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Was tun gegen Raubkopien?

der selfpublisher
Thorsten Simon
Thorsten Simon, BoD

E-Books werden bei Lesern immer beliebter. Der Erfolg hat aber auch seine Schattenseiten. E-Book-Titel werden zu einem begehrten Ziel für Raubkopierer und landen immer häufiger auf Piraterie-Webseiten. Digitaler Kopierschutz kann helfen. Doch welches Verfahren ist das Beste und wie können sich Autoren wehren, sollte ihr Titel dennoch illegal kopiert werden?

Digitale Piraterie ist längst kein alleiniges Problem der Musik-, Film- und Softwarebranche mehr. Immer öfter sind auch Autoren und Verlage betroffen. Zum Teil professionell organisierte Tätergruppen beschaffen sich E-Books in großer Zahl und bieten diese über Webseiten zum Download an. Wie bei vergleichbaren digitalen Inhalten ist die Hemmschwelle, die illegalen Angebote zu nutzen, allzu oft gering. Raubkopien sind in der Regel günstig oder sogar kostenlos zu erhalten.
Kopiert und geteilt wird dabei so gut wie alles. Im Selfpublishing erfolgreiche Genres wie Romance, Fantasy und Erotik sind besonders stark betroffen. Generell stehen E-Book-Titel, die in den Bestseller-Listen weit oben erscheinen, im Fokus der Raubkopierer. Aber auch Fachbücher sind aufgrund ihres zumeist höheren Verkaufspreises beliebt. Schutz vor Raubkopien verspricht das Digital Rights Management (DRM). Der Einsatz des technischen Kopierschutzverfahrens wird allerdings heiß diskutiert. Trifft hier doch das berechtigte Anliegen der Autoren und Verlage auf Wahrung von Urheber- und Verwertungsrechten unmittelbar auf den Wunsch der Leser nach einem einfachen und nutzerfreundlichen Umgang mit E-Books.

Wie funktioniert Kopierschutz?

Beim Kauf eines E-Books erwirbt der Leser im Gegensatz zum Printbuch nicht das Besitzrecht, sondern nur eine Nutzungslizenz. Grundlegend wird zwischen dem sogenannten „weichen“ und „harten“ DRM unterschieden. Beim harten DRM kommen vor allem zwei Varianten zum Einsatz – das branchenübliche DRM des Softwareanbieters Adobe sowie Kopierschutzmethoden von Apple und Amazon.
Beim Adobe DRM muss der Leser, bevor er ein E-Book nutzen kann, ein Benutzerkonto bei Adobe anlegen. Eine heruntergeladene E-Book-Datei wird dann auf die Benutzer-ID des Käufers verschlüsselt. Das E-Book ist damit zwar üblicherweise zeitlich unbegrenzt nutzbar, allerdings nur auf Endgeräten, die mit dem Benutzerkonto des Käufers verknüpft sind. Meist können dies bis zu fünf verschiedene E-Reader, Smartphones oder Computer sein.
Das Kopierschutzverfahren von Apple und Amazon funktioniert ähnlich. Der Leser registriert sich allerdings nicht bei einem Softwareanbieter, sondern mit Hilfe seines Apple- oder Amazon-Kundenkontos. Aber auch wenn das Handling des DRM einfacher ist, wird der Zugriff auf E-Books beschränkt durch die bestehende Verknüpfung mit dem Benutzerkonto des Lesers.
Anwendungsfreundlicher für Leser ist das weiche DRM. Bei diesem Verfahren kommt als Kopierschutz ein Wasserzeichen zum Einsatz, das in die E-Book-Datei eingefügt wird. Mit der für den Nutzer unsichtbaren Markierung kann ein E-Book dem Käufer eindeutig zugeordnet werden. Bei einem Missbrauch ist somit die Quelle einer Raubkopie identifizierbar. Eine gesonderte Registrierung entfällt auch hier. Mehr als ein Kundenkonto beim jeweiligen E-Book-Shop ist nicht notwendig. Der Vorteil für Leser: Sie haben beim weichen DRM die Freiheit, das E-Book ohne Einschränkungen auf mehrere Geräte zu laden und zu nutzen.

Hartes, weiches oder kein DRM?

