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Das eigene Sachbuch als Onlinekurs anbieten

Federwelt
Julia K. Stein
Das eigene Sachbuch als Onlinekurs anbieten

Videos sind das Medium der Zukunft. Ob man einen Onlinekurs erstellen sollte, was für Arten es gibt und wo man ihn am Besten anbietet.

Laut Gordon Tredgold auf Inc.com werden Videos im Jahr 2019 achtzig Prozent des Internetverkehrs ausmachen. (1)
Auch Facebook favorisiert Videoinhalte: Inzwischen werden nur einem Bruchteil der Fans Posts angezeigt, wie vielen, das bestimmt der geheime Facebook-Algorithmus. Facebook-Live-Videos oder eingestellte Videoaufnahmen erreichen derzeit deutlich bessere Quoten. Social-Media- und Facebook-Experten wie Rick Mulready oder Amy Porterfield sind sich da einig.
31 Millionen Menschen nutzen YouTube monatlich, 67 Prozent der 12- bis 14-Jährigen in Deutschland tun es sogar täglich. (2) Der Trend ist klar: Videos sind das Medium der Zukunft. Und ja, ich liebe natürlich Bücher, aber Videos, insbesondere in Form von Onlinekursen, können eine tolle Ergänzung für das Einkommen von uns Autorinnen und Autoren sein.

Onlinekurse? Warum Onlinekurse?

Ein Markt für Onlinekurse?
In den USA ist der Markt für Onlinekurse in den letzten Jahren explodiert und Deutschland zieht nach. Der E-Learning-Umsatz für Westeuropa soll im Jahr 2018 rund 8,4 Milliarden US-Dollar betragen, so die Prognose. (3)
Ich habe letztes Jahr einen Videokurs bei Udemy erstellt, inzwischen einen weiteren auf Teachable. Mit den Kursen habe ich mehrere Tausend Euro eingenommen, die hoffentlich bald meinen Traum Wirklichkeit werden lassen, damit eine Schule in Mali zu bauen. Für gar nicht wenige (Sachbuch-)Autorinnen in den USA sind Onlinekurse kein Mittel mehr, um ihre Bücher zu verkaufen. Sie sind zur Haupteinnahmequelle geworden.

Sollte ich einen Onlinekurs erstellen?
Gerade, wenn Sie Fachmann oder Fachfrau sind und schon Ratgeber und Sachbücher geschrieben haben, können Sie Ihr ohnehin vorhandenes Wissen relativ unkompliziert in einen Onlinekurs überführen. Das Thema ist dabei völlig egal.
Karen Carter hat zum Beispiel erst ein Buch über Feng Shui geschrieben (KarenRauchCarter.com) und dann ein großes Angebot an hochpreisigen, sehr erfolgreichen Onlinekursen daraus erstellt. Amy Porterfield hat ausgehend von ihrem Buch Facebook Marketing All-in-One For Dummies ihre ersten erfolgreichen Onlinekurse konzipiert, mit denen sie – nach eigenen Aussagen – inzwischen Millionen-Umsätze macht. Den meisten erfolgreichen Onlinekursen ist gemeinsam, dass sie Lösungen für den Teilnehmer aufzeigen.
Onlinekurse bieten also meist keine informativen Vorträge, sondern konkrete Lösungen. Onlinekurse lohnen sich allerdings auch als „kleines“ Zusatzangebot zu Büchern.

Mögliche Ziele:

  • Sie erstellen einen Onlinekurs und verkaufen ihn, um mit Ihrem vorhandenen Wissen weitere Einnahmen zu erzielen. Gerade Videokurse werden häufig wesentlich teurer als Bücher verkauft.
  • Sie erstellen einen Onlinekurs oder eine kleine Videoserie, um Ihre Kompetenz zu vermitteln und Ihr Buch zu bewerben.
  • Sie erstellen einen Onlinekurs, der Teil Ihres Buches ist und seine Wertigkeit erhöht.
  • Sie nutzen den Onlinekurs, um via Eintrag in eine Mailingliste Neukunden an sich zu binden, die dann später Ihre Bücher kaufen, weitere Online-Angebote nutzen oder Sie als Coach buchen.

