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    Beigetreten: 27.11.2014
    Der schmale Grat zwischen Inspiration und Plagiat

    Zu dem überspitzten Titel möchte ich gerne folgende Überlegung in den Raum werfen: Die Neuverarbeitung eines Stoffes kann einerseits den Leser anöden ("Ohnein, nicht schon wieder Elfen und Orks!) oder auch überraschen (Hey cool! Endlich sind die Orks die "guten" und die Elfen die "bösen"!), andererseits ihm ein Gefühl des "Zuhauseseins" vermitteln, sprich Genreerwartungen erfüllen (Ja, genau mein Genre! Ja, ich mag es, wenn Elfen dem Stereotyp entsprechen und anmutig sind! Ein Zwerg hat zu trinken!).

    Als Riesen-Forgotten-Realms-Fan habe ich mir überlegt, wie es wäre, eine unterirdisch lebende Dunkelelfenrasse in eigenen Werken zu benutzen. Zwar hat der Vergessene Reiche-Gründer sich von der Edda (Dunkel und Lichtalben), vielleicht auch von der biblischen Geschichte mit Noach und Sem, inspirieren lassen und einen vollkommenen eigenen Mythos begründet, indem er Motive übernommen und verzerrt hat, jedoch scheint mir eine Übernahme der Idee einer unterirdisch lebenden Dunkelelfenrasse (vielleicht mit optischen Unterschieden und anderen Motiven, Charakterzügen) als nicht sehr kreativ, wenn nicht gar Plagiat.

    Wie sehen das andere? Habt Ihr Euch schon inspirieren lassen und etwas "übernommen, ohne es intensiv zu verzerren"? Gibt es eine Grenze zu Plagiaten? Es ist ja doch recht schwer, geistiges Eigentum zu definieren. Würde mal behaupten, wenn ich einen Albinohelden habe, der Geralt oder Elric von Melnibone habe, dann ist das ein Plagiat, aber wenn der Hauptprotagonist ähnlich jenen beiden genannten Helden ist, aber Weissersepp heisst, dann ist das kein Plagiat?

    Ich bin mehr dessen bewusst, dass fast alles irgendwo Übernahme von Motiven und Stoffen ist (die Bibel wohl das älteste und dichteste Kompendium an Motiven und Stoffen), aber frage mich, was den Leser langweilt und was ihm gefällt.

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      Beigetreten: 12.03.2014
      RE: Der schmale Grat zwischen Inspiration und Plagiat
      Do, 16.04.2015 15:48

      Lieber Markus, 

      Zitat:

      Ich bin mehr dessen bewusst, dass fast alles irgendwo Übernahme von Motiven und Stoffen ist [...], aber frage mich, was den Leser langweilt und was ihm gefällt.

      Mein erster Gedanke nach dieser Frage war: "Dann frag doch die Leser und nicht die Schreiber!" Aber da ich ja selbst ungezählte gute und schlechte Bücher gelesen habe und daher mittlerweile sogar die Frage nach dem Leben, dem Universum und dem gesamten Rest aus dem Stehgreif inklusive Rechenfehler beantworten kann, gebe ich hier mal meinen Senf dazu:

      Natürlich wird jeder Autor durch bestimmte Texte und Bücher, auch durch Filme, Ereignisse der Zeitgeschichte, bestimmten bekannten und unbekannten Personen inspiriert. 

      Ein halbwegs ernsthafter und talentierter Autor wird jetzt aber vermutlich nicht hingehen, und eine dieser inspririerenden Geschichten komplett übernehmen. Er wird nicht die knuffigen  Häschen mit den plüschigen Füßchen zu Helden machen, die die "eine Karotte" in den "Schicksalsmaulwurfshügel" werfen wollen.

      Aber vielleicht lehnt er die Stimmung zumindest einer Szene, wenn es passt, an die Stimmung dieser inspiriernden Vorlage an, da die Leser eines bestimmten Genres, die die Vorlage sicher kennen, sich gleich in seiner Geschichte zuhause fühlen würden. Und Zuhause ist ja bekanntlich am Schönsten. 

