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Literaturhopping von Heftroman bis Popliteratur

Federwelt
Anne Weiss
Anna Basener

Anna Basener (www.annabasener.de) im Gespräch mit Anne Weiss. 

Eine von Deutschlands vielseitigsten Autorinnen erzählt vom Jonglieren mit mehreren Pseudonymen, vom Verwandeln eines Romans in ein Drehbuch, von der Bedeutung, die Bilder im Kopf für Hörspiel und Film haben, und wie man Textpassagen für Lesungen am besten auswählt, um Säle zu füllen.

Liebe Anna, lass uns übers Genre sprechen – und über Literatur. Du bist ein wahrer Tausendsassa: Hörspiel, Heftroman, Drehbuch, E-Book-Only, Kriminalroman, Kolumne für Business Punk, literarisches Debüt mit Als die Omma den Huren noch Taubensuppe kochte – und nun auch noch ein Roman nach einem Hörspiel. Was macht dir am meisten Spaß?
Popliteratur macht mir am meisten Spaß. Ich schreibe, um Bücher wie die Omma zu schreiben. Wenn ich eine Idee für so ein Projekt hab, dann muss sie raus, es gibt keine Alternative dazu, das zu schreiben.

Du hast unter x Pseudonymen und in x Gattungen geschrieben. Wie behältst du den Überblick?
Das ist eine sehr gute Frage. Gefühlt hatte ich damals mehr Pseudonyme als Instagram-Follower und musste selbst manchmal überlegen, unter welchem Namen ich diese oder jene Sache jetzt noch mal publiziert habe. Noch schwieriger wird es, wenn es um die Figuren geht. Wenn ich das Lektorat eines meiner Romane auf dem Tisch hatte und da stand zum Beispiel, was Figur Lisa tue, sei aus bestimmten Gründen nicht glaubwürdig, dann war meine Reaktion manchmal: „Mhm, ja, interessant. – Wer ist Lisa?“ Es dauerte, bis mein Kopf in die Geschichte einrastete und ich meine Figuren wiedererkannte. Ich versuche auch immer, über möglichst lange Zeitblöcke hinweg an einem Projekt zu arbeiten. Nicht zwei Tage dieser Roman, dann drei Tage jenes Drehbuch.

Gibt es Sachen, die du einfach nur für den Broterwerb schreibst? Wenn ja, wie triffst du die Entscheidungen, ob du einen Auftrag annimmst?
Es gab Texte, die hab ich nur fürs Geld geschrieben, ja. In letzter Zeit hatte ich das Glück, nur Herzensprojekte machen zu dürfen. Aber selbst wenn das vorher nicht immer so war: Auch Aufträge, die ich nur wegen des Geldes angenommen hab, machen Spaß oder sind interessante Herausforderungen. Und wenn nicht, dann muss ich trotzdem durch. Ist nun mal Arbeit, und nicht jeder Tag ist ne Sahneschnitte. Und ich schreibe auch für Geld nicht alles, ich muss schon hinter der Story oder dem Thema stehen. Einen Shades-of-Grey-Abklatsch hab ich mal abgelehnt, weil ich so eine Frauenfigur einfach nicht erschaffen wollte.

Was tun, um vom Schreiben leben zu können? Ist der Mix aus Genres dein Erfolgsrezept?
Als ich mich dafür entschieden hab, vom Schreiben zu leben, hab ich eigentlich entschieden, Schreiben mit Schreiben querzufinanzieren: Ich ermöglichte mir, Popliteratur zu schreiben, durchs Genre- oder Hörspielschreiben. Die meisten Autoren, die ich kenne, finanzieren Schreiben mit Lektoratstätigkeiten oder auch mit literaturfernen Jobs. Ich wollte aber einfach nichts anderes machen. Wie das geht, ohne verschiedene Genres und Gattungen zu bedienen, weiß ich nicht. Das stimmt nicht ganz, wir alle wissen, wie es geht: mit einem Megaseller. Aber das ist der Lottogewinn – und leider kein Businessplan.

Was machst du, um dich auf eine neue Textart einzustimmen?
Ich springe ins kalte Wasser. Ich probiere einfach, in dem Genre oder in der Gattung zu schreiben. Ich guck mir eventuell Formalia an, etwa wie ein Hörspielmanuskript aussieht, und dann mach ich es einfach. Je länger ich drüber nachdenke, desto gehemmter bin ich. Also einfach los … Es ist ja nichts in Stein gemeißelt. Man kann alles löschen, umschreiben oder überarbeiten. Irgendwann bekomme ich ein Gefühl dafür – oder Feedback von einem Redakteur, das mich auf Spur bringt.

