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    Beigetreten: 14.03.2014
    "Nur" eine Veröffentlichung vs. Honorar

    Hallo Liebe MitautorInnen.

    Soeben habe ich auf meinem Blog diesen Artikel gepostet: http://sonjabirgmann.com/2015/04/26/honorar-kann-leider-keines-bezahlt-w...

    Dazu würde mich eure Meinung interessieren, weil sich meine Ansicht dieses Themas über die Jahre sehr verändert hat.

    Rümpft ihr bei Wettbewerben, wo der böse Satz steht, auch gleich die Nase?
    Oder ist euch das Thema wichtiger?

     

    LG Sonja

    Gelöschter Nutzer
    RE: "Nur" eine Veröffentlichung vs. Honorar
    So, 26.04.2015 17:03

    Eines meiner Lieblingsthemen, Sonja. :-) Und eines, bei dem ich oft beobachte, wie Autoren dazu ihre Ansicht ändern, je länger sie im Literaturbetrieb unterwegs sind. 

    Grundsätzlich würde ich es jedem selbst überlassen, Honorar zu nehmen oder nicht. Wäre da nicht das kleine Wörtchen "wenn". Wenn diese No-Budget-Projekte nämlich nicht als die Norm sondern als Ausnahme betrachtet würden. Nehmen wir mal Wettbewerbe als Beispiele, weil du das auch ansprichst. Wenn nach Ende des Wettbewerbs eine Veröffentlichung vorgesehen ist, egal wie und wo, dann sollten die Autoren auch ein Honorar bekommen. Punkt. Etwas anderes sind m.E. Wettbewerbe, die der Talentförderung dienen. Wenn dann z.B. nach Ende der Meldefrist die besten zehn oder zwanzig Texte ausgewählt und die jeweiligen Autoren zu einer Schreibwerkstatt bei einem renomierten (!) Lektor oder Schreibtrainier eingeladen werden. Dann ist das sozusagen die Belohnung.

    Alles was Lesungen, Veröffentlichungen usw. angeht, sollte immer irgendwie honoriert werden. Und ganz wichtig, eigentlich am wichtigsten ist mir, dass die Autoren, die es wagen, Geld für ihre Arbeit zu nehmen, nicht von den Autoren angegriffen werden, die das nicht wollen. Drastisch ausgedrückt: Wem es unangenehm ist, für seine Schreibergebnisse Geld zu bekommen, der kann es gern dem Tierschutz spenden.

    Ich persönlich hatte und habe nicht die Absicht, meinen Lebensunterhalt mit dem Schreiben zu verdienen. Dazu liebe ich meinen Brotberuf einfach zu sehr. Trotzdem ist es für mich selbstverständlich, dass ich für meine Manuskripte bezahlt werde. Ob nun vom Verlag oder im SP, ist erstmal egal. 

    Aber solange sich Autoren untereinander nicht einige sind bzw. sich einreden lassen, dass Lehrjahre keine Herrenjahre sind, solange haben Veranstalter, Ausrichter und DKZV leichtes Spiel. 

    Sonja, du schreibst, dass deine Ansicht zu diesem Thema sich verändert hat. Gab es einen Auslöser dafür? 

    VG, Dorit 

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      Beigetreten: 01.04.2015
      RE: "Nur" eine Veröffentlichung vs. Honorar
      So, 26.04.2015 18:23

      Bei diesem Thema bin ich hin- und hergerissen. Einerseits keine Frage, dass die Nutzungsrechte an einem Text auch vergütet werden sollten. Ich habe viele Jahre als freiberufliche Journalistin gerabeitet und habe davon gelebt, dass mir die Zeitungsverlage ein Honorar dafür gezhalt haben. Aber so weit ich es bisher erfahren habe, ist die Lage auf dem Autorenmarkt noch schwieriger als auf dem Journalistenmarkt.

      Schon dort "verdingen" sich nicht wenige dafür, für 20 Cent oder weniger pro Zeile einen Beitrag abzuliefern, weil die Konkurrenz groß ist. Es scheint mir jedoch, dass es noch viel mehr freischaffende AutorInnen gibt als JournalistInnen. Und ich selbst habe mich sehr gefreut, als erstmals ein Gedicht von mir in einer Anthologie erschienen ist, auch ohne dass ich ein Honorar dafür bekommen habe. Über 1000 hatten ihre Texte dort eingeschickt - liebe Güte, wie sollte ich da ein Honorar verlangen? Da blieb nur die Wahl: nicht mitmachen. Aber da war mir die Chance auf einen Abdruck doch lieber. Allerdings fällt mir ein: Der Verlag hatte die veröffentlichten AutorInnen auch zu einem Seminar eingeladen. Ich hätte aber auch ohne diese Form der Honorierung an dem Wettbewerb teilgenommen.

