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Vom Manuskript zum E-Book

der selfpublisher
Horst-Dieter Radke

Vom Manuskript zum E-Book – Technik

Das Erstellen eines E-Books ist ein Kinderspiel – wird behauptet. Kann jeder. Tatsächlich bieten viele Textprogramme die Konvertierung eines Dokuments in das EPUB-Format an. Aber ist dies dann gleich auch ein E-Book, das über diverse Portale verkauft werden kann? – Selten. So manches ist vor und einiges auch nach der Konvertierung zu berücksichtigen. Ausgangspunkt ist im Folgenden das fertige Manuskript, also eine lektorierte und Korrektur gelesene Textfassung.

Braucht man eine spezielle Software?

 

Es gibt spezielle Programme, mit denen E-Books erstellt werden können. Kostenlose wie Calibre, Sigil und den Mobipocket Creator, kostenpflichtige wie Jutoh, Scrivener, Papyrus oder professionelle, aber sehr teure Programme wie QuarkXPress und Adobe InDesign. Für manche Textprogramme gibt es Ergänzungen, etwa writer2epub für OpenOffice und LibreOffice. Dann gibt es noch Programme wie iBook Author, das spezielle E-Books für den Apple Store erstellt und Caligra Author, das ebenfalls E-Books mit erweiterter Funktionalität erzeugen kann, jedoch nicht nur begrenzt auf die Plattform von Apple.

 

Es reicht erst einmal, das Textprogramm zu nutzen, mit dem man ohnehin schon arbeitet, sei es Word, Open- oder LibreOffice, Pages, Papyrus oder was auch immer. Wer sich mit diesen Programmen auskennt, arbeitet damit am effektivsten. Zwei Anforderungen muss das Programm jedoch erfüllen: Erstens muss es mit Formatvorlagen umgehen können. Zweitens sollte die Ausgabe des Textes als doc- oder rtf-Datei – besser noch als html-Dokument – möglich sein, falls das Programm keine direkte Konvertierung in das EPUB-Format anbietet. Trifft dies alles zu, kann man eine Manuskriptdatei so aufbereiten, dass daraus ohne große Schwierigkeiten ein E-Book erstellt werden kann. In diesem Beitrag gehe ich zusätzlich zur Arbeit im Textprogramm ausführlich nur auf Calibre ein, das „Schweizer Taschenmesser“ für E-Books. Anmerkungen zu anderer Software wird es an passender Stelle ebenfalls geben.

Was sind Formatvorlagen?

Es überrascht mich immer wieder, wie wenige Autoren ihre Textprogramme angemessen einsetzen. Viele nutzen sie wie die gute alte Schreibmaschine, setzen am Zeilenende einen harten Umbruch, trennen Wörter manuell und formatieren Absatzabstände und Seitenwechsel mit Leerzeilen. Auf den Aufwand für die Weiterverarbeitung will ich hier nicht eingehen. Für die Erstellung eines E-Books taugt diese Vorgehensweise absolut nicht.

Formatvorlagen sind die Lösung, und innerhalb dieser Vorlagen sind Absatz- und Zeichenformatierung die speziellen Details, die berücksichtigt werden müssen. Sie bieten den Vorteil, dass Absätze im Manuskript immer einheitlich formatiert sind. Müssen Sie etwas ändern, so reicht es, dies einmal in der Vorlage zu tun. Sofort sind die Änderungen im kompletten Manuskript umgesetzt. Außerdem werden Formatierungen mit einem Mausklick umgesetzt, wofür Sie sonst unter Umständen mehrere Arbeitsgänge benötigen würden (Zeilenabstand, Schriftart, Einrückungen und mehr). Mit solchen Formatvorlagen kann jedes bessere Textprogramm umgehen, sogar mancher einfache Texteditor. Es gibt zwei Arten von Formatvorlagen: die für Absatz- und die für Zeichenformate.

Da die meisten Textprogramme schon einige fertige Formatvorlagen mitbringen, ist es nicht schwer, diese Funktionalität zu finden. Sie können die Hilfefunktion des Programms nutzen oder Sie suchen in der Symbolleiste Format nach dem Wort „Standard“. In den meisten Textprogrammen haben Sie die Vorlagen damit bereits entdeckt. In der Regel lassen sich Listen ausklappen. Bei Word und Pages können Sie die Formatvorlagen am rechten Rand des Dokuments hinzuschalten.

