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Die Autoren-Website. Notwendig und lohnenswert?

Federwelt
Bettina Wendland

Von Bettina Wendland
Brauche ich wirklich eine eigene Website? Das fragt Bettina Wendland sich seit einigen Jahren. Hauptberuflich ist sie Redakteurin der Zeitschrift Family, freiberuflich schreibt sie Bücher für Kinder und Familien. Ob sie bei ihrer Umfrage im Kollegenkreis endlich eine Antwort gefunden hat? Lesen Sie hier ...

„Ich habe jetzt eine eigene Website“, erzählt mir ein befreundeter Autor stolz. „Kannst du dir ja mal anschauen. Hast du eigentlich auch eine?“ Ich verneine und komme wie schon öfter ins Nachdenken: Brauche ich auch eine Website? Was würde sie mir bringen? Um diesen Fragen auf den Grund zu gehen, bitte ich einige Autorinnen und Autoren, die schon länger eine Website haben, mir ihre Erfahrungen zu schildern.

Eine der ersten, die ich frage, winkt direkt ab: „Meine Website ist total überaltert. Ich müsste sie dringend mal aktualisieren, aber ich komme in absehbarer Zeit nicht dazu.“ Meine erste, nicht neue Erkenntnis: Eine Website macht nur Sinn, wenn man es schafft, sie aktuell zu halten. Sonst ist sie kontraproduktiv.

Kontakt zu den LeserInnen

Die meisten AutorInnen, die ich frage, äußern sich allerdings überwiegend positiv auf die Frage, ob sich die Website für sie lohne: „Auf jeden Fall“, meint die Kinderbuchautorin Irina Kostić (www.irinakostic.de). „Man gibt seine Webadresse weiter, und jeder weiß, was man anbietet. Und das Kontaktformular ermöglicht meinen Lesern den direkten Kontakt zu mir.“ Der Kontakt zu den LeserInnen ist auch der wichtigste Aspekt für Christina Brudereck (www.christinabrudereck.de), die Lyrik, Romane und spirituelle Bücher schreibt. „Der Kontakt wird durch die Website erleichtert und angeregt.“ Allerdings ist ihrem Eindruck nach der Ton rauer geworden. Inzwischen landen auch Beschimpfungen in ihrem Posteingang. „Da erschrecke ich manchmal und bekomme erste Zweifel an der Website ...“

Die Kinderbuchautorin Claudia Weiand dagegen betont, sie erhalte „wundervolle Briefe“ über ihre Website (www.claudia-weiand.de). Ob die Seite sich auch finanziell lohne, könne sie nicht einschätzen. Letztlich kann man das wohl auch nur nachvollziehen, wenn man einen eigenen Shop integriert oder seine Seite mit Amazon und anderen Händlern über einen Affiliate-Link verlinkt hat. Dies ist bei Christina Brudereck der Fall. Sie meint, dass sich der Webshop für sie durchaus lohne, auch wenn die meisten ihrer LeserInnen ihre Bücher lieber in der Buchhandlung ihres Vertrauens kauften.

Infos für Veranstalter

Was mir auffällt: Besonders lohnt sich eine Website offensichtlich dann, wenn man Veranstaltungen wie Lesungen oder Vorträge anbietet. Dieser Meinung ist auch Kerstin Wendel, die Sachbücher und Alltagserzählungen veröffentlicht hat (kerstinwendel.blogspot.de): „Wenn man ‚nur‘ Autor ist und nicht zu Veranstaltungen unterwegs, weiß ich nicht, ob es sich lohnt. Wer beides kombiniert, hat auf jeden Fall etwas davon.“

Christina Brudereck bietet gemeinsam mit ihrem Mann Ben Seipel unter dem Namen 2Flügel Konzertlesungen an. Für sie hat die Website zwei Funktionen: Zum einen enthält sie eine Terminübersicht für Interessierte, zum anderen finden potenzielle Veranstalter schnell alle nötigen Infos. „Dass Pressefotos und -texte auf der Website zu finden sind, macht viele Mails überflüssig“, erklärt Christina Brudereck. Und Kerstin Wendel meint: „Ich habe kurze Inhaltsangaben meiner Referate und Bücher auf der Seite. Das spart viel Schreiberei mit interessierten Veranstaltern, weil sie das Wichtigste bereits wissen.“