      VG, Petra

      Gelöschter Nutzer
      RE: "Nur" eine Veröffentlichung vs. Honorar
      So, 26.04.2015 18:43

      Petra, bei solchen Wettbewerben bekommen ja nicht alle einreichenden Autoren ein Honorar, sondern die "Gewinner". Wieviele sind das für eine Anthologie? Zehn, zwanzig, dreißig? Jedenfalls nicht alle tausend. Und eben da wird den meisten vorgegaukelt, dass eine Veröffentlichung in einer Anthologie "Lohn" genug sei. Das hat immer diesen Almosen-Geschmack. Und das Argument, weil es so viele Autoren gibt, werden sie schlecht bezahlt, zieht für mich auch nicht. Es gibt auch sehr, sehr viele Krankenschwestern. Trotzdem hätte jede einzelne von ihnen mehr Gehalt verdient, denn JEDE macht einen tollen Job. 

      Nun kann man das nicht zwangsläufig über jeden Autor sagen, ich weiß....:-)

      Mich würde wirklich und ganz ehrlich mal interessieren, warum manche Autoren meinen, dass sie allein mit der Tatsache, veröffentlicht zu sein, zufrieden sein MÜSSEN. Ich lese sehr oft Sätze wie "Um Himmels Willen, ich will ja nicht reich werden!" "Ich habe nichts studiert, da darf ich doch kein Geld verlangen." , "Ich mache das nur als Hobby und habe es nicht nötig/ kein Recht, Honorar zu nehmen." 

      Bitte nicht falsch verstehen, das Gefühl, eine Geschichte einfach schreiben zu MÜSSEN, ohne Rücksicht auf irgendwas oder irgendwen, dieses Gefühl kenne ich sehr gut. Und ich weiß auch, dass viele Menschen eine unglaubliche Freude beim Schreiben empfinden. Stolz und Selbstbewusstsein. Aber es gibt doch meiner Meinung nach einen großen Unterschied zwischen Schreiben und Veröffentlichen. Wenn es mir in erster Linie um den kreativen Akt geht und darum, dass ich ein paar Leute für eine Weile gut unterhalte, dann kann ich doch selbstverständlich schreiben. Aber MUSS ich deshalb veröffentlichen? Diese Haltung vieler Hobbyschreiber zieht ja weitere Konsequenzen nach sich. Da sie sich von vornherein als außerhalb des Marktes betrachten, meinen sie auch, dass sie sich nicht an den Regeln des Marktes halten müssen. Diese Kandidaten schmettern dann jegliche Kritik an ihren Werken ab, argumentieren mit dem Amateur-Status und vergessen dabei völlig, dass dem Leser das egal ist. Ein normaler Leser unterscheidet die Herstellungs- und Erscheinungswege eine Buches nicht. Zuerst interessiert ihn IMMER die Geschichte. 

       

      VG, Dorit 

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        Beigetreten: 14.03.2014
        RE: "Nur" eine Veröffentlichung vs. Honorar
        So, 26.04.2015 21:14

        Ich habe wie gesagt, eine gespaltene Meinung.

        Die ersten Veröffentlichungen, die ich vorzuweisen habe, sind von einem Verlag, der einfach alles abgedruckt hat, was er bekommen hat - also stehn in diesen Anthologien auch dementsprechend viele schlimme Sachen drin.
        Aber damals war ich frisch an der Uni und wollte einfach einmal das Gefühl erleben, dass ein Text von mir in einem Buch war.
        Ich habe seitdem bei vielen Wettbewerben teilgenommen, aber immer nur bei denen wo man wenigstens ein bisschen etwas verdienen konnte.
        Ich hatte auch zweimal Erfolg und wurde mit einem Abdruck und einem Honorar, wenn auch einem "kleinen" belohnt - aber es gab eine Entlohnung, was mir sehr wichtig ist.

        Natürlich würde ich jederzeit bei einem Wettbewerb mitmachen, bei dem die Einnahmen gespendet werden an gemeinnützige Organisationen oder anderes - da spende ich gerne mein Honorar.
        Aber ansonsten bin ich der Meinung, dass jede Arbeit entlohnt werden muss - sei es nun mit einem Honorar, oder mit Sachbelohnungen oder Seminaren.
        Wenn ich einen Text schreibe, und dann den Wettbewerb aber nicht gewinne, Pech gehabt.  Aber wenn etwas abgedruckt wird, dann muss eine Entlohnung folgen.

