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Beigetreten: 24.03.2014
Flüchtlinge

Derzeit sehen wir täglich Nachrichten über die vielen Flüchtlinge. Seit Ende Juli gibt es auch hier in Inning am Ammersee Asylbewerber, die in der Mehrzweckhalle leben, und einen Helferkreis, der sich um vieles kümmert. Heute habe ich dem Helferkreis endlich gemailt, dass ich auch Zeit hätte, um mit anzupacken. Ob ich allerdings dazu in der Lage sein werde Deutsch zu unterrichten - keine Ahnung! Vielleicht sollte ich mich lieber für etwas anderes melden.

Wie ist das mit euch? Macht ihr irgendwo mit?

Gibt es etwas Autorenspezifisches, was ihr tut? Unter den Asylbewerbern gibt es ja sicher auch Autoren.

Welche Erfahrungen habt ihr gemacht? - Schreibt bitte mal!

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    Beigetreten: 14.03.2014
    RE: Flüchtlinge
    Mi, 02.09.2015 10:44

    Ich werde jetzt gleich fürchterlich politisch unkorrekt sein, aber das Thema ist relevanzbedingt jetzt überall "auf dem Tisch"  – muss man dann noch was Autorenspezifisches an den Haaren herbei ziehen? Bitte versteh mich nicht falsch, ich bin dafür, die Menschen zu unterstützen, und Deutsch-Unterricht finde ich einen sehr passenden Beitrag. Ich halte auch für  richtig, dass Autoren ihre Sprachfähigkeiten in die Waagschale werfen, wenn es um Gegenargumente gegen die Gegner geht. Aber worauf bitte willst du mit "Unter den Asylbewerbern gibt es ja sicher auch Autoren." hinaus? 

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      Beigetreten: 14.03.2014
      RE: Flüchtlinge
      Mi, 02.09.2015 11:04

       

      Als die Turnhalle in meiner Gemeinde im Fünfseenland zu einer Unterkunft für Flüchtlinge wurde, hatte ich keine Entschuldigung mehr von wegen: Ich hab ja so wenig Zeit, ich müsste bis nach München fahren, um zu helfen.

      Nein, jetzt konnte ich vor der Tür helfen. Aber womit? Deutsch? Ich habe zwar 80 Bücher veröffentlicht, aber mal unter uns: Grammatik … keine Ahnung. Vier Fälle. Notfalls. Andererseits … Diese Menschen brauchen keine vier Fälle, sondern den Fall, dass sie ein Brot beim Bäcker kaufen wollen oder erzählen, woher sie kommen.

      Ich ging zu einem Treffen des Helferkreises. Die vielen Menschen, die sich dort engagieren, trieben mir die Tränen in die Augen. Ich war stolz auf uns. Dass wir diese Menschen in Not willkommen heißen.

      Eine Lehrerin erklärte, wie der Deutschunterricht funktionieren sollte. Das Wort Personalpronomen fiel. Verdammt, dachte ich, was ist das gleich noch mal? 

      Später erzählte eine Frau von den Alphabetisierungskursen. Denn es kommen ja auch viele Menschen zu uns, die nicht lesen und schreiben können.  Da dachte ich mir: Da brauche ich keine Pronomen. Und trug mich in die Liste ein.

      Seither bin ich aktiv in der Alphabetisierung. Ja, es kostet Zeit. Aber: Ich bekomme viel mehr zurück als ich gebe. Der Blick der jungen Frau aus Afghanistan, einen 40 Tage alten Säugling an der Brust, den sie auf der Flucht (!) bekommen hat, man will nicht wissen, unter welchen Umständen. Sie hielt den Kugelschreiber in der Hand wie den Schlüssel zu einem neuen Leben. Es war mir eine Ehre, ihr zu zeigen, wie man ihn ins Schloss steckt.

      In meiner Gemeinde befindet sich ein Durchgangslager, die Menschen bleiben nur kurz. Zuerst bedauerte ich das, ich hätte gern langfristige Beziehungen aufgebaut. Mittlerweile sehe ich es so: Eines Tages, Yasmina ist 80 Jahre alt, erzählt sie ihrer Enkelin, der Herzchirurgin Sarah: "Als ich damals nach Deutschland kam, konnte ich weder lesen noch schreiben. Ich erinnere mich gut an die Frau, die mir einen Kugelschreiber gab und mir die ersten Buchstaben des deutschen Alphabets beibrachte. Sie  hat mich viel gelobt, obwohl ich bestimmt viele Fehler gemacht habe. Aber in dieser Stunde begann ich in Deutschland anzukommen."

      Und wenn alles ganz anders ist, ist es auch egal. Ich habe gar keine andere Möglichkeit als zu helfen, weil ich sonst meine Werte nicht mit meinen Handlungen in Einklang bringe. Und das würde sich nicht gut anfühlen.

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        Beigetreten: 07.04.2014
        RE: Flüchtlinge
        Mo, 07.09.2015 22:21

        Ich bin ehrlich: Mit einer Wochenarbeitszeit von 40 Stunden in der Produktion bin ich froh, wenn ich überhaupt noch Kraft, Zeit und einen freien Kopf zum Schreiben habe. Wir haben zwei chronisch kranke Kinder und meine Frau will jetzt eine zweite Ausbildung machen, damit sie endlich den Mindestlohn überwinden kann - der Haushalt macht sich also auch nicht von alleine.

        Daher hoffe ich, dass es mir niemand übel nimmt, wenn ich rein gar nichts für die Flüchtlinge mache. Sie sind bei uns im Ort, die Vereine machen Aktionen mit den Kindern und eine Flüchtlingsklasse wird auch eingerichtet. Neben den Vereinen stehen auch Firmen voll hinter der Sache. Rechte rennen hier auch nicht rum (in so einem Fall würde ich natürlich aktiv werden) bzw. trauen sich nicht den Mund aufzumachen. Wir sind sowieso schon eine sehr bunte, ländliche Kleinstadt gewesen - wir haben sogar eine türkischstämmige Youtuberin, die immerhin eine halbe Million Abonnenten hat.

