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    Beigetreten: 13.03.2018
    Wie viele Agenturen sollte ich kontaktieren?

    Guten Abend in die Runde!

    Momentan bin ich auf der Suche nach der passenden Agentur für einen Roman. Hier und da liest man, man solle sein Manuskript stets nur einer Agentur anbieten, was ich aber – und mit der Meinung scheine ich nicht alleine zu sein – für völlig unrealistisch halte. Viele Agenturen haben Prüfzeiten von drei Monaten, und i.A. muss man damit rechnen, dass die wenigsten zuschlagen werden. Will man also Agenturen einzeln abklappern, dann kann die Suche sich schlimmstenfalls über Jahre hinziehen und das Manuskript vergammelt derweil ungelesen.

    Ich glaube sowohl an die Qualität meines Manuskripts als auch daran, dass es dafür eine Zielgruppe gibt. Zugleich mache ich mir aber nicht die Illusion, dass es sich besonders leicht vermarkten ließe. Für einen Debutanten ist der Roman mit 601 Normseiten recht umfangreich, das Genre (Mystery-Satire) ist ungewöhnlich und der Stil eigenwillig. Gerade deshalb bin ich umso sicherer, dass es dafür eine Nische gibt, die nicht schon übersättigt ist. Aber mir ist eben auch klar, dass ich bei einem so unkonventionellen Projekt mit einer hohen Absagequote zu rechnen habe und daher wohl entsprechend weit streuen muss.

    Leider fehlen mir Anhaltspunkte dafür, wann es erst mal reicht. Ich habe heute wieder Stunde um Stunde damit verbracht, Agentur-Websites zu durchforsten und Unterlagen zusammenzustellen. Natürlich gibt es da kein absehbares Ende, denn der Markt ist riesig. Aber irgendwo und irgendwann muss ich ja einen Strich ziehen und erst mal abwarten, was passiert. Habt ihr da Richtwerte oder hilfreiche Erfahrungen? Ich will natürlich nicht maßlos übers Ziel hinausschießen und schlimmsten- bzw. bestenfalls am Ende in die peinliche Lage geraten, mehreren Agenturen absagen zu müssen. Andererseits will ich nicht riskieren, dass sich der Weg zur Veröffentlichung unnötig in die Länge zieht, weil ich zu wenige Agenturen kontaktiert habe und am Ende alle absagen oder sich gar nicht zurückmelden.

    Ich wäre für jeden Hinweis sehr dankbar. Sorry, dass der Beitrag etwas länglich geworden ist, aber ich finde immer, für eine möglichst gezielte/hilfreiche Rückmeldung muss man erst mal die Ausgangslage kennen.

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      Beigetreten: 14.03.2014
      RE: Wie viele Agenturen sollte ich kontaktieren?
      Mi, 14.03.2018 20:31

      Hallo Dominik,

      ich kann mir gerade nicht vorstellen, dass es für so ein Projekt wirklich viele Agenturen (und Verlage) geben könnte, aber gerade deshalb würde ich(!) die, die passen könnten anschreiben. Alle. Nicht gerade auf einmal, aber so nach und nach, gewissermaßen gestaffelt. Die passendsten natürlich als Erstes.

       

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        Beigetreten: 12.03.2014
        RE: Wie viele Agenturen sollte ich kontaktieren?
        Do, 15.03.2018 18:37

        Lieber Dominik,

        wie Ulrike denke ich, die Anzahl der Agenturen, die ein 600+ Seiten-Debüt im Mystery-Satire-Bereich suchen, dürfte im einstelligen Bereich liegen. Ich persönlich würde zwei Dinge tun, auch wenn es das Herz des Künstlers bricht und den Geduldsfaden des Autors arg strapaziert; den Text auf 350-400 Seiten kürzen und dann eine Agentur nach der anderen kontaktieren.

        Geduld (anderes Wort für Masochismus in dem Fall) ist leider eine Tugend, die Autoren am dringendsten benötigen, wenn sie bis zur Veröffentlichung des Romans durchhalten wollen. Mehr noch als Talent oder Glück. Die Bücherwelt kann sich seeehr langsam drehen.

