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Karussell

Untertitel

Bergische Zeitschrift für Literatur

Beschreibung

Im Herbst 2016 widmete sich KARUSSELL schon einmal der Lüge. Seither hat sich die Brisanz des Themas in einem unvorstellbaren Maße verschärft. Die vierte Wuppertaler Literatur Biennale, welche vom 08. bis 19. Mai 2018 stattfinden wird, hat sich nun das Thema »schön lügen« auf die Fahnen geschrieben. KARUSSELL ist Teil dieses Literaturfestivals, und so widmen wir unser Heft im Mai 2018 ebendiesem unerschöpflichen Thema und akzentuieren es neu: Schon der Held der Odyssee ist ein brillanter Lügner, der seine Gegner täuscht und überlistet. Die Lüge ist schlau und kreativ, sie schafft eine »Gegen-Wahrheit«. Wir zeigen Sympathie für die Pinocchios, Münchhausens, Eulenspiegels und Felix Krulls dieser Welt. Lügen kann ein rebellischer Akt sein. In der Psychologie heißt es, Selbstbetrug führe zu Phobien
oder Depressionen. In Ibsens Wildente allerdings hält eine Figur dagegen: »Wenn Sie
einem Durchschnittsmenschen seine Lebenslüge nehmen, so bringen sie ihn gleichzeitig um sein Glück«. Für Friedrich Nietzsche war die Welt »falsch, grausam, widersprüchlich, verführerisch, ohne Sinn«, er leitete daraus ab, dass wir die Lüge brauchen, um in einer derart abstoßenden Welt zurechtzukommen.
Der aktuelle Gebrauch des Adjektivs »postfaktisch« signalisiert, dass die Möglichkeiten der Unterscheidung von Fakten und Fiktion zur Disposition stehen, wenn nicht gar ad absurdum geführt zu werden drohen. Die Digitalisierung unserer Kommunikationswege bringt eine Beschleunigung der Informationsvermittlung mit sich. Dies verlangt ein hohes Maß an Aufmerksamkeit, an Befähigung zur Differenzierung und Bewertung von Quellen. Was sind Fake-News? Wer erzählt welche Geschichte und wer welche Fakten? Verschwörungstheorien torpedieren die Glaubwürdigkeit vermeintlich verlässlicher Quellen.
Der Literatur kommt bei der Verarbeitung von Wirklichkeit eine hervorstehende Rolle zu. Ihr Kern ist die Fiktion – die Lüge, die es wiederum ermöglicht, sich die Wirklichkeit in ihrer Komplexität anzuverwandeln. »schoen#luegen« verweist ex negativo auf das Verborgene, Verdrängte.
Die Qualität von Literatur ist es, eben dieses Verdrängte und Verborgene,
das Ausgegrenzte in der Fiktion sichtbar zu machen. Die Kunst – wie die Lüge – erfindet, träumt, phantasiert, kann in dieser Funktion überlebenswichtig sein, und entblößt nicht selten dabei eine tiefere Wahrheit.

• Erwünscht sind bisher unveröffentlichte Texte. Bei veröffentlichten Texten liegt es in der Verantwortung des Autors, etwaige rechtliche Einschränkungen im Vorfeld auszuräumen und uns dies schriftlich mitzuteilen. Die Manuskripte müssen frei von Rechten Dritter sein.
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jedoch nicht überschreiten. Die Redaktion behält sich Kürzungen in Absprache mit den AutorInnen vor.
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• Einsendungen erbitten wir bis zum 28. Februar 2018 an die Mailadresse:
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Die Redaktion freut sich auf Ihre Beiträge.
Dieter Jandt, Torsten Krug & Andreas Steffens

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