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Wir sind nicht allein

der selfpublisher
Emma Wagner
Bild zum Beitrag von Emma Wagner

Teamwork statt Konkurrenzdenken – das ist die Zauberformel der erfolgreichen Selfpublisherin Emma Wagner und vieler ihrer Mitstreiterinnen ...

Mein Raumschiff und ich

Als ich meinen ersten Roman bei Amazon hochlud und die Reise in die Weiten des Selfpublishing-Universums antrat, tat ich das ziemlich blauäugig. Ich kannte nichts und niemanden, hatte mich nie mit Marketing beschäftigt und nicht einmal meinen großen Zeh in ein soziales Netzwerk gesetzt.
Ich hatte lediglich gehofft, dreißig geneigte Leser zusammenkratzen zu können. Hätte ich das geschafft, wollte ich den Schampus öffnen.
Nun, es wurden weitaus mehr. Ich beobachtete fassungslos die Verkaufsstatistik, war unbeschreiblich glücklich – und fühlte mich zugleich schrecklich einsam. Es gab niemanden, der wirklich verstehen konnte, was diese unglaubliche Erfahrung für mich bedeutete.
Dann kam irgendwann der Einbruch der Verkäufe. Ich war entsetzlich unglücklich – und immer noch schrecklich einsam.
Zeitlebens ein Teamplayer war ich zum ersten Mal ohne Team.
Ich fing an zu recherchieren: Gab es da draußen noch andere Wesen wie mich? Autoren ohne Verlag im Rücken? Und – oh Wunder! – es gab sie.
Viele Fragen brannten mir unter den Nägeln: Wie gingen diese „Anderen“ mit Erfolgen um, wie mit Rückschlägen? Und was taten sie, um solche Rückschläge zu vermeiden?
Doch auf meine erste Freude über das Vorhandensein der „Anderen“ auf meinem neu entdeckten Planeten folgte die Ernüchterung: Die schlimmsten Feinde von Autoren seien andere Autoren, las ich. Das Konkurrenzdenken sei enorm, die Selfpublisher-Szene ein Haifischbecken.
Hm. Sollte ich mich erst einmal weiter als Einzelkämpferin versuchen?
Tja, ich lernte viel in dieser Zeit. Vor allem durch Fehler.

Endlich eine Crew

Schließlich wagte ich einen zweiten Anlauf und stieß als Erstes auf Qindie, das für Qualität und Unabhängigkeit unter Independent-Autoren stehende Autorenkorrektiv. Über Qindie fand ich nicht nur Kollegen, mit denen sich neben einem regen Austausch enge Freundschaften entwickelten, sondern auch Cover-Designer und Lektoren – die ersten und bis heute festen Besatzungsmitglieder meines Raumschiffs.

David Pawn, Autor, Mitglied von Qindie:
„Was der Einstieg bei Qindie einem Selfpublisher bringt? Kontakte. Kontakte, um etwas zu lernen. Kontakte, um gemeinsam Werbung zu machen. Kontakte zu Designern, Bloggern, Lektoren – Leute, die man braucht, um seine Bücher besser zu machen und zu promoten.“

Fachlich, aber vor allem emotional waren dies ein Meilenstein und eine ungeheure Erleichterung für mich, denn die Reise begann mich langsam an meine Grenzen zu führen.
Ich erfuhr, dass außer Amazon weitere Veröffentlichungsplattformen für Selfpublisher existieren, zum Beispiel neobooks, epubli, BookRix oder XinXii. Seit neuestem auch tolino media. Ebenso waren mir meine neuen Kollegen behilflich, meine Bücher, die es bis dato nur als E-Book gab, als Print herauszubringen – via CreateSpace, Books on Demand oder Buchdruckereien.
Vor allem aber zeigte mir diese Zusammenarbeit, wie viel Stress durch falsche Herangehensweise ich mir hätte ersparen können, wenn ich diese Kontakte von Anfang an gehabt hätte.
Nach diesem Start dachte ich mir: Da muss noch mehr gehen! Mehr Austausch. Mehr Zusammenarbeit.

