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    Beigetreten: 02.04.2014
    Schreiben im Corona-Jahr 2020

    Nach langer Zeit und vielen mitgelesenen Einträgen möchte ich auch wieder einmal ein paar Gedanken beisteuern. Sie kreisen um das eine Thema, das wie kein anderes zuvor unseren Alltag beherrscht, das sämtliche Nachrichten dominiert, Existenzen gefährdet und unser kulturelles Leben massiv einschränkt. Schon jetzt sind einige einschneidende Konsequenzen der Corona-Pandemie für viele von uns Autor*innen und Dienstleister*innen deutlich spürbar – Buchmessen und Lesungen werden abgesagt, Druck- und Auslieferungstermine bis auf Weiteres verschoben. Brotjobs brechen weg und zu Hause hält uns die Betreuung der Kinder vom Schreiben ab.

    Sitzen wir dann doch vor dem Text, drängt immer wieder die oft surreal empfundene Shut-down-Realität in unser Bewusstsein. Dann fragen wir uns: Wie interessant, wie relevant ist unser Buch nach alldem eigentlich noch? Will es im nächsten Jahr noch irgendjemand lesen, oder sollten wir das Projekt lieber gleich ganz hinschmeißen, um – was zu tun? Einen Pandemie-Thriller schreiben etwa? Oder das alles beherrschende Thema komplett ausblenden, Dystopien meiden und ausschließlich Wohlfühlliteratur produzieren?

    Einige Autor*innen, mit denen ich als Lektor und Coach arbeite, fühlen sich beim Schreiben von solchen Fragen, Zweifeln und Ängsten, aber auch existenziellen Sorgen wie gelähmt. Auch mir selbst fällt es zunehmend schwerer, mich davon freizumachen, weiter zu motivieren und Ideen zu entwickeln. Andere dagegen blühen regelrecht auf und nutzen die unverhoffte freie Zeit, um wieder einmal kreativ zu werden, zu musizieren, zu lesen oder endlich ihr jahrelang dümpelndes Romanprojekt abzuschließen.

    Wie geht es Euch? Inwieweit beeinträchtigt die Krise Eure literarische Arbeit? Was macht Euch Sorgen und was stimmt Euch optimistisch? Danke für Eure Antworten!

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      Beigetreten: 08.06.2015
      RE: Schreiben im Corona-Jahr 2020
      Mo, 30.03.2020 22:10

      Hallo Hendrik, hallo zusammen,

      da ich mit Schreiben allenfalls gelegentlich ein bisschen Taschengeld dazugewonnen habe, bleiben mir existentielle Ängste erspart, jedenfalls durch Corona.

      Psychisch scheint mir die allgemeine Ruhe eher gut zu tun, auch wenn sie erzwungen sein mag. Ich habe nicht mehr den Eindruck, dem Weltgeschehen hinterherhecheln zu müssen, alles läuft etwas gemächlicher.

      Nach Corona? – Liebe Kolleginnen & Kollegen! Die Leute werden (sofern sie das überhaupt noch tun) lesen wollen! Und zwar erst einmal ganz sicher nicht von Corona oder noch schlimmeren Seuchen. Oder, mal ehrlich, wie geht es euch selber damit?

      Auf längere Sicht bietet diese Corona-Zeit aber natürlich ein ungeheuer großes Schreibpotential, in allen Genres und Formen. Eigentlich ist das sogar eine Steilvorlage. Roadmovies, Fluchten, 1-Room-Stories, Satiren, Krimis um alles mögliche (bis hin zu Agententhrillern in der Hochdiplomatie, weil ein Land das andere des Engineerings und der Verbreitung des Virus zeiht), Familienkom- und -tragödien, Selbstbetrachtungstexte, Memento moris etc. pp.

      (Am Rande: vielleicht hat ja auch jemand Lust, Texte, Lyrik und mehr fürs "Coronaarchiv" der Uni Hamburg beizutragen.)

      Beobachtet das Geschehen. Beobachtet neue, alte und neu-alte Verhaltensweisen. Sammelt Kuriositäten. Sammelt Nachrichten. Schicksale. Leben, die auf einmal unerahnte Wendungen nehmen. Und beginnt, mit allem Bedacht, das Ganze zu verarbeiten ...