        Also alles in Butter. Hier gibt es genug Freiwillige, die mehr Zeit haben, weil deren Partner das doppelte verdienen als ich. Auch wenn ich der Meinung bin, dass die Politik mehr tun sollte. Aus Freiwilligen sollten richtig geschulte und bezahlte Helfer werden und vor allem sollte man dafür sorgen, dass die Heimat der Flüchtlinge nicht in den Händen der Despoten und Terroristen bleibt.

        Sorry, wenn ich hier egoistisch rüberkomme. Ich bewundere jeden, der auch noch ehrenamtliche Tätigkeiten nebenher jonglieren kann. Das beste was ich tun kann, ist mir meine eigenen Gedanken zum Thema zu machen und diese in meinen Texten zu verarbeiten, mögen sie vielleicht irgendeine Wirkung erzielen.

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          Beigetreten: 14.03.2014
          RE: Flüchtlinge
          Di, 08.09.2015 08:52

          Das hat, denke ich, nichts mit Egoismus zu tun, sondern mit Hygiene („Lehre von der Verhütung der Krankheiten und der Erhaltung, Förderung und Festigung der Gesundheit“). Wer helfen kann und sich berufen fühlt, soll das tun. Wer nicht, der wäre kein guter Helfer. 

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            Beigetreten: 01.04.2015
            RE: Flüchtlinge
            Di, 08.09.2015 14:19

            Hallo,

            ich habe nichts dagegen, dass das Thema Flüchtlinge hier Eingang findet in die Autorenwelt. Ich gehe heute Abend erstmals zu einem Treffen der Flüchtlingshelfer hier in unserer Region und schaue, was ich tun kann.

            Zitat:
            Gibt es etwas Autorenspezifisches, was ihr tut? Unter den Asylbewerbern gibt es ja sicher auch Autoren.

            Die Idee ist gut. Bestimmt hilft es, über die teils traumatischen Erlebnisse der Flucht zu schreiben. Ich halte mal die Augen und Ohren danach offen, ob es da bei uns jemanden gibt. Möglicherweise kann ich demjenigen beim Self Publishing behilflich sein oder sonst was.

            Viele Grüße
            Petra

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              Beigetreten: 14.03.2014
              RE: Flüchtlinge
              Di, 08.09.2015 15:47

              Bei allem Respekt, Petra – aber die Flüchtlinge haben mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit gerade andere Probleme, als schon irgendwas literarisch aufzuarbeiten (um was zu verarbeiten, muss es halbwegs abgeschlossen sein!) oder sich gar an die langwierige und juristisch heikle (Wohnsitz? Konto fürs Geld? Welches Geld? Rechtlicher Status?) Prozedur eines Selfpublishing-Dingens zu machen. Falls du sowas anbieten willst, wende dich an Schreiber, die schon Asyl haben oder sogar gerade eingebürgert werden. 

              Dass es den Menschen helfen kann, über die Flucht zu reden, bleibt davon unberührt. Aber dazu müssen es doch keine Autoren sein. Und das ist auch was anderes, als darüber zu schreiben. Und selbst wenn: Der eine unter tausend, der das doch tun muss, weil er schon immer alles am besten im Tagebuch vorverarbeitet hat – was soll der (sorry!) mit dir? Gib ihm Stift und Papier/Schreibbuch und dann schau, wie du den andern 999 helfen kannst.

              Autorenspezifisch und sinnvoll wäre es, über die Begegnungen zu schreiben und das in Blogs oder der Lokalen Presse zu veröffentlichen …

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                Beigetreten: 01.04.2015
                RE: Flüchtlinge
                Di, 08.09.2015 16:48

                Hallo Ulrike,

                erstens: Gewöhne dir einen anderen Tonfall an, deine hiesige Rückmeldung ist unterhalb der Gürtellinie. Es steht dir nicht zu, mir zu sagen, was ich zu tun oder zu lassen habe. Unterlasse das künftig.

                Zweitens: Deine Anmerkungen zeugen von Unkenntnis der Situation. Es gibt viele Möglichkeiten, den Menschen zu helfen. Manche begleiten sie zum Arzt, andere geben Deutschunterricht, dritte bieten eine Fahrrad-Reparaturwerkstatt an und wieder andere bieten etwa auch Freizeitmöglichkeiten an, wie zum Beispiel Sportvereine ein gemeinsames Fußballsspiel - und ja, das alles wird gebraucht. Oder was glaubst du, haben die Asylbewerber den ganzen Tag lang zu tun? Was glaubst du, warum kommt es in manchen Unterkünften zu scheinbar sinnlosen Prügeleien? Weil oft der Tagesablauf daraus besteht, auf die Anerkennung oder Ablehnung des Asylantrags zu warten, sofern man überhaupt schon die Möglichkeit hatte, diesen zu stellen. Da kommt schon mal Frust auf.

                Drittens:

                Zitat:
                Aber dazu müssen es doch keine Autoren sein.

                Habe ich auch nicht gesagt.

                Viertens:

                Zitat:
                Autorenspezifisch und sinnvoll wäre es, über die Begegnungen zu schreiben und das in Blogs oder der Lokalen Presse zu veröffentlichen …

                Du musst mal Zeitung lesen - da steht jeden Tag etwas drin.

                Petra

                  Status:
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                  Beigetreten: 14.03.2014
                  RE: Flüchtlinge
                  Di, 08.09.2015 17:36

                  Zitat:
                  Gewöhne dir einen anderen Tonfall an, deine hiesige Rückmeldung ist unterhalb der Gürtellinie.

                  Gewöhne dir einen andere Lesehaltung an, deine Erwiderung riecht ja förmlich nach Stunksuche (man kann das auch anders lesen und vor allem gelassener reagieren). Und: Entschuldige, ich wusste nicht, dass du den Gürtel am Hals trägst. 

                   

                  Zitat:
                  Es steht dir nicht zu, mir zu sagen, was ich zu tun oder zu lassen habe.

                  Es legt mir fern, dir Vorschriften zu machen, ich fand es aber nötig, dich auf die mangelnde Sinnhaftigkeit deiner Idee hinzuweisen.

                   

                  Zitat:
                  Deine Anmerkungen zeugen von Unkenntnis der Situation. Es gibt viele Möglichkeiten, den Menschen zu helfen. 

