Auf der Suche nach fortwährender Wonne mit Bea
Von meinen Eltern war ich nur anerkannt, wenn ich gute Noten hatte. Diese fielen aber mittelmäßig aus, obgleich ich mich anstrengte und unentwegt lernte. So musste ich unter Minderwertigkeitsgefühlen leiden, zumal mir von meinen Eltern eingepflanzt wurde, aus mir müsse etwas Großartiges werden. Die Folge war ein übergroßer Geltungsdrang. Ich glaubte, nur wer die Führung hat, ist anerkannt und damit geliebt. Weil aber die Geltung mit guten Noten, die ausblieben, nicht zu machen war, nahm ich mir vor, einmal unermesslich reich zu werden. Wie einer das anstellt, lehrte mich niemand. Darum machte ich mir darüber meine eigenen Gedanken. Ich geriet in Größenfantasien und betätigte mich in der Schülerzeitung und einer Partei politisch, aber nicht, um in irgendeiner Weise zur Verbesserung der menschlichen Verhältnisse beizutragen, sondern nur um zu erkunden, wie ich reich werden könnte. Ich wusste eigentlich gar nicht, was ich wollen sollte, außer reich zu werden.
Weil mich die pseudokatholische Moral meiner Eltern beengte, leugnete ich anlässlich der Lektüre von Sigmund Freud das Dasein Gottes mit fünfzehn Jahren. Jetzt war ich frei und konnte denken und machen, was ich wollte. Ich legte mir einen moralischen Nihilismus zu, bei dem ich keinen Wert anerkannte, außer der Liebe, und zwar der Liebe zu Bea, die mich zeitlebens nicht mehr loslassen sollte. Weil ich wünschte, dass die Lust zu Bea unaufhörlich währte, hatte ich vor dem „Danach“ Angst, da ein Koitus mit einer Ejakulation enden würde. Was wäre dann? Die Lust wäre vorbei. Auch wollte ich keine Kinder zeugen, weil dann etwas zwischen uns beiden wäre und wir die Verdrießlichkeit von Pflichten gehabt hätten.
Weil ich den Himmel auf Erden mit Bea erleben wollte, überlegte ich jedes Wort genau, das ich zu ihr sagte, um nichts falsch zu machen. Ich erklärte damals nie die Liebe und machte auch keine Treueerklärung, weil ich der Meinung war, dass Liebe gelebt werden musste und nicht erklärt zu werden brauchte. Aus Erklärungen würden nur Forderungen gemacht wie zum Beispiel: „Weil ich dich liebe, musst du mir treu sein“, oder „muss ich dir treu sein.“
Bea und ich hielten beide nichts vom Heiraten, sondern wollten unverheiratet einfach so zusammenleben, ohne dass wir uns das füreinander ausdrücklich erklärten. Obgleich ich für Bea die schönsten und intensivsten Gefühle hatte, nahm ich mir vor, auch mit anderen Mädchen sexuelle Erlebnisse haben zu wollen, um zu erfahren, wie sich das mit anderen anfühlt. Auch meinte ich, für Bea mehr Wert zu haben, wenn ich bei anderen Mädchen Erfolg hätte. Auch sie bezog ihren Selbstwert daraus, von möglichst vielen begehrt zu sein. Sie war nämlich sehr schön. Auch sie wollte mit anderen ihre Erfahrungen machen, ohne dass wir ausdrücklich darüber sprachen.
Weil ich Angst hatte, in einer Fremdsprache ein Wort nicht zu wissen, lernte ich die gesamte lateinische Wortkunde, den englischen Grundwortsatz mit Zusatzwortschatz, sowie die gesamte altgriechische Wortkunde. Weil der Englischlehrer sagte, er könne nicht sagen, welche Wörter man nicht wissen müsse, lernte ich darüber hinaus die ausgefallensten Englischwörter.
Um das Unangenehme dieser Anstrengung mit dem Angenehmen zu verbinden, baute ich mir eine Bewusstseinswelt aus Wörtern auf, mit denen ich die Erlebniswelt mit Bea, meiner Liebe, ausgestaltete. Bei jedem Wort suchte ich, wo dieses mit all seinen Bedeutungen in meinem Erleben mit Bea zu finden sei. So vergeistigte ich mich immer mehr und geriet in eine Traumwelt. Obgleich ich die Liebe zu Bea als beglückend empfand, erschien mir das Geld als etwas Beständigeres als diese Liebe. So gab ich selbst meinen letzten Wert, nämlich die Liebe, auf.