        Da die Agenturen in so einem Nischengenre zudem vermutlich die gleichen Kontakte in den Verlagen abklappern, könnte dir das schnell zum Nachteil gereichen, mehrere auf einmal loszuschicken. So erfahren die Agenten nämlich vom Verlag, dass Agent X und Y auch schon angefragt haben und sind garnicht so begeistert, nicht exklusiv für dich zu arbeiten. Daher rate ich zu viel Geduld.

        Liebe Grüße
        Dirk

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          Beigetreten: 13.03.2018
          RE: Wie viele Agenturen sollte ich kontaktieren?
          So, 18.03.2018 17:11

          Hallo ihr zwei,

          vielen lieben Dank für eure Rückmeldungen!

          Dirk, wenn ich die Arbeit von Agenturen nicht über alle Maßen missverstanden habe, treten diese doch erst mit Verlagen in Kontakt, nachdem ein Agenturvertrag geschlossen wurde. Insofern sehe ich das Problem nicht, denn einen Vertrag würde ich selbstverständlich nur mit einer Agentur schließen. Mir ging es darum, zunächst möglichst viele Agenturen zu kontaktieren, um die Chancen zu erhöhen, dass irgendwann eine dabei ist, die das Manuskript vertreten will. Selbst beim Kontaktieren mehrerer Agenturen parallel wird man ja schon einiges an Geduld brauchen, zumal danach die eigentliche Verlagssuche durch die Agentur erst losgeht, was nochmals viel Zeit in Anspruch nehmen kann.

          Den Text habe ich schon ziemlich konsequent zusammengekürzt. Wenn ich ihn weiter kürzen würde, wäre es schlichtweg kein Buch mehr, das ich veröffentlichen wollen würde. Sollte eine Agentur die Länge als einziges Gegenargument nennen, würde ich eher mit ihr gemeinsam überlegen, ob es Sinn machen könnte, das Buch in zwei Bände aufzuteilen. Da es ein breites Weltenpanorama eröffnet und damit das Potenzial hat, der Auftakt für eine umfangreiche Reihe zu sein, könnte das eventuell funktionieren. Das wäre immer noch nicht ganz im Sinne des Erfinders, da es ein stringent durchstrukturiertes und in sich geschlossenes Werk ist, aber es könnte ein möglicher Kompromiss sein. Und natürlich ist mir klar, dass man eine gewisse Kompromissbereitschaft braucht – allerspätestens dann, wenn der Verlagslektor sich das Manuskript zur Brust nimmt…

          Was indes meine Ausgangsfrage angeht, so habe ich mich vorerst dazu entschlossen, nach jeder Absage je eine neue Agentur zu kontaktieren. Das kommt mir gerade recht elegant vor, da die Zahl der parallel laufenden Anfrangen so nicht  aus dem Ruder laufen kann. Ulrike, vielleicht deckt sich das ja sogar halbwegs mit dem, was du mit „gestaffelt“ meintest. Mal sehen, wie sich die Suche entwickelt.

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            Beigetreten: 26.03.2015
            RE: Wie viele Agenturen sollte ich kontaktieren?
            Mo, 19.03.2018 16:48

            Hallo Dominik,

            die Agenturen verlangen oder wünschen immer die einzigen zu sein. Ich persönlich ignoriere diesen Wunsch. Für mein aktuelles Buch habe ich neun Agenturen angeschrieben und acht absagen bekommen. Dies in einem Zeitraum von ca. drei Monaten. Hätte ich die Agenturen nacheinander angeschrieben wäre rein rechnerisch ein Zeitraum von zwei Jahren rausgekommen. Das will man sich nicht antun.

            Wenn es Dein erstes Buch ist und Du keine Agentur findest, würde ich es als E-Book veröffentlichen. Nach meinem Gefühl könnte es mit einem späteren Projekt und einer Agentur klappen, wenn Du ein Buch auf dem Markt hast und schon verkäufe nachweisen kannst. Ist so in der Musikbranche geschehen. Heute investiert keiner mehr in einen unbekannten Namen.