Was für Arten von Onlinekursen gibt es?

„Ist das technisch nicht total kompliziert?“ oder „Ich sehe vor der Kamera schlimm aus und kann überhaupt nicht live sprechen“ – das sind meist die Einwände, wenn ich erzähle, dass ich Onlinekurse gebe.
Die gute Nachricht: Nicht jeder Kurs muss aufwendig sein – mit unendlich vielen Videos und komplizierter Technik! Sie können auch erst einmal einen E-Mail-Kurs erstellen.
Und selbst ein Videokurs ist weniger kompliziert ausgearbeitet und online gestellt als angenommen. Sonst würden wohl kaum 15-Jährige erfolgreiche YouTube-Kanäle betreiben. Sie müssen sich nur entscheiden: Möchten Sie lieber einen E-Mail-Kurs oder ein Webinar anbieten?

E-Mail-Kurs: Bei einem E-Mail-Kurs werden alle Inhalte in schriftlicher Form verschickt. Günstig sind Mails mit praktischen Aufgaben, aus denen die Teilnehmer sofort einen Nutzen ziehen können. – Mit MailChimp können Sie ganz bequem automatisierte Sequenzen erstellen. Wer den Kurs kauft, bekommt ihn danach in zum Beispiel sechs bis zehn E-Mails.

Webinar: Sie können einen Onlinekurs auch live in einem Google Hangout auf YouTube stattfinden lassen. Das ist kostenlos. Bewährte Anbieter für Webinar-Software sind ansonsten WebinarJam oder GoToWebinar. Eine gute Anschaffung ist allerdings ein Mikro, denn ein schlechter Ton wirkt schnell abschreckend, ein nicht so großartiges Bild verzeihen Zuschauerinnen da eher. Empfehlungen für geeignete Modelle finden Sie im Kasten.
Während des Webinars könnten Sie abwechselnd sich selbst zeigen und Ihren Bildschirm teilen, auf dem Sie eine PowerPoint- oder Keynote-Präsentation vorführen und dazu sprechen. Sie haben große Angst vor der Kamera? Dann fangen Sie mit einer PowerPoint-Präsentation an. Ich war anfangs auch eher kamerascheu, doch seit November betreibe ich sogar einen YouTube-Kanal. Das hätte ich mir vor einem Jahr nicht träumen lassen. Falls Sie eine genaue Anleitung brauchen, wie Sie einen Google Hangout einrichten, schauen Sie sich mein Video dazu an: https://youtu.be/94U00Zqa8r0.
So ein Live-Kurs kann als einmaliges Event laufen oder als Serie, die zum Beispiel an fünf Terminen stattfindet, die Sie per Mail bekannt geben. Vor dem Seminar verschicken Sie die Zugangslinks zu den Videos, die Sie als „nicht gelistet“ auf YouTube eingestellt haben.
Alternativ können Sie ein Webinar einfach in einer geschlossenen Facebook-Gruppe halten. Nur wer Ihr Webinar gekauft hat, wird in diese Gruppe eingeladen, und dann nutzen Sie die Facebook-Live-Übertragung. Auch in diesem Fall sollten Sie auf eine gute Tonqualität achten, den Rest macht Facebook wirklich kinderleicht.

Videokurs: Ein Videokurs ist vielleicht am aufwendigsten zu erstellen, hat aber den Vorteil, dass er dauerhaft abrufbar ist. Das heißt, Sie können Kurse, deren Inhalte aktuell und zeitlos sind, mit relativ wenig Neuaufwand häufiger verkaufen. Auch Videos, die in einer Webinar-Reihe entstehen, lassen sich im Anschluss als Kurs verkaufen. Häufig gehören zu einem Videokurs-Kaufpaket noch weitere Dateien, etwa Audiodateien und Downloads, welche die Kursinhalte zusammenfassen.