         

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          Beigetreten: 04.05.2014
          RE: "Nur" eine Veröffentlichung vs. Honorar
          So, 26.04.2015 23:34

          Ich kann das Magengrimmen bei Erblicken der bedauernden Mitteilung, man könne leider kein Honorar zahlen, durchaus nachvollziehen. Es gibt ja sogar Verlage, die nicht einmal Belegexemplare anbieten, sondern es bei der Option des Erwerbs zum Autorenrabatt belassen. Das fühlt sich dann jedenfalls nicht gut an.

          Ich brauche nicht notwendigerweise den Schlüssel zur Stadt und möchte auch nicht, dass mir mein Gewicht mit Gold aufgewogen wird (obwohl sich das aber mal so richtig lohnen würde), aber eine gewisse Wertigkeit sollte eine Anthologieausschreibung schon transportieren. Und wenn man nicht einmal die Aussicht auf einen ersten, zweiten, dritten Platz mit entsprechend preiswürdiger Vergütung (oder aber den oben schon erwähnten Sachpreisen in Form von Seminaren, Gutscheinen oder einer Jahreskarte für den Zoo) hat, dann muss einen schon das Thema ganz besonders reizen, damit man voller Enthusiasmus die kreativen Motoren anzuwirft.

          Das mag auch der Grund sein, weshalb ich mich so unglaublich selten befleißigt fühle, überhaupt an einer Ausschreibung teilzunehmen, weil dort so unglaublich oft das Abgedrucktwerden der Arbeit Lohn ist und niente mas. Aber haben Sie bitte Verständnis hierfür und dafür, und das geht dann auch nur so weit und nicht weiter.

          Ich kann mir für mich - neben der Tatsache, dass zu dem ausgeschriebenen Thema in mir eine Geschichte brodelt, die raus will - eigentlich nur einen Grund vorstellen, an einer brotlosen Anthologieausschreibung teilzunehmen ... wenn ich realistische Aussichten hätte, mich selbst über eine Geschichte in einem solchen Sammelband einem neuen oder erweiterten Leserkreis zur Kenntnis bringen zu können und davon ausginge, dass all jene, denen meine Geschichte zusagt, gleich nach all meinen tollen noch ungeschriebenen Romanen googeln und diese sofort kaufen würden. Und kann man diese Erwartung ersthaft an einen Verlag haben, der selbst nicht einmal davon überzeugt ist, dass er diese Geschichtenkompilation ausreichend wird absetzen können, um Lektorats- und Druckkosten wieder hereinzuholen? Ich denke mal nicht so unbedingt.

          Ansonsten sehe ich wie Dorit den Fall, dass durch das Forum, das solche Anthologien mehr oder minder bemittelten Hobby-Autoren bietet, die natürlich in erster Linie etwas für das eigene Bücherregeal oder die Gästetoilette haben möchten und auf Tantieme oder ein Honorar für diesen persönlichen Kitzel pfeifen, auch der Markt für die "ernsthaften" Autoren, die einen anderen Anspruch an sich und ihre Arbeit haben und dafür - vollkommen zurecht - auch eine Entlohnung erwarten, untergraben und drainiert wird. Gegenüber Selbstkostenzuschussverlagen nimmt sich eine solche "kostenlose" Abdruckoption ja fast schon aus wie ein guter Samariter. 1f 636

          Wie Sonja schreibt muss wenigstens der Kitzel der Hoffnung auf ein Honorar oder eine anders geartete Belohnung da sein, damit mein Interesse geweckt ist. Wenn man den Freistoß dann nicht verwandelt, gut, dann ist das eben so, aber man hatte wenigstens die Chance.

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            Beigetreten: 14.03.2014
            RE: "Nur" eine Veröffentlichung vs. Honorar
            Mo, 27.04.2015 09:14

            Ich halte Wettbewerbs- und Anthologieausschreibungen, die dem "Gewinner" kein materielles Honorar anbieten, für eine eklatante Missachtung der Arbeit anderer. Egal, ob ein Buch rauskommt oder "nur" eine Veranstaltung kulturell schön angestrichen werden soll (also an Image gewinnt) – der Autor hat die Arbeit, die Veranstalter den Nutzen.

            Dass Autoren da oft trotzdem mitmachen, ist schade (und verdirbt die Preise), kann ich aber nicht verurteilen. Das ist ein Lernprozess (der von den Ausschreibern solcher Dinge – oft wohl auch gezielt – ausgnutzt wird.), den man mit Diskussionen wie dieser (auch gern öffentlich) beschleunigen sollte. Vor allem Schreibanfänger mit wenigen Kontakten in die Autoren-Szene unterliegen oft dem Eindruck, Schreiben sei ja nur Hobby (ja, aber nicht für alle, und die leiden auch unter dem Preisverfall), man wolle ja nicht reich werden (keine Sorge, das Risiko ist ohnehin eher gering ;-) ) oder gedruckt zu werden sei ein Gütezeichen und der erste Schritt  zur großen Karriere (die entstehenden Bücher werden oft nicht viel weiter verbreitet als so manches SP-Buch und was die Güte angeht … nun ja, ich hab schon echt hochgelobte Dinger gelesen, bei denen sich mir die Fußnägel aufrollten.)