      Gutes Schaffen,

      Friederike

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        Beigetreten: 12.03.2014
        RE: Schreiben im Corona-Jahr 2020
        Mo, 27.04.2020 11:40

        Liebe Friederike,

        ich schreibe zwar nicht für das Hamburger-Corona-Archiv, aber Cororna hat mein Schreiben tatsächlich stark beeinflusst. Zunächst einmal hat es mir eine "sekundäre" Schreibblockade verpasst, die Luca heißt und sieben Jahre alt ist. Fünf Wochen lang ab dem 13. März war unser Schatz zuhause, da in den ersten beiden Wochen Qiarantäne angesagt war (alle negativ), danach haben meine Frau und ich Urlaub genommen, um unser Kind betreuen und mit Schulwissen füttern zu können. Jetzt ist er in der Notbetreuung und wir arbeiten wieder (meine Frau als Physiotherapeutin und ich im Brotjob im Uniklinikum einer Großstadt in NRW). Die Blockade ist überwunden und die Arbeit an meinem Thriller läuft wieder. Ich schreibe ihn gerade in die Corona-Krise hinein, weil einem dass noch mehr Möglichkeiten gibt, sich kreativ auszutoben. 

        Liebe Grüße
        Dirk

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          Beigetreten: 02.06.2020
          RE: Schreiben im Corona-Jahr 2020
          Di, 02.06.2020 08:31

          Hallo ihr Lieben, 

          ich muss auch sagen, dass sich bei mir irgendwie alles anders anfühlt seit dem. Ich hatte auch eine kleine Schreibblockade, allerdings nicht durch Kinder, sondern einfach durch die Situation. 

          Besonders am Anfang habe ich mich total von Informationen überfluten lassen und unfassbar viel gelesen, das hat mein Empfinden nur noch verschlimmert. 

          Aktuell habe ich mich wieder gefangen und besonders durch das gute Wetter und meinen Balkon wieder richtig mit dem Schreiben angefangen und durch die viele Zeit die ich habe, sogar noch mehr Schreibe als sonst. Das Tief ist also überwunden und ich denke so langsam kann man auch mal wieder durchatmen. 

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            Beigetreten: 22.01.2020
            RE: Schreiben im Corona-Jahr 2020
            Di, 16.06.2020 17:38

            Hallo Leute,

            mich hat das Thema "Corona" sehr beschäftigt und tut es immer noch. Viele Fragen rund ums Thema sind noch nicht geklärt, und da man durch die "offiziellen" Medien immer nur dasselbe erfahren hat und kritische Stimmen nicht zu Wort kamen, habe ich sehr viel in eigener Sache recherchiert.

            Das hat mir dann geholfen, einen Plot für eine Geschichte zu konstruieren, die absolut nichts mit einem Virus oder dergleichen zu tun hat, aber eben durch die Geschehnisse doch beeinflusst wurde.

            Geschrieben habe ich während des Lockdowns nur wenig, da ich mit Recherchieren sehr beschäftigt war.

            Liebe Grüße und bleibt gesund

            Björn

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              Beigetreten: 18.07.2017
              RE: Schreiben im Corona-Jahr 2020
              So, 28.06.2020 00:59

              Hallo zusammen,

              Existenzängste habe ich durch Corona zum Glück nicht. Für mich ist Schreiben allerdings auch ein reines Hobby. Meinen Job kann und darf ich aktuell vom Homeoffice aus machen. Das funktioniert sehr gut. Durch den Wegfall des Arbeitsweges habe ich mehr Zeit. Am Anfang habe ich mich allerdings trotzdem nicht oft an mein Buchprojekt gemacht. Wie Noah, war ich auch von der Corona-Informationsflut abgelenkt. Irgendwann habe ich dann beschlossen, wieder mehr Bücher statt Corona-News zu lesen.

              Mittlerweile widme ich mich häufiger meinem eigenen Schreibprojekt oder meiner Abendlenktüre. Beides ohne Viren, Pandemien etc. ;)

              Dass sich in diesen Zeiten oder auch "nach Corona" mehr Thriller, Krimis etc. mit Themen wie "Viren", "Krankheiten" etc. verkaufen lassen, glaube ich eigentlich nicht.