      Die Frage wäre zunächst: Wo hört der eigene Roman auf und wo fängt das Plagiat an? Jetzt ein bestehendes Dunkelelfenvolk mit allen Feinheiten inklusive Namen zu übernehmen finde ich gewagt und da braucht man wahrscheinlich eine Erlaubnis des Originalautors und/oder des Verlags.

      Eine von mir geschätzte "Kollegin", Franziska Franke, hat bereits mehrere Sherlock Holmes Romane, sogenannte Pastiches herausgebracht. Ein paar haben mir sehr gut gefallen, andere bräuchten etwas mehr "Speed". Aber sind das Plagiate? Die Hauptfigur kommt vor, die Deduktion kommt vor, die Stimmung ist mal mehr, mal weniger gut eingefangen. 

      Anthony Horowitz hat sogar mit "Das Geheimnis des weißen Bandes" einen Pastiche im Auftrag der Arthur Conan Doyle-Estate geschrieben. Und das so gut, dass man ihn als Teil des Doyle´schen Kanon zählen könnte. Ist das ein Plagiat?

      Nein!

      Die Definition von Plagiat legt fest, dass der plagieerende Autor zumindest Textpassagen des Originalwerks unverändert übernehmen und als sein Werk ausgeben würde. Das wäre zudem eine Urheberrechtsverletzung. 

      Ein Dunkelelfenvolk aus einem bekannten Roman zu "entleihen", es aber vollkommen andere Geschichten erleben zu lassen, vielleicht neue, eigene Charaktere zu erschaffen, wäre vielleicht eher als "Fan-Fiction" einzustufen und schwerlich an einen Verlag zu bringen. es sei denn, der Verlag findet die Geschichte toll und hat bereits die Rechte oder den Willen und die Mittel, diese zu erwerben.

      Du möchtest wissen, was den Lesern gefällt und was sie langweilt.

      Dem Leser gefallen gute, spannende Geschichten. Er ist von öden, schlechten Geschichten gelangweilt. Wenn er jetzt denkt, "wow, ist ein bisschen wie "Forgotten-Realms", muss das ja nicht schlecht für den Autor sein. Wenn der Leser aber merkt, dass er den Roman (fast) genau so schon von R. A. Salvatore gelesen hat, dann geht die Rechnung zumindest bei der Fortsetzung nicht mehr auf.  Dann kauft er wieder "das Original.

      Alles meine persönliche Meinung ...

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        Beigetreten: 27.11.2014
        RE: Der schmale Grat zwischen Inspiration und Plagiat
        Do, 16.04.2015 16:22

        Sehr spannende Überlegungen, wobei ich vielleicht anmerken sollte, dass ich mich leider sprachlich etwas mangelhaft ausgedrückt habe :)

        Mit Übernahme meinte ich eigentlich nicht, dass es DAS Dunkelelfenvolk aus den Forgotten Realms sein sollte, sondern ein vollkommen anderes, in einem anderen Universum angesiedelt, mit anderen Namen usw. Oder mit anderen Worten: Die Abspaltung eines ursprünglich geeinten Elfenvolks in Unterarten ist ein konventionelles Motiv, welches immer wieder aufgegriffen wird. Möglicherweise möchte man dieses selbst verwenden, und ebenfalls eine, nicht die aus den FR, Dunkelelfenrasse erschaffen, die unter der Erde lebt.

        Man stelle sich vor, in einem anderen Universum sei ein Elfenvolk ebenfalls unter die Erdoberfläche geflohen, allerdings aus anderen Gründen als die "Greenwood`schen" (der Erfinder der Vergessenen Reiche) und auch ihr Aussehen wäre anders. Möchte dies besonders akzentuieren, da es ja keine Fanfiction sein soll :)

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          Beigetreten: 27.11.2014
          RE: Der schmale Grat zwischen Inspiration und Plagiat
          Do, 16.04.2015 16:30

          Mir ist auch eingefallen, dass Richard Schwartz bewusst Namen von Göttern aus DSA (Das Schwarze Auge) übernommen hat für seine eigenen Götter, die aber vollkommen andere Eigenschaften haben, sodass man sagen kann, dass er die Fans, welche DSA kennen, damit etwas "übertölpelt" - ihm wurde ja kein Plagiat vorgeworfen =o)

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            Beigetreten: 12.03.2014
            RE: Der schmale Grat zwischen Inspiration und Plagiat
            Di, 21.04.2015 20:00

            Ist es tatsächlich ein schmaler Grad? Ich finde nicht.