            Gemeinnützige Projekte sind etwas anderes. Wenn ein Autor diese unterstützen will, dann soll er das gern tun. Ärgerlich ist es, wenn ein Projekt gewissermaßen allgemeinnützig startet (wie bei mir mal ein Projekt zum Thema Mauerfall), das Buch inzwischen aber ganz regulär verkauft wird. Leider ist die Aussicht auf Stunk nicht so verlockend, dass ich – wie man es eigentlich tun sollte – auf den Tisch kloppe. Sauer bin allerdings schon.

            Kein Problem habe ich bei Anthologien, von denen ich von vornherein weiß, dass sie verkauft werden, ich mich also wissend entscheiden kann. Z. B. dafür, dass ich ein Projekt unterstütze oder diesen Weg nutze, mein "Zeug" in der Szene bekannter zu machen. (Letzteres ist für ausgemachte Hard-Genre-Schreiber wahrscheinlich wichtiger als für die "weichen" Genres. Trotzdem sollte man wohl auch da Grenzen ziehen – wenn die "Werbung" mehr Ressourencen auffrisst, als die eigentliche "Produktion",  wird es problematisch.)

            Ich bin wirklich nicht der Typ, der Reichtümer erwartet. Und es wäre gelogen, wenn ich behaupten würde, Aufmerksamkeit für meine Texte schmeichle mir nicht. Aber ich habe immer weniger Lust, so zu tun, als wären solche Wettbewerbsanbieter die gütigen Gönner, denen man als Autor etwas (seine Schaffenskraft) schuldet. (Das ist ein bisschen wie inhaltliche Verdrehung, die durch die Worte Arbeitgeber und Arbeitnehmer erzeugt wird.)

            Das Thema Preisverfall ist mit den Wettbwerben ja nur gestreift. Wenn ich mir z. B. diese Content-Broker-Plattformen ansehe … Aber das ist ein anderes Thema.

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              Beigetreten: 14.03.2014
              RE: "Nur" eine Veröffentlichung vs. Honorar
              Mo, 27.04.2015 13:34

              Zitat:Ich bin wirklich nicht der Typ, der Reichtümer erwartet. Und es wäre gelogen, wenn ich behaupten würde, Aufmerksamkeit für meine Texte schmeichle mir nicht. Aber ich habe immer weniger Lust, so zu tun, als wären solche Wettbewerbsanbieter die gütigen Gönner, denen man als Autor etwas (seine Schaffenskraft) schuldet.

              So ist das sehr gut ausgedrückt Ulrike.
              Ich werde jetzt zum Beispiel an einem Wettbewerb teilnehmen, der von meinem Bezirk veranstaltet wird - da ist noch nicht einmal fix, ob es Preise gibt.
              Aber da geht es eher um das 10-Jährige Festival Jubiläum und eine Feier, also steuere ich gerne dazu bei. Außerdem geht es hier dann um die Zielgruppe für mich, weil die Leute, die dann meinen Beitrag lesen würden ja aus meinem Umfeld kommen. Da ist die Chance, meine Bücher unter die Leute zu bringen, höher.

              In der Federwelt im letzten Juni habe ich einen Artikel über Crowdfunding veröffentlicht. Damit habe ich die Druckkosten für mein erstes Buch finanziert, dass ich über einen Druckzuschussverlag gedruckt habe. Ohne das Crowdfunding hätte sich das als sehr großes Minusgeschäft entpuppt. Aber auch durch den Verlag hat sich jetzt ein (sehr kleines) Honorar ergeben, worüber ich trotzdem sehr stolz bin.

              Im Endeffekt muss glaube ich jeder selbst wissen, für welche Wettbewerbe er seine Arbeit einschicken will und ob er oder sie selbst Nutzen daraus zieht.

              Trotzdem MUSS meiner Meinung nach ein Honorar (egal in welcher Form) gegeben sein.

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                Beigetreten: 01.04.2015
                RE: "Nur" eine Veröffentlichung vs. Honorar
                Do, 30.04.2015 08:54

                Ich sehe das, glaube ich, sehr pragmatisch.

