Sie sind hier

Das Forum steht nur noch im Lesemodus zur Verfügung. Das Erstellen von neuen Threads oder Beiträgen ist nicht mehr möglich. Mehr hier.

Suchformular

10 Beiträge / 0 neu
Letzter Beitrag
    Status:
    Offline
    Beigetreten: 17.06.2016
    Erlaubnis für die Verwendung von natürlichen Personen

    ... und noch einen Frage :-)

    In meinem Buch möchte ich eine reale Person auftreten lassen . Diese hat sich auch mündlich bereits einverstanden erklärt und findet die Idee gut. Trotzdem möchte ich das ganze schriftlich absichern.
    Hat jemand von euch schon mal so eine Einverständniserklärung gemacht oder kann mir vielleicht jemand ein Muster schicken?

    Danke und schöne Grüße
    Christina

      Status:
      Offline
      Beigetreten: 14.03.2014
      RE: Erlaubnis für die Verwendung von natürlichen Personen
      Mi, 22.06.2016 09:05

      Ich würde so ein Schriftstück selbst aufsetzen. Wichtig (für den Fall des Falles): Der Unterschreiber muss

      a) die Chance haben, das Endwerk vor Veröffentlichung zu sehen (auch wenn du ihn nicht in die Pfanne hausen willst, muss er das selbst beurteilen dürfen)

      b) ausdrücklich erklären, dass er nicht nachträglich - und zwar nie! - Ansprüche irgendeiner Art geltend machen wird. (keine nachträgliche Zustimmungsrücknahme - was zum Einstampfen der Bücher führen würde -, keine nachträgliche Vergütung, keine nachträglichen Änderungsforderungen und sowas)

      Inwieweit so ein Schriftstück überhaupt juristisch sinnvoll und ausreichend wäre, weiß ich allerdings nicht. Es wäre aber wohl besser als nichts.

       

        Status:
        Offline
        Beigetreten: 07.02.2017
        RE: Erlaubnis für die Verwendung von natürlichen Personen
        Mi, 08.02.2017 09:54

        Zum diesem Thema hätte ich auch eine Frage:

        Ich habe eine große Sammlung von Dokumenten, die ich im Sperrmüll gefunden habe, Briefe, Tagebücher, Pfändungsbescheide, überwiegend von wilden Müllhaufen (Zwangsräumungen). Manches würde ich am liebsten ungefiltert veröffentlichen (ein Hefter mit 48 Briefen von Teenagern z.B., wunderbarst!), aber mir ist schon klar, dass das - naja- schwierig ist. Weiß jemand, wie es in einem solchen Fall um Urheberrechte und Persönlichkeitsrechte steht? Die Sachen stammen nicht aus der Papiertonne, sind also nicht Eigentum der Stadt, und ich gehe davon aus, dass sie weggeworfen wurden, der Urheber also keine Ansprüche erheben wird.

        Reicht es, Namen und Orte zu ändern? Muss ich die Texte so stark verändern, dass ein neuer Kontext, quasi ein Kunstwerk, entsteht? Oder muss ich versuchen, die Personen oder ihre Erben zu fragen und ihr Einverständnis einzuholen? Immerhin gibt es diese Bücher mit den Einkaufszetteln, die von der Straße aufgesammelt und eins zu eins abgebildet wurden, oder z.B. Film und Buch über Inge Brandenburg, das der Autor aus Material erarbeitet hat, das vom Flohmarkt stammt.

        Danke für Eure Antwort,

        Anke

        Gelöschter Nutzer
        RE: Erlaubnis für die Verwendung von natürlichen Personen
        Mi, 08.02.2017 15:23

        Die gefundenen Sachen sind vom Urheber nie veröffentlicht worden. Entsorgen ist etwas anderes. Insofern bleibt sein Urheberrecht bis 70 Jahre nach seinem Tod unangetastet. Also lieber Finger weg. Du kannst dich natürlich inspirieren lassen, aber hier greift dann tatsächlich das Persönkichkeitsrecht. Wenn sich eine echte Person in deinen Texten wiedererkennt, dann darf sie darauf bestehen, nicht beleidigt, nicht der Lächerlichkeit preigegeben zu werden. Man darf ihr nicht übel nachrreden, ihr nichts unterstellen, keine Lügen erzählen. Das gleiche gilt, wenn es die Möglichkeit gibt, dass andere Menschen die Person erkennen. Sprich, du kannst dir die Mühe machen, aber es ist ein großes Risiko.

        Vielleicht mal zum Thema Müll. Geistiges Eigentum kann man quasi nicht entsorgen. Anders als tatsächliche Materie. :-) 

         

        VG, Dorit

        PS: meine persönliche Meinung: Als Autorin verwende ich ausschließlich eigene Ideen.