Nach einer Klassenfahrt nach London geriet ich mit siebzehn Jahren im Jahr 1974 in eine Psychose. Ich hörte Stimmen und wusste schier nicht mehr, wer unter den vielen Bewusstseinssplittern ich sei. Darum begab ich mich freiwillig in die stationäre Behandlung der Psychiatrischen Klinik in der Nußbaumstraße 7 in München. Ich konnte mir nicht erklären, was mit mir los sei. Das wurde mir auch von keinem Arzt in dieser Klinik gesagt. Sie gaben mir zwei verschiedene Neuroleptika und schickten mich in die Beschäftigungstherapie, wo ich Tongefäße formte.
Nach drei Monaten wurde ich aus der Klinik entlassen. Ich hörte zwar keine Stimmen mehr, war aber dumpf und äußerst schläfrig. Ich schlief zu Hause achtzehn Stunden am Tag. Mir kam alles öde und sinnlos vor. Aus der sinnentleerten Langeweile heraus begann ich mit dem Zigarettenrauchen und war nach vier Wochen süchtig.
Die Schule konnte ich vorerst nicht mehr machen. Ich setzte ein Jahr aus, hatte aber den festen Willen, damit fortzufahren und das Abitur zu schaffen. Weil mich nichts aus meiner Sinnkrise herausbrachte, versuchte ich es mit Cannabis. Vielleicht würde das meinen öden Geist beleben. So schluckte ich, wie ich es in Tausendundeiner Nacht gelesen hatte, ein Stück von diesem Rauschmittel. Und tatsächlich. Ich hatte das innere Offenbarungserlebnis, das mir zeitlebens zu denken gab. Ganz allein mit mir schaute und fühlte ich die ewige Liebe zu Bea in einer unbeschreiblich beglückenden selbstgenugsamen Lust. Mir war klar, dass ich ein solches Erlebnis unter Cannabis nie wieder haben würde, sondern höchstens einen Abglanz davon. Trotzdem neigte ich dazu, immer mal wieder, aber äußerst maßvoll, Cannabis zu mir zu nehmen. Ich wollte mir wenigstens eine kurze Zeit der Freude gönnen, wohl wissend, dass dies nicht der Weg zu bleibender anhaltender Wonne sei, sondern dazu vielmehr eine völlige Nüchternheit von Nöten sei. Auch wusste ich, dass das Rauschmittel meine intellektuellen Fähigkeiten einschränken würde. Ein Grund mehr, dass ich damit sehr vorsichtig war.
Dem Alkohol hingegen konnte ich nichts abgewinnen. Er schnitt mich eher von meinen Gefühlswurzeln zu Bea ab. Darum trank ich nur äußerst selten Alkohol. Ein oder zwei Mal im Jahr. Wenn ich Bea hätte vergessen oder verdrängen wollen, dann wäre Alkohol das richtige Mittel gewesen. Das wollte ich aber nie.
Weil ich solch Himmel mit Bea unter Cannabis erlebt hatte, schien dahinter die Wirklichkeit mit Bea zurückzubleiben. Ich wusste nicht mehr weiter. Weil mir im nüchternen Bewusstsein öde war, und ich sah, wie Bea es auch mal mit einem anderen versuchte, entschloss ich mich, zu einer anderen abzuirren. Das brächte Inhalt in mein sinnentleertes Dasein, das auch ein Dasein ohne Gott war.
Die Abirrung gelang mir. Ich hatte jetzt bei dieser abgeirrten Sympathieliebe viel zu denken, zumal ich nicht Vater werden wollte. Bea trieb ich so vollends in die Arme des anderen. Sie meinte wohl, ich liebte sie nicht mehr. In Wahrheit liebte ich Bea nach wie vor, die andere mochte ich nur sehr gerne, weil sie sich mit mir abgab. Ich litt unter dieser falschen Liebe zu Susy. Darum war ich erleichtert, als sie sich von mir lossagte und sich einem anderen zuwandte.
Mit Bea war nun kein Kontakt mehr. Ich begegnete ihr kaum. So irrte ich zu wieder einer anderen ab, zu Myriam. Auch sie konnte ich nicht lieben, weil ich in Wahrheit Bea liebte. Auch diese Beziehung währte nur ein knappes Jahr. Wir trennten uns in gegenseitigem Einverständnis.
Mit Monika F. hatte ich in meinem Don-Juanismus eine einwöchige Beziehung. Ich musste ihr erklären, dass ich auch sie nicht lieben konnte. Sie nahm es gefasst und vergoss keine Träne bei unserer Trennung.
