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Wertvoll: der Newsletter als Marketinginstrument

Federwelt
Nicole Neuberger

Wertvoll: der Newsletter als Marketinginstrument
Von Nicole Neuberger
In Zeiten von Facebook, Twitter und Instagram erscheinen Newsletter altmodisch und in Anbetracht überfließender E-Mail-Konten lästig. Wer abonniert heute schon einen Newsletter, wenn die Facebook-Timeline die wichtigsten Infos auf einen Blick liefert?

Einen Newsletter zu erstellen und Abonnenten zu gewinnen, kostet Schreibzeit. Der Aufwand erscheint in Anbetracht des Unwillens von LeserInnen, ihn zu abonnieren, überflüssig. Dennoch. Der Newsletter ist ein wichtiges, wenn nicht sogar das wichtigste Marketinginstrument für AutorInnen. Und das aus einem unschlagbaren Grund: Er ist unabhängig!

Facebook filtert Beiträge und selbst versierte Facebook-Nutzer haben Mühe, alle Fans ihrer Seite zu erreichen. Das liegt in erster Linie an der Politik des Unternehmens, die Seitenbetreiber dazu veranlassen will, Beiträge kostenpflichtig zu sponsern, um die gewünschte Reichweite zu erzielen. Daran ist grundsätzlich nichts auszusetzen, Marketing kostet Geld. Die Reichweite liegt jedoch weiterhin in den Händen eines fremden Unternehmens, das sich nicht für den Erfolg Ihres nächsten Romans interessiert. Instagram gehört zu Facebook und wird in Zukunft die Beiträge zwar nicht filtern, aber nach Relevanz sortieren. Auch, um auf lange Frist die Anzahl gesponserter Beiträge zu erhöhen. Buchen können Sie diese Posts bereits heute über Ihr Facebook-Werbeanzeigen-Tool. Als Marketinginstrument hat Instagram einige Nachteile. Die bilddominierte Plattform bietet AutorInnen wenige Möglichkeiten, Textauszüge zu posten. Das Cover muss hier für sich sprechen. Links zum Buch können zwar eingefügt werden, sind jedoch nicht klickbar. Interessenten müssten den Buchtitel also notieren oder im Kopf behalten und zu einem späteren Zeitpunkt in einem Shop heraussuchen. Die Chancen dafür? Eher gering. Was nicht sofort angeklickt wird, gerät in Vergessenheit, sobald das Bild in der Reihe der Neuigkeiten von anderen verdrängt wurde.

Onlineshops bieten AutorInnen keine Möglichkeit, Käufer ihrer vorangegangenen Bücher beim Erscheinen des nächsten zu erreichen. Der plausible Grund dafür ist Datenschutz. Eine Ausnahme bildet der Amazon-Follow-Button, der derzeit jedoch nur in den USA zur Verfügung steht. Aber selbst wenn er irgendwann in Deutschland eingeführt würde, bleibt der immer gleiche Nachteil: die Abhängigkeit von einem Unternehmen, das jeden Moment seine Regeln für Sichtbarkeit, Reichweite und Kosten ändern kann.

Die Vorteile des Newsletters

Genau hier setzen die Vorteile des Newsletters ein. Er ist:

  • kostenlos
  • unabhängig
  • frei gestaltbar
  • gut zu kontrollieren
  • für echte Fans.

Hat ein Newsletter auch Nachteile? Nein.

AutorInnen sind Textarbeiter und können sich häufig durchaus vorstellen, einen interessanten Newsletter herauszugeben. Vor den technischen Herausforderungen schrecken sie jedoch zurück. Aber: Professionelle Anbieter stellen alle Hilfsmittel zur Verfügung, die auch technischen Laien eine gekonnte Gestaltung ermöglichen. Dazu später mehr.

Die rechtlichen Pflichten

Zunächst zu den rechtlichen Pflichten, die Sie als Newsletter-VersenderIn haben:

