Aus einem Interview mit dem Börsenverein des deutschen Buchhandels:
Der Autor Reinhard Strüven hat in Krefeld den "Club der literarischen Versager" gegründet, erstes Treffen der offenen Textwerkstatt ist am 30. August im "35 Blumen" in Krefeld. Warum der despektierliche Name und worum es bei den Treffen gehen soll, erklärt Strüven in der Sonntagsfrage.
Warum der Name?
Die Idee kam mir, als ich im Internet auf einen „Club der polnischen Versager“ stieß, der in Berlin existiert. Die polnischen Leute haben oft eine schöne Selbstironie, und hinter ihrem Club der Versager stehen keineswegs Versager, sondern interessante polnische Kulturschaffende.
Ich habe den Namen adaptiert, weil mich der Literaturmarkt in den vergangenen Jahren, aus meiner Sicht, nicht mehr ernst genommen hat. Insofern habe ich beschlossen, ihn auch nicht mehr ernst zu nehmen. Was aber keinesfalls die Liebe zur Literatur infrage stellt oder mindert.
Ein Beispiel: Was Förderungen angeht, so können Sie sich für viele nur bis zum 35. Lebensjahr bewerben. Alle Welt sucht den hoffnungsvollen Nachwuchs. Der Literaturmarkt ist ein Jugendmarkt. Dabei speist sich Literatur aus Lebenserfahrung, Schreiberfahrung, Fähigkeit zur Reflektion, Wissensfundus …, das alles haben Ältere mehr als die Jungen, aber es zählt nicht. Es zählt nur, wenn man es rechtzeitig geschafft hat, dann sprudeln auch für die Älteren die Preise. Als Älterer noch den Einstieg in den Markt zu schaffen, ist nicht unmöglich, aber schwer.
Welche Leute erwarten Sie zu den Treffen?
Das wird sich herauskristallisieren: Die Kulturstätte „35Blumen“ in Krefeld ist aus privater Initiative entstanden, und es gibt ein kleines, interessiertes Stammpublikum, dass sich regelmäßig dort in dieser ehemaligen Werkstatt am Alten Grünen Weg in Krefeld aufhält, sicher auch zu den geplanten Treffen, jeweils am letzten Sonntag im Monat von 16 bis 18 Uhr.
Weiterhin hoffe ich, dass das Rühren der Werbetrommel, zum Beispiel in literarischen Newslettern, eine gewisse Resonanz haben wird. Einige Rückmeldungen gibt es schon. Weitere Literaten werde ich persönlich ansprechen. Ich hoffe, dass sie sich trauen, unter der Überschrift „Literarische Versager“ teilzunehmen. Ich hoffe, alle Interessierten verstehen die Ironie und die Prise Dada, die darin steckt.
Haben Sie Erfahrungen mit offenen Textwerkstätten? Wie laufen die Treffen ab?
Ja, ich habe darin Erfahrung, als Teilnehmer. Aktuell bin ich Mitglied im Literaturatelier Köln. Dort werden pro Treffen zwei Texte besprochen, 5-10 Seiten lang, je ca. eine Dreiviertelstunde. Der Autor liest etwas aus seinem Text, den alle Anwesenden zuvor als Kopie erhalten haben. Dann muss er die Meinungen und Beurteilungen der Runde über sich ergehen lassen und darf sich erst zum Schluss selbst dazu äußern. Ich finde das etwas streng. Vielleicht finden wir eine andere Form, aber mehr als zwei Beiträge pro Treffen sollten es wohl auch hier nicht werden.
An welchem Text arbeiten Sie gerade? Was erhoffen Sie persönlich sich vom "Club der literarischen Versager?
Ich erhoffe mir spannende Begegnungen mit interessanten Menschen, Ideen und Inspiration. Und dass sich diese Literaturwerkstatt etabliert. Ich selbst arbeite derzeit an einem Roman, der noch in Düsseldorf spielt, wo ich bis vor kurzem meinen ersten Wohnsitz hatte.