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    Beigetreten: 06.11.2019
    Quellenangaben in einem Thriller/Roman

    Hallo liebe Community, 

    vor 4 Monaten begann ich an einem Roman zu schreiben, in dessen Mittelpunkt der Klimawandel und die Umweltverschmutzung steht.

    Natürlich ist es bei einem solchen Thema unumgänglich extrem guten Research zu betreiben. Nun bin ich allerdings auf folgendes Problem gestoßen, bei welchem ich leider auch im Netz nicht richtig findig werden konnte. Da ich niemanden kenne, der auch nur ansatzweise das Wissen dieser Community beseitzt, stelle ich nun meine Fragen frei heraus, in der Hoffnung, dass vielelicht jemand hier kurz Zeit hat diese zu beantworten.

    Es geht um das Thema Quellenangaben bei einem Roman.

     

    1. Soweit ich herausgefunden habe, ist es definitiv verboten Zitate aus anderen Büchern eins zu eins in sein eigenes einzubetten, wenn man nicht eine direkte Quellenangabe hinzufügt. Verhält es sich bei Zitaten aus Artikeln, Interviews, Internetseiten, etc. ähnlich?

     

    • Beispiel: Ein Professor sagt etwas in einem Interview mit der WELT und ich lasse einen meiner fiktiven Charaktere genau diesen Satz sagen.

     

    1. Wie ist es mit konkretem Fachwissen/ Zahlen, was in das Buch fließt? Auch das habe ich mir logischerweise von Artikeln, Büchern und Internetseiten zusammengesammelt. Muss gelistet werden woher das ganze Wissen kommt oder darf es einfach frei benutzt werden?

     

    Beispiele:

    • Wer wie viel CO2 ausstößt
    • Was Deutschland bereits tut
    • Einen Burger zu essen kostet 2000L Wasser
    • Keine konkreten Ergebnisse bei Klimakonferenz Madrid
    • 2050 werden 2 Milliarden Menschen an Wasserknappheit leiden
    • Usw.

     

    1. Wie ist es konkret bei Metaphern, Sprichwörtern, Ideen für Maßnahmen oder Beispielen? Darf ich diese ohne Quellenangabe verwenden, bzw. von meinen Charakteren sagen lassen, auch wenn ich mir diese nicht selber ausgedacht habe?

     

    Beispiele:

    • Nicht nur das die Fossilindustrie hunderte Mrd. an Subventionen kassiert, nein, sie benutzen auch noch unsere gemeinsame Atmosphäre als ihre Müllkippe
    • Der Verursacher sollte zahlen, Milliardärs Steuer (Alles keine Vorschläge, die ich mir ausgedacht habe)
    • Anstatt unsere Emissionen zu senken, bauen wir eine Monster Heizung in Form von Gas Abbau

     

    1. In wie weit müsste man die Sätze, Aussagen, Beispiele, etc. verändern damit ich sie ohne Zitieren verwenden darf?

     

    1. Und falls alles/etwas zitiert werden muss. Wie muss es dann zitiert werden? Reichen Anmerkungen hinten im Buch?

    Herzlichen Dank im Voraus.

    Ich wünsche Euch einen guten Rutsch ins Jahr 2020.

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      Beigetreten: 30.11.2016
      RE: Quellenangaben in einem Thriller/Roman
      Di, 31.12.2019 09:20

      Moin,

      bei solchen Fragen verweise ich auf § 51 Urheberrechtsgesetz, der die grundsätzliche Art eines Zitates regelt. Daneben gibt es im Internet diverse Rechtsforen, die sich damit befassen und Zitate bzw. deren Verwendung juristisch bewerten. Was hier, da vermutlich keiner von uns Rechtsanwalt ist, niemand (auch ich nicht) jurstisch sattelfest sagen kann. Soweit das Kleingedruckte als Rechtsbelehrung.