            Alles ist in der einen oder anderen Form schon mal dagewesen. Themen, wie Liebe, Hass, Kampf um Gerechtigkeit und Freiheit ... bilden die Grundlage unzähliger Geschichten. Den Rest sollte man schon selbst zusammenbasteln. ;-)

            Elfen, Orks, Gestaltenwandler … kann man nehmen, letzten Endes kommt es auf die Originalität der Geschichte an, die man schreibt. Warum sollten Orks keine friedliebenden Veganer sein? Hingegen sind Elfen in den Köpfen vieler Leser zartgliedrige Lichtgestalten. Pummelige, hässliche Elfchen kommen vielleicht nicht so gut an. ;-)

            Ein Blick auf den aktuellen Buchmarkt verrät so einiges darüber, auf welchem Zug man nicht oder nur bedingt aufspringen sollte. Als Beispiel Jungendbuch … seit H.P. scheinen Internate und Schulen extrem beliebt zu sein. Aber deshalb sind es keine Plagiate, sondern eigenständige Geschichten die dem aktuellen Trend folgen.

            Aber aus genau diesem Grund, spielen sie in meinen Jugendromanen keine Rolle. (Bevor jetzt der Eindruck entsteht, ich würde mich dem Trend verweigern, nein, natürlich nicht. Das wäre im Hinblick auf einen zukünftigen Verlagsvertrag keine gute Entscheidung.)

            Bevor ich eine Geschichte schreibe, überlege ich genau, welche Basiselemente ich wähle, die es hoffentlich in dieser Form noch nicht gibt. Wähle ich ein Thema aus (als Beispiel eine schottische Insel, wie bei meinem aktuellen Roman ) informiere ich mich, wie viele Bücher mit ähnlichen Themen bereits auf dem Markt sind. Wenn ich denke, dass meine Idee/Umsetzung dennoch zu gut ist um sie zu verwerfen, schreibe ich meine Geschichte. Allerdings lese ich in einer Roman-Schreibphase keine Bücher, die sich von den Grundelementen ähneln könnten, um jeglicher Beeinflussung zu entgehen.

            Natürlich inspirieren Romane … Julia und Romeo sind ein gutes Beispiel. Ich denke, in jedem xy Buch (bestimmten Genres) findet sich eine Julia und ein Romeo. Diese beiden Figuren stehen für den Kampf um die Liebe (und noch so Einiges mehr). Das ist nichts Neues, aber die Geschichte, die drumherum gebaut wurde, ist einzigartig.

            So einzigartig, wie jedes geschriebene Buch sein sollte.

             

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              Beigetreten: 14.03.2014
              RE: Der schmale Grat zwischen Inspiration und Plagiat
              Di, 21.04.2015 17:16

              Man muss, denke ich, bei dieser Frage zwischen Set, Plot und … wie nenn ich das jetz mal? … Gehalt unterscheiden. Man kann (und das wird z. B. vor allem im Fantasy-Bereich vielfach gemacht) sich ausgiebig an bekannten Sets bedienen, man kann sogar einen extrem ähnlichen Plot klöppeln – wenn die Aussage, der Gehalt etwas Neues bringt, ist das "legitim". Oft unterscheiden sich aber gerade bei Genre-Mainstream alles dreis nur unwesentlich, der Gehalt sogar noch am wenigsten. Und selbst das ist – innerhalb des Genres für die Leserfutterverschlinger z. B. – ein ganzes Weilchen sehr ok. Die ganze Groschen-Roman-Industrie lebt davon.

              Schlecht wird es allerdings, wenn man dabei in den Bereich des Markenschutzes gerät. Man darf zum Beispiel keine neue Star-Trek-Story verkaufen (egal, wie originell die in Wirklichkeit dannn ist) – nicht nur, dass man es nicht so nennen darf, auch der Text muss einen "Mindestabstand" haben. Wo der konkret liegt, wissen unter Umständen nur Anwälte. – Aber das ist nur ein Randaspekt zu der eigentlichen Frage. Allerdings einer, der mit dem (juristischen) Begriff Plagiat eng verbunden ist.