                  Ja genau. Ich fand auch nur deine Idee, Autoren unter den Flüchtlingen aufzuspüren (oder deine Dienste als Autor zwecks "Verarbeitung" anzubieten) nicht sinnvoll. Denn natürlich hast du de facto gesagt, du würdest dich vor allem um Autoren (oder Schreibinteressierte) kümmern wollen, denn du hast Folgendes geschrieben:

                  Zitat:
                  Zitat: Gibt es etwas Autorenspezifisches, was ihr tut? Unter den Asylbewerbern gibt es ja sicher auch Autoren.

                  Die Idee ist gut. Bestimmt hilft es, über die teils traumatischen Erlebnisse der Flucht zu schreiben. Ich halte mal die Augen und Ohren danach offen, ob es da bei uns jemanden gibt. Möglicherweise kann ich demjenigen beim Self Publishing behilflich sein oder sonst was

                   

                  Ok, wenn du meinst, dass eine Schreibrunde „Zeit nutzen“ hilft – da mag was dran sein. Stell ich mir jetzt organisatorisch schwierig vor (fremde Sprache, kaum einen ruhigen Rahmen), aber wenn du das hinkriegst:  Hut ab! Das mit dem Selfpublishing ist dann aber doch noch mal eine ganz, ganz andere Nummer …

                   

                  Zitat:
                  Zitat: Autorenspezifisch und sinnvoll wäre es, über die Begegnungen zu schreiben und das in Blogs oder der Lokalen Presse zu veröffentlichen …

                  Du musst mal Zeitung lesen - da steht jeden Tag etwas drin.

                  Ja, das steht jeden Tag was. Und? Heißt das, das ist nicht sinnvoll? Oder es wäre nicht sinnvoll, dass du es machst? 

                   

                   

                  Um hier abzuschließen: Ich habe nichts gegen die Flüchtlinge, nichts gegen die Helfer (im Gegenteil, ihr Elan ist begrüßenswert) – ich habe nur was gegen … wie nenn ich das mal schnell? Betroffenheitsaktionismus? Ne, das ist passt nicht ganz. Ich meine: Statt einfach zu tun, was zu tun ist (was sich vor Ort am ehesten herausstellt), denkt man sich irgendwelche „individuellen Aktivitäten“ aus. Wenn du einen Schreibwilligen triffst und sich der Bedarf nach Autorengesprächen (schreiben kann der Autor ja wohl allein) herausstellt, dann tu es drei Teufels Namen! Und wenn alle anderen die wichtigeren Dinge tun – also die energieüberladenen jungen Männer beim Sport beschäftigen, die Kinder bespaßen, Frauen beistehen, Essen und Sachen verteilen, Sprache lehren etc. – dann hilf ihm meintewegen auch beim Selfpublishung (denk aber bitte dran, dass er in drei Monaten schon wieder auf dem Balkan sein kann!) …

                   

                   

                   

                   

                   

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                  Beigetreten: 24.03.2014
                  RE: Flüchtlinge
                  Mi, 09.09.2015 10:02

                  Ich glaube, es gibt eine ganze Menge, was AutorInnen an Autorenspezifischem mit und für Flüchtlinge(n)/Asylanten/Menschen, die hier im Exil leben, tun können. Die Idee mit dem Selfpublishing, Petra, ist sicher bedenkenswert und ausbaufähig.

                  Die Selfpublishing-Plattform Narcissus (http://narcissus.me/) macht ihre Seiten auf 7 verschiedenen Sprachen: Deutsch, Englisch, Französisch, Spanisch, Arabisch, Türkisch, Polnisch und Italienisch. Ich habe mich noch nicht weiter mit den Angeboten darauf beschäftigt. Aber dass es die auf Arabisch gibt, finde ich ziemlich klasse.

                  Denkbar wären alle möglichen Projekte, alleine oder gemeinsam mit einer Autorengruppe vor Ort: 

                  • Gemeinsame Lesungen
                  • Handreichungen, die gemeinsam erstellt werden, und die es den Menschen aus den anderen Ländern erleichtern, vor Ort (im Dorf, in der Gemeinde) Fuß zu fassen. So was gibt es ja z.B. auch für Touristen oder Studenten (Was gibt es wo? Wie sind die Regeln? etc.). Das kann man zwei- oder mehrsprachig in Broschürenform oder auf Flyern herausbringen. Und beim Verfassen einer solchen Broschüre tun sich sprachlich gewandte Menschen (das müssen natürlich nicht unbedingt AutorIn sein), erfahrungsgemäß leichter als Menschen, die zu Buchstaben keine so enge Beziehung haben.

                  Viele der Menschen aus diesen anderen Ländern sprechen ausgezeichnet Englisch.

                  Warum nicht hier einmal sammeln, was man als AutorIn, also als Mensch mit Liebe zu Buchstaben, alles gemeinsam mit Menschen aus anderen Ländern machen könnte?

                  • [Moderator]
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                  Beigetreten: 24.03.2014
                  RE: Flüchtlinge
                  Mi, 09.09.2015 11:40 / Bearbeitet am: Mi, 09.09.2015 11:42
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                    Beigetreten: 17.04.2015
                    RE: Flüchtlinge
                    Mi, 09.09.2015 11:58

                    Von dem Sternenblick-Projekt ist jetzt eine Ausschreibung online für einen Gedichtband, deren Erlöse an eine gemeinnützige Organisation gehen, die Flüchtlinge unterstützt:

                    http://www.sternenblick.org/ausschreibungen/mach-mit/

                    Gelöschter Nutzer
                    RE: Flüchtlinge
                    Mi, 09.09.2015 20:09

                    Hilfe hat viele Gesichter und zum Glück kann wirklich jeder etwas tun. Wir Autoren sind ja oft ziemlich fit, was Lesungen angeht. Und viele Kollegen sprechen sehr gut englisch. Warum nicht das eine mit dem anderen kombinieren und Lesungen anbieten? Entweder aus eigenen oder aus Büchern anderer, internationaler Autoren? 