Wie sind deine Erfahrungen mit dem Literaturhopping: Bist du schon mal an einer Textgattung gescheitert? Wenn ja, woran und was war die besondere Herausforderung?
Ich glaube, mein Sexwestern ist nicht der beste Sexwestern, der je geschrieben wurde. Das hatte mehrere Gründe, lag aber vor allem an der Hauptfigur. Ich habe für die Serie Lassiter geschrieben, deren Hauptfigur (Lassiter) gesetzt ist. Ich musste also die Geschichte dieses Mannes erzählen, bin ihm aber nicht wirklich nahgekommen. Er ist leider eine Art Formatvorlage geblieben. Dafür hab ich ihn viel vögeln lassen. Er soll sich also nicht beschweren.

Viele, die an Schreibkursen teilnehmen, legen sich ungern auf ein Genre fest. Einige finden, es seien zu viele Regeln, andere haben das Gefühl, Genre sei keine ernst zu nehmende Literatur – stimmt das? Was würdest du ihnen raten?
Je mehr Schreibregeln eine Textgattung mit sich bringt, desto weniger wahrscheinlich ist eine Schreibblockade. Das ist ein großer Vorteil und kann sehr befreiend sein. Außerdem sollte niemand Hochliteratur schreiben, weil sie etwas vermeintlich Besseres ist oder man sich fürs Genre schämt.
Die Freiheit, die Hochliteratur zugeschrieben wird, kann ich im Ansatz verstehen. Am Ende muss aber auch sie auf einem Markt bestehen, und Lektoren haben knallharte Kriterien dafür. Nur weil ein Autor sich allen Genres verweigert, trifft er noch lange nicht den Ton dessen, was Verlage unter Hochliteratur verstehen. Man muss auch hier Konventionen genügen – und zwar Konventionen, die gern so tun, als wären sie keine, denn die Hochliteratur gilt trotz allem als frei, quasi Kunst. Also sehr kompliziert.
Was nie, nie, nie schadet, ist zu wissen, wie man eine gute Handlung plottet. Und das lernt man am ehesten beim Genre. Und es ist ein Unterschied, ob ein angehender Autor Hochliteratur schreibt, weil das sein Ding ist – oder er einfach beratungsresistent gegenüber Feedback ist und die Hochliteratur als Entschuldigung dafür nimmt, sich nicht weiterzuentwickeln.

Wenn ich ein Romanheft schreiben will, was muss ich dann beachten?
Man muss zuallererst wissen, was man schreiben will. Es gibt wenige Genres, und von denen muss man sich eins aussuchen. Man muss für eine konkrete Reihe oder Serie (zum Beispiel Fürstenkrone oder Jerry Cotton) schreiben, nicht irgendeine Figur in irgendeine Welt setzen, die einem gerade hübsch erscheint. Wenn man sich also für Fürstenkrone entscheidet, heißt das, man schreibt einen Liebesroman mit Happy End. Die Geschichte spielt in der Gegenwart im Hochadel und wird im epischen Präteritum erzählt. Sie ist 100 Normseiten lang, zeigt keinen expliziten Sex und lässt Themen wie Religion und Politik außen vor. Es gibt noch mehr Regeln, ich hab ein ganzes Buch darüber geschrieben, so viele sind es. (Anmerkung der Redaktion: Liebes- und Heftromane schreiben. Autorenhaus Verlag 2019)

Was nervt am Schreiben im Genre? Was magst du besonders gern daran?
Genre darf nicht so provozieren. Deshalb habe ich mich davon in letzter Zeit auch mehr entfernt. Manchmal waren Ideen von mir zu originell und zu schräg fürs Genre, und dann hat es mich genervt, dass die Verlage nicht mutiger waren. Aber vielleicht nervte mich auch einfach nur, dass ich eine Absage bekommen hab. Genrekonventionen sorgen schließlich auch dafür, dass sich das Buch einigermaßen verkauft.

Was provoziert denn nach Meinung der Lektorate die Leserinnen und Leser?
Zu viel Politik oder Religion zum Beispiel, aber auch gesellschaftspolitische Themen. Ein Roman wie die Omma, in dem Sexarbeit nicht moralisch abgestraft und die Huren nicht aus ihrem „Elend“ gerettet werden, ist im Genre schwierig. Überhaupt: Was wäre die Omma für ein Genre? Es gibt zwar Krimielemente, aber es ist kein Krimi. Es ist eine Komödie, aber darunter verstehen viele dann doch etwas Leichteres als die Geschichte einer jungen Frau, die sich fragt, ob sie als Hure arbeiten kann und dabei von einem Zuhälter verfolgt wird.
Es geht nicht nur darum, nicht zu provozieren, sondern vor allem darum, in eine Schublade zu passen. Das fällt mir generell schwer, und das meine ich nicht wertend. Gibt ja auch sinnvolle Schubladen.

