Sie sind hier

Das Forum steht nur noch im Lesemodus zur Verfügung. Das Erstellen von neuen Threads oder Beiträgen ist nicht mehr möglich. Mehr hier.

Suchformular

13 Beiträge / 0 neu
Letzter Beitrag
Gelöschter Nutzer
Buch über Sucht - biografische Elemente und Anleitung zur Genesung

Liebe Community,

erstmal vielen Dank für die Aufnahme im Forum. Ich bin derzeit ein bisschen ratlos und hoffe hier Hilfe zu finden. Dafür will ich mein Anliegen kurz vorstellen.

Ich hatte mehr als ein Jahrzehnt meines Lebens mit dem Thema Sucht zu tun und bin Anfang 2017 mit Hilfe einer stationären Therapie endlich davon genesen. Die schlimmen Erfahrungen von davor und die anschließende Glückseeligkeit, endlich dieses Leiden überwunden zu haben, haben mich dazu bewegt ein Buch zu schreiben. Ich bin der Meinung auf meiner Therapie Schritte und Werkzeuge gelernt zu haben, mit der auch andere Betroffene ihre aktive Sucht besiegen können. Deswegen habe ich vor circa 18 Monaten mit dem Schreiben begonnen und mein Buch nun abgeschlossen. Da ich weder das Schreibhandwerk professionell gelernt habe noch Menschen mit einem entsprechenden Background kenne, bin ich mir bei manchen Punkten unsicher. Ich möchte mein Buch gerne veröffentlichen und suche nun Hilfe beim Feinschliff.

Mein größter Wunsch wäre das jemand mein Buch auf Formulierung und Struktur gegenliest/(lektoriert?). Ich würde gerne wissen, ob auch für Außenstehende ein roter Faden erkennbar ist und ob dieser plausibel und ansprechend formuliert ist. Kann mir jemand sagen was so ein Service ungefähr kostet? Ich habe circa 28000 Wörter geschrieben.  

Zu meiner eigentlichen Frage. Ich habe beim Schreiben sehr oft das Wort "man" verwendet. Kleines Beispiel:

"Im letzten Kapitel habe ich beschrieben wie sich das Suchtmittel als erfolgreiche Strategie bewährt hat um Probleme zu verdrängen und zu vergessen. Deshalb wendet man sie an. Je länger man seine Probleme aber durch das Suchtmittel "vergisst", desto mehr Probleme werden es und desto mehr negatives Feedback bekommt ein Mensch. Warum kann man ab einem bestimmten Punkt nicht erkennen, das die "erfolgreiche Strategie" von einst wohl doch nicht so erfolgreich ist? Warum kann man sie nicht ablegen und sich eine neue Strategie suchen? Warum kann ein Süchtiger nicht aufhören sein Suchtmittel zu konsumieren, auch wenn alles in ihm selbst und um ihn herum schreit, dass er sich zugrunde richtet? Diese Frage beantworte ich im folgenden Kapitel."

Da ich selbst gerne lese und dieses "man" in vergleichbaren Büchern quasi nie finde, habe ich Zweifel bekommen und angefangen Abschnitte umzuformulieren. Um bei dem Beispiel zu bleiben:

"[...] Deshalb wenden wir sie an. Je länger wir unsere Probleme aber durch das Suchtmittel vergessen, desto mehr Probleme werden es und desto mehr negatives Feedback bekommt ein Mensch. Warum können wir ab einem bestimmten Punkt nicht erkennen, dass die "erfolgreiche Strategie" von einst wohl doch nicht so erfolgreich ist? Warum können wir sie nicht ablegen und uns eine neue Strategie suchen? [...]

Da diese Frage bezüglich dem "man" meine größte Unsicherheit ist, bin ich für jede Hilfe sehr dankbar! Ich weiß einfach nicht welche Formulierung wann besser geeignet ist und was stilistisch besser passt. Auch bin ich mir nicht sicher ob es sich nur um eine Stilfrage handelt oder ob es auch andere, mir unbekannte, Regeln gibt, wann man was verwendet.

Vielen Dank vorab.

