Hallo,
ich bitte euch um Trost und Rat:
Ist es üblich, dass ein Verlag nach monatelangen Vertröstungen 3 Wochen vor der geplanten Veröffentlichung den lektorierten Text mit massiven Änderungen schickt, die sogar die Struktur des Textes, die Biografien und psychologische Entwicklung der Figuren betreffen.
Viele Dinge sind gut, das ist keine Frage und ich bin der Letzte, der sich Verbesserungsvorschlägen widersetzt. Ich hätte das auch gerne ausdiskutiert. Mich so knapp vor dem Ende vor vollendete Tatsachen zu stellen, finde ich aber nicht fair und der Qualität eines Textes tut es sicher auch nicht gut, vor allem wenn die Änderungen bzw. Streichungen die Logik des weiteren Textes stören und zu magischen Fähigkeiten der Figuren in späteren Kapiteln führen. So etwas übersieht man schnell, wenn man das unter Zeitdruck umsetzen muss. Er hat mir auch gleich nach der Vertragsunterzeichnung gesagt, dass er wegen der Druckkosten kürzen wird. Das verstehe ich grundsätzlich, aber nicht, wenn es den Text zerstört.
Ich habe natürlich schon intensiv bei Verwandten und Bekannten Werbung gemacht, die sich auf den Roman im April freuen. In den Online-Stores ist er mit Erscheinungsdatum 1. April angekündigt. Auf meine Fragen, wie er sich den weiteren Zeitplan vorstellt, bekomme ich als Antwort "Das kann ich nicht sagen" und die auch erst nach dem dritten Mal nachhaken. Was er am 1. April macht, der sich sicher nicht mehr ausgeht, teilt er mir auch nicht mit. Ich bekomme auch keine Auskunft, welche weiteren Schritte nach dem Lektorat noch anstehen und wie viel Zeit er dafür veranschlagt. Meinen Bekannten kann ich nur noch sagen: "Theoretisch erscheint es im April, aber ich habe keine Ahnung, wann es wirklich passiert."
Eigentlich hat er sich verpflichtet, den Roman im Frühjahr zu veröffentlichen, aber ich bekomme immer mehr den Eindruck, dass ihn das nicht interessiert.
Ich arbeite jetzt schon am Rande der Erschöpfung, weil ich für Textarbeit und Brotberuf 12-Stunden-Tage schiebe. Nach einem Versprechen, das Lektorat "nächste Woche" zu bekommen, habe ich extra dafür Urlaub genommen. Der ist nutzlos verstrichen und der Text kam ein Monat später, weil ihn eine Woche ein Virus gequält hat. Am Ende erhalte ich nur noch "Das Lektorat hat leider etwas länger gedauert, als ursprünglich geplant", was ich mit der Vorgeschichte eher als Hohn und nicht als Entschuldigung empfinde.
Ich weiß nicht mehr weiter. Habt ihr schon ähnliche Erfahrungen gemacht? Was kann man da tun?
Vielen Dank im Voraus
Hermann