Hat das Schreiben der Omma von deiner Erfahrung mit dem Genre profitiert? Wenn ja, wie?
Ich will immer eine Geschichte erzählen, egal, was ich schreibe, und ich kann es besser als vor zehn Jahren, weil ich mich im Heftroman so viel mit Dramaturgie beschäftigt hab. Meine Heftromanlektorin sagte immer: „Dialog treibt die Handlung voran.“ Auch das hab ich mitgenommen, was man besonders an der Omma sieht. Außerdem profitiert der Roman davon, dass ich im Genreschreiben oft Cliffhanger eingebaut habe.

Wer ist deine Erstleserin oder dein Erstleser – und kannst du ein Beispiel nennen, worüber sie oder er gestolpert ist und was du dann verändert hast?
Ich habe keine Erstleser außer den jeweiligen Lektoren. Ich schätze das Feedback von ihnen sehr, aber wenn ich pro Stoff auch noch mehrere Rückmeldungen bekommen würde, hätte ich keinen Überblick mehr. Als Dominique Pleimling, der Cheflektor von Eichborn, und ich uns an das Lektorat von der Omma gesetzt haben, wussten wir beide, woran die erste Fassung hakt. Die rettende Idee kam von ihm: Mach die Macht des Antagonisten kleiner. Die beiden Protagonisten haben in der ersten Fassung quasi gegen eine Art mafiöse Riesenverschwörung gekämpft, was nicht zum Tonfall des Textes passte – und noch weitere Probleme nach sich zog. Als ich den Antagonisten dann runterskaliert hab, lösten sich die Probleme auf.

Wie läuft dein Überarbeitungsprozess – gibt es da Unterschiede bei Literatur und Genre?
Popliteratur ist immer aufregender, ich bin viel sensibler, was Kritik angeht. Aber der eigentliche Überarbeitungsprozess ist der gleiche: kürzen, Figur deutlicher zeichnen, Szene hinzufügen …

Du trägst ein Deleatur-Zeichen als Tattoo auf dem Arm. Sehe ich das richtig, du liebst Kürzungen?
Kürzen ist der wichtigste Überarbeitungsprozess. Ken Follett sagte mal, Kürzen sei literarisches Viagra. Das seh ich ähnlich. Ich schreib immer erst mal mehr, als ich am Ende brauche. Und dann: Kill your darlings! Ich hab das Tattoo aber auch stechen lassen, als ich am Drehbuch für die Omma saß und der Regisseur Adolf Winkelmann und ich vor der Aufgabe standen, aus 320 Seiten Prosa allerhöchstens 120 Seiten Drehbuch zu machen. Das ist mal eine Deleatur.

Wie gehst du als Fachfrau, also als ehemalige Lektorin, damit um, wenn du aus dem Lektorat Textkritik erhältst, die du unberechtigt findest?
Das ist bis jetzt zum Glück nur bei Kleinigkeiten passiert, und auf denen kann man als Autor ja immer bestehen. Ich hab da wirklich noch keine schlechten Erfahrungen gemacht.

Gibt es für dich einen Unterschied, ob jemand einen Genretext oder ein literarisches Werk von dir im Lektorat betreut? Und wie ist das bei Artikeln für Zeitschriften – wird in Redaktionen weniger oder mehr redigiert als in Verlagen?
Bei den literarischeren Sachen geht es ein bisschen mehr um Stil und Sprache, aber das ist nur eine Tendenz, denn Stil ist ja auch im Genre wichtig. Unterm Strich wird bei mir überall gleich viel redigiert. Zeitschriften stehen nur manchmal unter größerem Zeitdruck, weil Redaktionsschluss ist, und dann wird auch schon mal was mit Kürzungen gedruckt, die ich nicht mehr abnehmen konnte.

Was war die Herausforderung beim Drehbuchschreiben für dich und wie hast du die Probleme gelöst?
Zum einen, wie gesagt, die Länge, ein Drehbuch ist nun mal circa ein Drittel so lang wie ein Roman. Was aber auch eine Herausforderung war, waren die Dialoge. Ich hab schon von so vielen gehört, dass meine Dialoge toll seien und dass der Roman schon sehr filmisch wirke wegen dieser Dialoge. Das freut mich natürlich und macht mich stolz – es stimmt aber nicht ganz. Meine Dialoge sind viel zu lang für einen Film. Wer will denn schon zwei Figuren fünfzehn Minuten lang labern hören? Im Film geht es um Bilder. Und es gab einige Dialoge, die wir nicht einfach kürzen konnten, dann waren sie nämlich scheiße. Also musste ich sie neu schreiben. Und zwar in kurz.