 

 

 

    Status:
    Offline
    Beigetreten: 12.03.2014
    RE: Buch über Sucht - biografische Elemente und Anleitung ...
    Mi, 25.09.2019 14:57

    Lieber Lucas,

    erstmal finde ich es sehr gut, dass du deine Sucht überwinden konntest und deine Erfahrungen zum Nutzen anderer teilen willst.

    Sicher kannst du hier im Forum den ein oder anderen Tipp finden, aber ein komplettes Lektorat eher nicht. Da suchst du am besten hier: https://www.autorenwelt.de/verzeichnis/menschen?f%5B0%5D=usertype%3A2

    Du findest hinter diesem Link eine Menge Lektor*innen, die dir weiterhelfen können, allerdings wird dies nicht kostenlos sein.

    Der Bundesverband junger Autorinnen und Autoren e. V. bietet (zumindest war das früher so) einen Lektoratsservice für Mitglieder an.

    Liebe Grüße
    Dirk

      Status:
      Offline
      Beigetreten: 14.03.2014
      RE: Buch über Sucht - biografische Elemente und Anleitung ...
      Mi, 25.09.2019 20:22

      Hallo Lucas,

      der Preis für ein Lektorat variiert sehr. Zum einen gibt es natürlich Lektoren, die eher preisgünstig arbeiten (z. B. weil sie noch eine andere Einnahmequelle haben), Vollzeit-Lektoren, die davon leben, und sogar "Stars", die locker mal 100 Euro pro Stunde aufrufen können. Zum anderen hängt es auch von der Qualität des Textes ab, wie viel ein Lektor für eine Seite (*) veranschlagt. Je mehr gemacht werden muss, desto teurer wird es auch. 

      Zur Frage mit dem "man":
      Das Verwenden von "wir" ist durchaus üblich und soll den Ratsuchenden quasi persönlich ansprechen und eine Verbindung zum Ratgebenden herstellen. Das funktioniert in Fälle wie bei dir - also wenn der Ratgebende die Sache selbst durchlebt hat - besonders gut.
      Ich halte das allerdings für eine Unsitte, denn der Autor weiß gar nicht, ob die konkrete Aussage tatsächlich auf den jeweiligen Leser zutrifft. Gerade im Suchtbereich kann ich mir vorstellen, dass der Ratsuchende verschnupft reagiert, wenn ihm zu den Problemen, die er für sich akzeptiert hat, auch noch welche "angedichtet" werden, die er nicht hat oder nicht zu haben glaubt.
      Trotzdem: Es wird oft gemacht, du würdest damit wahrscheinlich nicht auf massives Unverständnis stoßen.

      (* Lektoren und Korrektoren rechnen in "Normseiten" ab. Genau genommen wird "pro XY Anschläge" abgerechnet, wobei XY in der der Regel zwischen 1500 und 1600 liegt. Manchmal auch bei 1800.)

      LG von jon

       

      Gelöschter Nutzer
      RE: Buch über Sucht - biografische Elemente und Anleitung ...
      Do, 26.09.2019 08:57

      Sehr vielen Dank! Die Informationen helfen mir schon weiter :) Ich habe in dem Verzeichnis nach einem Lektor geschaut, da sind aber sehr viele. Könnt ihr mir vielleicht persönlich jemanden empfehlen?

       

      Zu dem "wir" und "man" habe ich noch zwei Fragen. Ist es denn generell eher unüblich das "man" zu verwenden, oder ist das völlig okay? Ich finde vergleichbare Formulierungen nicht in anderen Büchern, weshalb ich da so unsicher bin.

      Ich habe sehr viele Sätze mit "man", z.b.

      "Man muss akzeptieren das man das Suchtmittel nie wieder konsumieren darf"

      "Mit der Überzeugung ausgestattet, dass sich das Belohnungszentrum wieder an normale und gesunde Aktivitäten anpasst, und das  man durch diese wieder glücklich wird, kann man die dunklen Wochen der Übergangsphase überstehen."

      "Man muss sein Leben lang wachsam bleiben".

       

      Und die letzte Frage noch: darf ich "man" und "wir" mischen?