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                Beigetreten: 27.11.2014
                RE: Der schmale Grat zwischen Inspiration und Plagiat
                Do, 23.04.2015 01:01

                Klingt gut. Im Grunde genommen haben ziemlich viele ziemlich viel übernommen. So fängt Terry Brooks Shannara-Zyklus fast HdR-identisch an. Was er auch selbst zugibt.

                Sprich: Solange man nicht 100% übernimmt, sondern doch selbst bissl abändert ists doch ok

                 

                :-)

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                  Beigetreten: 12.04.2015
                  RE: Der schmale Grat zwischen Inspiration und Plagiat
                  So, 26.04.2015 20:09

                  Go for it! Christa hat das Wesentliche schon gesagt.

                  Nichtsdestotrotz, die juristischen Detailfragen sind hin und wieder recht knifflig. Eine wichtige Ergänzung zu Dirk:

                  Nicht nur übernommene Textpassagen, auch übernommene Figuren können eine Urheberrechtsverletzung darstellen. In Deutschland gilt: Nur wenn der Ursprungsautor bereits seit 70 Jahren verstorben sind, sind seine Texte (und die damit enthaltenen Figuren) gemeinfrei. Kafka also. Gregor Samsa darf in den eigenen Geschichten problemlos auftreten. James Bond ist allerdings nicht zu haben.

                  Ich bin hin und wieder als Gutachter bei Drehbuch-Urheberrechtsstreitfällen tätig, daher zwei Anmerkungen zum Juristischen, die vielleicht etwas Klarheit schaffen können:

                  1. Das Urheberrecht schützt keine Ideen. Vage Motive und Themen sind nicht schützenswert (sonst gäbe es z. B. längst keine neuen Krimis mehr). Im Gegenteil, das Urheberrecht schützt, dass Ideen von anderen Künstlern übernommen werden. Sonst könnten kulturelle Weiterentwicklung und Austausch nicht stattfinden.

                  2. Das Urheberrecht schützt aber das ausgeformte Werk, d. h. ein Werk, das als eigenpersönliche Schöpfung eines Künstlers erkennbar ist. Auch konkrete Werkbestandteile von "individueller Schöpfungshöhe" sind bereits geschützt - also Namen von Figuren (oder fiktiven Plätzen), Textauszüge u. ä.

                  Kombinationen von Ideen und Merkmalen sind dagegen ungeschützt. Jeder darf eine Sherlock Holmes-Figur erschaffen, sie in House umbenennen und dem Genie dann Patienten statt Mandanten zuführen ... ;-)

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                    Beigetreten: 17.04.2015
                    RE: Der schmale Grat zwischen Inspiration und Plagiat
                    Fr, 08.05.2015 16:04

                    Ich empfehle dazu den Artikel von Philipp Bobrowski in der aktuellen Federwelt, der sich mit dem "Design" von Fantasy-Figuren (Völker, Protagonisten, Archetypen usw.) befasst.

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                      Beigetreten: 24.07.2015
                      RE: Der schmale Grat zwischen Inspiration und Plagiat
                      Fr, 24.07.2015 13:09

                      Gerne möchte ich als Neuling hierzu eine ergänzende Frage stellen:

                      Wie verhält es sich, wenn die Hauptfigur im eigenen Roman ein veröffentlichtes Werk zur Hand nimmt und Vergleiche zu seinen Gedanken und Handlungen zieht?

                      Beispielsweise: "Er nahm wieder die 'Unendliche Geschichte' in die Hand und erinnerte sich an den Flug von Fuchur in den lichtlosen Hinterhof, in welchem Atréju neben dem toten Wolf lag."

                      Müsste dann der Autor, der Verlag und vielleicht sogar die betreffende Textpassage, ähnlich wie in einer wissenschaftlichen Arbeit, genannt werden?

                      Vielen Dank!

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                        Beigetreten: 08.04.2015
                        RE: Der schmale Grat zwischen Inspiration und Plagiat
                        Fr, 24.07.2015 13:48

                        Danke für diese interessante Diskussion.

                        Ich selbst habe schon oft überlegt, ob man Figuren aus anderen Büchern in eigene einbringen kann. Quasi in der Form: Protagonist trifft auf die Figuren, die in einem anderen Buch schon mal vorkommen und lernt durch die Begegnung irgendetwas Wichtiges. Das ging dann soweit, dass ich irgendwelche Comicverlage (Marvel, etc) angeschrieben und gefragt habe, ob man die Figuren in normalen Fiktions-Geschichten (keine Comics soll das heißen) verwenden darf.