Absatzformate beziehen sich immer auf den ganzen Absatz. Es genügt in der Regel, den Schreibcursor irgendwo in oder vor den Absatz zu setzen und das Format auszuwählen. Zeichenformate beziehen sich immer nur auf die markierten Zeichen, ganz gleich ob nur ein Zeichen markiert ist oder alle Zeichen eines Absatzes. In der Regel sind die Absatzformate mit dem Symbol für das Absatzende versehen, die Zeichenformate mit einem kleinen a. Während in Word die Formate gemischt angezeigt werden, befinden sie sich bei Open- und LibreOffice in verschiedenen Listen.

Welche Formatvorlagen braucht man?

Man kommt zur Not mit den mitgelieferten Formatvorlagen aus, um ein E-Book korrekt vorzubereiten – ein Standardformat für den Text und mindestens ein Überschriftenformat. Aus letzterem erstellt die jeweilige Software bei der Konvertierung das Inhaltsverzeichnis. Zeichenformate benötigt man in der Regel nicht. Allenfalls sollten sie homöopathisch eingesetzt werden. Auf Unterstreichungen sollten Sie komplett verzichten, Hervorhebungen wie kursiv und fett nur für einzelne Zeichen oder Wörter verwenden, möglichst nicht über längere Strecken. Kursiv über mehrere Zeilen vielleicht bei Zitaten.

Besser ist es, sich für das E-Book ein paar eigene Formatvorlagen anzulegen. Etwa für eine Haupt- und eine Zwischenüberschrift. Oder jeweils eine für den ersten und die weiteren Absätze. Üblicherweise wird zwischen zwei Absätzen kein zusätzlicher Leerraum eingefügt. Bei Calibre gibt es sogar eine Funktion, mit der solcherart vorhandener Leerraum unterdrückt werden kann. Damit der Leser aber erkennen kann, dass es sich um einen neuen Absatz handelt, insbesondere wenn die letzte Zeile des vorhergehenden Absatzes bis zum Zeilenende geht, wird die erste Zeile des neuen Absatzes eingerückt. Bei der Absatzformatierung stellen Sie dazu einen Erstzeileneinzug ein – wohlgemerkt: bei der Formatvorlage, nicht bei jedem Absatz extra. Bei dem ersten Absatz eines Textes, Kapitels, Abschnitts nach einer Überschrift wird dieser Erstzeileneinzug nicht verwendet. Deshalb benötigen Sie eine Formatvorlage mit und eine ohne Erstzeileneinzug.

Möchten Sie Bilder einfügen, dann ist eine Formatvorlage sinnvoll, die diese im fortlaufenden Text zentriert sowie vor und nach dem Absatz etwas Platz lässt (mindestens die Hälfte des Zeilenabstands im Text).

Tipp: Wenn Sie genauer wissen wollen, wie Formatvorlagen in den unterschiedlichen Programmen eingerichtet werden, dann schauen Sie beim „42er Blog“ (http://zweiundvierziger.de) vorbei. Unter „Schreibtipps“ gibt es die Reihe „Textarbeit am PC“, in der die Arbeit mit Formatvorlagen ausführlich vorgestellt wird.

Welche typografischen Besonderheiten sind sonst noch zu berücksichtigen?

E-Books, die auf EPUB basieren, passen sich dynamisch an die jeweiligen Lesegeräte und deren unterschiedliche Bildschirmgröße an. Die Schriftgröße können die Leserinnen und Leser individuell einstellen. Das hat Vorteile, aber auch Nachteile. Insbesondere bei Blocksatz kann der Text bei ungünstigen Voraussetzungen (Bildschirmgröße und Schrifteinstellung) „lückenhaft“ werden, wenn zwischen Wörtern größere Leerräume entstehen. In diversen Foren wird immer wieder heiß darüber gestritten, ob Block- oder Flattersatz das richtige Format für das E-Book ist. Manche behaupten, dass Blocksatz die einzig richtige Lösung sei, weil er auch beim gedruckten Buch in den meisten Fällen genutzt wird und am besten zu lesen ist. Ignoriert wird dabei aber, dass bei fehlender oder ausgeschalteter Silbentrennung gerade der Blocksatz eine sehr ungünstige Darstellung bringt. Entscheiden Sie sich lieber für Flattersatz. Falls Sie trotz allem Blocksatz verwenden möchten, vermeiden Sie manuelle Trennungen.

Trennen Sie Kapitel niemals über Leerzeilen. Die meisten Textprogramme liefern über das Einfügen-Menü einen Seitenwechsel, der von allen Readern erkannt wird. So vermeiden Sie, dass der Kapitelwechsel je nach Einstellung auf dem Reader möglicherweise mitten auf der Seite angezeigt wird.

