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    Beigetreten: 14.03.2014
    Eine Lanze für … Science Fiction

    Während ich heute Morgen darauf wartete, dass mein Handy genug Saft zog, las ich nochmal in der Federwelt 113 Werner Karls Beitrag „Science-Fiction schreiben“. Und wieder fand ich – bei allem Respekt, galaxykarl –, dass der Beitrag eher einschränkt als erhellt.

     

    Ja, es stimmt: Die SF bietet (wie die Fantasy auch) dem Autor einen riesigen Tummelplatz am Welten und Szenarien. Was in die falsche Richtung führt, sind zum Beispiel die Hinweise zu den Recherchequellen: Nur für einen Bruchteil der SF muss der Autor sich über Astronomie informieren. Obwohl es sicher hilfreich ist; nicht selten recherchieren Autoren gar nicht und fabulieren frei drauf los. Diese Texte (und Filme etc.) sind es dann, die zum schlechten Ruf der SF beitragen, nicht die „alberne SF“, wie Werner Karl fürchtet. Auch wenn ich selbst nicht eben zu den Spaßvögeln zähle und Überdrehtes selten gezielt in die Hand nehme – diese Spielart ist eigentlich nur der Beweis dafür, dass SF alles kann, was Literatur außerhalb der Science Fiction auch macht. Ganz aktuell ist z. B. ein Krimi („Drohnenland“) mit dem Kurd-Laßwitz-Preis (KLP) ausgezeichnet worden, es gibt extrem nach Fantasy klingende Space-Operas („Dune“, „Star Wars“ – wobei man bei beidem schon fragen darf, ob es nicht doch schon Fantasy ist, aber das vielleicht ein andermal), Gesellschaftskritisches wie den ebenfalls mit dem KLP 2015 ausgezeichneten Text „Boatpeople“ … und eben auch Skuriles wie „Per Anhalter durch die Galaxis“ oder die „Sterntagebücher“ des Altmeisters der SF, Stanislaw Lem.

     

    Dass Science Fiction eigentlich eher eine literarische Konsequenz im Bestreben nach immer klarer auf den Punkt gebrachten Problemdarstellungen ist als ein Tummelfeld für Nerds, wird seit einigen Jahren immer deutlicher. Frank Schätzing ist eines der prominentesten Beispiele dafür, wie mit Mitteln der SF auf aktuelle Themen aufmerksam gemacht wird. Auch – oder gerade – in Sachen Internet, soziale Netzwerke, Big Data und wie die Schlagworte sonst noch heißen versuchen immer öfter Romane durch Extrapolation der aktuellen Entwicklung auf deren Gefahren hinzuweisen. Das ist Science Fiction. Und zwar reinste Science Fiction. Ganz ohne Sternenkunde und Stringtheorie.

     

    Science Fiction kann aber mehr als nur technische Errungenschaften auf ihre Konsequenzen hin abzuklopfen. Als Beispiel für die unmissverständliche Darstellung gesellschaftlicher Phänomen und Gefahren wird gern „1984“ genannt, manchen fällt noch „Fahrenheit 451“ (die Temperatur, bei der Papier – also Bücher – brennt) ein und auch der Ansatz für „Die Tribute von Panem“ gehört ganz klar in diese Gruppe. In diesem Bereich sind die klassischen Ost-Autoren wie die Gebrüder Strugazki oder Lem zu nennen (auch wenn ich persönlich mit ihren Gesellschaftskritiken nur wenig anfangen kann) oder – um ins Hier und Heute zurückzukehren – Wolfgang Jeschke oder der 1970 geborene und auch außerhalb der SF hochgelobte Dietmar Dath.

