Nach langer Zeit und vielen mitgelesenen Einträgen möchte ich auch wieder einmal ein paar Gedanken beisteuern. Sie kreisen um das eine Thema, das wie kein anderes zuvor unseren Alltag beherrscht, das sämtliche Nachrichten dominiert, Existenzen gefährdet und unser kulturelles Leben massiv einschränkt. Schon jetzt sind einige einschneidende Konsequenzen der Corona-Pandemie für viele von uns Autor*innen und Dienstleister*innen deutlich spürbar – Buchmessen und Lesungen werden abgesagt, Druck- und Auslieferungstermine bis auf Weiteres verschoben. Brotjobs brechen weg und zu Hause hält uns die Betreuung der Kinder vom Schreiben ab.
Sitzen wir dann doch vor dem Text, drängt immer wieder die oft surreal empfundene Shut-down-Realität in unser Bewusstsein. Dann fragen wir uns: Wie interessant, wie relevant ist unser Buch nach alldem eigentlich noch? Will es im nächsten Jahr noch irgendjemand lesen, oder sollten wir das Projekt lieber gleich ganz hinschmeißen, um – was zu tun? Einen Pandemie-Thriller schreiben etwa? Oder das alles beherrschende Thema komplett ausblenden, Dystopien meiden und ausschließlich Wohlfühlliteratur produzieren?
Einige Autor*innen, mit denen ich als Lektor und Coach arbeite, fühlen sich beim Schreiben von solchen Fragen, Zweifeln und Ängsten, aber auch existenziellen Sorgen wie gelähmt. Auch mir selbst fällt es zunehmend schwerer, mich davon freizumachen, weiter zu motivieren und Ideen zu entwickeln. Andere dagegen blühen regelrecht auf und nutzen die unverhoffte freie Zeit, um wieder einmal kreativ zu werden, zu musizieren, zu lesen oder endlich ihr jahrelang dümpelndes Romanprojekt abzuschließen.
Wie geht es Euch? Inwieweit beeinträchtigt die Krise Eure literarische Arbeit? Was macht Euch Sorgen und was stimmt Euch optimistisch? Danke für Eure Antworten!