      Ansonsten fällt mir dabei immer Andreas Eschbach ein, der in seinem Roman "Ein König für Deutschland" ellenlange Fußnoten mit Erklärstücken schrieb. Hat aber meiner Erinnerung nach jetzt weniger mit Urheberrechten und Zitatquellen zu tun als eher mit technischen Hintergründen.
      Andererseits gibt es in Sachen Umelt natürlich inzwischen auch Binsenweisheiten, die keiner Quelle bedürfen, und auch Zeitungsberichte beziehen sich nur auf die Erkenntnisse anderer.

      Zu überlegen bleibt die Frage, wie groß die Gefahr ist, dass du als - täte mir leid, wenn ich dich falsch einschätzte - relativ unbekannter Autor in Gefahr gerietest, einen Rattenschwanz an Urheberrechtsklagen auf dich zu ziehen. Was wiederum eine durchaus positive Werbung sein könnte. Aber davon mal abgesehen, ist es natürlich auch die Kunst eines guten Autors, die Weisheiten Dritter so zu verpacken, dass sie juristisch nicht angreifbar sind.

      Alternativ kannst du noch immer die Urheber anschreiben und fragen, ob du deren Zitate in deinem Roman verwenden darfst. Dann kriegt jeder ein Belegexemplar mit Widmung, und du fügst deinem Buch noch ein paar Seiten Danksagung an.
      Insoweit: Glückliches Neus Jahr 2020. Und denkt immer dran - es geht schon wieder auf Weihnachten zu. 

      Gruß
      Ben

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        Beigetreten: 12.03.2014
        RE: Quellenangaben in einem Thriller/Roman
        Di, 31.12.2019 11:18

        Lieber Nik,

        wie Ben schon schrieb, ist dies kein juristisches Forum und professionelle Gesetzeskundige werden sich eher selten hier tummeln. Daher würde auch ich mich hier außerstande sehen, dir einen hieb- und stichfesten Rat zu erteilen.

        Relativ problemlos sollte es aber sein, frei im Internet zugängliche Informationen der öffentlich-rechtlichen Medien oder deren Nachrichtenportalen zu verwenden, solange man eine klare Quellenangabe als Fußnote dem Text beifügt oder am Ende ein Quellenverzeichnis anhängt. Das Gleiche gilt für in den Medien (nicht die mit den alternativen Fakten) veröffentlichten Studiendaten von Universitäten. Von wörtlichen Zitaten prominenter Persönlichkeiten würde ich absehen, da sollten Autor*innen genug Kreativität an den Tag legen können, ihren Figuren "eigene" Worte in den Mund zu legen.

        Da es sich bei einem Thriller für gewöhnlich um einen weitgehend fiktionalen, unterhaltenden Roman handelt, sehe ich ehrlich gesagt gar keine Notwendigkeit, ihn mit wissenschaftlichen Daten zu spicken. Leser*innen eines Thrillers wollen in der Regel gut und spannend unterhalten werden und kein Sachbuch lesen. Die Auswirkungen des Klimawandels können also so von dir in der Geschichte dramatisch und vor allem szenisch beschrieben werden (show, don't tell), wie sie von den von dir genannten Quellen als wissenschaftliche/ journalistische Daten angegeben werden. 

        Dann könntest du dem Roman, so wie es viele Autor*innen machen, einen kurzen Text voranstellen á la:

        Zitat:

        Manche Schauplätze dieses Romans, Landschaften, Städte und Gebäude, existieren wirklich. Obgleich dieser Roman also in einer real existierenden Kulisse erzählt wird, sind sowohl die Handlung als auch die darin agierenden Personen frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen oder Organisationen wären zufälliger Natur und nicht von mir beabsichtigt.

        So könntest du relativ sorgenfrei an deinem Roman arbeiten und den Thriller-Leser*innen den Info-Dump ersparen.