     

    Aber auch eine Nummer kleiner geht es. Man kann ohne Zweifel „zutiefst Menschliches“ in jedem Genre darstellen, in den Real-Genres wird vieles davon aber durch das Umfeld verwässert oder als Effekt der Umstände kaschiert. Nur selten kann man so extreme Situationen schaffen – wie beim „Kaspar Hauser“-Stoff zum Beispiel –, in denen tatsächlich der „Urschleim“ an menschlichen Verhaltensmustern oder philosophischen Problemen zu Tage tritt. Die Phantastik-Genres (leider nicht alle Phantastik-Autoren) schaffen das hingegen spielend leicht. Meinen größten Aha-Moment in dieser Hinsicht bescherte mir Bernd Ulbrich mit seinem Erzählband „Störgröße M“. Darin geht es zum Beispiel gar nicht darum, dass zwei Raumschiffe eine Wettfahrt machen – der technische Kram und die Action sind völlig irrelevant –, sondern darum, wie die Kapitäne das Hassardspiel begründen und wie sie mit dieser Ausrede volle Kanne alle in die Katastrophe jagen.

     

    Aber natürlich macht Science Fiction auch alles andere, was Literatur macht: Es gibt reine Unterhaltung, die seit einiger Zeit so aktuellen mehrteiligen Epen, Action verschiedener Spielarten, reine Ideen-Hascherei, interessante Gedankenspiele, Schnulzen (ich rechne hier mal die Raumschlacht-Krieger-Schnulzen dazu), Lyrik (ja, Gedichte) und eben auch Grotesken, Satiren und Humoriges.

     

    Wenn Science Fiction so toll ist und sogar im Mainstream angekommen ist, warum hat sie dann so einen schlechten Ruf? So schlecht, dass im vorigen Jahr eine Autorin, die für ein lupenreines SF-Buch für den Laßwitz-Preis nominiert war, diese Nominierung ablehnte? Dass der Stempel SF heute eher verkaufsschädlich ist? Ehrlich gesagt, ich weiß es nicht. Vielleicht kommunizieren wir – also die SFler – zu wenig in den Mainstream-Bereich hinein. Ich versuche das seit Schulzeiten („Störgröße M“ war mal ein Aufsatzthema für mich; bei einem Ferienlager ergab sich eine spontane Lesung aus der Story, die ich damals schrieb). Und ich versuche es immer wieder. Hier und jetzt zum Beispiel.

     

    Vor allem Leser, die ohnehin schon Fantasy lesen, also ein wenig geübt darin sind, sich auf fremde Welten und sonderbare Kulissen einzulassen, sind prädestiniert für SF. Aber auch Krimi-Fans, die Spannung mögen, finden gute SF, die nicht allzu hohe Anforderungen an das Einstellen auf neue Möglichkeiten fordert. Utopien und Dystopien sind meist Spielarten der SF, stellen lesetechnisch nahezu die selben Ansprüche. Alternativwelt-Storys sind SF, Cyberpunk, Steampunk (der mit der Atmosphäre der Jules-Verne’schen Texte spielt), manch Horror-Roman und nicht selten auch Bücher, die als Thriller vermarktet werden …

     

    Kurz: Science Fiction ist um Lichtjahre besser und potenzstärker als ihr allgemeiner Ruf. Sie ist sogar vielfältiger und literarisch hochwertiger, als mancher SFler glaubt. Es ist Literatur mit anderen Mitteln – nicht mehr, aber eben auch nicht weniger.

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      Beigetreten: 12.03.2014
      RE: Eine Lanze für … Science Fiction
      Fr, 18.09.2015 21:31

      Bravo! Ich begreife auch nicht so recht, wieso SF so stiefmütterlich behandelt wird. Vielleicht, weil man an Größen wie Asimov klebt -  der ja nun tatsächlich „vom Fach“ war und sich keine Schnitzer hinsichtlich zukünftiger Techniken erlaubte  - und einfach den meisten anderen Autoren das Gleiche nicht zutraut.
      Durchaus möglich.

      Ich bin ein großer Fan der Kurzgeschichten von Ted Chiang, in denen überhaupt nie jemand mit einem Raumschiff auch nur abhebt.
      In meinen eigenen Geschichten vermeide ich, den Fokus auf die Technik zu richten (das interessiert mich an SF generell am wenigsten), und ich schreibe sie aus dem Grund, weil ich feststellen musste, dass es mir nicht gelingt,  mein Thema zu fassen zu kriegen, wenn ich versuche, es in der „gewöhnlichen Welt“ anzusiedeln.
      Dinge, die heutzutage „in der Luft liegen“, bekommen eben noch eine ganz andere Dimension, wenn man sie in die Zukunft denkt.