Bei all diesen Liebeleien erlebte ich mein Gefühl stets gespalten. Ich litt, obgleich ich meine Wollust hatte. Zweimal folgte während dieser Zeit eine psychotische Episode, wobei einmal ein stationärer Aufenthalt notwendig war.
Das Abitur machte ich mit drei Jahren Verspätung im Alter von zweiundzwanzig Jahren. Obgleich ich seit meiner ersten Psychose zunächst nicht besonders viel lernte, bekam ich den Abschluss recht gut hin.
Was nun folgte, war eine Abirrung zu einer Französin, die ich zu Schulzeiten in London kennengelernt hatte. Dieses Mal war es eine Leidenschaft. Ich setzte Evelyne an Stelle von Bea. Meine wahre Liebe war völlig von Evelyne überdeckt.
Als die Leidenschaft zu Evelyne abgebrannt war, wie ein Strohfeuer, blieb ich ernüchtert zurück und besann mich auf meine echte Liebe zu Bea. Ich beschloss, Bea anzurufen, musste aber erfahren, dass sie angeblich geheiratet hatte, während ich von Evelyne verblendet war. Sie hatte aber einen anderen als den, zu dem sie damals abgeirrt war, geheiratet. Mir wurde im Lauf der Zeit klar, dass dies keinesfalls ihre wahre Liebe war, sondern eine Verblendung, wie Evelyne vormals bei mir. Trotzdem war eine Verständigung mit Bea nicht mehr möglich.
Ich hatte mir schon lange vorgenommen, diese Geschichte bis ins Alter von zweiundzwanzig Jahren in einem autobiographischen Roman niederzuschreiben. Darum machte ich in der Folgezeit einige Versuche, etwas zu Papier zu bringen, während ich meiner alten Liebe, die nicht rostete, nachtrauerte. Ich geriet mehrmals in eine Psychose und machte auch einen Selbstmordversuch.
Was nun folgte, war meine Identitätsfindung. Um meine Krankheit zu bewältigen, derentwegen ich Neuroleptika nehmen musste, studierte ich nach Umwegen Philosophie, Theologie und Germanistik. Auch beschäftigte ich mich mit Sprachen. Meine Freundin Susy hatte damals bewirkt, dass ich Gott nicht länger leugnete, sondern ihn suchte. Durch mein Studium fand ich ihn immer mehr. Was mich leiden machte, war meine vertane Liebe zu Bea. Sie schmerzte mich, ob meiner Torheiten, die ich begangen und die mich von ihr entfernt hatten. Ich suchte mich in meinem Don-Juanismus mit anderen weiblichen Wesen zu trösten. Sie halfen mir über meine Trauer für kurze Zeit hinweg.
Zwar schrieb ich an Bea immer wieder Briefe, die alle unbeantwortet blieben, bis sie mir einen Anwaltsbrief schreiben ließ, in dem sie ausdrückte, keine Briefe mehr von mir erhalten zu wollen. Ihr Nachname war wieder ihr ehemaliger Mädchenname. Also war ihre Heirat nicht von Bestand gewesen, denn damals musste die Frau den Nachnamen des Mannes annehmen. So war sie also geschieden, wie ich folgerte.
Selbstverständlich schmetterte mich der Anwaltsbrief nieder, dass Bea mein Werben damit gleichsam kriminalisierte. Den Straftatbestand des „Stalkings“ gab es damals noch nicht. Es hätte nicht viel gefehlt, dass ich mich umgebracht hätte, wenn ich nicht damals einen Obdachlosen kostenlos in meine Wohnung aufgenommen hätte, der mir fürs Erste darüber hinweghalf.
Mir war klar, dass ich für dieses Leben auf Bea zu verzichten hatte. Dass sie gleich zu solchem Mittel wie einem Anwaltsbrief gegriffen hatte, erklärte ich mir damit, dass ich ihrem damaligen neuen Liebhaber „ein Dorn im Auge“ war, und da sie Jura studierte, wie ich von anderen erfahren hatte, war sie eh in diesem Anwaltsmilieu. Vielleicht war der Anwalt ihr derzeitiger Freund. Wie auch immer. Ich grüble schmerzhaft darüber nach, warum sie mich so verletzt hat. Mir wird mehr und mehr klar, dass ich sie mit meinem Don-Juanismus ebenso verletzt haben muss. Ihre Liebschaften schmerzten mich eigentlich gar nicht, weil ich wusste, dass es sich nur um Liebeleien handelte. Aber solch Anwaltsbrief, mit dem ich mich wie ein Krimineller fühlen muss, der tut weh.