        Liebe Grüße
        Dirk

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          Beigetreten: 30.11.2016
          RE: Quellenangaben in einem Thriller/Roman
          Di, 31.12.2019 12:02

          Es empfiehlt sich, in solchen Fällen auch mal andere Autoren zu lesen, um zu sehen, wie diese das Problem gelöst haben (davon abgesehen, dass ich mich als Autor nicht auf eine recht ausgelutschte Schiene begäbe, sofern ich nicht wirklich einen neuen und aufregenden Ansatz für einen Plot habe, um das Thema von einer ganz anderen Seite aufzudröseln. Aber das ist meine Meinung). 

          Zugegeben, ich hab's nicht gelesen, aber ich verweise noch Mal auf Andreas Eschbach, der in "Ausgebrannt" sich mit dem Thema Ressourcen befasste: Was geschieht, wenn das Erdöl-Reserven zu Ende gehen. Er dürfte sich durchaus auf die geltenden wissenschaftlichen Erkenntnisse und Zukunftsprognosen gestützt haben.

          Das Vor- oder Nachstellen "… Ähnlichkeiten mit …" hilft auch nicht vor juristischen Folgen. Hat mir mal ein Jurist gesagt. Aber ich stimme dir zu, lieber Dirk, man sollte mit einem Roman unterhalten und keinen Wert auf übergenaue Darstellung wissenschaftlicher Daten und Erhebungen legen. Ich wollte mit einem Roman kein Wissenschafts-Symposium überzeugen und mit einem Sachbuch auch keine Erfolge in einem Literaturkreis erzielen. Wobei die Grenzen durchaus fließend sein können. Ein populärwissenschaftlich gut geschriebenes Sachbuch kann durchaus unterhaltsam sein.

          Hielte ich mich an wissenschaftliche oder auch historische Tatsachen, wären zum Beispiel die Bücher von Harold Robbins wie "Vaterland" (sehr empfehlenswert), "München" (einfach klasse) und auch "Enigma" - die fallen mir halt grade so ein - nie erschienen. Wobei diese Bücher auch Beispiele dafür sind, wie in diesem Fall historische Tatsachen in eine spannende, aber fiktive Geschichte verpackt werden.
          Darf ich hier Werbung machen? Falls Ja - dann noch der Hinweis, dass ich in meinem Buch "Korsisches Erbe" gleiches getan habe. Historische Tatsachen eingewickelt in eine spannende, in der Gegenwart spielende Geschichte. Aber die Tatsachen dann romanhaft auch so zurechtgebogen, dass sie eine unterhaltsame, aber logisch klingende Geschichte eraben.
          Falls keine Werbung erlaubt ist, bitte Admin, lösche diese letzten beiden Absätze.

          Gruß

          Ben

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            Beigetreten: 12.03.2014
            RE: Quellenangaben in einem Thriller/Roman
            Di, 31.12.2019 12:12

            Lieber Ben,

            den Hinweis eines Autors auf eines seiner Werke im sachlichen Zusammenhang mit dem Forenthema finde ich in Ordnung, da gibt es nichts zu löschen.

            Deinen Ratschlag, auch andere Autoren zu lesen, die sich im gleichen Genre, sogar im gleichen Thema tummeln, kann ich nur unterschreiben. Wer keine Thriller liest, wird schwerlich einen guten Thriller schreiben können.

            Liebe Grüße
            Dirk

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              Beigetreten: 30.11.2016
              RE: Quellenangaben in einem Thriller/Roman
              Di, 31.12.2019 12:28

              Du bist zu gut, lieber Dirk. Vielen Dank. Leider gibt es unter den Emojis weder Sektkelche noch Sektflaschen. Sonst hätte ich allen Forumsmitgliedern einen ausgegeben So bleibt mit nur zu wünschen: Kommt alle wohlbehalten ins neue Jahr und behaltet auch 2020 eure Kreativität.