            Viele Grüße

             

            Rohan

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              Beigetreten: 13.03.2018
              RE: Wie viele Agenturen sollte ich kontaktieren?
              Mo, 19.03.2018 20:40

              Hallo Rohan,

              vielen Dank für deine Rückmeldung! Ich bin ganz deiner Meinung – diese aberwitzigen Zeiträume muss man sich wirklich nicht unnötig antun. Hinzu kommt dabei ja noch, dass der Bezug zum Werk immer mehr nachlässt und man sich künstlerisch wie menschlich innerhalb dieser Zeit weiterentwickelt.

              Die Veröffentlichung in Eigenregie als E-Book oder als per BoD wäre für mich nur der allerletzte Notanker. Bevor das Werk auf der Festplatte vergammelt, würde ich das natürlich machen. Aber ich habe keine Illusionen in Bezug auf meine Fähigkeiten zum Netzwerken und Vermarkten auf eigene Faust.

              Wie es der Zufall so will, bin ich mit meinem primären Musikprojekt momentan in exakt derselben Situation, und du hast – leider – auch hier absolut recht: Auch (und vielleicht besonders) in der Musikbranche ist es heutzutage ziemlich unüblich, neue Namen zu fördern. Stattdessen soll man sich idealerweise schon selbst einen Namen gemacht haben, damit das Label, um es etwas überspitzt-provokant auszudrücken, am Ende nur noch einen Selbstläufer auf den Markt werfen muss, ohne irgendein Risiko tragen oder sich ums Marketing kümmern zu müssen. Davon kann man halten, was man will, aber es ist nun mal die Marktrealität. Dennoch versuche ich auch hier zunächst, ein Label zu finden, und wenn es nur ein sehr kleines Indie-Label wird. Die Vermarktung ist ohne Verlag/Label einfach um ein Vielfaches schwieriger, ganz besonders, wenn man nicht noch x Bandmitglieder mit eigenen Netzwerkkontakten hinter sich hat und keine besonders herausragenden „People Skills“ mitbringt. Naiv-optimistisch wie ich bin, hoffe ich trotz allem, dass Qualität hier und da noch etwas wert ist – Qualität freilich, die sich auch durchaus vermarkten lassen sollte, aber eben aus sich selbst heraus überzeugt.

              Viele Grüße
              Dominik

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                Beigetreten: 12.03.2014
                RE: Wie viele Agenturen sollte ich kontaktieren?
                Mo, 26.03.2018 15:56

                Jetzt könnte es natürlich auch so sein, dass die Literaturagenturen im Austausch miteinander stehen und es durchaus auffällt, wenn ein einzelner Autor sein Werk sämtlichen relevanten Agenturen in seinem Genre gleichzeitig andingt. Da könnte - ich wiederhole: könnte - ein Grund für acht Absagen innerhalb drei Monaten liegen. Warum sollen alle Agenten ihre wertvolle und knappe Zeit damit verbringen, mit dem gleichen Werk bei den gleichen Verlagen anzufragen?

                Something to think about. 1f60f  

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                  Beigetreten: 13.03.2018
                  RE: Wie viele Agenturen sollte ich kontaktieren?
                  Mo, 26.03.2018 21:35

                  Ein schwieriges Thema, über das man wahrscheinlich trefflich streiten kann...

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                    Beigetreten: 24.08.2019
                    RE: Wie viele Agenturen sollte ich kontaktieren?
                    Sa, 24.08.2019 17:46

                    Wenn ich mir so die Liste der Verlage und Verlags-Lektorate anschaue, weiß ich nie, an wen ich mich wenden soll. Mir wäre eine reale Person lieber als ein mehr oder weniger anonymes Lektorat, an das ich schreibe.

                    Aber auch bei entsprechender Nachfrage bekomme ich immer nur die Antwort, dass ich meinen Text an das-und-das Lekotorat schicken soll; ich bekäme dann innerhalb von zwei bis drei Monaten eine Antwort, wenn der Text angenommen würde.