Onlinekurse mit Mitgliederbereich: Eine weitere Möglichkeit, einen Kurs anzubieten, ist innerhalb eines geschützten Mitgliederbereichs, den man zum Beispiel mit dem WordPress-Plug-in DigiMember oder MemberPress auf seiner Webseite einrichten kann. Dazu laden Sie Ihre Videos in diesen Bereich hoch, der nur gegen Bezahlung nutzbar ist. Wenn Sie diesen mit Digistore24 verbinden, können Kunden Ihre Kurse über Digistore24 bezahlen und bekommen nach Kauf direkt den Zugang zum Kurs.

Wie nehme ich meine Videos auf?

Generell würde ich sagen, dass die Tonqualität wichtiger ist als die Bildqualität.

Videoaufnahme: Für die Bildaufnahme kann schon eine gute Laptop-Kamera ausreichen. Ansonsten ist das iPhone perfekt, aber auch viele andere Smartphones besitzen eine gute Kamera. Man kann das Smartphone irgendwo anlehnen oder ein kleines Stativ benutzen wie den Joby GorillaPod, um es standsicher zu platzieren. Dann verbindet man es mit seinem Computer und nimmt alles auf.
Auch andere gute Kameras gibt es, die nicht sehr teuer sind und tolle Qualität liefern (siehe Kasten).
Wer erst mal nur Keynote-Präsentationen laufen lassen will: Mit den unten genannten Bearbeitungsprogrammen können Sie diese Bildschirmaufnahmen problemlos und professionell gestalten. Googeln Sie zum ersten Ausprobieren einmal „Screencast Tools kostenlos“.

Tonaufnahme: Ich habe schon gute Tonqualität erlebt, die ausschließlich mit dem integrierten Mikrofon im Mac aufgenommen wurde, und zwar in einem kleinen, schallisolierten Raum, genauer: unter einer Bettdecke! Wenn man also gerade gar kein Geld hat, kann man wirklich gut mit vorhandenen Mitteln (ein Computer ist unabdingbar) arbeiten. Aber einige externe Mikros kosten nur 30 Euro und machen einen gewaltigen Unterschied. Der ist die Anschaffung schon wert, denn es dürfte auch ziemlich heiß werden unter der Bettdecke.
 
Video-Bearbeitungsprogramm: Um die Aufnahmen zu bearbeiten, brauchen Sie ein einfaches Bearbeitungs- und Schnittprogramm wie ScreenFlow (besser für den Mac) oder Camtasia (am besten für Windows). Die Programme sind wirklich recht leicht zu bedienen, man braucht nur einige grundsätzliche Funktionen zu lernen. Auch in iMovie kann man Filme schneiden. Kostenlose Programme? Gibt es! Den Windows Movie Maker etwa oder Lightworks.
 

Und was ist mit Audio und PDF?

Beide Formate sehe ich als gute Ergänzungen zu Mail- oder Videokursen. Aber theoretisch könnten Sie auch einen reinen Audiokurs erstellen oder als Appetithappen zu einem Buch eine Meditation, ein Interview oder Ähnliches aufnehmen.

Audiodateien: Aufgenommene Tondateien sind in GarageBand (Mac) oder mit Audacity (Windows) sehr leicht zu bearbeiten. Da Audiodateien groß sind, würde man sie normalerweise extern hosten, in diesem Fall heißt das: in einer fremden virtuellen Garage unterbringen, bei Lybsyn etwa oder SoundCloud.
 
Dokumente: Hübsche PDFs? Kein Problem mit Pages von Apple oder meinem Lieblingsprogramm Canva. Aber ganz ehrlich, bevor man zu viel Zeit mit Design verliert: Ein PDF, das aus einem Word-Dokument erstellt wird, tut es auch! Es kommt auf die Inhalte an.
 

Wo biete ich den Kurs an?

Sie haben zwei Möglichkeiten: Entweder Sie bieten Ihren Kurs selbst an, was vor allem dann günstig ist, wenn Sie schon eine Kundenliste, E-Mail-Liste oder treue Social-Media-Follower haben. In diesem Fall benötigen Sie nur die Software, um den Kurs zu hosten und zu verkaufen. Oder Sie nutzen einen sogenannten Marktplatz, der Kundinnen und Kunden zu Ihnen bringt, und normalerweise eine Provision dafür bekommt.
 