              Gruß
              Ben

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                Beigetreten: 09.11.2019
                RE: Quellenangaben in einem Thriller/Roman
                Mi, 01.01.2020 09:27

                So wie ich es sehe, geht es um zwei verschiedene Themen:

                Zum einen um die Frage, ob man Daten verwenden darf, die an anderer Stelle aufgeführt werden.

                Zum anderen um die Frage, ob bestimmte Formulierungen, Sprachbilder und Methoden der Visualisierung urheberrechtlich geschützt sind.

                Ich bin wahrlich kein Rechtsgelehrter und werde keinen Rat erteilen. Aber ich schmeiße mal ins Getümmel, was ich denke:

                Zahlen und Daten sind keine geistigen  Schöpfungen oder sollten es zumindest nicht sein. Ganz egal wie ein Präsident in Übersee das sieht. Es bleibt also eher die Frage, ob man sich die Daten legal oder illegal verschafft hat. Wenn man übereinstimmende Daten aus mehreren Quellen sagen wir mal aus drei Quellen, hat und dies auch nachweisen kann, sollte man sie nutzen dürfen. Wenn man zusätzlich Hinweise hat, dass die Daten zu Veröffentlichung freigegen sind, erst recht.

                Die Verpackung ... da wird eher ein Fall des Urheberrechts und des schützenswertem geistigen Eigentums. Andererseits ist das doch eine der genuinen Aufgaben eines Autors: Inhalte auf angenehme und originelle Art so an den Leser zu bringen, dass er es sie gerne und ohne Probleme aufnehmen kann. Diesen Problemkreis kann man also durch Eigenschöpfungen zumindest in weiten Teilen umgehen. Natürlich sind manche Ideen mancher Kollegen oder Fachleute so genial, dass man an sie nicht heranreichen wird, Dann kann man aber sie erwähnen: Vielleicht in dem man seinen Charakter eetwas wie dies sagen lässt: "Sie wissen ja, was Dr. X schon 1996 auf dem Symposium der elbmarschener Imker in Winsen an der Luhe feststelle: "Was die Arbeitsbienen brauchen ist eine gewerkschaftliche Organisation." und ich finde er hat recht!". So müssten die Probleme umgangen sein.

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                  Beigetreten: 06.11.2019
                  RE: Quellenangaben in einem Thriller/Roman
                  Fr, 03.01.2020 01:27

                   

                  Lieber Ben, lieber Dirk, liebe Alexander, 

                  herzlichen Dank für eure ausführlichen Auskünfte. Vorab ein kleiner Hinweis zu Thema meines Buches. Es handelt nur indirekt von apokalptischen Folgeerscheinung des Klimawandels, im Zentrum stehen hingegen 4 Jugendliche, die von "Normalos" zu radikalen Klimaverfechtern werden. So ein Wandel passiert natürlich nicht grundlos, deshalb die Fakten. Es spielt in der Zukunft, aber nur im Zeitraum jetzt bis zum Klimagipfel in Glasgow.

                  Ich fasse noch einmal eure Tipps zusammen:

                  • Thematik noch einmal in einem Rechtforum ansprechen
                  • Zitate nur im äußersten Notfall verwenden, lieber selber umformulieren (Hier stelle ich mir allerdings noch die Frage, wie groß der Umbau sein muss. Reichen der Austausch von 1-2 entscheidenen Wörtern?)
                  • Bücher im gleichen Genre lesen und untersuchen
                  • Allgemeines Wissen muss nicht mit einer Quellenangabe versehen werden, Fachwissen allerdings schon (Erfahrung wie das vonstatten geht hat hier jemand? Oder ich schaue das auch in Büchern nach.)

                  Ich frage mich halt nach wie vor, wo die Grenze zwischen "Allgemeinwissen" und "rechertiertem Fachwissen" ist. Jeder weiß, dass unsere Meere voll mit Plastik sind, nicht bekannt ist dafür, dass Mikroplastikpartikel 2. Grades für ... Konsequenzen verantwortlich sind. 

                  Nochmals herzlichen Dank.

                  Nik