Goethe-Institut Tschechien

Das Goethe-Institut Tschechien schreibt in Zusammenarbeit mit der Sektion Tschechisches Literaturzentrum der Mährischen Landesbibliothek und dem Bildungs- und Kulturzentrum des Klosters Broumov deutsch-tschechische Residenzaufenthalte im Literaturhaus des Klosters Broumov aus. Gegenstand der Ausschreibung ist ein einmonatiger Residenzaufenthalt im April und Mai 2026 für:

Roma und Sinti Schriftsteller*innen aller literarischen Genres mit Lebensmittelpunkt in Deutschland

Ziel dieses schöpferischen Aufenthaltes ist es, in der inspirierenden Umgebung von Broumov Gelegenheit zur konzentrierten kreativen Arbeit zu finden und das kulturelle Leben in dieser Region sowohl kennenzulernen als auch zu bereichern. Die Residenz ist dieses Jahr der zeitgenössischen Roma und Sinti Literatur gewidmet.

Die Kulturregion Broumov im Nordosten Böhmens ist ein historisch dicht gewobener Raum, geprägt vom Wirken des Benediktinerklosters Broumov, das seit dem Mittelalter religiöses, wirtschaftliches und kulturelles Zentrum der Gegend war. Zugleich spiegelt die Region die wechselvolle Geschichte des böhmisch-schlesischen Grenzgebietes wider: ein Ort, an dem tschechische und deutsche Traditionen, klösterliche Gelehrsamkeit und bäuerliches Alltagsleben

ein vielschichtiges kulturelles Erbe hervorgebracht haben. Zur vielschichtigen Kulturregion Broumov gehört auch eine belastete und komplexe Geschichte: Im 20. Jahrhundert war das Grenzland stark von nationalen Spannungen geprägt, die im Zweiten Weltkrieg ihren Höhepunkt fanden. Nach 1945 kam es zur Vertreibung der deutschsprachigen Bevölkerung, die über Jahrhunderte an der Kultur der Region mitgewirkt hatte; ganze Dörfer veränderten dadurch ihre soziale Struktur. Zugleich wurden nach dem Krieg neue Bevölkerungsgruppen angesiedelt, darunter auch Roma-Familien, die häufig unter prekären Wohn- und Arbeitsbedingungen lebten und gesellschaftlichen Ausschlüssen ausgesetzt waren. Diese Überlagerung von Brüchen und Neubeginn hat die kulturelle Identität des Broumover Landes stark geprägt – und macht den heutigen Dialog über Erinnerung und Zusammenleben zu einem zentralen Thema der Region.