Udemy: In Deutschland ist der Marktplatz mit dem größten Potenzial ganz klar: Udemy, zu erreichen über www.udemy.com/de/. Die Plattform hat schon verhältnismäßig viele Nutzer, und auch, wenn Sie keine eigene Webseite, Mailing-Liste oder eigenen Follower haben: Dort können Sie Kunden finden.
Zudem finde ich Udemy für Anfänger auch aus einem anderen Grund nützlich: Es gibt eine große Gemeinde von Udemy-Dozenten, die sich in Facebook-Gruppen austauschen; so kann man dort seine ersten Kursversuche vorstellen und sich Feedback holen. Die Kolleginnen und Kollegen helfen gern. Udemy hat zudem Qualitätsstandards und bietet eine sehr genaue Dokumentation, wie man die Aufnahmen für die Kurse erstellt, welche Einstellungen beim Export der Videos zu wählen sind, welches Format es braucht et cetera. Nachdem ich meinen ersten Kurs dort hochgeladen hatte, wusste ich, wie ich akzeptable Qualität erreiche und habe im Anschluss meine Kurse auch auf meine eigene Plattform gebracht, bei der ich bessere Konditionen bekomme als bei Udemy.
Für hochpreisigere Kurse ist Udemy meiner Meinung nach nicht so gut geeignet. Die Plattform zielt auf Masse und eher günstige Preise. Wer exklusivere Kurse anbietet und vielleicht schon eine eigene E-Mail-Liste mit Interessenten hat, einen Blog mit einigen Besucherinnen, sollte auf jeden Fall die anderen Möglichkeiten erwägen.
 
Kurse selbst verkaufen: Ich hatte es schon angedeutet: Sie können Ihren Kurs auch auf eine eigene Plattform hochladen oder einen Anbieter nutzen, der Ihnen nur die Technik bietet, aber keine Prozente für Verkäufe bekommt. Der Vorteil ist, dass Sie die Kontrolle haben und auch höhere Margen erhalten. Udemy macht zwar viel Werbung, bietet aber in den Werbephasen die Kurse für wenig Geld an, entsprechend niedrig sind dann die Margen.
Fürs Selbst-Verkaufen benötigen Sie einen Hosting-Service, der Ihnen einen Ort zur Verfügung stellt, wo Sie den Kurs hochladen, und einen Anbieter, der es Ihnen ermöglicht, Zahlungen entgegenzunehmen. Als Hosting-Service für Videos kommt zum Beispiel Vimeo infrage. Eine kostenlose Alternative ist ein nicht gelistetes YouTube-Video, das man in seine Webseiten einbettet.
Natürlich gibt es noch andere Bezahlanbieter und ich habe mich schon über die teilweise unübersichtlichen Hilfeseiten von digistore24-app.com geärgert. Trotzdem ist Digistore24 eine bewährte Lösung, Kurse jeglichen Formates anzubieten, auch E-Books übrigens, und sich bezahlen zu lassen. Digistore24 wickelt die in Europa verwirrende unterschiedliche Mehrwertsteuer für Auslandskäufe ab und liefert eine übersichtliche Aufstellung der Verkäufe. Dann ist man auch rechtlich auf der sicheren Seite. Alternativ würde ich heute elopage ausprobieren. Die Plattform hat sich im letzten Jahr nochmal enorm gesteigert.
Auch Komplettlösungen gibt es bereits. Eine solche Komplettlösung bietet zum Beispiel das eben vorgestellte deutsche Unternehmen elopage. (Eine Schritt-für-Schritt-Anleitung zum Kurs-Erstellen finden Sie hier: www.youtube.com/watch?v=qlk1JJxm7EI). Dort kann man: seine Videos, PDFs oder Audiodateien hochladen und die gesamte Bezahlung abwickeln. Das heißt, eine Interessentin, die in den sozialen Medien von Ihrem Kurs erfahren hat, kann den Kurs dort kaufen. Der Prozess ist automatisiert, sodass ein Kunde nach Zahlung auch den Zugang auf die Inhalte erhält, die Sie dort hosten.
Ich selbst nutze, wie erwähnt, die amerikanische Plattform Teachable und bin damit sehr zufrieden. Die Nutzerführung ist sehr angenehm für die KursteilnehmerInnen. Der einzige Nachteil ist, dass die angebotenen Zahlungsarten begrenzt sind, weil die Plattform ursprünglich für den amerikanischen Markt entwickelt wurde. Ich verwende Teachable zusammen mit Digistore24 und kann so sämtliche Zahlungsarten anbieten.
 