                        Leider blieb mir eine Antwort bisher verwehrt, sogar von Neil Gaiman höchstpersönlich :)

                        Nach der juristischen Exkursion von Frank Raki darf ich die dann wohl nicht verwenden, Stichwort geschützte Namen. Ist die Frage, ob man sie umbenennt und dann der Leser noch weiß, worauf sie anspielen ...

                        Soweit meine Gedanken.

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                          Beigetreten: 14.03.2014
                          RE: Der schmale Grat zwischen Inspiration und Plagiat
                          Fr, 24.07.2015 14:25

                          „Protagonist trifft auf die Figuren, die in einem anderen Buch schon mal vorkommen und lernt durch die Begegnung irgendetwas Wichtiges."

                          Dazu muss man nicht die komplette Fremd-Figur (also samt Namen und Outfit-Details) übernehmen. Es bliebt dir unbenommen, die Elemente der Figur, die für das "Lernen" wichtig sind, zu nehmen und einer eigenen Figur aufzusetzen. Hab ich eine zeitlang recht exessiv gemacht (allerdings nicht mit Comic-Figuren, sondern andern Leuten und "Leuten").

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                            RE: Der schmale Grat zwischen Inspiration und Plagiat
                            Fr, 24.07.2015 14:28

                            Zitat:
                            Hab ich eine zeitlang recht exessiv gemacht (allerdings nicht mit Comic-Figuren, sondern andern Leuten und "Leuten").

                            Hättest du da freundlicherweise ein klitzekleines Beispiel? Ich möchte schon gern, dass die Leute wissen, worauf das anspielt ... wenn man nur Elemente übernimmt, dann gäbe es denke ich keine Ur-Schöpfer-Überlegung.

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                              RE: Der schmale Grat zwischen Inspiration und Plagiat
                              Fr, 24.07.2015 15:28

                              Jetzt bin ich ein bisschen peinlich berührt, so nach den Jugendsünden gefragt zu werden … 1f61a Ok, ich denk mir was aus, was erklärt, aber mich nicht entlarvt.

                              Also angenommen, du hast das Gefühl, dass Wolverine (kennst'e?) die passende Figur wäre, um jemanden, der bislang dank seiner Wortgewandheit immer Zuhörer fand und deshalb ein kleines bisschen an unangemessenem Selbstwertgefühl leidet, mal so richtig abblitzen zu lassen. Dann nimmt dir den brubbeligen Charakter von Wolverine, vielleicht noch seine Mimik (ob nun die aus den Comics oder die aus den Filmen) und baue daherum eine Figur, die anders aussieht, anders heißt, eine ganz andere Biografie hat, andere Interessen hat. Du könntest so einen Gärtner bekommen oder einen Busfahrer, einen Schönen (ok, das wär der Film-Wolverine ;) ) oder einen Nerd oder … also was gerade am besten zum Rest passt. 

                              Am besten geht das, wenn man nicht so auf Äußeres achtet, also Figuren bestenfalls skizziert, so dass man beim Schreiben so tun kann, als würde Wolverine Schauspieler sein und den benötigten Gärtner/Nerd/… darstellen. Text hat ja den Vorteil, dass der Leser sich sein eigenes Bild von den Figuren macht – wenn du ihn nicht mit der Nase drauf stößt (durch Namen, markante Wortwahl oder eindeutige Optik) erkennt er Wolverine wahrscheinlich gar nicht, sondern sieht nur einen Typen, der brubbelig ist.

                               

                               

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                                RE: Der schmale Grat zwischen Inspiration und Plagiat
                                Fr, 24.07.2015 17:22

                                Oh je, ich wollte dich nicht kompromittieren :)

                                Danke für das Beispiel.

                                Ich glaube, ich verstehe.

                                Kennst du die Watchmen? Wenn ich z.B. in einem Buch etwas mit Dr. Manhattan machen möchte, weil der "cool" ist, könnte ich natürlich den Typen grün/gelb/rot glühend statt blau machen und weniger Meister - Propper - mäßig... Ok.

