streng. Beim aktuellen Buch, dass dich vermutlich darauf gebracht hat, ist es so, dass ich über den Klappentext versucht habe zu transportieren, dass es kein reinrassiger Krimi ist. Ist mir nicht ganz gelungen, aber egal, welches Element, welchen Satz ich aus dem Klappentext herausnehme, dann geht es noch mehr in die eine oder andere Richtung, und beide, Liebesroman und Krimi, stimmen eben nicht zu 100%. Die Mehrheit der Leser hat es toleriert, einige haben es kritisiert. Damit kann ich aber leben, weil es mir von Anfang an bewusst war.

      Vielleicht fragst du dich auch, warum ich so etwas geschrieben habe. Nun ja, ich stehe ja noch ziemlich am Anfang, das war gerade erst mein vierter Roman. aber trotzdem hatte ich schon das ganz starke Gefühl, dass ich nicht anders schreiben kann. Es ging nur so, oder das Ding wäre in der Schublade gelandet. Ganz am Beginn der Planungen war es ein reiner Liebesroman, der mir aber bald zu langweilig wurde. Dann habe ich versucht, einen Ermittler-Krimi draus zu machen, was mir auch nicht gelang, denn irgendwie weigerte sich meine Psyche strikt, mich in meiner Freizeit mit Mord und Totschlag zu befassen. Ich lese so gut wie nie Krimis, weil mir im Alltag schon genug Grausames begegnet. Und meinen Figuren tue ich immer so ungern weh. :-)

      Kurz gesagt, du kannst versuchen, streng für ein Genre zu schreiben und wenn es dir gelingt, Glückwunsch. Ich weiß nur, dass das sehr viel anstrengender und zumindest für mich, sehr unbefriedigend ist, als wenn ich die Story so schreibe, dass ich sie auch in zehn Jahren noch mag. Ich habs ja sowieso nicht ganz so eng mit Verlagen, insofern nehme ich mir die Freiheit. :-)

      VG, Dorit 

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        Beigetreten: 17.06.2016
        RE: Genreerwartungen
        Do, 30.06.2016 18:44

        Das Thema ist nicht ganz einfach. Ich bin darauf gestoßen, als ich mich über Exposés informiert habe. Spätestens da muss man das Kind ja beim Namen nennen :-)
        Also hab ich mir die Kriterien angeschaut für das Genre Krimi und seine Unterarten. Aber mein Buch will irgendwie nirgends so richtig rein passen :-(

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          Beigetreten: 17.06.2016
          RE: Genreerwartungen
          Do, 30.06.2016 18:46

          Dorit, ich finde, dass du durchaus gut über Mord und Totschlag schreiben kannst! Ich hab bei deinem Krimi sogar geheult!

          Gelöschter Nutzer
          RE: Genreerwartungen
          Do, 30.06.2016 19:05 / Bearbeitet am: Do, 30.06.2016 19:07

          Geheult? Oh weh, he, he, he. :-) 

           

          Für ein Exposè kann man sich dann gut positionieren, wenn man den Schwerpunkt benennen kann. Ein Element überwiegt ja meistens. 

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            Beigetreten: 17.06.2016
            RE: Genreerwartungen
            Do, 30.06.2016 20:51

            Mein Problem ist, dass mir überhaupt nicht klar war, dass ein Krimi (laut verschiedenen Definitionen im Netz) unbedingt einen Ermittler braucht 1f 633

            Ich dachte, es geht um ein Verbrechen, also ist es ein Krimi. 1f 604

            Würdet ihr außerdem sagen, dass bestimmte Genres auch bestimmte Perspektiven erfordern? Ich schreibe meinen Krimi zum Beispiel aus der Sicht des Täters. Ist das ein Problem??

             

            Oh je, je mehr ich mir diese Genredefinitionen anschaue, desto mehr bin ich verunsichert
             

            Gelöschter Nutzer
            RE: Genreerwartungen
            Do, 30.06.2016 20:57

            Wenn es keinen Ermittler gibt, ist es ein Thriller. 

            Ob die Täterperspektive durchgehend für den Leser (!) spannend und attraktiv genug ist, hängt vor allem davon ab, ob du es schaffst, für diesen Protagonisten ausreichend Empathie zu wecken. Denn das ist eine der Grundsubstanzen für jeden Plot. Der Leser muss nicht alles toll finden, was die Hauptfigur tut. Aber er muss es emotional nachvollziehen können. Und er muss Hoffnung haben, dass der Protagonist am Ende sein Ziel erreicht. Der Leser will mitfiebern, also muss ihm das Ziel dieser Figur genauso wichtig sein.

            Thats all. :-) Einfach, oder? :-)

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              Beigetreten: 17.06.2016
              RE: Genreerwartungen
              Do, 30.06.2016 21:09

              Ja, das klingt einfach 1f 604

              Ich glaube, Empathie und Nachvollziehbareit müsste klappen.

              Eventuell bekommt das Opfer ab so ca. der Hälfte seine eigene Stimme, mal sehen... würde die ganze Sache vermutlich schon aufwerten und abwechslungsreicher machen

               

              Ein Thriller? Hmmm... den Gedanken hatte ich auch schon mal, aber da bin ich mir mit der Erzählperspektive nicht so sicher...

              Wobei wenn ich dem Opfer eine Stimme gebe, dann wäre ich diesbezüglich auch auf der sicheren Seite.

               

              ... das wären ja zwei Fliegen mit einer Klappe. Die Idee gefällt mir immer besser 1f60a

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                Beigetreten: 25.03.2014
                RE: Genreerwartungen
                Sa, 02.07.2016 20:53

                Hallo ihr Lieben!

                 

                Dieses Thema zu lesen, war für mich interessant, weil ... herzlchen Dank für eure Beiträge!

                - ich ebenso ein Problem damit habe, meine Geschichten oder Romanteil einzuordnen ...

                - ich beim verfassen eines Exposés Schwierigkeiten habe, einen bzw. DEN Schwerpunkt zu setzen ...

                 

                Na ja, was nicht ist, kann noch werden ;-)

                 

                Liebe Federgrüße

                Jutta