                Das Ganze ist eine Sache von Angebot und Nachfrage, und zwar nicht zwischen Autor und Verlag/Wettbewerb, sondern zwischen Autor und Leser. Wenn es viele gibt, die Kurzgeschichten schreiben oder an Anthologie-Ausschreibungen teilnehmen wollen oder an sonstigen Wettbewerben, es aber auf der anderen Seite wenige Leser dafür gibt, dann steckt da halt auch kein Geld dahinter und ein Verlag kann damit kaum Geld verdienen. Vor allem "durchschnittlich" gute Kurzgeschichten liest einfach fast niemand. Dabei ist es egal, wie viel "Arbeit" dahintersteckt. Ich kann auch den ganzen Tag lang Steine von einem Stapel auf den anderen sortieren und habe dabei viel Arbeit verrichtet - solange sich niemand findet, der dafür etwas zahlt, krieg ich auch kein Geld dafür und die Arbeit ist auch nichts wert. Wenn ich es gerne mache, habe ich persönlich einen Gewinn daraus, und wenn es mir persönlich und meiner Familie besser gefällt, wenn die Steine am anderen Stapel liegen, dann auch. Sonst eben nicht.

                Als Autor schuldet man überhaupt niemandem etwas, schon gar nicht einem Wettbewerbsanbieter. Wenn man zu den gebotenen Konditionen nicht teilnehmen will, dann lässt man es eben bleiben. Niemand zwingt einen dazu. Wenn man keinen Wettbewerb findet, der passende Konditionen bietet, dann hat man offensichtlich eine höhere Meinung von sich und seinem Berufsstand als der Markt, oder man ist so gut, dass man etwas anderes machen sollte - vielleicht selbst eine Anthologie mit seinen eigenen Geschichten veröffentlichen oder gleich einen Roman schreiben - bei Romanen existiert nämlich deutlich mehr Nachfrage.

                Das ist im Grunde eine ganz einfache Gleichung. Es gibt ein gewisses Budget (= der Betrag, den Menschen dafür ausgeben, bestimmte Texte zu lesen), das sich auf die Literatur-Industrie aufteilt. Wenn viel Budget da ist, können eben mehr Autoren daran mitschneiden, wenn wenig da ist, können eben nur die allerbesten erwarten, bezahlt zu werden, die "nur" sehr guten eben nicht mehr.

                Es gibt übrigens andere Berufe, da genügt es schon, nur halbwegs durchschnittlich gut zu sein, und das Geld wird einem nachgeworfen (IT-Branche z.B.). Wenn man also Geld machen will, dann hat man zwei Möglichkeiten: entweder etwas anderes machen. Oder so gut werden, dass man zu den wirklich allerbesten gehört, auch auf die Gefahr hin, dass man das womöglich nicht schafft.

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                  Beigetreten: 14.03.2014
                  RE: "Nur" eine Veröffentlichung vs. Honorar
                  Do, 30.04.2015 12:29

                  Stimmt, man muss nicht mitmachen, wenn man nicht will. Trotzdem darf man sich aber ärgern, dass "sowas" immer wieder vorkommt, und man darf mehr Fairness verlangen. Ich muss auch Gammelfleisch nicht kaufen …

                  Zitat:können eben mehr Autoren daran mitschneiden, wenn wenig da ist, können eben nur die allerbesten erwarten, bezahlt zu werden, die "nur" sehr guten eben nicht mehr

                  Na wenn es wenigstens so wäre … ;)

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                    Beigetreten: 17.04.2015
                    RE: "Nur" eine Veröffentlichung vs. Honorar
                    Do, 30.04.2015 12:24

                    Grundsätzlich finde ich es erstmal nicht so schön, wenn es bei einer Anthologie gar kein Honorar gibt. Ein Belegexemplar und Autorenrabatt für weitere Exemplare finde ich schon okay. Für die meisten Verlage sind Anthologien ein Zuschussgeschäft. Was aber auch nicht so viel heißt, man sagt ja auch, dass 8 von 10 Romanen in einem Verlag Zuschussgeschäfte sind und die zwei anderen bringen die Kosten wieder rein.

                    Dann bleibt die Frage, wie man sich als Schriftsteller definiert. Sieht man sich noch am Anfang des Weges? Was bringt mir eine Veröffentlichung in einer Anthologie? Mehr Reichweite? Kontakte? Schreibübung? Wenn man für sich selbst sagen kann, an dieser Ecke brauche ich auch kein Honorar, dann ist das okay. Es gibt genug Ausschreibungen und Projekte, wo Honorar gezahlt wird. Kann man sich aussuchen.