          Status:
          Offline
          Beigetreten: 07.02.2017
          RE: Erlaubnis für die Verwendung von natürlichen Personen
          Mi, 08.02.2017 15:38

          Hallo Dorit,

          danke für Deine Antwort. Im Grunde habe ich das auch so gesehen, aber da ist die Geschichte mit den Einkaufszetteln oder dem Material vom Flohmarkt, aus dem ein Film und ein Buch entstanden sind. Natürlich gehe ich mit fremden Geschichten achtsam und behutsam um und beleidige niemanden oder werte ihn/sie herab. Eher suche ich nach Themen, die sich durch das Material eröffnen. Als gelernte Journalistin sammle ich Geschichten, die auf der Straße liegen, beobachte, sauge alles auf, lasse blubbern und gären, bis was Neues entsteht. Ausschließlich eigene Ideen? Wie machst Du das? Nur aus Phantasie und Spucke kann ich keinen Kuchen backen.

          BG, Anke

          Gelöschter Nutzer
          RE: Erlaubnis für die Verwendung von natürlichen Personen
          Mi, 08.02.2017 17:03

          Was die Geschichte mit den Einkaufszetteln betrifft, keine Ahnung, ob das rechtlich in Ordnung ist. Vielleicht hat es ein Jurist geprüft, vielleicht nicht. Nur weil etwas gedruckt und veröffentlicht ist, muss es ja nicht automatisch legal sein. Das gleiche gilt für mich für das Buch vom Flohmarkt. Who knowes? 

          Doch, ich denke mir meine Geschichten selbst aus. Natürlich habe ich dafür auch mein Ohr am Leben, aber es genügen mir allerkleinste Schnipsel. So wie die Frage nach der allerersten Erinnerung, die ein Mensch hat. Ich weiß nicht mal mehr, wo ich diese Frage aufgeschnappt habe, ich weiß nur, dass sie mir seit gut anderthalb Jahren nicht mehr aus dem Kopf geht und jetzt habe ich einen Plot entworfen, der diese erste Erinnerung zum Thema hat.

          Aber an sich ist das eine spannende Frage, woher die Ideen nehmen. Möchtest du dazu einen eigenen Thread aufmachen?

          VG, Dorit

            Status:
            Offline
            Beigetreten: 19.07.2016
            RE: Erlaubnis für die Verwendung von natürlichen Personen
            Mi, 08.02.2017 18:49

            Ganz ohne Recherche und Eindrücke aus dem echten Leben geht es ja nicht - das erlebe ich gerade auch. Teile meines neuesten Projekts werden an einer Musikschule spielen, und deshalb war ich schon vor etwa einem Jahr in einer unterwegs, die meiner fiktiven Schule ähnelt. Die beiden Kapitel, die dort nach meinen Besuchen entstanden sind, habe ich gerade dem Leiter für Tasteninstrumente in die Hand gedrückt. Denn ich habe tatsächlich einiges von dem, was ich dort erlebt habe, verwendet, letztlich aber etwas ganz Anderes daraus gemacht und möchte hinterher keinen Ärger. Aus einem wirklich sympathischen Klavierlehrer ist bei mir ein ziemliches "Ekelpaket" geworden, und bevor sich da hinterher jemand die Augen reibt, sollte man vorsorgen, zumal ich in der nächsten Woche wieder dorthin möchte. Und vielleicht gibt's ja sogar dort mal die Möglichkeit für eine Lesung, ich finde, schon deshalb sollte man von Anfang an mit offenen Karten spielen ...

            Viele Grüße

            Anke

             

              Status:
              Offline
              Beigetreten: 07.02.2017
              RE: Erlaubnis für die Verwendung von natürlichen Personen
              Do, 09.02.2017 11:43

              Hallo Dorit,

              ohne das Buch aus dem Flohmarkt-Material hätte ich nie etwas von der wunderbaren Jazz-Sängerin Inge Brandenburg gehört oder gelesen ...

              Mich reizt die Technik, eine Collage aus faktisch und fiktional. Sigrid Damm arbeitet so, auch Dieter Kühn (die Minnesang-Bücher z.B.). Und warum nur Vergangenheit? Und nur berühmte Leute? Das Nachdenken darüber hat mich auf den Knackpunkt gebracht: Es handelt sich um Personen der Zeitgeschichte. Wenn ich das Tagebuch von Helmut Kohl finden würde, könnte ich es veröffentlichen, auch ungefragt, und hätte bei einer Klage gute Chancen. Bei Privatpersonen nicht. Das als Hinweis für Leute, die Ähnliches im Sinn haben.

              Übrigens halte ich die Einstellung: "Als Autorin verwende ich ausschließlich eigene Ideen" für zerstörerisch. Nach meiner Erfahrung aus Seminaren und Beratung führt sie häufig zu überhöhten Ansprüchen an sich selbst und zu Schreibblockaden. Und auch Deine allerersten Erinnerungen resultieren aus einer Interaktion. Wetten?

