Sie sind hier

Suchformular

5 Beiträge / 0 neu
Letzter Beitrag
    Status:
    Offline
    Beigetreten: 28.07.2015
    Klappentexte schreiben – der Horror jedes Autoren?

    Klappentext schreiben? Kein Problem. Schnell mal gegoogelt, und nach einer Weile folgendes gefunden:

    http://www.literatur-welten.de/schreiben-lernen/88-verkaufsfoerdernde-bu...

    Ein hervorragend aufgebauter Leitfaden: Beispiele, Checklisten, AIDA-Regel. Verkaufspsychologie kurz, knapp anschaulich, speziell für Bücher erklärt.

    Nachdem ich diesen Leitfaden (mehrmals aufmerksam) gelesen und mir meine ganz persönliche Checkliste erstellt habe, halte ich mich für fit und perfekt gerüstet in Sachen Klappentext.

    »Ich weiß am besten, wie man's richtig macht – ich kann's nur nicht selbst«, hat Jürgen Kloppo Klopp mal über das Fußballspielen gesagt. Mir geht es so mit Klappentexten. Nicht, dass ich mir einbilden würde, bloß weil ich eine gute Anleitung gelesen habe, »am besten« zu wissen, wie es richtig geht – aber ich sehe, wenn einer es nicht kann. Und ich kann's leider nicht.

    Woran liegt's?

    Ich glaube, das Problem ist vielschichtig. Da ist die fehlende Distanz zum eigenen Text – die auch der Lektor nicht mehr hat, ja nicht einmal der Coverdesigner, wenn sie ihren Job gut gemacht haben. Da ist ganz sicher auch die zwar sympathische – hier leider aber wenig hilfreiche – Scham, für sich selbst zu trommeln. Und dabei auch nicht zu zögern, ganz gassenhauerisch, ein bisschen zu fest auf die K... zu hauen. Dann aber auch nicht über das Ziel hinauszuschießen. Und last not least ist es natürlich nicht ganz einfach, das eigene Baby von zwei-, drei-, vierhundert Seiten auf weniger als 200 Wörter zurechtzustutzen. Das tut weh!

    Mein einziger Trost: In Blog-Beiträgen erfahrener Autoren lese ich – mit einer gewissen Erleichterung –, dass ihnen das Klappentexte-Schreiben offenbar auch nicht viel leichter fällt als mir als Newbie.

    Was tun?

    Der Blick auf die großen Meister? Der hilft mir sonst immer, wenn ich mit Formulierungen nicht weiterkomme!

    »... hat eine der schönsten Liebesgeschichten des Jahrhunderts geschrieben«

    »... ist ein außerordentlich kluger, gebildeter, interessanter Autor, dessen Erzählung durch den Reichtum an Themen, den weit gespannten Rahmen, aus der Flut der meist kleingemusterten ...«

    Als Freunde und der guten Literatur habt ihr natürlich gleich erkannt, dass es sich bei den beiden Beispielen um den Klappentext der Biografie von Reich-Ranicki bzw. den von Elementarteilchen handelt. Aber wüsstet ihr auch, welcher zu welchem gehört? Ich nehme jede Wette an, die meisten würden daneben liegen ;-) Langer Rede kurzer Sinn: So richtig regt das nicht an, sich daran ein Beispiel zu nehmen. Oder?

    Was also sonst tun?

    • Schreib ich deins, schreibst du meins – eine Tauschbörse für Klappentexte?

    • Nach dem Beispiel der Seite cover-bewerten.de von Matthias Matting eine Seite klappentexte-bewerten.de? (Vielleicht beides erweitern/verbinden?)

    • ...

    Hat jemand weitere, bessere Ideen? Anmerkungen? Interesse mitzumachen oder das gar in die Hand zu nehmen?

    Beste Grüße

     

    Micha J. Alzt

    P.S. Ich möchte darum bitten, hier nicht gleich Klappentexte zu posten und zu fragen "Na wie findet Ihr das?" Ich weiß, das fällt schwer, ich hätte es auch gerne so gemacht. Aber lasst uns bitte erstmal darüber diskutieren, wie man das Thema am besten/effektivsten angeht. Eine "Schnellbewertung" scheint mir nicht ideal.

