Möge Sian seinen Schild immer schützend über dich halten, Wanderer!
Mein Name ist Ean, Ean Gomōnsson, Ritter des Silberdrachens und Freiherr zu Argenas! Nein, bitte, nicht niederknien, erhebt Euch. Ihr müsst wissen, ich halte nicht viel von derartigen Ehrerweisungen. Lasst uns dieses Gespräch lieber auf Augenhöhe führen.
Es ist mir eine Ehre, Euch Christian Berners, den Obersten Chronisten des gewaltigen Kontinents Nin vorstellen zu dürfen! Bei den schrumpeligen Eiern der Dämonenfürsten! Könnte dieser Mann ein Schwert mit derselben Eleganz und Kunstfertigkeit führen wie seine Schreibfeder, so würde sein Name stets genannt werden, wenn die Sprache auf die besten Klingen des Kontinents kommt! Tatsächlich aber treibt mir sein Umgang mit dieser Waffe die Sorgenfalten auf die Stirn, denn trotz aller Bemühungen ist sein Können dem eines Knappen im ersten Jahr weit unterlegen. Sian sei Dank hält er selten genug eines in Händen. Es steht also nicht notwendigerweise zu befürchten, dass er sich selbige durch einen ungeschickten Streich abtrennt und unsere Geschichte somit keinen würdigen Erzähler mehr hätte... Im Umgang mit dem Bogen stellt er sich etwas geschickter an, in eine Feldschlacht aber würde ich ihn dennoch nicht schicken wollen.
Nun, neben seiner wichtigsten Tätigkeit, dem Niederschreiben der unzähligen Ereignisse auf dem gewaltigen Kontinent Nin, widmet er sich der Unterrichtung der Heranwachsenden, vor allem in den Bereichen Leibeserziehung und – Ihr werdet es nicht glauben – in den undurchschaubaren Gefilden der Rechenkünste. Keine leichte Aufgabe, wie ich meine, vor allem auch deswegen, weil er dem irrigen Glauben anhängt, dass eine gute, am Vorbild orientierte Erziehung auch ohne ordentliche Züchtigungen seine Eleven zu aufrechten Persönlichkeiten werden lassen kann. Das ist natürlich blanker Unsinn! Vor allem die Knaben brauchen Führung! Und nachhaltige Lektionen, um nicht vom rechten Weg abzuweichen! In meinem Fall erledigte das mein Ziehvater mit einem geschmeidigen, nicht besonders breiten Lederriemen... Warum er auf derartige, ungemein hilfreiche Maßnahmen verzichtet, vermag ich nicht zu sagen. Womöglich liegt es an seinem viel zu weichen Herzen.
Den Rest seiner Zeit verbringt er mit seiner Frau und seinen Kindern. Nun, darüber möchte ich kein schlechtes Urteil fällen, da ich sein Weib kenne und zugestehen muss, dass ich an seiner Statt ebenso handeln würde... Sian sei Dank hat er den Rest seiner umfänglichen Nebentätigkeiten aufgegeben: Bogenschießen, Musizieren, Zeit mit dem Lesen von Büchern verschwenden, – bei den stinkenden Dämonen des Abgrunds! Nie und nimmer würde er sonst seine Chroniken Nins fortführen können! Er ist ohnehin bereits mit dem zweiten Band in Verzug...
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