Wird eine Titelei benötigt?

In gedruckten Büchern besteht die Titelei aus Schmutztitel (Kurztitel, der der Titelseite vorangestellt ist), Titelseite, Impressumsseite, Inhaltsverzeichnis. Selbstverständlich benötigt ein E-Book ebenfalls eine Titelei, wobei auf den Schmutztitel verzichtet werden kann.

Achtung: Setzen Sie in der Titelei für den Titel und die Autorenangabe nicht die Formatvorlage für die Überschriften ein, sonst funktioniert das automatische Inhaltsverzeichnis nicht richtig.

Das Impressum muss nicht am Anfang des Buches stehen, es ist aber zu empfehlen, weil es an der Stelle am besten einzusehen ist. Das Impressum sollte Ihren Namen enthalten, mindestens Erscheinungsort und -jahr sowie Ihre E-Mail-Adresse.

Auch Werbung können Sie im Impressum unterbringen. Ein Copyright-Vermerk ist nicht zwingend nötig, da das Urheberrecht bei uns eine ausreichende Grundlage bietet. Es ist jedoch hilfreich, damit niemand sich darauf berufen kann, im E-Book verwendete Texte als frei verwendbar anzusehen.

Es sollte unnötig sein, das Folgende zu erwähnen, aber die Praxis zeigt immer wieder, dass es doch nötig ist: Speichern Sie Ihr Manuskriptdokument ab! Wählen Sie zunächst als Format *.doc oder *.docx, unabhängig davon, mit welchem Programm Sie arbeiten und wie die Weiterverarbeitung geplant ist.

Was muss noch beachtet werden, bevor das Manuskript konvertiert wird?

Bevor Sie das Manuskript in ein E-Book konvertieren, schauen Sie noch einmal genau hin und nehmen Sie folgende Säuberungsaktion vor:

  • Entfernen Sie alle unnötigen Leerzeilen
  • Entfernen Sie doppelte Leerzeichen über die Suchen/Ersetzen-Funktion.

Nicht verkehrt ist es, die ganze Datei vor dem Konvertieren noch einmal zu testen. In Word schalten Sie dazu die Gliederungsansicht ein, damit Sie sehen, ob Text und Überschriften richtig untereinanderstehen. Sie erkennen auch, ob Sie irgendwo doppelte Seitenumbrüche erstellt haben, wenn ein Umbruch am Ende und gleichzeitig zu Beginn eines Kapitels eingefügt wurde. Das Textprogramm zeigt nur einen davon an, beim Ausdruck wundern Sie sich über ein leeres Blatt dazwischen, im E-Book über eine leere Seite. In anderen Textprogrammen gibt es diese Gliederungsansicht meines Wissens nach leider nicht. Sie können sich aber behelfen, indem Sie eine Druck- oder Layoutansicht einstellen, in der Sie doppelte Seitenumbrüche ebenfalls erkennen.

Wie konvertiere ich das Manuskript in ein E-Book?

Wer mit Papyrus oder Apples Pages arbeitet, kann die Konvertierung in das EPUB-Format direkt vornehmen. Papyrus kann sogar in das Mobi-Format exportieren. Für Open- und LibreOffice gibt es die Erweiterung Writer2ePub, die den Export in das EPUB-Format möglich macht. Einen direkten Export von Word in das EPUB-Format gibt es nicht. Kein Grund zum Verzweifeln: Der Königsweg führt ohnehin über das kostenlose Programm Calibre (http://calibre-ebook.com/). Dieses Programm ist recht vielseitig. Sie können damit Ihre E-Books verwalten, Ihre Lesegeräte organisieren und mit E-Books befüllen, E-Books mit einem integrierten Reader anzeigen und lesen sowie E-Books erstellen.

Der erste Schritt ist, das Word-Dokument abzuspeichern – aus Sicherheitsgründen, wie bereits erwähnt. Dieses Dokument kann von Calibre geladen und weiterbearbeitet werden. Da Word aber viele Informationen in den Dokumenten transportiert, die für ein E-Book nicht notwendig, manchmal sogar störend sind, empfehle ich das Abspeichern als HTML-Datei. Dazu wählen Sie das Format Webseite, gefiltert (.htm) aus.

Der zweite Schritt ist, das Word-Dokument in Calibre zu laden. Klicken Sie dazu auf Bücher hinzufügen, wählen Sie die .doc oder .html-Datei und bestätigen Sie mit Open.