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                                  RE: Der schmale Grat zwischen Inspiration und Plagiat
                                  Do, 30.07.2015 21:09

                                  Ich glaube, es ist doch sowieso schon alles einmal geschrieben worden, nur eben noch nicht von allen. Und ganz bestimmt ist alles Gescheite auch schon einmal gedacht worden, man muss nur versuchen, es noch einmal zu denken. Was bleibt uns nach sechseinhalbtausend Jahren Schrift denn auch anderes übrig?

                                  Micha

                                  (Rechtlicher Hinweis: Die vorausgehenden Aussagen stammen zu 71,4  % nicht vom Unterzeichner;-)

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                                    RE: Der schmale Grat zwischen Inspiration und Plagiat
                                    Fr, 31.07.2015 08:00

                                    „Ich glaube, es ist doch sowieso schon alles einmal geschrieben worden,“

                                    Was die Themen angeht: Klar. Was Plots, Sets und Figuren angeht, natürlich nicht. Und um das geht es beim Thema "Plagiat" …

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                                      RE: Der schmale Grat zwischen Inspiration und Plagiat
                                      Fr, 31.07.2015 18:03

                                      Hallo Ulrike,

                                      meine Sätze, die "ich" da zum Thema Plagiat geschieben habe - auch den, den du wiederum zitierst -, waren halb im  Scherz, halb im Ernst gemeint. Es sind eben selbst Plagiate. Einer stammt von Karl Valentin, einer von Goethe.

                                      Ich habe zu Plagiaten ein eher lockeres Verhältnis. Wenn die Lebenden untereinander klauen, vielleicht sogar aus dem gleichen Genre und in direkter Konkurrenz, am Ende gar Unveröffentlichtes (im Vertrauen Weitergegebenes) dann ist das natürlich eine Sauerei! Egal, ob ein Wort, einen Satz oder ein ganzes Buch. Aber von Toten darf man alles klauen, finde ich. Ich habe von Homer bis Thomas Mann Textfetzen geklaut, was das Zeug hält. Bei letzterem ist das schon ein wenig kritisch, weil der Text erst gut 60 Jahre alt ist. Aber ich finde es gerade noch legitim - alleine schon wegen der literarischen Klassenunterschiede, die den guten Paul Thomas und mich trennen.

                                      Außerdem darf man natürlich bei Politikern klauen. Da gilt: Die beklauen uns (z.B mit den 19 % auf ebooks), wir beklauen sie. Die gesamte fast schon legendäre Rede des Ministers zu Guttenberg ("Meine von mir verfasste Dissertation ist kein Plagiat") habe ich an passender Stelle in mein Buch eingebaut - natürlich völlig in den Text eingepasst - und natürlich NICHT als Zitat gekennzeichnet. Klar, sonst wäre ja der Gag weg.

                                      Im Nachwort habe ich übrigens alle, die mich inspiriert haben, namentlich benannt - auch Herrn von und zu Guttenberg ;-)

                                      Beste Grüße

                                       

                                      Micha

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                                        RE: Der schmale Grat zwischen Inspiration und Plagiat
                                        Di, 11.10.2016 19:47

                                        Eine Frage:

                                         

                                        Ist es ein Plagiat, wenn man die Handlung der Glorreichen Sieben z.B. in ein neues Setting "transferiert"?

                                         

                                        Ist das dann eher eine Art Motiv(Rache, David vs. Goliath)-Inspiration oder ein Sujet-Plagiat?

                                         

                                        Bin neugierig, wie Ihr darob denkt^^

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                                          RE: Der schmale Grat zwischen Inspiration und Plagiat
                                          Di, 11.10.2016 20:01

                                          Eine Antwort:

                                          Wenn die Figuren erkennbar die gleichen sind oder sehr ähnlich dem Original und die Handlung exakt oder weitestgehend den gleichen Verlauf nimmt ...

                                          Dann eindeutig ja.

                                          Wen man sich die Grundidee der Geschichte nimmt und aus den Motiven eine eigene, vom Original sich deutlich unterscheidende Version schreibt, dann wohl nicht.