Bildete bisher das harte DRM den Branchenstandard, stellen aktuell immer mehr Verlage auf das weiche DRM um. Auch der Börsenverein des deutschen Buchhandels empfiehlt die Verwendung von Wasserzeichen als Kopierschutzverfahren. Einen absoluten Schutz vor Raubkopien bietet allerdings keine der Methoden. Vor allem das harte DRM lässt sich relativ einfach mit kleinen und frei verfügbaren Softwaretools entfernen, welche auch weniger versierte Nutzer bedienen können. Abschreckender wirkt eher die Personalisierung über das Wasserzeichen. Bei strafrechtlichen Ermittlungen kann auf diese Weise der ursprüngliche Käufer identifiziert werden, der das gekaufte E-Book widerrechtlich weitergereicht hat. Die vollständige Entfernung von Wasserzeichen ist zudem häufig mit einem größeren Aufwand verbunden, da diese teilweise sehr kompliziert aufgebaut sind und je nach Shop unterschiedlich ausfallen.
Auf Selfpublishing-Plattformen haben Autoren heute vielfach die Möglichkeit, sich frei zu entscheiden, ob und welches DRM sie nutzen wollen. Einige Autoren verzichten dabei ganz bewusst auf die Verwendung eines Kopierschutzes. Sie gehen das höhere Risiko einer illegalen Verbreitung ihrer E-Books ein und versprechen sich im Gegenzug mehr Leser für ihre Titel. Ohne DRM können die E-Books barrierefrei zwischen Nutzern und Lesegeräten weitergegeben werden und so eine höhere Reichweite erzielen. Der Autor und sein Werk steigern damit ihre Sichtbarkeit bei neuen potenziellen Käufern.

Wie werden Autoren Raubkopien wieder los?

Ob mit oder ohne Kopierschutz – was tun, wenn der eigene Titel auf einer Piraterie-Plattform für E-Books auftaucht? Wie so oft im Leben gilt auch hier, erst einmal die Ruhe zu bewahren. Zumeist führen die Download-Links zu sogenannten Filehostern wie Uploaded, Mediafire oder Turbobit. Dies sind Dienstleister, über die Nutzer legale, aber auch illegale Daten wie Programme, Filme oder Musik austauschen. Hat ein Autor eine Raubkopie entdeckt, sollte er den jeweiligen Filehoster anschreiben und um Löschung des Download-Links bitten. Viele Filehoster bieten für solche Meldungen eigene Online-Formulare oder E-Mail-Adressen an. Auch nach einer erfolgten Löschung empfiehlt es sich, die Piraterie-Plattformen regelmäßig zu prüfen, ob ein neuer Download-Link eingestellt wurde.
Die systematische Suche und Meldung von illegalen Links ist allerdings sehr aufwendig. Verlage arbeiten daher mit spezialisierten Ermittlungsunternehmen zusammen. Aber auch im Selfpublishing gibt es erste Initiativen, die Autoren bei der Bekämpfung von E-Book-Piraterie unterstützen. So überprüft BoD seit neuestem mehrmals täglich Schwerpunktseiten der digitalen Piraterie und fahndet nach neuen Webseiten mit unerlaubten Download-Links von BoD-Titeln. Rechtsverletzungen werden mit Hilfe von Sperrungsmeldungen verfolgt, die Löschung der Titel gefordert. Diese Form der flächendeckenden Fahndung und Bekämpfung hat sich in der Praxis für Verlage und Autoren bewährt, um die Verbreitung illegaler Kopien einzugrenzen.
Entscheidet sich ein Autor für ein juristisches Vorgehen, sollte er sich auf jeden Fall vorher bei einem Anwalt mit Urheberrechtserfahrung beraten lassen. Auch Strafanzeigen gegen Raubkopierer sind eine Möglichkeit. Hier ist aber zu beachten, dass Anzeigen einzelner Autoren häufig wegen mangelnden öffentlichen Interesses eingestellt werden. Mehr Erfolg verspricht es, wenn möglichst viele Autoren gegen die gleichen Täter Anzeige erstatten.
Ob oder für welche Form des Kopierschutzes sich ein Autor letztlich entscheidet, eine Ideallösung gibt es (noch) nicht. Auch digitale Piraterie wird man nicht gänzlich unterbinden können. Mit dem weichen DRM bietet sich für Autoren allerdings ein Kompromiss an, der sowohl ihren Wunsch nach Schutz des Urheberrechts als auch die Interessen der Leser nach einem einfachen Umgang mit E-Books berücksichtigt.

Thorsten Simon, www.bod.de

Foto: BoD

In: »der selfpublisher«, Oktober 2015 (Startausgabe), nur in der E-Book-Ausgabe