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                Beigetreten: 12.04.2019
                RE: Schreiben im Corona-Jahr 2020
                Di, 30.06.2020 14:57

                Hallo zusammen,

                ich habe 2 Monate vor dem Lockdown meinen Job in der Firma gekündigt, um mich ganz auf das Schreiben und meine Internetprojekte zu konzentrieren. Dank guter Ersparnisse konnte ich diesen Schritt ohne großes Risiko wagen. Die berufliche Veränderung habe ich zwar nicht wegen der Corona-Pandemie vorgenommen, bin aber froh, dass ich in der aktuellen Situation nicht in einem kleinen Büro mit 5 Kollegen sitzen muss. Mein Ex-Chef hätte das Arbeiten im Homeoffice niemals zugelassen und einen Mundschutz hätte ich auf der Arbeit auch tragen müssen, wie ich von einem ehemaligen Kollegen erfahren habe. Jetzt kann ich meiner Leidenschaft nachgehen und empfinde die berufliche Veränderung als großes Glück.

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                  Beigetreten: 28.06.2020
                  RE: Schreiben im Corona-Jahr 2020
                  Fr, 31.07.2020 14:41

                  Oh, ich kenne viele Chefs oder Ex-Chefs früher Homeoffice niemals zugelassen hätten. Und alles es nicht anders möglich war, ging es plötzlich doch.

                  Zitat:
                  Auf längere Sicht bietet diese Corona-Zeit aber natürlich ein ungeheuer großes Schreibpotential, in allen Genres und Formen. Eigentlich ist das sogar eine Steilvorlage. Roadmovies, Fluchten, 1-Room-Stories, Satiren, Krimis um alles mögliche (bis hin zu Agententhrillern in der Hochdiplomatie, weil ein Land das andere des Engineerings und der Verbreitung des Virus zeiht), Familienkom- und -tragödien, Selbstbetrachtungstexte, Memento moris etc. pp.

                  Das betrifft, glaube ich, nicht nur die aktuelle Corona-Zeit, sondern auch die Zeit danach. Es wird auch rückblickend betrachtet hinterher mit hoher Wahrscheinlichkeit ein großer Einschnitt sein, nach dem sich so manches, direkt oder auf längere Sicht gesehen, wandeln wird. 

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                    Beigetreten: 25.06.2020
                    RE: Schreiben im Corona-Jahr 2020
                    Mo, 10.08.2020 14:46

                    Findet ihr auch, dass euch die Situation (wenn meist auch unbewusst) so stark beeinflusst, dass sich auch euer Schreibstil geändert hat bzw. eure Ideen? Mir kommen in letzter Zeit immer nur „Katastrophen-Szenen“ in den Kopf…und ich merke auch, wie sehr sich mein reales Leben in den Texten widerspiegelt, auch wenn ich eigentlich versuche, nicht zu viel von mir persönlich beim Schreiben preiszugeben…

                    Existenzängste habe ich aber nicht erlebt, weil das Schreiben bei mir auch ein reines Hobby ist (noch?...) – ich würde gerne mal als Übersetzer arbeiten, auch gerne mal mit literarischen Texten, wobei man da eher nicht wirklich gut über die Runden kommt, was ich so gehört habe…und ob Übersetzer jetzt in Corona-Zeiten so gefragt sind, kann ich leider auch nicht beantworten…vielleicht hat damit ja jemand mehr Erfahrungen als ich.

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                      Beigetreten: 09.02.2022
                      RE: Schreiben im Corona-Jahr 2020
                      Fr, 18.02.2022 16:07

                      Hallo zusammen,

                      auch ich sass anfangs zu und bohrte lethargisch in der Nase, bis mir meine Frau ein Buch zur Selbsthilfe unter die Nase hielt und ich die Situation als Chance erkannte, mich hinsetzte und ein Projekt wieder aufgriff, das schon lange vor sich hindümpelte. Nach 1 Jahr hatte ich 220 A4 Seiten und bin nun "geheilt". Ob ich es je publiziere (es wurde ein autobiographischer Text/Roman) sei mal dahin gestellt, ich bin da am Recherchieren und Hin- und Herüberlegen. 

                      Soviel dazu, die Pause war meine Chance.

                      Viele Grüsse in die Runde

                      Stefan