      Seit ich den Ausdruck im Zusammenhang mit Ted Chiang gelesen habe, bezeichne ich meine Storys als „Mundane SF“ (es gibt einen entsprechenden Wikipedia-Artikel), und es wäre sicher nicht schlecht, wenn dieser Ausdruck noch etwas weiter verbreitet würde, damit man Storys, in denen nicht in erster Linie galaktisch herumgeflogen wird, besser als solche kennzeichnen kann.

      Es gibt phantastische Literatur auf dem Gebiet der SF - Dan Simmons „Hyperion“ gehört z.B. auch dazu (und auch den könnte man ein bisschen in Richtung Fantasy schieben), oder der Klassiker „Schöne neue Welt“, eine geradezu prophetische Story.

      Lassen wir uns einfach nichts erzählen, wie das gefälligst zu sein hat, damit die Puristen weiterhin alles zur Seite fegen können, was nicht ihren Vorstellungen entspricht :)

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        Beigetreten: 07.04.2014
        RE: Eine Lanze für … Science Fiction
        So, 27.09.2015 21:15

        Es ist merkwürdig, dass SF alleine in der (deutschen? - wie sieht es da im Ausland aus?) Literaturlandschaft ein Schattendasein fristet.

        SF-Filme und -Videospiele sind seit jeher sehr beliebt, wenn auch bei letzteren Fantasy häufiger vorkommt. Bei den TV-Serien gab es ein paar Durststrecken, aber aktuell gibt es so einige SciFi-Serien, und mit Real Humans vor kurzem sogar eine sehr gute europäische (schwedische).

        Ich habe gerade mal gegoogelt, wer das war, die den Laßwitz-Preis abgelehnt hat. Echt schade, lässt mir Frau Zeh etwas unsympathischer erscheinen. Dass man überhaupt auf so einem hohen Roß sitzen kann, einen Preis aus einem solchen Grund abzulehnen...

        Jedenfalls wäre etwas mehr Mut angesagt bei den Verlagen – und bei den TV-Sendern. Eine deutsche SciFi-Serie wäre doch mal der Hammer. Immer nur Krimis und Familienserien - in einer SciFi-Serie kann diese Woche ein Krimi und nächste Woche eine Familiengeschichte dran sein! Aber ich habe Hoffnung, dass das Fernsehprogramm in Zukunft etwas breiter wird. Bin z.B.sehr gespannt auf Deutschland '83.

        Immerhin hat Piper ein SciFi-Programm gestartet und zwei der fünf Kindle-Storyteller-Finalistenbücher sind SF.

        Ich werde jedenfalls auch wieder mehr SF schreiben, es ist und bleibt einfach mein Lieblingsgenre – auch wenn ich darin bisher nur Kurzgeschichten aufweisen kann.

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          Beigetreten: 14.03.2014
          RE: Eine Lanze für … Science Fiction
          Mo, 28.09.2015 08:18

          Zitat:
          Es ist merkwürdig, dass SF alleine in der (deutschen? - wie sieht es da im Ausland aus?) Literaturlandschaft ein Schattendasein fristet.

          Im englischsprachigen Ausland sieht es deutlich besser aus. Die Briten sind schon immer für "Skuriles" "anfällig" gewesen und die Amerikaner für Kommerzielles und Visionäres. In Japan ist SF angeblich auch ein sehr beliebtes Genre, wobei ich nicht sicher bin, ob der, der das bei Wikipedia eingetragen hat, nicht SF und Fanatsy vermischt.

          Der Erfolg von SF in den Medien (TV, Spiele) trägt wahrscheinlich zum schlechten Ruf unter Literaten bei – mit "sowas" wollen "ernste Autoren" nicht gern gleichgesetzt werden. Dass es "sowas" sogar im TV und bei den Spielen nicht gibt (da streuen durchaus auch Erzählqualität und Anspruch) und dass das trotzdem nur ein Ausschnitt aus der SF-Palette ist, entgeht den Ablehnern. Deshalb freue ich mich immer, wenn in Rezensionen zu Mainstream-Büchern erwähnt wird, dass es SF ist (wenn es SF ist).