Ähnlich sieht es der Sachbuchautor Uwe Heimowski (www.heimowski.net), der seine Bücher mit der jeweiligen Verlagsseite verlinkt hat. Er meint, dass Leseproben für potenzielle Veranstalter sicher interessant seien. Wichtiger als seine Website ist für ihn aber Facebook, wo er sehr aktiv ist. Seine Website war ein Geschenk einer befreundeten Grafikerin, die die Seite auch betreut. Von daher investiert er selbst nicht viel in seine Internetpräsenz, die neben seiner Autorentätigkeit auch seine politischen und christlichen Aktivitäten vorstellt.

Social Media

Im Gegensatz zu Uwe Heimowski hält Christina Brudereck Facebook für nicht so entscheidend. Diese Plattform nutzt sie weniger als Autorin, sondern eher, um mit Freundinnen und Kolleginnen verbunden zu sein. Claudia Weiand dagegen schätzt Facebook sehr: „Dadurch bin ich nah an den Lesern, weil sie direkt Fragen stellen und Leseerlebnisse teilen können.“ Wie viele andere AutorInnen nutzt sie LovelyBooks: „Das ist sehr zeitintensiv, aber auch genial, weil es letztlich zu Bewertungen bei Amazon oder Buch.de führt. Und diese sind meist ein Verkaufsbooster.“ Auch Irina Kostić setzt auf LovelyBooks, allerdings nur, wenn ein Buch von ihr veröffentlicht wird. Eine weitere Möglichkeit, sich im Netz zu präsentieren, ist eine Autorenseite bei Amazon, die fast alle befragten AutorInnen eingerichtet haben – ich übrigens auch.

Eine Frage des Aufwands

Und wie viel Aufwand erfordert eine eigene Website? Meinem Eindruck nach ist das weniger, als ich erwartet hätte. Die Einrichtung der Seite ist natürlich erst einmal zeit- oder kostenintensiv, je nachdem, ob man es selbst macht oder Experten ranlässt.

Letzteres empfiehlt Irina Kostić: „Je mehr an Arbeit abgegeben wird, desto mehr zahlt man, spart jedoch Zeit und Nerven.“ Einige der AutorInnen haben sich von Menschen aus dem privaten Umfeld helfen lassen. Die Aktualisierungen übernehmen sie in der Regel aber selbst. Das scheint auch sinnvoll zu sein, damit die Website immer möglichst aktuell und man nicht von einem Webmaster abhängig ist.

Der Zeitaufwand für die Aktualisierung der Website liegt zwischen „fünf- bis siebenmal jährlich 30 bis 60 Minuten“ (Kerstin Wendel) bis hin zu „einer konzentrierten Stunde pro Woche“ (Christina Brudereck).

Die Rolle der Verlage

Von ihren Verlagen bekommen AutorInnen in der Regel keine Unterstützung. Dabei ist die Präsenz ihrer AutorInnen im Internet ja auch für die Verlage von Vorteil. Der amerikanische Autor und Berater Mike Shatzkin kritisiert das in seinem Blog „The Shatzkin Files“ als kurzsichtig: „Ich bin davon überzeugt, dass das größte Defizit der traditionellen Verlage heutzutage in ihrem Versagen liegt, Autoren bei der Umsetzung von digitalem Marketing zu unterstützen.“ Es sei auch im Interesse der Verlage, dass Autorenwebsites den gängigen Standards entsprächen. Doch das sei ihnen meist nicht bewusst. Mike Shatzkin schlägt vor, dass Verlage die Webseiten ihrer AutorInnen auf den Prüfstand stellen und Verbesserungsvorschläge machen. Habe ein Autor keine eigene Website, so solle der Verlag eine einfache Platzhalter-Seite aufbauen, auf der Fans die wesentlichen Infos und Links finden.

Vielleicht wäre das ein Weg zur eigenen Website, den Verlag um Unterstützung zu bitten?

Überlegungen

Ansonsten gibt es mittlerweile zahlreiche Angebote, mit denen auch Laien eine günstige oder gar kostenlose eigene Website erstellen können. Besonders empfehlenswert sind zurzeit WordPress, Jimdo oder Blogger. Aber bevor man sich in die Umsetzung stürzt, sollte man ein paar grundsätzliche Überlegungen anstellen:

Was möchte ich mit der Website erreichen?