Aufbruch zu neuen Welten

Pünktlich zur Veröffentlichung meines zweiten Romans nahm ich endlich Kurs auf Facebook. Es war, als hätte jemand in einem dunklen Zimmer das Licht eingeschaltet: Überall um mich herum, selbst in meiner unmittelbaren Nachbarschaft, wimmelte es von Selfpublishern, von erfahrenen Pionieren ebenso wie von Neulingen. Manche freundlich gesinnt, andere weniger.
Ich ließ mich durch Letztere nicht von meiner Hoffnung auf Teamwork abbringen, fand schnell weitere Gleichgesinnte und Zusammenschlüsse derselben. Zum Beispiel die Facebook-Gruppe Autorenwerkstatt mit dem Schwerpunkt kreatives Schreibhandwerk.

Claudia Winter, Autorin, Lektorin, Couch, Gründerin der FB-Gruppe Autorenwerkstatt:
„Als Pädagogin begreife ich Teamwork als Kompetenzbündelung, die allen Beteiligten von Nutzen ist. Wo Erfahrungen, Beziehungen, Empathie und Wissen zusammenkommt, entsteht Größeres und Besseres. Teamwork ist definitiv eine win-win-Situation. Wie ich Teamwork praktiziere? Durch eine gute Vernetzung mit Kolleginnen und Kollegen auf Facebook, gegenseitiges Teilen, Liken und die Verbreitung hilfreicher Links und Informationen. Ebenso durch meine Coaching/Lektorats-Autorinnen sowie regelmäßige Telefonate und Treffen zum Austausch mit meinen Lieblingskolleginnen und Feedback zu unseren Texten.“

„Yes!“, dachte ich. „Genau mein Ding!“ Warum einander bekriegen, wenn wir uns gegenseitig nach oben ziehen können? Und ich tat genau das. Ich half, wo ich helfen konnte, teilte, likete, kommentierte, tauschte mich aus. Und freute mich für jeden einzelnen befreundeten Kollegen, dessen Romane in den Charts nach oben stiegen. Alles kam dreifach wieder zurück.
Da lag der nächste Schritt nahe: Ich verließ mein Raumschiff und besiedelte meinen ersten Planeten. Er war klein, aber wunderschön und ich gab ihm den Namen „Amor’s Five“. Ich lud vier großartige Kolleginnen ein und gemeinsam begannen wir nicht nur damit, uns zu unterstützen und füreinander Werbung zu machen, sondern auch zusammen an einer Romanreihe zu schreiben. Für uns alle spannendes Neuland und eine großartige Möglichkeit, voneinander zu lernen.

Violet Truelove, Autorin, Mitglied der Amor’s Five, Gründungsmitglied von „Das Autorensofa“:
„Ich genieße den regen Austausch und das konstruktive Feedback meiner Autorensofa- und Amor’s-Five-Kollegen. Es vergeht kein Tag, an dem wir uns nicht gegenseitig unterstützen. Sei es beim Gegenlesen von Texten, dem gemeinsamen Brainstorming zu Plot, Klappentext und Cover oder dem Teilen und dadurch Verbreiten von Neupublikationen.“

Doch bei all den Vorteilen, die diese Zusammenarbeit marketingtechnisch bringt, ist der zwischenmenschliche Aspekt nach wie vor der wichtigste: Niemand hilft so gut beim Verarbeiten einer schlechten Rezension wie andere Autoren. Niemand sonst kann so gut trösten, aufbauen, motivieren. Und sich mitfreuen, wenn sich endlich der Erfolg einstellt.