Ist Drehbuchschreiben so wie Scriptwriting beim Hörspiel? Fügst du beim Scriptwriting zum Beispiel auch Infos über das Aussehen der Figuren ein – und wenn ja, wie?
Ich muss beim Hörspiel immer Figurenbeschreibungen mitliefern, und da steht auch drin, wie die Figuren aussehen. Es ist wichtig für die Produktion, auch wenn man einem Sprecher seine Haarfarbe nicht anhört. Es geht eher um eine allgemeine Vorstellung von der Figur. Beim Drehbuch füge ich nur kleine Beschreibungen in die sogenannte Aktion – das ist der beschreibende Fließtext zwischen den Dialogen – mit ein, wenn die Figur das erste Mal auftaucht. Hörspiel hat viel mehr Dialog als Drehbuch, ich glaube, als Laie überschätzt man den Dialoganteil in Filmen schnell. Als Drehbuchautor muss man sich vor allem Bilder ausdenken.

Mit Lesungen aus Als die Omma ... und Schund und Sühne füllst du große Säle. Was sind deine drei wichtigsten Tipps zur Vorbereitung auf eine Lesung? Was machst du heute anders als bei deiner ersten Lesung und warum?
Erstens Textstellen suchen, die mit so wenig Vorgeschichte wie möglich funktionieren. Es geht nicht darum, die Handlung detailliert vorzustellen, sondern ein Gefühl für den Text zu vermitteln. Und es geht um Unterhaltung. Das heißt nicht, dass man nicht auch eine traurige Stelle vorlesen kann, aber die Stelle sollte eine in sich geschlossene, runde Szene sein.
Zweitens Anekdoten sammeln, um sie auf der Bühne zu erzählen. Auf keinen Fall eine Stunde durchlesen. Ich finde das als Zuhörerin schrecklich. Zehn bis zwanzig Minuten lesen, dann was erzählen. Erfahrungen teilen. Was hab ich mit dem Buch erlebt, was mit Lesern, was auf der Lesereise, welche Gedanken zum Thema des Buches treiben mich um … Man muss was finden, was zu einem selbst und zum Buch passt. Bei meinen letzten beiden Büchern erzähl ich eher witzige Sachen, aber das hängt natürlich sehr vom Stoff ab.
Drittens kann ich Lesetraining oder Sprecherziehung nur empfehlen. Das kostet Geld, hat sich für mich aber sehr gelohnt. Ich hab die Omma einem Sprecherzieher vorgelesen und sehr viel über meine Stimme und meine Präsentationsfähigkeiten gelernt.

Würdest du oder hast du aus den Romanheften schon mal vorgelesen? Ist das für dich ein Jux – oder nimmst du das Genre ernst?
Ich mache manchmal Lesungen mit Romanheften. Die funktionieren allerdings nur als Comedy. Ich hab es auch schon ernst versucht, aber der klassische Heftromanleser, der das Genre natürlich ernst nimmt, besucht keine Lesungen. Wer stattdessen kommt, will sich nicht direkt über den Heftroman kaputtlachen – meistens ist sein Interesse ernst –, aber er kann mit der Gefühligkeit der Hefte oft wenig anfangen. Und ich kann das Thema besser vermitteln, wenn auch gelacht wird.

Wenn es das gibt – was ist das schönste Vorurteil, das dir in Zusammenhang mit der Omma begegnet ist?
Einige Leser von der Omma haben gedacht, ich wäre selbst Sexarbeiterin. Auch Prostituierte, die das Buch gelesen haben, haben mich gefragt, ob ich schon mal angeschafft habe. Das hat mich sehr stolz gemacht, denn ich habe das alles „nur“ recherchiert. Aber ich scheine es gut gemacht zu haben, was mich sehr freut. Besonders, weil bei der Omma oft Humor und Dialekt hervorgehoben werden, meine Auseinandersetzung mit Sexarbeit aber nicht. Da schreibst du ein Buch über Huren und recherchierst im Milieu, und alle Journalisten wollen immer nur wissen, „watt den Ruhrpott ausmachen tut“. Aber so ist das mit dem Bücherschreiben. Als Autorin hast du nicht in der Hand, welchen Aspekt die Leser nachher am wichtigsten finden.