                    Auf der anderen Seite ist ein Honorar immer auch eine Form der Wertschätzung. Ich bin z.B. in zwei Anthologien eines bestimmten Kleinverlags vertreten, da bekomme ich seit ein paar Jahren jedes Frühjahr eine kleine Überweisung (schwankend zwischen ca. 7-10€, je nach den Verkäufen im Vorjahr). Ich kann davon keine Miete zahlen, aber ist es nicht schön, wenn die eigene Arbeit so wertgeschätzt wird?

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                      Beigetreten: 12.03.2014
                      RE: "Nur" eine Veröffentlichung vs. Honorar
                      Do, 30.04.2015 19:49

                      Eigentlich ist ja alles gesagt, deshalb halte ich es kurz und gebe nur meine persönliche Meinung wieder. 

                       

                      Zu Beginn des Schreibens habe ich bei mehreren mitgemacht, ein paar meiner Texte sind in Anthologien vertreten. Damals habe ich mir über eine Vergütung keine Gedanken gemacht. Kgs waren eine Variante sich auszuprobieren, letzten Endes wären sie (und sind sie teilweise) in der Schublade verschwunden. Deshalb empfinde ich es nicht als Verlust. ;-) 

                      Heute würde ich nicht mehr bei einer Anthologie mitmachen wollen, Möchtegernverlage versuchen auf diese Weise einerseits ihr Sortiment (wenn vorhanden) aufzustocken. Andererseits wird am Autor verdient, der für Freunde, Bekannte usw... Bücher ordert.  

                      Crowdfunding stehe ich ebenfalls skeptisch gegenüber, wenn Verlage über diesen Weg versuchen ein Projekt zu finanzieren. Kein eigenes Risiko eingehen zu wollen, bei Erfolg aber lustig daran zu verdienen, ist in meinen Augen alles andere als seriös.

                       

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                        Beigetreten: 14.03.2014
                        RE: "Nur" eine Veröffentlichung vs. Honorar
                        Do, 07.05.2015 16:15

                        Zitat:Crowdfunding stehe ich ebenfalls skeptisch gegenüber, wenn Verlage über diesen Weg versuchen ein Projekt zu finanzieren. Kein eigenes Risiko eingehen zu wollen, bei Erfolg aber lustig daran zu verdienen, ist in meinen Augen alles andere als seriös.

                        Da du dieses Thema gerade ansprichst: http://www.autorenwelt.de/verzeichnis/aufrufe/aufruf-anthologie-letzter-...

                        Ich habe diesen Wettbewerb ins Leben gerufen und bei mir geht es nicht darum, kein RISIKO eingehen zu wollen.
                        Ich würde ganz einfach gerne ein paar gute Texte als Buch rausgeben, und als kleines Einzelgewerbe habe ich nicht das Geld, das ohne Crowdfunding zu schaffen.
                        Ein Honorar biete ich aber trotzdem an, weil ich finde, dass sich das gehört.
                        Da aber die Voraussetzung des Drucks und des Honorars ist, dass das Crowdfunding auch funktioniert, gibt es nicht vonr vorne herein eine Garantie auf den Abdruck oder das Honorar. Aber WENN es funktioniert, dann ist das Honorar sicher.

                        Also "lustig daran verdienen" kann man es nicht nennen, weil, wie wir ja wissen, bei Anthologien ohnehin kaum Geld zu verdienen ist.

                        Hier ist wieder das Thema Eigenentscheidung wichtig. Mir geht es bei diesem Wettbewerb nicht darum, die Autoren über den Tisch zu ziehen. Verdienen werde ich an dieser Anthologie sowieso nicht. Mir geht es nur darum, kein Minusgeschäft zu machen.

                         

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                          RE: "Nur" eine Veröffentlichung vs. Honorar
                          Sa, 09.05.2015 09:00

                          Ich habe als Herausgeberin zwei Anthologien betreut. Die erste Antho "Krimis mit Fell und Schnauze" war 2011 und zugunsten der Tiertafel Deutschland e.V., die Einnahmen werden gespendet. Für die zweite Anthologie "Die Löffel-Liste" habe ich einen Vertrag mit allen Autoren gemacht und der Gewinn wird (nach Abzug von Kosten) einmal im Jahr geteilt und ausgeschüttet. Dabei kommt für den einzelnen Autor nicht viel Honorar bei heraus, auf die Zeit dürfte sich das bei (den meistens) 50-100 € Einmalhonorar / je Autor einpendeln.

                          Das nächste (schon geplante) Antho-Projekt wird entweder mit einem Verlag gemacht, der ein Honorar bietet oder eben wieder mit Gewinnbeteiligung.

                          Persönlich schaue ich heute auch fast nur noch nach Ausschreibungen, die ein Honorar oder Gewinn versprechen. Ausnahmen mache ich nur bei ausgesprochenen Liebhaberprojekten. Auf den Punkt gebracht: ich will für meine Arbeit auch Geld bekommen.