Im Jahr 1990 fand ich Doris, mit der ich bis heute eine zufriedene zärtliche Freundschaft habe. Ab da ging es mit meiner Stimmung aufwärts. Zwar weiß ich, dass meine wahre Liebe Bea ist, denn so, wie zu ihr, konnte ich zu keiner empfinden. Auch gründen mein Schönheitsideal und meine Weltanschauung auf Bea. Mit meinem „Fegefeuerliebchen“, Doris, reißt das Gespräch nie ab. Auch bin ich zu ihr ganz offen, was meine Liebe zu Bea betrifft. Ich kann sagen, dass meine Beziehung zu Doris darum sinnerfüllt und zufrieden ist. Beide wollen wir keine Kinder und nicht heiraten. Darin stimmt Doris mit mir voll überein.
Meine Liebe zu Bea habe ich in meinem autobiographischen Roman „Abirrung“ literarisch verwertet, für den ich einundzwanzig Jahre brauchte. Auch wuchs ich so mit meinem Werk und konnte meine Krankheit bewältigen. Ich ziehe in meinem Beruf als Schriftsteller meinen Stoff im Wesentlichen aus meiner Liebe zu Bea.
2009 erfuhr ich aus dem Internet, dass Bea am 22. Oktober 2001 bei einer Naturkatastrophe gestorben ist. Obgleich mich die Nachricht durchbebte, konnte ich ihr auch Gutes abgewinnen. Die Beziehung mit Doris war jetzt nicht weiter belastet. Da Bea in der Geborgenheit Gottes war, konnte sie allgegenwärtig sein. Ich hatte sie schon, gerade um die Zeit 2001, ohne von ihrem Tod zu wissen, verinnerlicht. Jetzt fühle ich sie in selbstgenügsamer Lust und Freude in mir. Das ist eine schönere Wonne als damals die innere Offenbarung unter Cannabis, die allzu nebulös war. Mit der gefühlten Bea in mir und Doris, in meinem irdischen Leben bin ich von einem unglücklichen bedrückten Menschen zu einem im Urgrund heiteren Menschen geworden, der immer neue und andere Wonnen mit Bea innerlich erlebt. Auch sind jetzt, da Bea meine Gedanken wahrnehmen kann, wie mein religiöser Glaube sagt, ein Gespräch und eine Aussöhnung möglich, je mehr, desto glücklicher werde ich mit ihr.
So warte ich nach einem hoffentlich langen Leben, in dem ich alles, was ich mir vorgenommen habe, nach und nach niederschreiben kann, darauf, mit Bea leiblich zusammen sein zu dürfen in der zweiten Chance, die Gott uns gibt.
Bin ich, was den inneren Menschen betrifft, zu einem Wohlbefinden und zur Heiterkeit gelangt, so lässt mein Einkommen zu wünschen übrig. Zwar habe ich gegenwärtig mein Auskommen, mir bleibt sogar etwas übrig zum Sparen. Trotzdem ist mein Einkommen weit unter dem Münchener Durchschnitt.
Nachdem ich mein Studium 1994 im Alter von siebenunddreißig Jahren abgeschlossen hatte, war mir vor allem Freiheit im äußeren Erscheinungsbild wichtig. Mein freies Äußeres wollte ich nicht stutzen und keine Spießerkleidung anziehen. So bewarb ich mich hauptsächlich für den zweiten Arbeitsmarkt, bei den Stellen, die für Psychiatrieerfahrene vorgesehenen sind. Ich musste nicht lange suchen und kam bei einer Druckerei unter. Ich wollte dort nach einiger Zeit eine Ausbildung zum Offset-Drucker machen, wurde aber wieder krank, weil ich zu wenig Medikamente nahm. So schaffte ich die Prüfung nicht. Weil der Chef mich die Prüfung nicht wiederholen ließ mit der Begründung, ich würde sonst wieder psychotisch, kündigte ich frustriert, obgleich er mich dort gerne weiter beschäftigt hätte.
Dann genoss ich die Arbeitslosigkeit, denn ich wusste meine Zeit zu nutzen. Dazu brauchte ich keine Erwerbsarbeit. Meine Mutter stellte mich ein als Haushaltshilfe zu meinem Auskommen. Nebenbei war ich ehrenamtlich als Hausaufgabenhilfe bei einem muslimischen Verein tätig.
Dann fand ich auf dem zweiten Arbeitsmarkt bei der Diakonia in München eine Stelle in einem Gebrauchtwarenhaus. Ich war zuständig für die gebrauchten Bücher. Dort wurde mir so wenig bezahlt, nur 3.- Euro Dumpinglohn in der Stunde, dass ich ohne die Unterstützung meiner Mutter nicht hätte leben können.