                    Langeweile ist tatsächlich ein großes Thema in den Flüchtlingsunterkünften, sowohl bei den Kindern als auch bei den Erwachsenen. Und wer Bedenken hat, dorthin zu gehen, der kann sich über die örtlichen Flüchtlingsbeiräte auch Adressen dezentraler Flüchtlingswohnungen geben lassen und dort Kontakte knüpfen. So können vielleicht Beziehungen wachsen, die wiederum den Neuankömmlingen zugute kommen. Brücken bauen, das können wir Autoren definitiv.

                     

                    vG, Dorit

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                      Beigetreten: 01.04.2015
                      RE: Flüchtlinge
                      Mo, 14.09.2015 11:57

                      Hallo zusammen,

                      @alle:
                      Danke für die Links und Kommentare, die sind sehr aufschlussreich.

                      @Ulrike:
                      Offenbar ist es mir nicht gelungen, das zu vermitteln, was ich wollte. Deshalb versuche ich es noch einmal anders.

                      Ich bin der Meinung, dass wir alle einen respektvollen Umgangston pflegen sollten. Imperative (Befehlsform!) sind m. E. dafür nicht angebracht: "hilf", "denk", "schau", "wende" usw. sind Beispiele davon aus deinen hiesigen Kommentaren. Noch weniger sind Beleidigungen dazu dienlich, sich gegenseitig Respekt zu zollen: "was soll der (sorry!) mit dir?", ebenfalls von dir.

                      Wie schlecht diese Befehle bei mir ankommen, wollte ich dir mit meinem Kommentar (erstens, zweitens, drittens usw.), der im selben Duktus geschrieben ist, veranschaulichen. Und deine Reaktion darauf zeigt mir, dass bei dir Befehle ebenso schlecht ankommen.

                      Ich schlage deshalb vor, dass wir uns künftig an die Regeln des sozialen Miteinanders halten und das Autorenforum als das nutzen, was es ist: ein Forum, um sich über Themen rund um das Schreiben auszutauschen, nicht, um sich persönlich anzugreifen.

                      VG
                      Petra

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                        Offline
                        Beigetreten: 14.03.2014
                        RE: Flüchtlinge
                        Mo, 14.09.2015 12:10

                        Ja, Mamma. 

                          Status:
                          Offline
                          Beigetreten: 12.03.2014
                          RE: Flüchtlinge
                          Mo, 14.09.2015 13:04

                          jon schrieb:
                          Ja, Mamma.

                          Autsch! Musste der sein?
                          Ich bitte jetzt einfach mal als nicht am Disput beteiligter um Zurückhaltung, was persönliche Differenzen betrifft ...

                          ... und mache mich sogleich angreifbar, weil ich nun meinen Senf auch noch dazu geben werde:

                          @Ulrike Jonack: Ich stimme Dir inhaltlich in Deinen Beiträgen zu diesem Thema zu. Ich lebe in einer der vier Gemeinden in NRW, die die im prozentualen Verhältnis "Einwohner <-> Flüchtlinge" die höchsten Quoten haben (normalerweise sind es knapp unter 1%, hier deutlich mehr, so 4-5%). Das liegt an der hier ansässigen, leerstehenden Landespolizeischule, die nun als Flüchtlingsunterkunft dient. Von Gegendemonstrationen oder Brandanschlägen gibt es hier Gott sei Dank (bislang) nichts zu berichten, die Flüchtlinge sind aufgrund der schieren Menge deutlich im Stadtbild zu bemerken, ich kann daran aber nichts Negatives finden. 

                          @Petra Zeichner: Ich empfehle Dir, etwas dickhäutiger zu werden, wenngleich ich Deine Verärgeung zum Teil nachempfinden kann, da Ulrike zu einem direkten, manchmal etwas ruppigen "Ton" neigt. Ganz so befehlsartig, wie Du es empfindest, kam es bei mir aber nicht rüber.

                          @Alle: Mit einigen der Flüchtlingsfamilien hier bin ich inzwischen ins Gespräch gekommen (ich habe einen kleinen Sohn, mit dem ich des öfteren am Wochenende den Spielplatz in unserem Wohngebiet besuche, dort trifft man die Familien mit kleineren Kindern natürlich an und kommt über die Englische Sprache leicht ins Gespräch). Tatsächlich sind die Bedürfnisse und Sorgen (und Ängste) nichts, was man mit ein wenig "autorenspezifischem" aus der Welt schaffen kann. Es geht mehr um grundlegende Dinge wie "bekomme ich hier eine Wohnung" oder "darf ich überhaupt bleiben?" oder "kann ich hier jemals meine Familie ernähren?" oder "kann ich meine Eltern hierherholen, ich habe doch sonst niemanden mehr" oder "was, wenn meine Kinder auf Flüchtlingsgegner treffen?". 

                          Eine Familie kommt aus Albanien und dürfte wohl kein Asyl bekommen. Die Eltern sind weit davon entfernt, Analphabeten oder schlecht ausgebildet zu sein. Die Frau ist Bibliothekarin und der Mann war Büroangestellter, beide lange ohne Arbeit und zuletzt ohne festen Wohnsitz. Aber sie kommen ja aus einem der "sicheren" Länder, in denen alles sicher ist außer den Möglichkeiten, eine Familie menschenwürdig durchzubringen, wenn man zu einer ethnischen Minderheit gehört. Deren Kinder habe ich nicht ein Mal lächeln gesehen ...

                          Eine junge Mutter mit Baby habe ich ebenfalls kennengelernt, sie ist Syrerin und wird hier ziemlich sicher Asyl erhalten. Ihr Mann und der ältere Sohn und Bruder ihrer Tochter haben die Flucht nicht überlebt und die Frau wirkt erstaunlich gefasst (äußerlich). Bei dem, was sie erlebt hat, hilft ihr aber sicher  kein Tagebuch und schon gar kein Self-Publishing, da ist professionelle psychologische Hilfe angesagt. Und in Ihrer Situation voller Angst, Trauer und Ungewissheit erscheinen mir Ideen, wie man sich da "autorenspezifisch" betätigen kann, naiv und schlicht fehl am Platz. Gut gemeint ist nicht unbedingt auch gut.