Facebook-Gruppe als Kursbestandteil
 
Bei den genannten Kursformen besteht ein Manko darin, dass der Kurs keine Möglichkeit zum Austausch bietet. Meine Lösung: geschlossene Facebook-Gruppen. Eine geschlossene Gruppe ist exklusiv für TeilnehmerInnen, ermöglicht ihnen den Austausch untereinander und mit mir und ist bisher sehr positiv aufgenommen worden!
Da Facebook sehr gut darin ist, eine Struktur zu entwickeln, welche die Kommunikation anregt, finde ich dieses Format besser als viele „Chaträume“, die manchmal auf anderen Kursplattformen existieren. Man muss sich aber darüber im Klaren sein, dass es Zeit kostet, eine solche Gruppe als AdministratorIn zu betreuen. Ein Onlinekurs ist kein passives Einkommen. Eine Gruppe würde ich nur für größere Kurse einrichten.
 

Wieviel darf mein Kurs kosten?

In den USA gibt es in den letzten Jahren einen Trend zu Premium-Onlinekursen, die mehrere Tausend Dollar kosten. Das weitergegebene Wissen ähnelt dem, das in den Büchern der Experten steht. Aber bei Büchern ist, egal wie gut sie sind und wie bekannt der Experte ist, kein ungewöhnlicher Preis üblich. Gute und schlechte Bücher von bekannten oder unbekannten AutorInnen kosten meist ähnlich viel. Bei Kursen ist das anders. Wenn die versprochenen Resultate erreicht werden und sehr gut und wertvoll sind, ist der Kurs teurer, und das wird auch von den TeilnehmerInnen akzeptiert, insbesondere, wenn sie Kontakt zum Kursleiter oder zur Kursleiterin haben.

Die Anbieter von teuren Kursen wie Todd Hermanns (www.90dayyear.com) haben festgestellt, dass durch den hohen Preis von 1000–2000 Euro die Teilnehmer viel motivierter sind, die Ratschläge auch umzusetzen – mit großem Erfolg. Die Motivation, sich richtig reinzuhängen, nachdem man für nur zehn Euro ein Taschenbuch gekauft hat, ist viel geringer. Einige Kursleiter – James Wedmore zum Beispiel oder Amy Porterfield – gehen sogar so weit zu behaupten, sie täten ihren Teilnehmerinnen mit hohen Preisen einen Gefallen.
Aber egal, ob man dem zustimmt oder nicht, Fakt ist, dass der Wert eines Onlinekurses, insbesondere eines Kurses, der mit Videomaterial arbeitet, als hoch wahrgenommen wird und die Kunden bereit sind, mehr Geld dafür zu zahlen als für ein Taschenbuch. Meine Schreibkurse mit Schreibgruppe kosten etwa 200 Euro und ich habe viele zufriedene TeilnehmerInnen, die ich aber auch teils persönlich betreue. Ich möchte schließlich wirklich, dass sie weiterkommen beim Schreiben, und ich denke, das spüren sie auch. Da kann ein Onlinekurs viel leichter motivieren als ein „stummes“ Buch. Denn über Bild, Ton und Gruppe baut man schnell eine persönlichere Basis auf.
 