Ich sah mich um und fand eine Stelle als Schulbegleiter eines behinderten Jungen. Die Bezahlung war so, dass ich zur Not ohne meine Mutter auskam. Ungefähr 500.- Euro im Monat im Jahr 2006. Diesen Job verlor ich, weil ich wieder ein wenig psychotisch wurde.
Nach einiger Arbeitslosigkeit, in der es mir nie langweilig war, kam ich zu einer Stelle auf dem Wertstoffhof. Ich bewarb mich dafür, weil ich das Entsorgen von Müll als ethisch äußerst wertvoll erachtete. Auch hatte ich bei dieser Stelle völlige Freiheit in der Entfaltung meiner Persönlichkeit. Zudem wurde ich immer fitter. So sagte mir die Tätigkeit voll zu. Nur die Bezahlung mit 5,83 Euro Dumpinglohn in der Stunde im Jahr 2009 bei der Regenbogen gGmbH in München war zu gering, um damit zufrieden zu sein und die Anerkennung der Gesellschaft zu bekommen, geschweige denn, davon leben zu können.
Ich blieb in Kontakt mit dem behinderten Jungen, für den ich früher Schulbegleiter war. Ich betreute ihn und seine zwei Brüder unentgeltlich in den großen Ferien. So kam es, dass mich der Vater des behinderten Jungen auf dessen Wunsch erneut zum Schulbegleiter berief. Somit hatte ich zum ersten Mal einen Beruf, denn ich war berufen worden und hatte nicht um meine Beschäftigung ansuchen müssen. Verwaltungsmäßig wurde ich dazu beim Malteser Hilfsdienst angestellt, also auf dem sogenannten „ersten Arbeitsmarkt“. Die Bezahlung ist erträglich gering, aber immerhin keine Dumpingbezahlung wie auf dem zweiten Arbeitsmarkt.
Mit meiner Schriftstellerei werde ich wohl bald das Nötige hinzuverdienen. Weil mein Traum immer war, Unternehmer zu sein, habe ich für meinen autobiographischen Entwicklungsroman „Abirrung“ erst gar nicht lange nach einem Verlag gesucht, sondern ich habe mein literarisches Werk selbst verlegt. Das war im Jahr 2010. - Im Jahr 2014/2015 veröffentlichte ich das mystisch philosophische Werk „Freie Liebe und Wahrheit: Die Philosophie der Rückfindung“, das sozusagen das mystische „happy end“ zu meinem jahrzehntelangen Liebeskummer darstellt.
Ich enthalte mich mittlerweile aller Genussmittel unserer Zivilisation, also nehme nie Alkohol, Nikotin, Koffein und Thein zu mir. Ich nehme auch keine illegalen Drogen zu mir und ernähre mich so weit möglich vegan. Mit meinen Arbeitstätigkeiten bin ich synthym. Ich fühle mich wohl, gesund, leistungsfähig und belastbar, obgleich ich gegenwärtig zur Psychoseprophylaxe noch drei Wirkstoffe in geringer Dosis zu mir nehmen muss, nämlich die Antipsychotika Haloperidol, Amisulprid und Quetiapin.
Wenn ich mir eine volkstümliche Diagnose meiner Erkrankung stellen wollte, so würde ich einfach und klar verständlich für jeden sagen: „Jahrzehntelanger Liebeskummer“. Diesen habe ich überwunden durch die innere Aussöhnung mit Bea. Denn die Verstorbene spüre ich in mir. Immer wenn ich mich abends schlafen lege, fühle ich innere Freude und Lust mit dieser meiner inneren „Femme fatale“ und bin auf diese Weise sexuell zufrieden, wobei ich vollkommen enthaltsam bin, was mir mittlerweile leichtfällt. Mit der Hilfe Gottes hat sich auf diese Weise verwirklicht, was ich zeitlebens anstrebte, nämlich fortwährende Wonne mit Bea.
Raimund Fellner
Pseudonyme:
Siehe autobiographische Entwicklungsromane "Abirrung" und "Lange Haare". www.raimund-fellner.de
Der Autor Raimund Fellner ist am 27. Januar 1957 in München geboren und dort aufgewachsen. Dort studierte er Philosophie, Theologie und Germanistik; ebenso beschäftigte er sich mit verschiedenen Sprachen. Er arbeitete in mehreren Berufen. Sein Leben und Werk bilden eine Einheit.