      "Wir müssen akzeptieren das wir Süchtige sind. Nur dann können wir genesen. Vergisst man diese Tatsache, ist der Rückfall nur eine Frage der Zeit"

      Ich danke euch sehr! Das Thema hat mich so verwirrt und verunsichert, das ich verzweifelt bin. Ihr seid meine Rettung :)

        Status:
        Offline
        Beigetreten: 12.03.2014
        RE: Buch über Sucht - biografische Elemente und Anleitung ...
        Do, 26.09.2019 14:03

        Lucas Hottenroth schrieb:

         Ist es denn generell eher unüblich das "man" zu verwenden, oder ist das völlig okay?

        • "Man muss akzeptieren das man das Suchtmittel nie wieder konsumieren darf"
        • "Mit der Überzeugung ausgestattet, dass sich das Belohnungszentrum wieder an normale und gesunde Aktivitäten anpasst, und das  man durch diese wieder glücklich wird, kann man die dunklen Wochen der Übergangsphase überstehen."
        • "Man muss sein Leben lang wachsam bleiben".

        Und die letzte Frage noch: darf ich "man" und "wir" mischen?

        "Wir müssen akzeptieren das wir Süchtige sind. Nur dann können wir genesen. Vergisst man diese Tatsache, ist der Rückfall nur eine Frage der Zeit"

        Zu deiner ersten Frage:

        Es ist sicher in Ordnung, das "man" oder "wir" häufig zu verwenden, wenn die Thematik dies opportun erscheinen lässt. Vielleicht wäre eine etwas persönlichere Ansprache der Rezipienten per "sie" (oder "du") interessanter?

        • "Sie müssen akzeptieren, dass sie das Suchtmittel niemals wieder konsumieren dürfen"
        • Ausgestattet mit der Überzeugung, dass das Belohnungszentrum sich wieder an normale und gesunde Aktivitäten anpasst, durch welche Sie wieder glücklich werden können, ermöglichen Sie es sich, die dunklen Wochen der Übergangsphase (leichter) zu überstehen."
        • "Sie müssen ihr ganzes Leben lang wachsam bleiben!"

        Zur zweiten Frage:

        Klar darfst du das. Mir persönlich gefällt die direkte Ansprache aber besser.

        • "Du musst akzeptieren, dass du Suchtkrank bist. Nur dann kannst du genesen. Vergisst du diese Tatsache, ist dein Rückfall nur eine Frage der Zeit"

        Ich finde, die persönliche Variante hat mehr Kraft.

        Liebe Grüße
        Dirk

          Status:
          Offline
          Beigetreten: 14.03.2014
          RE: Buch über Sucht - biografische Elemente und Anleitung ...
          Do, 26.09.2019 14:49

          "Man" gilt vielen als zu unpersönlich. Es gibt sogar welche, die es für schlechten Stil halten; aber ein Ratgeber ist kein Roman (dort passt es wirklich nur in Ausnahmefällen). Trotzdem erzeugt eine massive Häufung vielleicht zu viel Distanz.

          Tatsächlich würde auch ich statt "man" einfach grundsätzlich durch "Sie/du" bzw. "wir" zu ersetzen, nach Formulierungen suchen, die ohne "man" auskommen. (Gelegentlich "man" ist aber okay.) Die Lösung sind meist Passiv-Konstrukte. Die sind in erzählenden Texten zwar verpönt, bei Ratgebern kann man sie vor allem im Wissensteil aber durchaus öfter als im Roman verwenden.

          Vielleicht hilft es dir, wenn du genau hinschaust, ob der Satz eine Handlungsanweisung ist (wie "Sie müssen akzeptieren, dass Sie das Suchtmittel niemals wieder konsumieren dürfen."). Alles andere kannst du vielleicht umformulieren. Z. B.

          Die Überzeugung, dass sich das Belohnungszentrum wieder an normale und gesunde Aktivitäten anpasst und so für Glücksgefühle sorgt, hilft, die dunklen Wochen der Übergangsphase zu überstehen.

          Gelöschter Nutzer
          RE: Buch über Sucht - biografische Elemente und Anleitung ...
          Do, 26.09.2019 15:58

          Sehr vielen Dank euch beiden! Das hilft mir enorm 1f60a

            Status:
            Offline
            Beigetreten: 13.03.2014
            RE: Buch über Sucht - biografische Elemente und Anleitung ...
            Fr, 04.10.2019 13:16

            "Man" wirkt tatsächlich distanziert - wenn man das will, kann man :-) es ja auch verwenden.