„Ein schwuler Prinz, der für Nachkommen sorgen muss, eine depressive Fürstin, die nicht an Depressionen glaubt, ein Rosenkavalier, der die Welt retten will, eine Prinzessin mit gebrochenem Herzen und Jagdgewehr.“ Das ist der erste Satz aus dem Klappentext deines aktuellen Romans Schund und Sühne, der Ende Januar 2019 erschien. Inzwischen wurde er zum zweiten Mal aufgelegt. Wie schnell war klar: „Wir müssen nachdrucken“ und wie läuft der Verkauf jetzt?
Die zweite Auflage ist nach zwei Wochen oder so in den Druck gegangen, was natürlich an meinem Auftritt im Kölner Treff lag. Das Buch ist dann im Laufe des Jahres aber für mein Gefühl etwas untergegangen. Die Omma hatte als Theaterstück in Dortmund Premiere und meine neue Hörspielserie Die juten Sitten ist bei Audible erschienen. Das kam Anfang des Jahres Schlag auf Schlag. Leider ist es so, dass auch eigene Projekte sich Konkurrenz machen können. Das hat man als Autorin nicht unter Kontrolle, was wann erscheint und ob ein Projekt ein anderes in Sachen öffentliches Interesse mitzieht oder verdrängt.
Ich habe zehn Jahre immer wieder an Schund und Sühne geschrieben und viel Herzblut darein gesteckt, aber es war einfach zu viel von mir da draußen. Das ist ein kleiner Wermutstropfen in dem Erfolg der anderen beiden Projekte. Denn natürlich bin ich glücklich und dankbar, dass die Omma immer ausverkauft war.

Jetzt wird – normalerweise geht das ja andersrum – aus deinem Hörspiel-Bestseller Die juten Sitten ein Buch. Wie muss ich mir die Arbeit vorstellen: Ist es schwierig, vom Hörspiel aus ein Buch zu entwickeln? Entwickelst du noch weitere Handlungsstränge, um das Ganze „aufzupolstern“, oder fallen Figuren weg?
Ich bin noch mitten in der Arbeit, weiß also noch nicht, wie genau es am Ende funktioniert. Im ersten Schritt habe ich das Manuskript umformatiert. Das war sehr technisch. Es sieht jetzt einfach aus wie Prosa und nicht wie eine Arbeitsvorlage, mit der Sprecher und Regie ins Studio gehen. Im nächsten Schritt muss ich an die Dialoge ran. Es sind viel zu viele, ich muss sie kürzen und durch Beschreibungen und Handlungen ersetzen. Ich werde wahrscheinlich weder Figuren noch Handlungsstränge anrühren, aber eventuell die Erzählperspektive …

Du moderierst auch den Audible-Podcast GALA Royals: Wie ist es dazu gekommen? Und: Ist so was lukrativ?
Audible hat damals zusammen mit der GALA einen Adelspodcast entwickelt, für den sie neben der Adelsexpertin Luise Wackerl noch eine zweite Stimme als Moderatorin brauchten. Ich arbeite schon lange mit Audible, die Podcastproduzenten wussten von meiner Affinität zum Adel und dass ich Bock auf Podcast und Moderation hab. Also haben sie mich dazugeholt, und seitdem reden Luise und ich jede Woche über Neuigkeiten aus der Adelswelt oder historische Royals. Ich liebe das Format und meine Aufgabe, und ja, das ist fair bezahlt. Aktuell könnte man sagen, dass ich das Schreiben mit meinem Podcast querfinanziere.

Mit Lagerfeld your life erschien gerade dein drittes Buch innerhalb eines Jahres. Es ist ein Mode- und Lifestyle-Guide entlang Lagerfelds bester Zitate. – Hattest du die Idee oder hast du sie zusammen mit dem Verlag/der Agentur (Petra Eggers) ausgeheckt, und was sind die Verkaufsargumente gewesen?
Das war die Idee von Lübbe. Lagerfelds Tod Anfang des Jahres hat so viel Erschütterung in den sozialen Medien ausgelöst, dass ein Buch dazu einfach in der Luft liegt. Da ich extrem modeaffin bin und sehr schnell schreiben kann, hat der Verlag mich angerufen und mir das Projekt angeboten. Ich war hin und weg.

Linktipp
www.welt.de/kultur/article9758476/Ken-Folletts-Formel-fuer-einen-Bestseller.html

Autorin: Anne Weiss | www.bonnerweiss.de | [email protected]
Weiterlesen in: Federwelt, Heft 139, Dezember 2019
Blogbild: Anna Basener, Foto: Jens Ollermann

 

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Dieser Artikel steht in der Federwelt, Heftnr. 139, Dezember 2019: /magazin/federwelt/archiv/federwelt-62019
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