                          Hier hilft nur, den Autor hinten anzustellen und anzupacken, wo Not am Mann/ an der Frau ist. Da fragt man bei der Stadt-/Kreisverwaltung nach, oder bei der Kirchengemeinde, dem Roten Kreuz oder was weiß ich. Und dann hilft man, soweit man möchte und kann.

                          Das alles stellt natürlich nur meine ganz persönliche Meinung zum Thema dar. Keine Befehle, keine Aufforderungen, nur meine 20 Cent dazu ...

                          Liebe Grüße,
                          Dirk

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                            Beigetreten: 08.06.2015
                            RE: Flüchtlinge
                            Mo, 14.09.2015 18:39

                            Hallo zusammen,

                            Dirk, danke für Deinen Beitrag. Spart mir schon viel Tippen. 1f 609

                            Sandra, danke fürs Ansprechen des Themas (und die Links!). Auf manche Ideen kommt man ja selber gar nicht. Ich werde hier also immer mal wieder hereinschauen.

                            Generell: Jeder, wie er/sie kann. Alles andere ist unsinniger Aktionismus, im schlimmsten Falle sogar "Ablaßhandel".

                            Ich selbst bin seit kurzem in Kontakt zum hiesigen "Cafe International"/Asylcafe; wird sich zeigen, was ich tun kann und was nicht. (Eher nichts "Autorenspezifisches", aber wer weiß, was sich ergibt.)

                            Liebe Grüße,

                            Friederike

                             

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                              RE: Flüchtlinge
                              Di, 15.09.2015 09:26

                              Nach längerer Zeit melde ich mich auch wieder einmal zu Wort: Jedes Engagement, das Verfolgten und Vertriebenen dabei hilft, in Frieden, Sicherheit und Würde zu leben, und das ihnen Freude, Hoffnung, vielleicht sogar eine realistische Perspektive für ihre Zukunft gibt, ist berechtigt - sei der Einsatz in unseren Augen auch noch so gering. Wenn man etwas tun kann, soll man es tun, und seien es eben Austausch und Überzeugungsarbeit hier im Forum.

                              Mich beschäftigt noch eine andere, literaturspezifischere Frage: Momentan bekomme ich auffallend viele Manuskripte oder Exposés mit Flüchtlingsthematik. Plötzlich scheint jede(r) Zweite auf das Thema einzusteigen. Einerseits will ich keine Idee absägen, die Bewusstsein für brandheiße Themen schaffen und Schlaglichter auf Einzelschicksale werfen will, andererseits bleibt dieses Geschmäckle - der Verdacht, dass die literarische Auseinandersetzung mit den Flüchtlingen nur vordergründig auf Solidarität und Mitgefühl gründet, in Wirklichkeit aber auf voyeuristisch-opportunistische Weise Aasgeierei betreibt. (Das Phänomen ist weder neu, noch beschränkt es sich auf das Thema Flüchtlinge bzw. die Literatur. Dennoch meine Frage an Euch:) Wie denkt Ihr darüber? Schreibt ihr Fiktion zum Thema Flüchtlinge? Falls ja - wie? Falls nein - warum nicht?

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                                Beigetreten: 12.03.2014
                                RE: Flüchtlinge
                                Di, 15.09.2015 12:20

                                Lieber Hendrik,

                                zu der Thematik schreibe ich gerade eine sehr kurze Kurzgeschichte (4500 Zeichen) für einen österreichischen "Schreibbewerb". Ich achte darauf, dass ich damit keine voyeuristisch-opportunistische Aasgeierei betreibe. Die Geschichte soll zum einen einen gewissen literarischen Anspruch haben, aber auch zum Thema des "Bewerbs" ("Steine") passen. Es bleibt natürlich nicht aus, dass jemand denken könnte "Darüber schreibt der doch nur, weil das gerade in aller Munde ist", aber was solls? Ich besetze vielleicht eine Thematik, habe eventuell sogar eine Botschaft im Text untergebracht. Wenn schlimme Dinge passieren, soll ich sie nicht mehr thematisieren, nur weil es dann viele andere auch tun?

                                Ich habe länger überlegt, ob ich zum Thema "Steine" ein Geschichte über ein Einzelschicksal im Rahmen des Holocaust schreiben soll (da kenne ich mich gut aus, habe viel recherchiert. Ich war Gründungsmitglied der "Gesellschaft gegen das Vergessen und für die Toleranz e. V." meiner damaligen Heimatstadt und vom "Bündnis gegen Rechtsradikalismus, Rassismus und Gewalt e. V." des dortigen Kreises und einer der ersten 50 Unterzeichner des damals gescheiterten, ersten NPD-Verbotsantrags. Hat mir nicht nur Freude bereitet ...). Aber durch Begegnungen mit Flüchtlingen in meiner jetzigen Heimatstadt war das Thema schnell klar. Als ich dann meinen kleinen Sohn auf der Stufe vor unserer Hauseingangstür mit Steinen "Steinautos" spielen sah (er ist zwei Jahre und neun Monate alt), war die Geschichte einfach da ...

                                Liebe Grüße
                                Dirk

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                                  Beigetreten: 08.06.2015
                                  RE: Flüchtlinge
                                  Do, 17.09.2015 18:04

                                  Hallo Hendrik, hallo Mitlesende,

                                  Eisbär schrieb:
                                  Momentan bekomme ich auffallend viele Manuskripte oder Exposés mit Flüchtlingsthematik. Plötzlich scheint jede(r) Zweite auf das Thema einzusteigen. Einerseits will ich keine Idee absägen, (...), andererseits bleibt dieses Geschmäckle - der Verdacht, dass die literarische Auseinandersetzung mit den Flüchtlingen nur vordergründig auf Solidarität und Mitgefühl gründet, in Wirklichkeit aber auf voyeuristisch-opportunistische Weise Aasgeierei betreibt.

                                  Schwer zu entscheiden. Da hilft wohl nur die "Einzelfallprüfung" jedes einzelnen Textes/Entwurfes.

                                  Eisbär schrieb:
                                  (...) meine Frage an Euch:) Wie denkt Ihr darüber? Schreibt ihr Fiktion zum Thema Flüchtlinge? Falls ja - wie? Falls nein - warum nicht?