           

          Gelöschter Nutzer
          RE: Eine Lanze für … Science Fiction
          Mo, 28.09.2015 13:29

          Als Schülerin habe ich SF gelesen ohne zu wissen, dass es SF ist. Mein Bruder gab mir Bücher von Lem und Merle und mir gefielen die Geschichten, fertig. Leider habe ich irgendwann dieses Genre aus den Augen verloren. Ich bin mir aber sicher, dass man gerade jüngere Leute über SF überhaupt zum Lesen bringen könnte. Sollten die Bücher-Macher da vielleicht in Werbung investieren?

           

          VG,Dorit 

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            Beigetreten: 14.03.2014
            RE: Eine Lanze für … Science Fiction
            Mo, 28.09.2015 13:55

            Tatsächlich spielt sich in der Kinder- und Jugendbuchszene bis zu dem, was heute "Young Adults" heißt und auch die Leser um die 20 meint, viel im Phanatastik-Bereich statt. Allerdings dominiert doch die Fantasy und zwar nicht nur bei den Büchern für Mädchen und/oder sehr junge Frauen. Auch wenn – soweit ich das an den Werbe- und Klappentexten sehe – sich doch der Tonfall bei Jungen- und Mädchenbüchern unterscheidet. Eine "Markierung" als SF im Impressum oder auf dem Titel-Blatt im Buch könnte schon lenken beziehungsweise – und das ist eigentlich viiiiiel wichtiger – den Blick offen halten.

            Denn es ist ja schon so, dass der Stempel allein Leser nicht zum Genre führt. Wie bei dir bleibt die Science Fiction für manche eine Episode, sie suchen später nicht gezielt nach dem Genre oder bleiben Gelgenheitsleser. Das finde ich auch völlig in Ordnung, die Konzentration auf ein Genre hat ja auch eher was mit Fantum zu tun. Das kann auch einschränken. (Iwoleit geht soweit, dem deutschen Fandom ein Sich-Abschotten zu unterstellen, was ich nur zum Teil bestätigen kann.) Die Offenheit gegenüber SF ist – ich weiß, ich wiederhole mich – wichtiger. Da kann man als Buch-Herausbringer (Buch-Macher ist ja was anderes ;) ) durchaus bei den jungen Lesern ansetzen …

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              Beigetreten: 17.04.2015
              RE: Eine Lanze für … Science Fiction
              Fr, 02.10.2015 16:27

              Ich sag's mal kurz und knapp, Perry Rhodan ist schuld.

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                Beigetreten: 14.03.2014
                RE: Eine Lanze für … Science Fiction
                Fr, 02.10.2015 16:44

                Würd ich nie so sagen, schon weil ich da nur mal ein oder zwei Hefte gelesen habe. Aber wahrscheinlich steckt da ein wahrer Kern drin. Was, wie: Vorurteil? Wer behauptet das?! – Spaß beiseite: Ich weiß es wirklich nicht, ich kann nur Analogie-Schlüsse ziehen. Serien sind in jedem Genre dafür prädestiniert, ab einer bestimmten Ausgabe/Episode nur noch Muster zu wiederholen (das ist Teil ihrer Wirksamkeit). Irgendwann ist die erzeugte Welt so komplex wie die echte und man muss beim Schreiben mehr auf die "Realitäten" achten, als dass man die Gedanken fliegen lassen kann. Und zugleich wird die Ausgrenzung der Nicht-Eingeweihten immer deutlicher.

                Gelöschter Nutzer
                RE: Eine Lanze für … Science Fiction
                Mi, 21.10.2015 13:20

                Habe ich das richtig mitbekommen? Der Gewinner des Kindle Storyteller Awards ist ein SF-Roman? Wenn das kein gutes Zeichen ist! Und laut bekennenden Fans und leidensfähigen Kritikern soll er auch richtig gut geschrieben sein. 

                 

                VG, Dorit

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                  Beigetreten: 12.03.2014
                  RE: Eine Lanze für … Science Fiction
                  Mi, 21.10.2015 14:35

                  Habe gerade erst diese spannende Rubrik entdeckt, danke liebe Ulrike!