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                            RE: "Nur" eine Veröffentlichung vs. Honorar
                            So, 10.05.2015 22:04

                            Liebe Manuela!

                            Deinen Beitrag in der letzten Federwelt habe ich gelesen und er hat mir sehr gefallen.
                            Eine tolle Idee.
                            ich hoffe, dass auch die Ausschreibung zu meinem Wettbewerb einen solchen Anklang findet wie die Anthologie, die du herausgegeben hast.

                            (Und natürlich bist du herzlich eingeladen, auch mitzumachen :P )

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                              RE: "Nur" eine Veröffentlichung vs. Honorar
                              Mo, 11.05.2015 17:28

                              Mal schauen, ich denke, ich habe da eine Geschichte, die zum "Letzten Bissen" passen könnte ;-)

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                                RE: "Nur" eine Veröffentlichung vs. Honorar
                                Di, 12.05.2015 20:05

                                super, ich würde mich freuen :)

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                                  RE: "Nur" eine Veröffentlichung vs. Honorar
                                  Fr, 29.05.2015 11:10

                                  Ich habe bisher 3 Anthologien herausgegeben. Nur so zum Spaß für mich und die TeilnehmerInnen. Non-profit eben, denn die AutorInnen bekommen 1 Belegexemplar, weitere mit ganz erheblichen Nachlässen. Der Überschuss wird grundsätzlich gespendet, meist dem Förderverein eines Wohnheimes für Menschen mit Behinderungen.

                                  Die 4. Anthologie kommt in den nächsten Monaten auf dem Markt. Dafür habe ich einen Sponsor, der Preisgelder (150 €uro, 100 €uro, 50 €uro) freigibt, dazu alle Druckkosten übernimmt. So wird ein hoffentlich erklecklicher Überschuss zustande kommen, der den BewohnerInnen des Wohnheimes zugute kommt.

                                  Dafür schaffen es aber lange nicht alle ca. 100 Einsendungen ins Buch...

                                   

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                                    RE: "Nur" eine Veröffentlichung vs. Honorar
                                    Di, 02.06.2015 12:27

                                    Hallo zusammen,

                                    dann gebe ich meinen mittelscharfen auch mal dazu:

                                    Ich habe vor Jahren (2007/2008) an ein paar Literaturwettbewerben teilgenommen. Konnte man an einer Hand abzählen. Einmal (William-Voltz-Award 2007) war ich Zweiter, einmal gabs eine Nominierung zum Literaturpreis der Stadt Taucha. Insgesamt haben mir die beiden Kurzgeschichten etwas Schreiberfahrung, ein bisschen spannende Erwartung und nicht unerheblich viel Freude gebracht. Die zusammen ca. 250 Euro waren wirklich nett, aber in dem Zusammenhang nicht soo wichtig. Mein allererstes "Honorar" habe ich vom Bastei-Verlag erhalten: 20 Euro für den Abdruck einer Kurzgeschichte im "John Sinclair Special 37", ich glaube das war 2004.

                                    Mehr Geld hat mir das Schreiben bislang nicht eingebracht und wenn ich ausrechnen würde, was ich an Ratgebern/Seminaren/Software etc. ausgegeben habe ...

                                    Um Geld scheint es mir als Autor also an erster Stelle nicht zu gehen. Dennoch würde ich heute nicht mehr ohne ein "angemessenes" Honorar veröffentlichen wollen. Das gilt sowohl für Kurztexte als auch Romane. Auf die Gefahr hin, für die Schublade oder den "Amazon Verkaufsrang 1.998.253" zu schreiben, arbeite ich seit Jahren an einem Romanprojekt, das entweder "voll einschlägt" oder wohl zwangsläufig einem anderen weichen wird, sollte das nicht so passieren.

                                    Daher gibt es für mich klare Prioritäten, wie ich an das "angemessene" Honorar kommen möchte: Zu allererst soll eine noch zu findende Agentur meinen Roman an einen Publikumsverlag vermitteln. Alternativ eben an einen kleineren. Alternativ kann ich mich noch im Self-Publishing versuchen. Es gibt also Alternativen. Meine Texte (und hier meine ich die langen) für "lau" oder ein Belegexemplar abzugeben, kommt nicht in die metaphorische Tüte.  

                                    Die Teilnahme an Anthologien habe ich noch nicht in Erwägung gezogen. Ich habe die Dinger selbst nie gerne gelesen ... zu wenig Perlen in zuviel Miesmuscheln ...

                                    Liebe Grüße
                                    Dirk

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                                      RE: "Nur" eine Veröffentlichung vs. Honorar
                                      Di, 02.06.2015 13:14

                                      Zitat:
                                       ... zu wenig Perlen in zuviel Miesmuscheln ...

