Der Autor ist tot, es lebe der Künstler
Beschreibung
Intro
»Der Autor ist tot!« ist ein bekanntes Postulat in der Literaturtheorie. Der Poststrukturalist Roland Barthes wandte sich damit in einem Essay, der 1962 im ›Aspen Magazine‹ als englische Übersetzung vom französischen Original erstmalig publiziert wurde, gegen die Vorstellung, dass Texte in direkte Resonanz mit der jeweiligen Biographie des Autors gehen müssen. Mit anderen Worten: Der Leser generiert die Bedeutung des Textes während des Lesens, im Rezeptionsvorgang selbst. Der Autor spielt für diesen keine Rolle, wird als ›tot‹ betrachtet, da er für sein Werk nicht mehr wichtig ist und hinter diesem zurücktritt. Demnach würde man hinter die Texte Franz Kafkas in der Interpretation dieser nicht mehr seinen omnipräsenten Vater stellen, sondern die Texte vordergründig bspw. in ihrer Architektur lesen und betrachten. Dabei geht es darum, sich von der eigenen Biographie durch den kreativen Prozess selbst zu befreien.
Das hier ausgeschriebene Projekt strebt eine Symbiose aus Literatur und bildender Kunst an, bei dem der Autor (auch die Frage nach der Autorschaft per se muss in Zeiten von KI natürlich ›neu‹ gestellt werden) ebenfalls hinter seinem Text zurücktritt oder das Postulat durch diesen provokativ kommentiert und bearbeitet. Die finalen Texte werden in einer dafür angefertigten Blackbox renommierten Künstlern zugelost, die ein Kunstwerk in direktem Dialog mit dem jeweiligen Text erstellen.
Die Ausschreibung richtet sich an Autorinnen und Autoren weltweit. Die Texte sind in deutscher oder englischer Sprache zu verfassen und werden ggf. von einer professionellen Übersetzerin ins Englische übertragen.
An das Projekt schließt eine Publikation der Gewinnertexte im Verlag kul-ja! publishing an. Des Weiteren sind Lesungen und eine Ausstellung vorgesehen, die die entstandenen literarischen Texte und Kunstwerke zusammenführt. Die Autoren und Künstler erhalten zudem ein Belegexemplar und können weitere Bücher mit Autorenrabatt erwerben.
Für das provokative Thema »Der Autor ist tot, es lebe der Künstler« suchen wir bis zum 31. Dez. 2025 (per E-Mail bis Mitternacht, 23:59 Uhr, MEZ) unveröffentlichte literarische Texte (in deutscher oder englischer Sprache), die sich auf individuelle Art und Weise mit diesem auseinandersetzen. Dabei ist das Genre offen. Die entstandenen Texte sind zusammen mit einer kurzen Autoren-Vita an folgende E-Mail-Adresse zu senden: [email protected].
Format/Vorgaben/Outline
- max. 8 Normseiten, wobei eine Normseite 1500 Zeichen inklusive Leerzeichen umfasst
- Font: Times New Roman, Schriftgröße 12, Durchschuss 1,5 pt.
- die Texte sind in 2 Formaten einzureichen: als PDF und Word
- der Autorenname muss auf jeder einzelnen Textseite stehen
- zusätzlich ein kurzes About-me von drei Sätzen zur künstlerischen Motivation
Hinweis: Der Rechtsweg ist ausgeschlossen, mit der Einreichung entsteht kein Anspruch auf Veröffentlichung.