  1. Vor Versand müssen Sie die eindeutige Zustimmung der Empfänger einholen, dass diese, den Newsletter erhalten wollen. (Dass ein Fan Ihnen seine Adresse übermittelt – via Kontaktformular oder über die Teilnahme an einem Gewinnspiel –, berechtigt Sie nicht dazu, ihm einen Newsletter zu schicken!) Diese Einwilligung müssen Sie nachweisen können.
  2. Seriöse Anbieter für den Newsletter-Versand erfüllen diese Anforderung über das Double-opt-in-Verfahren, das heißt, über die doppelte Zustimmung. Die erste Zustimmung holen Sie durch die Anmeldung an sich ein, die meist über die Webseite erfolgt. Da jedoch auch Fremde einen Empfänger anmelden können, erbitten Sie eine zweite Einwilligung per E-Mail. Diese muss werbefrei und eindeutig sein. Hierzu eignen sich Formulierungen wie: „Vielen Dank für Ihr Interesse an meinem Autorennewsletter. Sie haben sich über meine Homepage mit Ihrer E-Mail-Adresse [email protected] als Empfänger angemeldet. Sie wünschen ausdrücklich die Zusendung? Dann bestätigen Sie Ihre Anmeldung bitte, indem Sie auf folgenden Link klicken.“ Mein Tipp: Bringen Sie in der Fußzeile jedes Newsletters eine kleine Erinnerung unter wie: Sie erhalten diese E-Mail, weil Sie sich über meine Homepage dafür angemeldet haben.
  3. Jeder Newsletter MUSS eine Opt-out-Option enthalten. Auch diese wird von professionellen Anbietern meist automatisch angeboten. Als Text eignet sich hier: „Wenn Sie den Newsletter nicht länger erhalten möchten, klicken Sie hier: Newsletter abbestellen.
  4. Jeder Newsletter MUSS einen deutlich erkennbaren Absender und ein vollständiges Impressum enthalten. Und ja: Hierzu gehört auch die Postanschrift (kein Postfach).

Wie versende ich meinen Newsletter?

Nun zu den Anbietern. – Sollten Sie mit dem Gedanken spielen, Ihre Abonnenten selbst über eine Datenbank oder Excelliste zu verwalten und den Newsletter inklusive aller Opt-Verfahren per Hand zu verschicken, sind Sie hoffentlich ein gewissenhafter Technikfreak oder verwerfen die Idee so schnell, wie sie Ihnen gekommen ist. Der Aufwand steht in keinem Verhältnis zum Ertrag und den Risiken. Die Auswahl an professionellen Anbietern ist riesig, sodass für jeden das passende System dabei ist. – Der bekannteste Anbieter, MailChimp, ist einfach zu handhaben und sein Service ist für die ersten 2.000 Abonnenten und 12.000 E-Mails im Monat kostenlos. Eine Zahl, die AutorInnen meist nicht erreichen. Danach werden monatlich bis zu 25 Dollar fällig. Die Social-Media-Einbindung ist einzigartig. Der Link zum Newsletter kann auf Wunsch auf allen Portalen veröffentlicht, geteilt und empfohlen werden. Die Vorlagen sind vielseitig und optisch ausgereift. Nachteilig ist, dass das Tool nur in Englisch zur Verfügung steht. Sie müssen die automatisch generierten E-Mails also übersetzen.

Newsletter2Go ist für 1.000 E-Mails monatlich kostenlos. Weitere 1.000 E-Mails kosten 10 Euro. Verschiedene Abo- und Paketpreise bieten Rabatte. Während MailChimp im kostenfreien Bereich unschlagbar ist, gilt Newsletter2Go als Preis-Leistungs-Sieger im kostenpflichtigen Segment. Auch Newsletter2Go bietet sehr gute Vorlagen und ist mit Sitz in Deutschland deutschsprachig. Für alle, die Interesse an intensiven Analysen wie Geotracking haben, ist CleverReach eine Alternative. Hier sind die ersten 250 Abonnenten und 1.000 E-Mails pro Monat kostenlos. Bis zu 2.500 Abonnenten kosten monatlich 25 Euro. Zusätzlich bietet das Unternehmen Prepaid-Tarife.

Meine Empfehlung: Wenn Sie sich an einen englischsprachigen Anbieter herantrauen, starten Sie mit MailChimp und nutzen Sie Ihre Social-Media-Kanäle, um Abonnenten zu gewinnen. Wechseln Sie zu Newsletter2Go, wenn Sie kostenpflichtige Dienste in Erwägung ziehen oder die 2.000-Abonnenten-Grenze überschreiten.

Wie bekomme ich Abonnenten?

Wenn Sie bereits viele Social-Media-Follower haben, informieren Sie diese über den Newsletter. Wahrscheinlich werden nur wenige Ihrem Aufruf folgen. Hier heißt es, Anreize zu bieten. Werben Sie mit Exklusivität. Zeigen Sie Ihren LeserInnen, dass sie über den Newsletter Infos erhalten, die sonst nirgends zugänglich sind. Veranstalten Sie Gewinnspiele, an denen ausschließlich Ihre Abonnenten teilnehmen können. Enthüllen Sie Titel und Cover Ihres neuen Romans zuerst über den Newsletter. Echte Fans wollen einzigartige Neuigkeiten nicht verpassen. Eine sehr gute und weitverbreitete Methode, unentschlossene LeserInnen zum Abonnement zu verleiten, sind exklusive Gratis-Inhalte.

Experten wie Joanna Penn (The Creative Penn) empfehlen, ein komplettes E-Book an Neuabonnenten zu verschenken. Das wollen oder können sich viele AutorInnen nicht leisten, auch wenn der Erfolg nachweisbar ist. Alternativ können Sie Bonuskapitel zur Verfügung stellen, eine Sammlung von Lieblingsszenen aus Ihrem Roman, Briefe der Protagonisten oder auch „deleted scenes“, Szenen die es nicht in Ihr Werk geschafft haben. Für die Newsletter von SachbuchautorInnen eignen sich Checklisten oder Top-Ten-Listen mit Tipps.