                                      Kommt auf die Anthologie an. Wenn man sich ein bisschen damit beschäftigt (z. B. Rezis liest), stößt man auf Anthologie-Macher, bei deren Sammlungen die Perlendichte doch akzeptabel ist. Zumindest im SF-Gebiet (mit seinem Ausstrahlungsbereich) ist das so. Oft stammen die Herausgeber selbst aus der Szene …

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                                        RE: "Nur" eine Veröffentlichung vs. Honorar
                                        Di, 02.06.2015 17:14

                                        Hallo Dirk !

                                        Schöner Beitrag. Wenn du das Anthologiebeitragschreiben noch nicht probiert hast, dann versuchs doch beim "Letzten Bissen".
                                        Wir versuchen unsere Perlendichte hoch zu halten :) Und Honorar gibts auch!

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                                          RE: "Nur" eine Veröffentlichung vs. Honorar
                                          Sa, 06.08.2016 12:25

                                          Hallo zusammen,

                                          Bisher habe ich nur Ausschreibungen mitgemacht, für bezahlte Veröffentlichungen in gedruckten Anthologien.

                                          Grundsätzlich finde ich, es muss bei einem Wettbewerb einfach was rausspringen, was einem wichtig ist. Für mich persönlich ist es fast gleichwertig, ob das nun ein Honorar ist, oder die Chance auf ein höheres Preisgeld, oder dass man mit seinem Beitrag ein soziales Projekt unterstützt...

                                          Ausschreibungen, bei denen nichts der drei Punkte zutrifft, schaue ich mir erst gar nicht an. Eine Ausnahme mache ich manchmal bei Gedichten, denn da liegen bei mir ein paar in der Schublade, die bereit zum Einreichen sind, und damit ist eh nicht viel zu verdienen.

                                          Aber diese "Wettbewerbe", die von Herausgebern selbst ausgeschrieben werden, damit sie kostenlos Geschichten für ihr Buch sammeln können, die mach ich nicht mit. Da ist mir meine Zeit und - auch wenns eingebildet klingen mag - mein Können zu schade dafür

                                          Liebe Grüße

                                          Christina

                                          Gelöschter Nutzer
                                          RE: "Nur" eine Veröffentlichung vs. Honorar
                                          Mi, 10.08.2016 08:37

                                          Hallo Sonja,

                                          dein Thema ist interessant und spannend, vor allem vielseitig in Meinungen und Aussagen.

                                          Wenn ich hin und wieder den Newsletter der Autorenwelt durchlese, um zu erfahren, welche Wettbewerbe laufen und, wo ich mich eventuell beteiligen könnte, dann stößt mir folgendes auf:

                                          In manchen Wettbewerben steht, dass "nur" ein bestimmtes Alter, bestimmte Region, oder ähnliches, bevorzugt wird.

                                          Ehrlich, ich empfinde das eher als Diskriminierung. Ich meine, ich bin selbst noch absolut am Anfang und bisher ohne jegliche Veröffentlichung (also zähle ich zu den "Jungautoren" ;-)).

                                          Dass jeder, der schreibt und einen Beitrag zu einer Anthologie, Bericht für Zeitschrift/Zeitung oder ähnlichem beisteuert, sollte honoriert werden. Ich persönlich schreibe zurzeit eher, um mich abzulenken und weil ich absoluten Spaß daran habe, aber auch ich wünsche mir, dass ich, wenn ich etwas "veröffentliche", egal auf welche Art, es anerkannt wird und belohnt wird.

                                          Bei Kleinverlagen, die kein großes Budget haben, kann ich es verstehen, dass sie nichts auszahlen wollen. Durchaus kann ich mir vorstellen, dass es bei diesen Verlagen so ähnlich ist, wie bei einem Existenzstart, der auch seine Zeit braucht, bis es ein Plus in der Kasse gibt.

                                          Dass die etablierten Verlage knausirg sind, wäre dem harten Wettbewerb in der Buchwelt eventuell zu schulden, aber kein Grund die Autoren zu vernachlässigen.

                                          Im Moment sieht es für mich so aus, als wolle Jeder jedem ein Buch schreiben, so viele Schreibfreudige Schreiberlinge sind derzeit am Werk, was mich enorm erfreut, weil es das Geschäft belebt, aber gelichzeitig auch dieses Spiel mit uns Autoren gespielt wird.

                                          Bin gespannt, wie das in Zukunft weitergehen wird.

                                          Ich wünsche euch ALLEN viel Erfolg mit euren Projekten!!!

                                          Herzlichste Federgrüße

                                          Jutta