                  Jetzt muss ich aber mal eine Lanze für den guten, alten Perry brechen; ich kann mir nicht vorstellen, dass diese immerhin längste SF-Serie der Welt schuld an dessen schlechtem Ruf ist (ist der so schlecht? Den Eindruck habe ich gar nicht.) Ich habe die Serie von meinem 12. bis zu meinem 27. Lebensjahr recht intensiv verfolgt, zeitweise die erste, dritte und fünfte Auflage parallel gelesen. Seitdem und bis heute lese ich zumindest die Start- und Finalbände neuer Zyklen (so alle ein bis zwei Jahre) und immer die Bände meiner Lieblingsautoren (Uwe Anton, Frank Borsch, Andreas Eschbach). 

                  Schwierigkeiten mit dem Einstieg hatte ich da nie. Ich habe ohnehin mehr auf die Story an sich, nicht so sehr auf technische Feinheiten oder Logikfehler geachtet. Ich finde das Niveau der Perry Rhodan-Hefte überwiegend weit besser als das der gesamten Bastei-SF-Romanheft-Serien der letzten Jahre (die nicht ohne Grund alle längst eingestellt sind). Die Serie erscheint seit 1961 jede Woche und nicht nur in Deutschland. Wo daran etwas schlecht sein soll, erschließt sich mir nicht. Zudem entwickelt sich die Serie mit den Zeiten. Waren die ersten Jahre noch von Kaltem Krieg und einem gewissen genretypischen Sexismus durchzogen, fanden die gesellschafts- und weltpolitischen Themen immer ihren Widerklang in der Serie. Nach 09/11 spielten plötzlich auch Terror und Religionskonflikte eine Rolle. Ich bin der Meinung, die Redaktion, die Exposé- und Romanautoren liefern eine sehr hohe (Romanheft-) Qualität ab.

                  Leider werde ich wohl umsonst die immer mal wieder aufkeimende Hoffnung auf die (TV oder Kino-) Verfilmung der Serie haben. Abgesehen von dem Sechziger-Jahre fremdschäm-Film ist da noch nichts passiert. Gab immer mal Pläne, die aber schlicht an der Unverfilmbarkeit scheitern (zumindest in Deutschland/Europa wegen beschränkter finanz. Mittel).

                  Und wenn die SF in Deutschland schlecht dasteht, liegt es nicht an der SF selbst. Das Genre bietet für jeden Etwas und man kann alles daraus machen. Es ist die ideale Grundlage für Crossover-Storys, da man die SF perfekt mit jedem anderen Genre kombinieren kann. Es wird zum einen an Verlagsprogrammen liegen, die SF stiefmütterlich behandeln (und weshalb haben eigentlich Steifmütter so einen schlechten Ruf?). Oder an Autoren, die schlechte SF schreiben (hier trägt Amazon einen kleinen Teil der Schuld, weil es JEDEM die Gelegenheit bietet, einen SF-Schmöker auf den Markt zu werfen, ob diese/r Autor/in es nun drauf hat oder nicht).

                  Star Wars und Dune sind für mich ein Crossover aus einem bisschen SF und sehr viel Fantasy; nur, weil im Weltraum herumgeflogen wird, ist es noch nicht gleich SF.

                  Die große Zeit der SF-Literatur endete irgendwo in den späten Sechzigern, spätestens mit der Mondlandung kam für viele die SF in der Realität an und wurde weniger spannend. Als im deutschen Sprachraum noch vom "Weltenraum" gesprochen wurde (den Beriff finde ich zudem passender, gibt es doch viele Welten da draußen, gleich ob bewohnt oder nicht), war die Faszination größer, schien doch das alles vollkommen unerreichbar, ein Traum eben.