            Für sachbuchartigen oder biografischen Stil bietet sich aber auch ein "ich" an oder "wir", wenn du verallgemeinern willst, aber persönlich bleiben. Du kannst deine Leser auch mit "Du" ansprechen im Text, durchaus auch mit Fragen: Kennst du das auch? Mir ist es so ergangen, dass (usw.).

            Du möchtest eine allgemeine Rückmeldung ... ich habe mal grob geschätzt, wenn ich auf ca. 93 Normseiten Komplett-Lektorat käme, wären das rund 500 Euro. Ich habe aber auch ein kleines Angebot, bei dem ich dem Autor erst einmal einen Gesamteindruck verschaffe, da komme ich mit 149 Euro aus. Das mal als Bandbreite, was so eine Art Feedback oder Lektorat kosten kann.

            Um die 5 Euro pro Normseite ist ein recht übliches Honorar für Lektorat.

             

            Liebe Grüße

            Anni

             

              Status:
              Offline
              Beigetreten: 12.03.2014
              RE: Buch über Sucht - biografische Elemente und Anleitung ...
              Mo, 07.10.2019 23:04 / Bearbeitet am: Mo, 07.10.2019 23:05

              Liebe Anni,

              bitte keine Werbung und kommerzielle Angebote im Forum. Das kannst du aber gerne per PN machen, was hier ja auch möglich ist.

              Liebe Grüße
              Dirk

                Status:
                Offline
                Beigetreten: 13.03.2014
                RE: Buch über Sucht - biografische Elemente und Anleitung ...
                Mi, 09.10.2019 17:58

                Hallo Dirk,

                schon klar, war nur als Antwort auf "was das ungefähr kostet" gemeint.

                  Status:
                  Offline
                  Beigetreten: 12.03.2014
                  RE: Buch über Sucht - biografische Elemente und Anleitung ...
                  Mi, 09.10.2019 22:33

                  Liebe Anni,

                  war mir klar, darum habe ich den Post nicht gelöscht. Aber wenn einer darf, wie will man dann kommunizieren, dass andere nicht ... du verstehst.

                  Liebe Grüße
                  Dirk

                    Status:
                    Offline
                    Beigetreten: 23.10.2017
                    RE: Buch über Sucht - biografische Elemente und Anleitung ...
                    Do, 24.10.2019 18:44

                    Hi,

                    sorry, ich sehe das jetzt erst.

                    Ich würde von "man" und "wir" abraten. Das wären in meinen Augen im Sachbuch-/Ratgeberbereich unzulässige Verallgemeinerungen. Das finde ich höchstens gerechtfertigt, wenn auf berufliche Erfahrungen und/oder Studien zurückgegeriffen wird. Aber aus Deiner Perspektive wird es sich ja eher um einen Erfahrungsbericht handeln.

                    Ich würde aus der Ich-Perspektive schreiben - gegebenenfalls den Leser ansprechen "eventuell geht es Dir ähnlich?", "Du könntest...".... Abgesehen ist das in diesem Fall authentisch und glaubwürdig, aber täuscht eben auch keine umfassendere Qualifiaktion vor.

                    LG Lin

                      Status:
                      Offline
                      Beigetreten: 14.02.2020
                      RE: Buch über Sucht - biografische Elemente und Anleitung ...
                      Fr, 14.02.2020 15:14

                      Auch wenn du dich für die passive Schreibweise entschieden hast, würde ich empfehlen, aus deiner Sicht zu schreiben. Wie kam dein Hingleiten in die Sucht, was war der Absturz, was der Wendepunkt, was hast du gelernt, was fiel dir schwer, was sind deine Erkenntnisse,...?

                      Ich denke nicht, dass du ein reines Fachbuch zustande bringst, aber das muss auch nicht sein. Gerade durch das Erlebte und Umgesetzte bist du glaubwürdig. Mir fällt dazu ein ähnliches Buch ein: "Vom Junkie zum Ironman". Mal lesen, hilft vielleicht. Ansonsten vielleicht mal eine Leseprobe an Suchthelfer und Beratungsstellen schicken, vielleicht im Buch auch jemanden zitieren.

                      Insgesamt: Viel Erfolg!