Will ich vor allem meine Bücher präsentieren, mich als AutorIn vorstellen oder auf Veranstaltungen verweisen? Wenn es mir vorrangig um den Kontakt mit meinen LeserInnen geht: Habe ich die nötige Zeit, auf deren Fragen und Mails zu reagieren?

Wie viel von mir will ich preisgeben?

Christina Brudereck rät: „So eine Seite bedeutet Sichtbarkeit. Das muss man bewusst entscheiden. Der Vorteil ist, dass du selbst bestimmst, was du dort von dir mitteilst. Und du wartest nicht darauf, dass dein Verlag etwas für dich tut.“ Wichtig zu beachten ist, dass es für gewerbliche Seiten eine Impressumspflicht gibt. Man muss also eine gültige Adresse angeben. Wer lieber anonymer im Netz unterwegs ist, sollte sich das gut überlegen. Irina Kostić rät: „Gebt preis, was ihr preisgeben wollt. Nicht mehr!“

Wie aufwendig soll die Seite sein?

Wer einen Blog startet, muss dort regelmäßig neue Beiträge posten. Habe ich die Zeit und die Ideen dazu? Wer Veranstaltungstermine postet, muss sie aktuell halten. Gleiches gilt zum Beispiel auch für Links zu Rezensionen. Wenn man sich das Konzept für die eigene Website überlegt, sollte man durchspielen, wie viel Zeit es kostet, die jeweiligen Bereiche aktuell zu halten. Uwe Heimowski rät, keinen zu hohen Aufwand zu betreiben – also lieber Klasse statt Masse zu bieten – und zum Ausgleich eher originell zu sein.

Welche rechtlichen Vorgaben muss ich berücksichtigen?

Wie schon erwähnt, benötigen gewerbliche Websites – und da gehören Autorenwebsites selbstverständlich dazu – ein Impressum. Außerdem ist ein Haftungsausschluss, der sogenannte Disclaimer, notwendig sowie eine Datenschutzerklärung. Textbausteine und Muster für diese drei Elemente findet man auf vielen Seiten im Web, zum Beispiel bei www.e-recht24.de.

Vor allem für AutorInnen sollte es selbstverständlich sein, das Urheberrecht zu wahren. Das heißt, nicht einfach irgendwelche Fotos oder Texte aus dem Netz hochzuladen. Wer seine Website mit schönen Fotos aufpeppen will, kann auf eigene Bilder zurückgreifen oder sich bei einer Stockfoto-Agentur anmelden. Bei photocase.de gibt es Fotos ab 3,60 Euro pro Bild. Bei shutterstock.com kostet ein Paket mit 12 Fotos oder Illustrationen/Vektorgrafiken 39 Euro.

Mein Fazit

Ich gebe zu: Es reizt mich ja schon, eine eigene Website zu gestalten. Mit Jimdo oder WordPress ist man schnell dabei und bekommt viele Ideen und Anregungen, wie die Seite richtig gut wird. Aber ich bin mir nicht sicher, ob sich das für mich zurzeit wirklich lohnt. Ich schreibe überwiegend Kinderbücher für ein Alter, in dem sich die Kinder noch nicht so intensiv im Netz tummeln – schon gar nicht, um die Autorin eines Buches zu googeln. Und ob die Eltern so interessiert sind, wer dieses oder jenes Kinderbuch geschrieben hat, bezweifle ich. Wofür eine Website sicher sinnvoll wäre, ist das Ankündigen von Veranstaltungen. Vereinzelt habe ich schon Lesungen gehalten oder auch Elternseminare durchgeführt, das dürfte gern mehr werden. Aber ich schrecke doch etwas davor zurück, im Netz so deutlich präsent zu sein. Andererseits: Im Impressum könnte ich (nach Absprache) die Adresse meines Verlags angeben, das machen andere Autoren auch. Dann ist die Kontaktaufnahme allerdings wieder umständlicher. Es wird mir wohl nichts anderes übrig bleiben, als mich weiterhin mit dem Thema „Autorenwebsite“ zu beschäftigen. Und sie irgendwann in die virtuelle Realität umzusetzen.

Autorin: Bettina Wendland
In: Federwelt, Heft 118, Juni 2016