                    Dies deute ich so, dass ich keine Antwort bekomme, wenn der Text unter den Tisch fällt. Wie, bitteschön, soll der Autor dann wissen, dass er sich den nächsten Verlag vornehmen soll? Gibt es vielleicht entsprechende Würfel oder dergleichen? Ich wäre dann an einem solchen Set interessiert ;-)

                    Woher weiß ich, welche Verlage eine Agentur kontaktiert, so dass ich diese dann getrost ignorieren kann? Gibt es denn eine Möglichkeit, sich aus diesem Platz zwischen Baum und Borke zu befreien?

                     

                    BTW: Ich suche einen Verlag für meinen Erstling (gute 600 Seiten Word, Normseiten???), der zweite Band ist bereits in Arbeit.

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                      Beigetreten: 12.03.2014
                      RE: Wie viele Agenturen sollte ich kontaktieren?
                      Sa, 24.08.2019 21:43

                      Lieber Bernd,

                      in einem Lektorat arbeiten richtige Menschen, insofern ist da nichts anonym und du stehst mit deine*r Lektor*in in Kontakt.
                      Drei Monate Wartezeit ist ein üblicher Zeitraum, du bist ja nicht der Einzige, der etwas eingereicht hat. Hast du nach drei Monaten nichts gehört, auf zum Nächsten. Auch das ist üblich.
                      Wenn du mit einer Agentur zusammenarbeitest, stehst du ebenfalls mit ihr in Kontakt, dein*e Agent*in wird dich sicher gerne informieren, bei welchem Verlag du bereits vorliegst.

                      Mein dringender Tipp: Bevor du deinen Erstling einreichst, sorge dafür, dass er, zusammen mit einem ordentlichen Exposé, in Normseiten vorliegt, sonst erfüllst du die Mindestanforderungen an ein Manuskript nicht und landest gleich in "Ablage P".

                      In welchem Genre schreibst du? Ein Erstling mit 600 Seiten dürfte in keinem (größeren) Verlag eine Chance haben (Kosten-Risiko-Verhältnis ist zu schlecht). So bis 300 Seiten sind eher das übliche bei einem Debüt. Und komm dem Verlag nicht mit einem zweiten Teil, bevor der Erste Erfolg hatte.

                      Liebe Grüße
                      Dirk

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                        Beigetreten: 16.02.2019
                        RE: Wie viele Agenturen sollte ich kontaktieren?
                        Sa, 24.08.2019 22:19

                        Hallo,

                        bei mehrmonatigen Wartezeiten kann niemand ernsthaft erwarten, dass er exklusiv angeschrieben wird. Bei der üblichen Anzahl an Absagen würde man Jahre mit dem Einsenden für ein einzelnes Manuskript verbringen.

                        Man sollte nur aufpassen und nicht schon Verlage anschreiben, während man Agenten kontaktiert, weil es dann der Agent nicht noch einmal dem Verlag anbieten kann.

                        Grüße,

                        Hermann

                         

                        P.S.: Eine Absage ist nicht so frustrierend, wenn man bereits weitere Hoffnungen laufen hat :-)

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                          Beigetreten: 12.03.2014
                          RE: Wie viele Agenturen sollte ich kontaktieren?
                          So, 25.08.2019 11:37 / Bearbeitet am: So, 25.08.2019 12:09

                          Lieber Hermann,

                          klar kann man, wenn man ungeduldig ist, bei mehrere Stellen gleichzeitig sein Manuskript einreichen, darf sich dann aber nicht wundern, wenn man abgelehnt wird. Niemand macht gern die Arbeit, die ein anderer bereits getan hat, gerade in einer Branche, in der tausende anderer Autor*innen zur gleichen Zeit die Arbeits- und Lebenszeit der Agentur- und Verlagsmitarbeiter*innen in Anspruch nehmen wollen. Die stehen durchaus in Kontakt miteinander ...

                          Mehrere Verlage zugleich anzuschreiben ist natürlich okay, ich beziehe mich hier aber auf Agenturen, und da sollte man nur eine am Start haben.

                          Bücher veröffentlichen ist wahrlich nichts für Hektiker. Und was die "übliche Anzahl von Absagen angeht", steht und fällt die mit der Qualität des eingereichten Werkes ... believe it or not.

                          Liebe Grüße
                          Dirk