                  Mir kribbelt es gerade wieder in den Fingern, noch einmal selbst zur SF zurückzukehren. Ein paar Kurzgeschichten habe ich dem Genre ja schon spendiert. Eine hieß (Jahre vor dem gleichnamigen Film) "Avatar", eine Zukunftsvision, die im Wien der näheren Zukunft spielt und sich mit Bürgerrechten und Datenschutz befasst. Dem Perryversum habe ich auch ein paar mehr oder weniger gute Geschichten spendiert (man muss ja irgendwann auch mal anfangen): "Nummer 9" (erreichte beim William Voltz-Award 2007 den 2. Platz), "Ende eines Unsterblichen" (In der Geschichte habe ich den unsterblichen Zellaktivatorträger einfach mal gemeuchelt), "Kreuzfahrt für eine Leiche" (Eine Hommage an Agahtha Christie, die im Perryversum spielt) und "Station Demeter 3 antwortet nicht". Nummer 9, Ende eines Unsterblichen und Station Demeter 3 erschienen allesamt in der SOL, dem Magazin der Perry Rhodan-Fanzentrale (PRFZ).

                  Meine liebsten SF-Storys aind alle schon etwas älter, was vielleicht das Dilemma des Genres widerspiegelt: "Träumen Androiden von elektrischen Schafen" (Philip K. Dick), "Solaris" (Stanislav Lem), "2001/The Sentinel" (Kurzgeschichte von Arthur C. Clark) , "Per Anhalter durch die Galaxis" (Douglas Adams) und "Aufstand der Maschinen von James Spencer (Verlagspseudonym). Letztgenannter ist trashig ohne Ende, ein "Leihbuch" aus dem Nachlass meines Großvaters und der ertse Science-Fiction-Roman, den ich je gelesen habe.

                  Liebe Grüße
                  Dirk 

                   

                   

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                    Beigetreten: 17.04.2015
                    RE: Eine Lanze für … Science Fiction
                    Mi, 28.10.2015 17:04

                    Nur um das mal klarzustellen:

                    Ich bin ein großer Perry Rhodan Fan.

                    Nicht die Serie an sich ist daran Schuld, sondern eher das, was Leute, die sie gar nicht kennen, über die Serie denken. Da entstehen dann die Vorurteile, die ihre Wurzel in der Frühzeit der Serie hatten.

                    Zudem sorgt die Dominanz der Serie dafür, dass andere SF aus deutschen Landen kaum gesehen wird in der Öffentlichkeit. Wenn jetzt nicht gerade Schätzing oder Eschbach auf dem Cover steht.

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                      Beigetreten: 14.03.2014
                      RE: Eine Lanze für … Science Fiction
                      Mo, 02.11.2015 08:46

                      Das kann ich vollsten unterschreiben. Also das mit „Ich bin ein großer Perry Rhodan Fan.“ nicht – weder bin ich auch einer, noch kann ich den Wahrheitsgehalt der Aussage prüfen ;), aber alles andere sehe ich auch sehr ähnlich. Es ist ja fast immer so, dass sich ein „Ruf“ aus Vorurteilen speist …

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                        Beigetreten: 12.03.2014
                        RE: Eine Lanze für … Science Fiction
                        Do, 05.11.2015 00:39

                        Naja, "Dominanz der Serie" - ich weiß nicht. Es erscheint halt jede Woche ein Heft. Andere Verlage, vor allem Bastei, versuchen alle paar Jahre mal ein Konkurrenzprodukt auf dem Markt zu etablieren. Leider waren die Storys oft seicht, die Charaktere langweilig und Rechtschreibfehler gabs gratis dazu. Die Qualität von Perry Rhodan ist tatsächlich höher als die der Konkurrenz. Das kann man der Serie jedoch kaum vorwerfen, oder?

                        Und wer bitte, abgesehen von den alten Hasen, kennt noch die Vorurteile aus der Anfangszeit? Rechte Propaganda wurde der Serie unterstellt und Sexismus, wenn ich nicht irre. Ich selbst konnte diese Vorurteile nicht bestätigt sehen, und ich habe fast alle Bände bis weit in die Neunziger gelesen (Perry war nicht sexistischer als die anderen Serien ihrer Zeit). Rechtes Gedankengut ist mir nicht wirklich aufgefallen, und ich bin da als einer der ersten 50 Erstunterzeichner des ersten NPD-Verbotsverfahrens und Mitbegründer zweier Vereine gegen Rechtsradikalismus, Rassismus und Gewalt wirklich empfindlich. Perry lese ich heute noch sporadisch ...

                        Liebe Grüße
                        Dirk