Egal, welchen Anreiz Sie bieten, er muss gut sein. Für die Chance, bei einer monatlichen Verlosung, einen 99-Cent-Gutschein zu gewinnen, wird niemand seine E-Mail-Adresse hergeben. Für Buchpakete schon viel eher.

Platzieren Sie außerdem die Anmeldemöglichkeit für den Newsletter gut sichtbar auf Ihrer Home- oder Landingpage. Das passende Tool dazu erhalten Sie von Ihrem Anbieter. Kaum eine Leserin sucht auf Ihrer Seite aktiv nach dem Newsletter. Weisen Sie am Ende Ihrer Bücher auf Ihren Newsletter und seine Vorteile hin.

Eine Werbeanzeige bei Facebook zur Gewinnung von Abonnenten ist ebenfalls eine Überlegung wert. Hierbei ist es wichtig, den Anreiz klar hervorzuheben. Werben Sie also nicht für den Newsletter, sondern für das Gratis-E-Book oder die Verlosung von Buchpaket- oder Onlineshop-Gutschein. Texte wie „Jetzt meinen neuen Thriller kostenlos sichern“ oder „Gewinnen Sie einen 75-Euro-Buchgutschein“ klingen reißerisch, funktionieren jedoch hervorragend. Verlinken Sie dann zum Newsletter-Formular, auf dem die Gewinnchancen selbstverständlich noch einmal ausführlich dargestellt sind. Stellen Sie außerdem klar, wie oft der Newsletter erscheint.

Wichtig: Halten Sie die Hemmschwelle für die Anmeldung so gering wie möglich. Fragen Sie keine unnötigen Daten ab. Name und E-Mail-Adresse reichen vollkommen. Sobald Sie nach der Anschrift oder sogar der Telefonnummer fragen, springen viele Interessenten garantiert ab.

Wie gestalte ich meinen Newsletter?

Interessant! Wie genau, das kommt auf Ihre Zielgruppe an. Wenn Sie Thriller oder Krimis schreiben, verraten Textschnipsel aus Ihrem nächsten Roman vielleicht zu viel vorab. Liebesromanleserinnen hingegen mögen einen kleinen Ausblick auf die neuen Protagonisten. Schreiben Sie, was Sie gerne lesen würden, nicht was Sie glauben, aus Marketinggründen scheiben zu müssen.

„Newsletter-Regeln“

  • Bieten Sie einen Mehrwert. Teilen Sie nicht nur Inhalte, die genauso auch auf Facebook oder Ihrer Homepage zu finden sind.
  • Schreiben Sie regelmäßig, genau wie versprochen einmal im Monat oder einmal pro Woche. Auf keinen Fall öfter.
  • Melden Sie sich nicht nur, wenn Sie Ihren neuen Roman verkaufen wollen. Die Abmelderate nach solchen „Kauf-mein-neues-Buch“-Mails ist hoch.
  • Halten Sie Ihre Versprechen. Immer und ohne Ausnahme. Verlosen Sie versprochene Buchpakte und Gutscheine auch wirklich. Teilen Sie exklusive Inhalte zuerst mit den Abonnenten.

Steht das System, fehlen für den monatlichen Versand nur einige kreative Ideen und die passenden Texte. Sollten Ihnen die Ideen einmal ausgehen, treten Sie mit Ihren Abonnenten in Kontakt. Fragen Sie, was diese sich von Ihnen wünschen. Die Antworten werden Sie überraschen. Sehr häufig stehen gar nicht die Texte im Vordergrund des Interesses, sondern Sie als AutorIn. Lassen Sie die Leserinnen und Leser in Ihre Welt blicken. Zeigen Sie sich. Dann werden aus LeserInnen Fans, die Ihren neuen Roman kaufen, ohne dass Sie ihn lautstark bewerben müssen.

Ein letzter Tipp: Seien Sie in Bezug auf den Newsletter mutig. Testen Sie, was funktioniert. Die Statistiken Ihres Anbieters liefern Ihnen genaue Zahlen darüber, wie Ihre Inhalte aufgenommen werden. Halten Sie nicht stur an Althergebrachtem oder dem fest, was Kolleginnen und Kollegen genauso machen.

Ein neuer Abonnent für Ihren Newsletter kann mehr wert sein als ein Verkauf. Wenn Sie ihn dauerhaft begeistern, ist er bares Gold wert, weil er nicht nur Ihren aktuellen Roman, sondern mit etwas Glück auch jeden weiteren kauft.

Autorin: Nicole Neuberger | http://nicoleneuberger.de/
In: Federwelt, Heft 119, August 2016