                                          So denke ich darob^^

                                          Schön, dich wieder hier zu lesen.
                                          Bis bald,

                                          ディルク (diruku) 1f 609

                                           

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                                            RE: Der schmale Grat zwischen Inspiration und Plagiat
                                            Mi, 12.10.2016 17:36

                                            Ich habe gelesen, dass Bernhard Hennen sich bei Dürrenmatt bedient hat. Ich zitiere mal Wikipedia:

                                            Zitat:
                                            Mit Die Nacht der Schlange setzte er Friedrich Dürrenmatts Roman Der Richter und sein Henker in das Fantasy-Genre um. Aufgrund eines Versäumnisses des Verlags fehlte jedoch der geplante Hinweis auf die Vorlage. Dieser Umstand brachte dem Autor zahlreiche Plagiats-Vorwürfe ein.

                                            Ich bilde mir ein, dass er nachträglich explizit angeführt hat, dass er Dürrenmatts Roman als Vorlage benutzt hatte.

                                            Also darf man wohl so etwas machen, wenn der "Urheber" tot ist und man darauf hinweist und wohl niemand die Rechte bestitzt.

                                            Ist ja alles so kompliziert..

                                            Vielen Dank für die schnelle Antwort, ディルク (ich war an meiner Abschlussarbeit dran, endlich bin ich fertig).

                                            Habe bloss vor paar Tagen die Neuverfilmung der Glorreichen Sieben angesehen und dachte, dass es voll witzig wäre, wenn die Protagonisten Orks, Elfen und Zwerge wären^^

                                             

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                                              RE: Der schmale Grat zwischen Inspiration und Plagiat
                                              Mi, 12.10.2016 19:20

                                              Damit ein Werk gemeinfrei wird, reicht es nicht aus, dass der Urheber tot ist. Er muss es seit 70 Jahren sein und die Rechte dürfen nicht von zum Beispiel seinen Nachkommen (Tolkien) oder einer Organisation (Doyle) gehalten werden. Mein Sohn fragt, wer von den Sieben eine Fee ist. Es geht nicht ohne Feen (und erst recht nicht ohne Feuerwehrmann Sam)!

                                              Liebe Grüße
                                              ディルク (diruku)

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                                                RE: Der schmale Grat zwischen Inspiration und Plagiat
                                                Fr, 24.02.2017 17:46

                                                1f 605

                                                 

                                                Ich weiss echt nicht, wer die Fee sein soll 1f 604

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                                                  RE: Der schmale Grat zwischen Inspiration und Plagiat
                                                  Di, 11.08.2020 12:08

                                                  Du musst unterscheiden zwischen einem Plagiat (https://de.wikipedia.org/wiki/Plagiat) und einer Verletzung des Urheberrechts. Das sind zwei Paar Schuhe.

                                                  Selbst wenn du nicht plaggiierst, kannst du dennoch das Urheberrecht verletzen.

                                                   

                                                  Gruß

                                                  Ben

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                                                    RE: Der schmale Grat zwischen Inspiration und Plagiat
                                                    Sa, 29.08.2020 20:09

                                                    Fan Fiction an sich ist ja nicht generell etwas verwerfliches. Mit den rechtlichen Details kenne ich persönlich mich nicht genau aus, aber ich habe mal gelesen, dass Fifty Shades of Grey (was man davon aus literarischer Sicht auch immer halten mag...) als Fan Fiction zu Twilight entstanden ist. Ursprünglich wohl laut Wikipedia auf einer Plattform, auf der sich verschiedene Fan Fiction Autoren getummelt haben. Dann auf einer eigenen Seite. Später, als es in Richtung Bücher ging, hat die Autorin nicht nur die Website gelöscht, sondern auch die Namen der Protagonisten geändert.

                                                     

                                                    Ich würde also mal vermuten, dass es einen Unterschied macht, ob man mit der selbstgeschriebenen Fan Fiction Geld verdienen möchte oder nur "einfach so" ohne Gewinnabsichten schreibt. Wenn es ans Veröffentlichen der Story geht und Parallelen zum Original nicht von der Hand zu weisen sind, würde ich persönlich mich wohl vorab anwaltlich beraten lassen. Im Gegensatz zu Foren bekommst du dann auch handfeste Aussagen, auf die du bauen kannst. Rechtsberatung in Foren ist einfach nur sehr eingeschränkt sinnvoll.