[In der Printausgabe befindet sich an dieser Stelle eine Tabelle mit einer Übersicht über Kameras, Mikrofone, Bearbeitungsprogramme und Beleuchtungsutensilien und deren Preise.]
 

Wie lang soll ein Onlinekurs sein?

Das Entscheidende ist, dass der Kurs die Teilnehmer zu ihrem Ziel bringt. Es geht meiner Meinung nach nicht um die Darstellung aller Möglichkeiten (das mache ich in diesem Artikel ja auch nicht!), sondern darum, einen konkreten Lösungsweg vorzugeben und Orientierung. Ist das Problem einer Teilnehmerin groß und Sie lösen es, super! Sofort ist der Wert Ihres Kurses für diese Teilnehmerin hoch, unabhängig von der Länge der Videos.

Ich denke, drei Stunden Video von guter Qualität können 50 oder 500 Euro Wert sein. Ich würde mir zur Orientierung die Länge der Videos bei Udemy anschauen. Allerdings ziehe ich persönlich kurze, informative Videos vor (und zahle dafür auch gern mehr) als umfassende Informationen, die ich mir zehn Stunden lang anschauen soll.
Onlinevideokurse? – Vier Fragen an Matthias Matting
 
Matthias Matting betreibt die Self-Publisher-Bibel auf www.selfpublisherbibel.de. Zudem bietet er ein vielfältiges Kursprogramm auf www.udemy.com/de an, wo er unter anderem lehrt, wie man Onlinekurse korrekt versteuert.
 
1) Du gibst ja sehr viele Onlinevideokurse. Welche Plattform würdest du AnfängerInnen empfehlen und warum. Udemy? Eine eigene? Was für andere Plattformen siehst du als mögliche Alternativen?
Meine Empfehlung ist da eindeutig Udemy. Diese Plattform hat etwas, was den anderen fehlt: einen aktiven Marktplatz. Der frischgebackene Dozent findet darüber Nutzer, auch wenn er noch keine eigene Gefolgschaft hat. Wer schon Fans mitbringt, bekommt unschlagbare drei Prozent Transaktionskosten, das heißt von den Nettoeinnahmen gehen für selbst geworbene Kursnutzer nur drei Prozent ab. Ich habe es tatsächlich zuerst mit einer eigenen Plattform auf WordPress-Basis probiert, aber allein die nötigen Software- und Sicherheitsupdates kosten Nerven.
 
2) Worin siehst du den Vorteil von Onlinekursen im Vergleich zu Ratgebern?
Im Onlinekurs kann sich ein persönlicheres Verhältnis zwischen Dozent und Student entwickeln. Und die Lernweise kommt Menschen entgegen, die lieber visuell lernen. Zumindest, wenn der Dozent mehr tut, als eine Folie abzulesen.
 
3) Ist der Zusatzverdienst durch deine Onlinekurse für dich wesentlich?
Mit den Kursen verdiene ich zumindest mehr als mit Sachbüchern. Als Experte muss man sich ein Portfolio, eine Plattform aufbauen, von einem einzelnen Kanal beziehungsweise Standbein lässt sich schwer leben.
 
4) Hättest du einen Tipp für SachbuchautorInnen, die überlegen, ihr Thema zu einem Onlinekurs zu machen? Was hättest du dir gewünscht, das dir jemand geraten hätte?
Ein gutes Mikrofon, mehr braucht man eigentlich nicht, um anzufangen. Wichtig ist, sich nicht ewig um die optimale Technik zu kümmern, sondern möglichst früh mit den Aufnahmen zu beginnen. – Scheuen Sie sich nicht, das eigene Gesicht zu zeigen!
 
Anmerkungen:
 
Tipp von der Redaktion: 2018 gibt Julia K. Stein einen Kurs über das Erstellen von Onlinekursen. Wer informiert sein möchte, meldet sich auf xojulia.de für ihren Newsletter an.
 
Links

Autorin: Julia K. Stein | www.jkstein.de | xojulia.de
Erschienen in: Federwelt, Heft 128, Februar 2018
Illustration: Carola Vogt

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