                                  Das Thema spielte schon vor Jahren in einigen Fantasygeschichten von mir eine Rolle. Aktuell beschäftige ich mich eher mit anderem, was sich natürlich schnell wieder ändern kann. Weder fühle ich mich "verpflichtet", jetzt unbedingt etwas zu dem Thema zu schreiben, noch würde ich eine mich reizende Idee verwerfen, bloß weil das derzeit nach "Mode" riecht.

                                  Schönen Gruß,
                                  Friederike

                                  Gelöschter Nutzer
                                  RE: Flüchtlinge
                                  Sa, 12.03.2016 11:12

                                  Guten Morgen zusammen, 

                                  kennt ihr alle schon diese Plattform? http://autorenhelfen.org/  Dort finden sich ganz unterschiedliche Aktionen von Autoren für Hilfsprojekte zusammen. So hat z.B. Inge Löhnig kürzlich eine Rolle in einem ihrer nächsten Krimis für einen guten Zweck versteigert.

                                  Und letzte Woche lief eine Aktion, da konnte man gegen eine Spende von gerademal 30 Euro ein Bücher-Überraschungspaket gewinnen. Ich habs getan und durfte sogar angeben, welche Genres ich am liebsten lese. Angekündigt war ein Paket aus 6 Büchern. Und nun schaut euch an, was ich eben bekommen habe. :-) 7 Bücher, die ich alle noch nicht kenne, die mir alle vom Klappentext herzusagen und vor allem, von ganz lieben Autorinnen und Autoren, von denen die meisten auch hier im Forum unterwegs sind. Besonders freue ich mich auf Ellis Bücher! :-) 

                                  VG, Dorit 

                                   

                                   

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                                  RE: Flüchtlinge
                                  Di, 15.03.2016 10:33

                                  Hallo Sandra und liebe Schreibfreunde,

                                  in meiner Heimatstadt sind sicher auch Flüchtling und das nicht wenige, aber nicht in meiner Nähe, sodass es bisschen schwierig ist für mich das organisatorisch hinzubekommen. Da ich wegen meiner Handicaps kein Auto fahren darf, kann ich leider nichtmal etwas vor Ort bringen, was gebraucht werden könnte. Deshalb bin ich auf die Hilfe meiner Freunde und Bekannten angewiesen.

                                  Von Natur aus bin ich eine mit einem Helfersydrom ausgestattet, aber bedingt meiner gesundheiltlichen Probleme und der Behinderung muss ich bedauerlicherweise davon absehen, was mich enorm beschämt, micht traurig stimmt und mir unendlich leid tut.

                                  Trotzdem versuche ich, so, wie es meine Möglichkeiten hergeben, zu helfen, wo und wie ich kann. In meiner Nachbarschaft ist eine Wohnung frei geworden, fände es toll, wenn meine Vermieterin es befürwortet, dass dort eine kleine Familie einziehen dürfte, denen ich in Sprache usw. weiterhelfen kann. Kinder mag ich, obwohl ich selbst keine haben darf. Menschen die Hilfe brauchen, sollten sie erhalten, wie immer es möglich ist.

                                  Die Idee, die Sandra auf Twitter gepostet hatte, dass PCs, Labtops und ähnliches gespendet werden könnten, fand ich klasse und, wenn ich könnte, wäre meiner sofort bei Sandra, um ihn weiterzuleiten, zu denen, die ihn brauchen oder haben möchten. Aber leider benötige ich meinen Labtop selbst, um schreiben zu können.

                                  Täglich sehe ich die Bilder von Menschen, die dafür kämpfen in Freiheit leben zu dürfen. Viele, die am Sonntag bei der Wahl in RLP, BW und Sachsen wählen durften, haben sich (erschreckenderweise) für die AfD entschieden. Da ich eine Person bin, die sich u. a. mit Geschichte befasst, weiß, was vor 1933 geschehen ist und eben DAS darf und sollte nicht WIEDER eintreffen. Wir haben im kommenden Jahr Bundestagswahl, wo wir darüber entscheiden dürfen, wer einziehen darf und wer nicht. DESHALB auf diesem Wege, kämpft für Demokratie, denn all jene, die zu uns kommen, sollten UNSERE WERTE respektieren, denn WIR müssen auch die IHREN respektieren, würden WIR in IHR Land flüchten müssen. (Sorry, dass war eben emotional, aber aus meiner Sicht wichtig)

                                  Was ich mir wünschte ist, dass ich weitaus mehr tun könnte, als das, was ich versuche zu tun, wenn es mir überhaupt möglich ist. Leider bin ich selbst ein Stückwegs auf Hilfe angewiesen, denn ohne FS geht nichts.

                                  Euch allen, die ihr direkt Helfen könnt und wollt, wünsche ich unendlich viel Kraft und Ausdauer, viel Mut und Motivation, vor allem Spaß bei der Sache und viele wundervolle neue Kontakte und Freundschaften.

                                  Herzlichste Federgrüße

                                  Jutta

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                                    Beigetreten: 12.03.2014
                                    RE: Flüchtlinge
                                    Di, 15.03.2016 15:28

                                    Hallo,

                                    @ Jutta: danke für deinen emotionalen Beitrag. Du musst dich hier im Forum nicht dafür rechtfertigen, dass du dein Laptop nicht abgeben kannst oder ähnliches. Du könntest auch helfen, indem du Verblendeten die Augen öffnest. Als Autor bist du immer auch Multiplikator. Du hast die Möglichkeit, mit deinem Talent deinen Anteil zur öffentlichen Meinung hinzuzufügen.

                                    Du könntest sprachlich originelle Leserbriefe in die Lokalzeitungen bringen, um ein positives Licht auf die zu Euch geflüchteten Menschen zu richten. Du könntest stumpfen Hetzern mit deinem Text entgegentreten und ihre "einfachen Lösungen" als Rattenfalle entblößen (geht auch anonym, wenn die Redaktion deinen Namen kennt).