Tragen Sie nun Titel und Autor(en) ein. Ganz wichtig: Klicken Sie auf die blauen Pfeilschaltflächen daneben, um die neuen Einträge auch in die Sortierungen mit zu übernehmen. Ergänzen Sie um Schlagwörter, korrigieren Sie das Datum der Veröffentlichung und ergänzen Sie alle sonst noch notwendigen Informationen. Um ein Titelbild zu integrieren, wählen Sie Titelbild herunterladen und suchen Sie anschließend die Datei dafür, die natürlich vorhanden sein muss. Speichern Sie mit OK ab.

Wie stelle ich Calibre für die Konvertierung ein?

Klicken Sie nun auf Bücher konvertieren. Es öffnet sich ein Fenster, in dem die Metadaten angezeigt werden. Prüfen Sie als erstes, ob das richtige Quellformat – hier sollte ZIP stehen – und das richtige Zielformat – das dürfte in der Regel EPUB sein – ausgewählt sind. Gegebenenfalls korrigieren Sie diese Einstellungen. Wollen Sie ein E-Book erstellen, das speziell für Amazon bestimmt ist, dann wählen Sie MOBI aus (oder AZW3).

Am linken Rand des Fensters finden Sie unterhalb der Metadaten weitere Register. Über Layout können Sie Schriftarten wählen und anpassen, die Textausrichtung festlegen und spezielle Einstellungen für das Gesamtlayout vornehmen, etwa die Abstände zwischen den Absätzen entfernen. Bei Seiteneinrichtung können die E-Books für ein bestimmtes Lesegerät angepasst werden. Unter Inhaltsverzeichnis kann es sinnvoll sein, ein Häkchen vor „Verwendung des automatisch erstellten Inhaltsverzeichnisses erzwingen“ zu setzen. Falls ein Inhaltsverzeichnis bereits im Manuskript existiert, wird es unterdrückt und das von Calibre erstellte genutzt. Bei EPUB-Ausgabe können Sie unter anderem festlegen, dass das Inhaltsverzeichnis an das Ende gestellt wird.

Sind alle Einstellungen, die Sie für sinnvoll und notwendig erachten, vorgenommen, können Sie die Konvertierung mit einem Klick auf den OK-Button starten. Es empfiehlt sich, das E-Book gleich mit Calibre zu testen. Ein Doppelklick in der Übersicht reicht, um das E-Book im Calibre-Reader anzuschauen. Auch wenn es sich um ein mehrhundertseitiges Werk handelt – oder gerade dann –, sollten Sie es Seite für Seite durchblättern, um zu sehen, ob auch wirklich alles so erscheint, wie Sie es vorgesehen haben. Natürlich kann es, abhängig vom E-Book-Reader und den individuellen Einstellungen der Nutzer, immer noch vorkommen, dass hier und da etwas nicht optimal geraten ist. Aber die Chance, dass für die meisten Eventualitäten gesorgt ist, ist nach einem Testlauf in Calibre hoch.

Ein E-Book mit Papyrus konvertieren

Papyrus bietet vergleichsweise wenige Einstellungsmöglichkeiten für E-Books. Immerhin ist eine Vorschau enthalten, so dass Sie schon vor der Konvertierung beurteilen können, wie das E-Book aussehen wird. Zunächst erscheint nur ein Muster, an dem Sie die Auswirkungen der Einstellungen testen können. Erst wenn Sie die Option Vorschau für Ihr Dokument aktivieren, wird in der Vorschau das zu konvertierende E-Book angezeigt. Das Ergebnis der Konvertierung mittels Papyrus ist recht gut, insbesondere dann, wenn Sie das Manuskript sauber vorbereitet haben. Wollen Sie aber stärker Einfluss nehmen auf das Endergebnis, rate ich zur Weiterverarbeitung mit Calibre. Papyrus erlaubt den Export in eine *.doc- und eine *.html-Datei, so dass der externen Konvertierung nichts im Wege steht.

Tipp: Wer sich mit HTML/XHTML und CSS gut ausgkennt, für den ist die kostenlose Software SIGIL eine gute Wahl (https://sigil-ebook.com). Mit SIGIL lassen sich E-Books genau so gestalten, wie man es sich vorstellt.

Je besser Sie Ihr E-Book vorbereitet haben, umso besser wird auch das Ergebnis ausfallen. Das fertige E-Book können Sie jetzt bei den Shops Ihrer Wahl hochladen.

 

Autor: Horst-Dieter Radke | www.hd-radke.de
In: der selfpublisher, Heft 2, Juni 2016

Den ausführlichen Artikel mit allen Grafiken finden Sie in der o.g. Printausgabe.