Der große Planet

Aber wenn es so schön ist, sich mit vier anderen Autoren gemeinsam zu freuen und füreinander Werbung zu machen, warum dann nicht mit vielen mehr? Und – wo wir schon dabei sind – könnten wir vielleicht sogar einen Stand auf der Frankfurter Buchmesse auf die Beine stellen?
Darüber gerieten meine Kollegin Violet Truelove und ich ins Grübeln, und die Idee für „Das Autorensofa – Triff deinen Autor“ war geboren. Als dann Elke Becker und Jo Berger zu unserem Team stießen, wurde aus der Idee schnell Realität. Der Erfolg übertraf unsere kühnsten Erwartungen. Der kleine Planet, den wir ursprünglich ins Auge gefasst hatten, war bald überlaufen. Wir brachen zu neuen Welten auf, mit zweiundvierzig Autoren an Bord!

Elke Becker, Autorin, Gründungsmitglied von „Das Autorensofa“:
„Die Idee, sich mit anderen Autoren zusammenzuschließen, begeisterte mich auf Anhieb. Schon lange unterstützten sich Kollegen gegenseitig: Warum sollte man diese Kräfte nicht bündeln? Von der Idee bis zur Umsetzung vergingen keine drei Wochen. Alle zweiundvierzig Autoren packten mit an und brachten ihre Ideen ein. Das Ergebnis: eine FB-Fanpage, eine FB-Gruppe, eine Homepage und ein großer Messestand für Frankfurt und Leipzig. Wir sind zu einem starken Team zusammengewachsen.“

Aber ist Teamwork statt Konkurrenzdenken vielleicht nur etwas für alle diejenigen, die sich nicht um die wenigen Plätze an der hart umkämpften Spitze schlagen? Ganz im Gegenteil.

Poppy J. Anderson, Erfolgsautorin und Deutschlands erste Selfpublishing-Millionärin:
„Ich bin selbst eine totale Anhängerin des Teamworks und kann mich über die Erfolge befreundeter Autoren ebenso sehr freuen wie über meine eigenen. Zwar schreibt man (in den meisten Fällen) ein Buch alleine, jedoch ist es schön, wenn man weiß, dass hinter einem Kollegen stehen, die einen unterstützen. Es gibt Kollegen, mit denen ich mich täglich austausche, über Plots diskutiere, die ich um Rat in Sachen Titel oder Cover frage und bei denen ich mich ausheulen kann, wenn irgendetwas nicht klappt. Gleichzeitig unterstütze ich gerne ‚junge‘ Kollegen, indem ich anbiete, ihre E-Books zu konvertieren, ihnen Tipps zu Bewerbungen bei Literaturagenturen gebe oder ganz allgemein Fragen beantworte. Außerdem finde ich es immer wieder schön, gegenseitig Buchprojekte zu bewerben und als geschlossene Gemeinschaft zu erscheinen. Inwiefern man davon profitiert? Ich habe als Anfängerin selbst unbezahlbare Ratschläge von Matthias Matting erhalten, dem ich sehr viel zu verdanken habe, und freue mich daher, wenn ich jetzt etwas zurückgeben kann. Zudem kann der Job eines Autors ab und zu ziemlich einsam sein, weshalb es ein regelrechter Luxus ist, sich mit Kolleginnen und Kollegen austauschen zu können. Was bringt einem der tollste Erfolg, wenn man niemanden hat, mit dem man sich darüber freuen kann?“

Es gilt also im Selfpublishing wie überall im Universum: Nur gemeinsam sind wir stark!
Einsam jedenfalls fühle ich mich schon lange nicht mehr.
Ich bin ein Teamplayer. Und du?

Links:
Emma Wagner: www.emma-wagner.de
David Pawn: www.davidpawn.de
Claudia Winter: www.c-winter.de
Violet Truelove: www.truelovejoy.com
Elke Becker: www.elke-becker.com
Poppy J. Anderson: www.poppyjanderson.de
Qindie: www.qindie.de
Autorenwerkstatt: www.facebook.com/groups/autorenwerkstatt/
Amor’s-Five: www.facebook.com/amors.five
Das Autorensofa – Triff Deinen Autor: http://das-autorensofa.de

In: »der selfpublisher«, Oktober 2015 (Startausgabe)