                                    @ to whom it may concern: Ich war in meiner früheren Heimatstadt (habe mir in meiner jetzigen Stadt vor ein paar Jahren ein Haus gekauft) für meine Leserbriefe bekannt, die die "Schergen" einer mir nicht soo sympathischen, konservativen Volkspartei in Rollen bekannter Hollywoodfilme verfrachtete. Hat mir Fans und Feinde eingebracht. Letztere konnte ich aber immer bei einem Glas Ale im Pub besänftigen. Sind ja auch alle Menschen, manche denken eben nur anders als ich. Wenn sie es denn tun 1f 633

                                    Letztens nannte mich jemand in einem Gespräch "linksgrünversiffter Gutmensch" und "Sozialfaschist". Ich hatte mich mit einer Syrischen Familie auf dem Spielplatz unseres Wohngebiets angeregt unterhalten. Unsere Kinder spielen dort zusammen. Für meinen Dreijährigen ist eine Sprachbarriere kein Hindernis. Nach ein paar Momenten plappern alle nur noch Fantasiewörter und amüsieren sich königlich. Das passte einem Nachbarn der älteren Sorte anscheinend nicht und er fühlte sich bemüßigt, die vorgenannten, intelligenzbefreiten Lautäußerungen zu tätigen. Ich habe mich sofort freundlich bei ihm entschuldigt und ihm ein Taschentuch mit einem fröhlichen "Gesundheit!" überreicht. 

                                    Bei mir beschränkt sich die Hilfe für Menschen in Notsituationen auf regelmäßige, kleine Geld- und Sachspenden und Gespräche mit geflüchteten Menschen (Flüchtling ist irgendwie so versachlicht und grenzt die sich ganz genauso in Not befindlichen "Wirtschaftsmigranten" und deren dramatische Schicksale aus).
                                    Mehr ist mit meinem Zeitbudget nicht drin und immerhin besser als nichts.

                                    Ich kann in meinem Umfeld keinerlei Beeinträchtigungen für die "Eingeborenen" durch diese Menschen feststellen und begrüße daher diese Bereicherung. Natürlich sehen das nicht alle so, und so hatten wir im vergangenen Herbst an einem wunderbar sonnigen Tag eine Demo von Rechtspopulisten, NeoNazis und Wutbürgern, die durch die Stadt zog. Ganze 30 (!) Demonstranten grölten unverständliche Parolen, waren aber aufgrund der über 1000 Gegendemonstranten selten zu hören, geschweige denn zu verstehen. Sambatrommeln sind eben auch ganz schön laut.

                                    Ich habe letztes Jahr beim Projekt Sternenblick an einer Aktion namens #dichterfuerfluechtlinge (www.dichterfuerfluechtlinge.de) mitgewirkt. Über 400 Autoren haben ein Gedicht beigesteuert  und 136 sind letztendlich in einer Anthologie mit dem Titel "Trümmerseele" erschienen. Gibts seit dem 23.12.2015 bei Amazon und jeder Buchhändler kann es bestellen. Mein Gedicht "Zwei Steine" hat es auch reingeschafft. Ein Teil der Verkaufserlöse von Printbuch, E-Book, geplantem Hörbuch und Livemitschnitt fließt in konkrete Projekte der Flüchtlingshilfe. Konstantin Wecker konnte zur Mitarbeit gewonnen werden und so hat er auch ein Gedicht beigesteuert.

                                    Wie siehts bei Euch aus? Hat Euch die ganze Sache mit "den Flüchtlingen" vielleicht dazu bewegt, das Thema literarisch aufzunehmen? Oder hat es Euch dazu bewegt, aktiv etwas zu tun? Oder wäre eine eigene Autorenwelt-Antho mit Kurzgeschichten von Autoren und Interviews mit Flüchtlingen denkbar? Wer kennt sich mit "sowas" aus und traut sich zu, es zu organisieren? 

                                    Habt Ihr noch bessere Ideen und Lust, was zu tun?

                                    Liebe Grüße
                                    Dirk

                                    Gelöschter Nutzer
                                    RE: Flüchtlinge
                                    Di, 15.03.2016 16:54

                                    Sphärenspringer schrieb:

                                     

                                    Wie siehts bei Euch aus? Hat Euch die ganze Sache mit "den Flüchtlingen" vielleicht dazu bewegt, das Thema literarisch aufzunehmen? Oder hat es Euch dazu bewegt, aktiv etwas zu tun? Oder wäre eine eigene Autorenwelt-Antho mit Kurzgeschichten von Autoren und Interviews mit Flüchtlingen denkbar? Wer kennt sich mit "sowas" aus und traut sich zu, es zu organisieren? 

                                     

                                     

                                    Ja, wie ich oben schrieb, hat das Thema mich bewegt, etwas zu tun. Und, wie ich auch oben schrieb, gibt es eine gute Plattform, die hinter dem Link. Bei "Autoren helfen" laufen schon ganz, ganz viele Aktionen und Fäden zusammen, da muss ich nicht noch weitere Dinge organisieren, sondern bündle meine Aktivitäten lieber dort mit ein. Jeder, der helfen will, findet dort Möglichkeiten, die zu ihm passen. Auch für dich, liebe Jutta, ist das sicher was dabei. Klickt ruhig mal drauf. :-)

                                     

                                    liebe Grüße, Dorit 

                                    Gelöschter Nutzer
                                    RE: Flüchtlinge
                                    Mi, 23.03.2016 09:01

                                    Hallo ihr Lieben,

                                     

                                    @Dirk,

                                    herzlichen Dank für deine lieben Worte. Ja, du hast recht, ich sollte versuchen mit dem Schreiben etwas zu bewirken, was ich bereits auf Twitter reichlich getan habe. Musste sogar einen, der mir mit "Mord" drohte sperren lassen und seither ist Ruhe im Busch. Wie ich vom Twitterteam erfahren habe, war es jemand, der bereist strafällig war und offenbar polizeilich gesucht wird. Bisher habe ich nichts weiter mehr mitbekommen, was da wie weiter gelaufen ist.

                                    Für eine Zeitung zu schreiben, habe ich mir auch überlegt, aber dazu fehlt mir noch das Know-How für das Schreiben. Mit meinem Studium musste ich, während der Renovierungsarbeiten und dem Umzug und dessen Nacharbeiten, pausieren und bin seither bisschen rausgefallen, leider. All das ärgert mich ein wenig, aber ich weiß, dass ich bald wieder meinen Rhythmus finden kann und darauf freue ich mich enorm.

