Am besten lässt sich diese Biografie mit einer der Rezensionen, die es bekommen hat, beschreiben:
Manchmal lernt man einen Menschen erst richtig nach seinem Tod kennen. Man lebt zwar ein gemeinsames Leben, lacht und weint, spürt die Liebe und Stärke des anderen, die Hände, die über die Haare fahren und den Kuss vor dem Schlafen gehen. Dabei kratzt man lediglich an der Oberfläche.. Das Gestern und die Vergangenheit liegen tief verborgen in der Seele. Jetzt wo sie frei ist, darf sie reden.
Daddy hat ein Leben lang in einer Zeit der Barbarei nach Menschlichkeit gesucht, sie immer in seinem Handeln gefunden und sie never ever aufgegeben.
Er ist viel gereist. Als Wanderschausteller und Jude, mit der Gestapo im Nacken versuchte er ein menschenwürdiges Leben zu leben, unauffällig mitten auf der Bühne, sichtbar für jedermann. Diamanten versteckt man auch am besten zwischen Glasperlen.
Eine sehr spannende Geschichte. Real und bitter, stark und entschlossen, dabei ungewöhnlich authentisch, ohne Pathos und erhobenen Zeigefinger.
Es ist ein Geschichte, die nie erzählt wurde. Eine Geschichte, die in einer frischen Bildsprache geschrieben, weder blumig und aufgesetzt, sondern ehrlich und Detail genau, Daddies Weg über die Zeit beschreibt.
Ich bin mitgereist. Während der Zuckerrübenernte saß ich im Auto, habe zugesehen wie Daddy die Hufnägel der Pferde aus den Reifen zog und hörte ihn nicht einmal fluchen. Er schmunzelte. Er war smart. Er wusste, dass es nichts bringen würde. Er hat getan, was getan werden musste und ist weiter gezogen.
Gerade diese kleinen Geschichten in der Geschichte gestalten die Biographie lebendig und rund. Die Photos und das schlichte, aber sehr intensive Cover gestalten es wie einen Tausendfüssler, der mit jedem seiner tausend Füsse die Zeit mitschleppt, sie über - und mit ihr läuft, um dann in einer Schublade zu landen, die nach dem Tod einem tiefen menschlichen, vom Überlebenswillen geprägten Leben einen Sinn gibt.
Ich gratuliere der Autorin zu Daddy. Nicht nur zum Buch, auch zu einem Vater, der trotz aller widrigen Umstände niemals die Hoffnung auf Menschlichkeit aufgegeben hat. Nicht nur aufgegeben, sie gelebt hat.
Highly recommended.