              Einen Thread dazu aufzumachen habe ich gerade keine Zeit, ich könnte ihn nicht betreuen, stecke mitten im Angebote-Schreiben und Seminar-Vorbereiten.

              Beste Grüße, Anke

               

              Gelöschter Nutzer
              RE: Erlaubnis für die Verwendung von natürlichen Personen
              Do, 09.02.2017 13:37

              Hallo Anke, 

              ich glaube, du hast deine Entscheidung bezüglich der gefundenen Sachen längst getroffen und wolltest nur nochmal eine Bestätigung hören. Tut mir leid, ich bin und bleibe da kritisch. Schon weil ich als Mensch nicht so behandelt werden würde wollen. Aber das ist meine Ansicht. Vielleicht gibt es ja hier noch ein paar andere Stimmen, die hilfreicher für dich sind. 

              Unter Schreibblockaden oder überhöhten Ansprüchen an mich selbst leide ich eigentlich nicht. :-) Jedenfalls nicht bei meinen ersten vier Romanen, und auch nicht bei meinen Kurzgeschichten. 

              Was genau meinst du mit "....resultieren aus einer Interaktion." Ich stehe gerade auf dem Schlauch. :-)

                Status:
                Offline
                Beigetreten: 12.03.2014
                RE: Erlaubnis für die Verwendung von natürlichen Personen
                Mo, 13.02.2017 14:37

                Liebe Christina, liebe Dorit und ihr lieben zwei Anke´s,

                ich sehe das auch problematisch. Hinzu kommt der seltsame Umstand, das ein Gegenstand, den ich wegwerfe, rechtlich immer noch mein Eigentum ist. Daher kann ich auch belangt werden, wenn herauskommt, dass ich den wilden Müllplatz angelegt habe. Er is quasi nach wie vor meiner. Liegt der Gegenstand auf dem Sperrmüll vorm Haus, kann ich den "Dieb" sogar belangen, wenn mir danach ist. Liegt der Müll auf meinem Grundstück im Gebüsch, bleibt er meiner. Ich bin kein Jurist (Gott sei Dank! Wär nix für mich ...), aber ich denke auch an Dinge wie "das Recht am eigenen Bild", welches ich nicht nur auf die optische Wahrnehmung beschränkt sehe. Wenn jemand Briefe oder Tagebücher von mir veröffentlichen würde, die ich (wie doof kann man sein) irgendwohin geschmissen habe, würde ich gegen eine ungefragte Veröffentlichung vorgehen. Einkaufszettel finde ich da schon unproblematischer, da stehen außer falsch geschriebenen Dingen vermutlich wenige Dinge drauf, die auf einen speziellen Urheber hindeuten. Ich selbst würde die Finger von so einer Veröffentlichung lassen, so verlockend der Stoff sein mag. Aber nochmal: Ich bin kein Jurist, ich bin nur ein Geschichtenerzähler.

                Was die Ideenfindung angeht, tendiere ich auch eher in Ankes Richtung. Ich bin auch der Ansicht, dass es für fast jede Idee irgendeine Art von Initialzündung gibt. Aus dem Äther ins Hirn geschwebt kommen Ideen eher selten, so ist zumindest meine Erfahrung. Aber Dorit hat in einem früheren Post Ihre Frage nach der Bedeutung von "... resultieren aus einer Interaktion." selbst beantwortet. Ich zitiere:

                Dorit Kostall schrieb:

                So wie die Frage nach der allerersten Erinnerung, die ein Mensch hat. Ich weiß nicht mal mehr, wo ich diese Frage aufgeschnappt habe, ich weiß nur, dass sie mir seit gut anderthalb Jahren nicht mehr aus dem Kopf geht und jetzt habe ich einen Plot entworfen, der diese erste Erinnerung zum Thema hat.

                Dorit hat die Frage aufgeschnappt, das ist die Interaktion. So wie die Idee für mein Fantasy-Epos, die mir eine Person Namens Amalric Emilie Antero eingeflüstert hat. Amalric ist die Hauptfigur im Buch "Die Fernen  Königreiche", welches mich zum Schreiben gebracht hat. Oder nehmen wir "Totenruh", meinen Thriller, der dieses Jahr endlich fertig wird. Die Hauptidee zu dem Fall, der im Roman gelöst werden muss, stammt aus einem Buch von Simon Beckett. Nur die Idee, was daraus geworden ist, hat mit der Idee nichts mehr zu tun. Ist besser, als die Idee jemals war. Einfach so eingefallen wäre mir das nicht, es erforderte einige (auch eklige) Recherche.

                Für Krimiautoren empfehle ich übrigens das monatlich erscheinende Magazin "Stern crime - Wahre Verbrechen". Ein Blumenstrauß voll grausiger Anregungen. Man erfährt, wie es Opfern oder Angehörigen nach dem Verbrechen ergeht, wie Täter ticken und wie sie die Verbrechen begangen haben.

                Liebe Grüße
                Dirk