                                    Wenn ich Twitter einschalte und die Nachrichten sehe, bekomme ich oft Gänsehaut. Gerade gestern war es ein solcher Tag, als die Anschläge in Brüssel verübt wurden.

                                     

                                    @Sandra,

                                    wäre es denkbar, dass wir Autorinnen und Autoren eine Anthologie zusammenstellen könnten? Ich denke da an ein Anthologiebuch für die gesamte Gesellschaft (nicht nur für Flüchtlinge), denn wir sollten, so meine ich, all das, was uns bewegt, nervt, ärgert, die Ängste usw. darin vereinen und vor allem sollte es, so finde ich, ein Aufruf an die Gesellschaft sein, dass wir ein Miteinander leben sollten, statt im Gegen.

                                    Was meinst du dazu?

                                    Was meinen meine Kolleginnen und Kollegen dazu?

                                    Wünsche euch allen eine wundervolle Frühlingszeit und im Besonderen ein fröhliches Osterfest!

                                    Friedvolle Federgrüße

                                    Jutta

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                                    RE: Flüchtlinge
                                    Do, 24.03.2016 13:52

                                    @Jutta: Natürlich ist es denkbar, dass AutorInnen eine Anthologie zusammenstellen. Ich bin nur überhaupt kein Fan von Anthologien. Sie machen jede Menge Arbeit (Absprachen und Verträge mit zig Personen, die alle verschieden ticken, Texte auf sehr unterschiedlichem Niveau, Lektorat, Korrektorat, Satz, Layout) und werden in der Regel von niemandem gekauft. Denn die Autoren erwarten ja zu Recht kostenlose Belegexeplare. Und sonst interessiert sich in der Regel niemand für Anthologien.

                                    Bitte nicht böse sein.

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                                      Beigetreten: 12.03.2014
                                      RE: Flüchtlinge
                                      Do, 24.03.2016 14:42

                                      @Sandra: Ich kann dich (aus der Perspektive derVerlegerin) sehr gut verstehen und du hast mit deinen Punkten sicher im Großen und Ganzen Recht.

                                      Ein Grund, warum viele Anthos mittlerweile über BoD publiziert werden und das Korrektorat sowie Lektorat ehrenamtlich in Projektgruppen läuft. In dem Projekt, bei dem ich zuletzt dabei war, ging es ähnlich und alle Autoren haben für die gute Sache sowohl auf Honorar als auch auf (kostenlose) Belegexemplare verzichtet. Mit den Einnahmen wurden (und werden) die entstandenen Kosten gedeckt und drei Euro je Taschenbuch an Hilfsprojekte gespendet, beim E-Book der Erlös. Dabei kommen natürlich keine großen Summen zusammen, aber man hat durchaus Menschen erreicht (Lesungen, Zeitungsartikel, einige Käufer von Taschenbuch und E.Book). Es war eben eine Möglichkeit, als Autor einen kleinen Beitrag zu leisten. Und darum ging es in diesem Thread ja. Als Autor mit dem, was ein Autor so kann, für Flüchtlinge einen sinnvollen Beitrag zu leisten. Das setzt sicherlich einen gewissen Grad an selbstlosem Idealismus voraus, der mit der für Verleger wichtigen Wirtschaftlichkeit nicht in Einklang zu bringen sein dürfte.

                                      Liebe Grüße
                                      Dirk

                                       

                                      Gelöschter Nutzer
                                      RE: Flüchtlinge
                                      Fr, 25.03.2016 11:50

                                      @Sandra,

                                      ich bin dir nicht böse, ich sehe das, wie Dirk, ich habe durchaus Verständnis dafür das es rentabel sein sollte.

                                      Aber ich dachte dabei an so etwas ähnliches, wie es im TV oft veranstaltet wird, via Spendenaufruf, um für die Flüchtling Geld zu sammeln, damit alles, was gebraucht wird gekauft werden kann.

                                       

                                      @Dirk,

                                      wie immer triffst du den Nagel auf den Kopf :-). In ähnlicher Weise denke ich das auch. Und trotzdem verstehe ich Unternehmer, die einen Verlag zu leiten haben.

                                       

                                      Frohe österliche Federgrüße

                                      Jutta

                                      • [Moderator]
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                                      Beigetreten: 24.03.2014
                                      RE: Flüchtlinge
                                      Mo, 04.04.2016 19:22

                                      Gerade erschienen: eine Anthologie mit Texten diverser Autorinnen und Autoren und bestimmt sehr interessant:

                                      http://www.boersenblatt.net/artikel-essayband_zur_fluechtlingskrise.1123...

                                      "Wie wir leben wollen - Texte für Solidarität und Freiheit“.
                                      Herausgegeben von Matthias Jügler, Suhrkamp, 199 Seiten, 10 Euro
                                      Ein Teil der Honorare der Autorinnen und Autoren wird für Flüchtlingshilfe gespendet.

                                      Mit Texten von Shida Bazyar, Bov Bjerg, Kristine Bilkau, Nora Bossong, Jan Brandt, Micul Dejun, Ulrike Draesner, Roman Ehrlich, Lucy Fricke, Mirna Funk, Heike Geißler, Lara Hampe, Franziska Hauser, Heinz Helle, Svenja Leiber, Édouard Louis/Geoffroy de Lagasnerie und Hinrich Schmidt-Henkel, Inger-Maria Mahlke, Matthias Nawrat, Markus Orths, Maruan Paschen, Philipp Rusch, Saša Stanišic, Stephan Thome, Senthuran Varatharajah, Julia Weber sowie Matthias Jügler (Hrsg.).

                                      Gelöschter Nutzer
                                      RE: Flüchtlinge
                                      Di, 05.04.2016 11:05

                                      Hallo Sandra,

                                      herzlichen Dank für diesen Hinweis, das klingt interessant und spannend. :-).

                                      Mal sehen, dass ich es mir erwerbe, denn solche Projekte unterstütze ich mit Freude.

                                      Dir ein dickes DANKE SCHÖN für deine Mühe!

                                      Ich wünsche dir eine tolle restliche Woche mit viel Erfolg bei allen Unternehmungen!

                                      Frühlingshafte Federgrüße

                                      Jutta