    Gelöschter Nutzer
    RE: Klappentexte schreiben – der Horror jedes Autoren?
    Fr, 31.07.2015 12:45

    Da ich die meisten meiner Geschichten relativ strukturiert angehe und oft mit der Schneeflockenmethode plotte, hilft mir die auch ganz elegant beim gefürchteten Klappentext. Bei der Methode beginnt man nämlich damit, seine Grundidee für den Stoff in einem einzigen Satz zusammenzufassen. In Wirklichkeit ist das meistens nur der Anfang und nicht die gesamte Geschichte, aber man erfasst in diesem Satz auf jeden Fall die Ausgangssituation oder das auslösende Ereignis. Hat man das, ist man gut. :-)

    Danach findet man weitere 4 Sätze: drei Katastrophen und ein Ende. Wenn man diese drei Katastrophen/Wendepunkte/Ereignisse/Konflikte in jeweils einem Satz hat, dann ist man noch besser als gut. Bleibt das Ende. Auch das packe ich in einen einzigen Satz.

    Somit habe ich jetzt 5 Sätze, die meinen Roman kurz beschreiben. Für den Klappentext formuliere ich den Satz mit dem Ende/der Auflösung in eine Frage um, fertig. Diese 5 Sätze kommen in eine extra Datei, die ich hüte wie meinen Augapfel. Und wenn ich dann einen Klappentext brauche, nehme ich diesen Schatz und kann daraus relativ geschmeidig etwas Brauchbares formulieren. 

    Btw: die Schneeflockenmethode verhilft mir auf diese Weise oft zu einem ersten Exposé, mit dem ich dann weitere Ausbaustufen besser meistern kann. 

     

     

    VG, Dorit 

      Status:
      Offline
      Beigetreten: 12.03.2014
      RE: Klappentexte schreiben – der Horror jedes Autoren?
      Sa, 01.08.2015 12:24

      Die ersten Klappentexte (im Versuch) waren ein mühsames Unterfangen. Nach dem vierten Exposee (schreiben), liefs mit Klappentexten plötzlich ziemlich einfach. Der Blickwinkel verändert sich und irgendwann macht es Klick. * 

      Gegenseitig Klappentexte schreiben, hm, liest sich schwierig, wenn man den Roman des Anderen nicht gelesen hat. Mit einem guten Exposee könnte es vielleicht funktionieren. 

       

      Lg*

        Status:
        Offline
        Beigetreten: 28.07.2015
        RE: Klappentexte schreiben – der Horror jedes Autoren?
        Sa, 01.08.2015 16:26

        Liebe Dorit,

        ganz herzlichen Dank für den Schneeflocken-Tip. Die einfachsten Methoden sind doch wirklich immer die besten! In - ungelogen - 20 Minuten hatte ich einen besseren KlappenText gebastelt als vorher in zwei Monaten - zumindest eine Rohfassung.

         

        Liebe Christa,

        natürlich hast du völlig Recht. Ich habe in der Tat zwei ganz verschiedene Ansätze nebeneinander gestellt, ohne ausreichend klar zu machen, dass es eben ZWEI sind.

        Ansatz1: Wer ein Buch bereits kennt, liest einen Klappentext mit völlig anderen Augen als jemand, der es nicht kennt. Der Kenner des Buchs nimmt Anspielungen, Ironien wahr, er verbindet mit den ihm schon vertrauten Protagonisten, Orten oder Motiven Assoziationen, die der unbedarfte Betrachter des Textes nicht kennt. Mein Gedanke war der, dass jemand, der ein Buch noch nicht kennt, ggf. deutlich besser beurteilen kann, ob ein Klappentext ihn zum Lesen/Kaufen eines Buches animieren würde oder eher nicht.

        Ansatz2: Wer einen Klappentext  für das Buch eines Kollegen schreiben will, muss natürlich das entsprechende Buch gelesen haben - logisch! Sein "Vorteil" läge in der Distanz zu einem Werk, an dem er nicht selbst mitgewirkt hat und dem er nüchterner, objektiver gegenübersteht. Darüber, ob das wirklich ein Vorteil ist, lässt sich natürlich trefflich streiten.

        @Verlagsautoren:

        Wie wird das denn von Verlagen gehandhabt? Ist es üblich, dass der Autor den Klappentext selbst schreibt? Wenn ja, hat das tiefere Gründe?

        Beste Grüße 

        Micha

        Gelöschter Nutzer
        RE: Klappentexte schreiben – der Horror jedes Autoren?
        Sa, 01.08.2015 17:16

        Ja, ich habe meinen Klappentext bei meinem Verlagsbuch selbst geschrieben. Ob das einen tieferen Sinn hat als den, dass der Autor sein Buch am besten kennt, weiß ich nicht. Mich würde es befremden, wenn ein Fremder :-) das machen würde. 

         

        VG, Dorit