Sie sind hier

Suchformular

Klassisches Marketing für Selfpublisher

der selfpublisher
Tanja Rörsch
Werbeplakat auf Bahnsteig

Tausende Buchtitel erscheinen Monat für Monat – Selfpublisher sollten also wissen, welches Marketing für sie sinnvoll ist und funktioniert, um die Sichtbarkeit und den Abverkauf ihrer Werke zu erhöhen. 
Klassisches Marketing – also Werbung in TV, Radio, Printprodukten oder auf Plakaten, aber auch Messen oder Events (wie Lesungen) – zählen zum Offline Marketing. Dagegen dreht sich beim Online Marketing alles um Social Media, Videos, Online- und E-Mail-Kampagnen.
Ist das klassische Marketing für Sie als Selfpublisher obsolet oder können Sie von Offline-Maßnahmen profitieren? – Tanja Rörsch verrät Ihnen, welche Klassiker Sie nutzen könnten.

Klassiker #1: Fernsehwerbung und Radiospots

Fernsehwerbung und Radiospots sind die Klassiker des Offline Marketings und bei regionalen Sendern halbwegs erschwinglich. Sie sind beliebt und erreichen ein breites Publikum. Schließlich werden damit auch Menschen angesprochen, die nicht internetaffin sind und sich nicht in den einschlägigen Online-Kanälen tummeln. Das ist Segen und Fluch zugleich – für Selfpublisher. Denn Fernsehen und Radio haben zwar eine hohe Reichweite, die Wahrscheinlichkeit aber, hier genau der eigenen Zielgruppe zu begegnen, ist eher gering. 
Außerdem können Sie den Erfolg in der Regel nicht messen. In punkto Kosten-Nutzen-Verhältnis bedeutet das: AutorInnen bezahlen den Abdreh und die Platzierung der Werbung, egal wie effektiv sie die richtigen Leser erreicht.
Sind Werbemaßnahmen in Print, Radio und TV damit für Selfpublisher unnütz? Nein! Aber es erfordert eine genaue Analyse und sinnvolle Kombination.

Was Selfpublisher lernen können: 
+ Wenn Sie TV-Werbung schalten möchten, sollten Sie zuvor die Ziele festlegen, die Sie erreichen wollen. Eine Steigerung der Bekanntheit ist beispielsweise realistischer als eine Steigerung der Buchverkäufe. 
+ Ihr Spot sollte die Hörer oder Zuschauer zum Handeln motivieren: etwa dazu, sich auf einer Buch-Landingpage anzumelden, um an einem Gewinnspiel teilzunehmen, den Newsletter zu abonnieren, um eine Geschichte kostenlos zu erhalten, oder den Social-Media-Kanälen zu folgen. Dies ist sinnvoll, um den Erfolg messbar zu machen und weiterhin Kontakt zu den Interessenten zu halten. 

Klassiker #2: Printmedien

Für viele AutorInnen ist es das Ziel schlechthin, in einer großen Tageszeitung porträtiert zu werden. Diese Medien erreichen auf einen Schlag Tausende Leser – doch sind das auch Leser, die Ihr Buch kaufen würden? 
Hier ist es genre- und damit zielgruppenabhängig, welchen Effekt auf die Buchverkäufe ein Presseartikel hat. In News-Magazinen funktioniert beispielsweise Gegenwartsliteratur besser; Fantasy oder Liebesromane verzeichnen hier erfahrungsgemäß so gut wie gar keine Resonanz. Generell ist der Effekt auf Buchverkäufe ernüchternd.
Neben Artikeln sind auch Printanzeigen möglich. Die Kosten sind allerdings relativ hoch und ihr Nutzen ist schwer zu messen. Anders als bei Online-Anzeigen haben Sie keine Klicks, die Ihnen zeigen, ob Ihre Anzeige sich gelohnt hat oder nicht.

Was Selfpublisher lernen können: 
+ Maßnahmen im Bereich Print sind sinnvoll, wenn das Printmedium Ihre Zielgruppe abdeckt (zum Beispiel Frauenmagazine für Liebesromane).
+ Werbung in Fachmagazinen des Buchhandels kann sinnvoll sein, um Ihre Bekanntheit bei den BuchhändlerInnen zu erhöhen. 
+ Denken Sie daran: Print- und Online-Maßnahmen lassen sich sinnvoll kombinieren. Offline Fans finden und online an sich binden, lautet das Ziel. In der Praxis hieße das zum Beispiel, eine Anzeige zu schalten, die auf Ihre Website, Ihre Social-Media-Profile oder auf Ihren Newsletter verweist. 

Klassiker #3: Plakatkampagnen

Marketing-Agenturen großer Firmen nutzen gerne Plakate. Und zwar die großen, die an Bahnsteigen stehen und für deren Betrachtung die Kunden viel Zeit haben. Plakate werden wahrgenommen, wenn sie am richtigen Standort platziert sind. Leider sind die Kosten sehr hoch.
Plakatkampagnen lohnen sich vor allem für Selfpublisher, die Regionalromane schreiben oder deren Positionierung regional auf einen Ort ausgelegt ist. Das Image am Standort zu stärken und die Bekanntheit zu steigern ist hier ein wesentlicher Bestandteil der Gesamtstrategie und geht damit über eine reine Produktbewerbung hinaus. 

Was Selfpublisher lernen können: 
+ Plakatkampagnen machen Spaß, müssen aber auch von Nutzen sein. Das heißt, Selfpublisher sollten hier ihre Ziele und Erwartungen genau definieren. 
+ Haben Sie neben der Produktbewerbung einen weiteren Anlass, den es zu bewerben gilt – zum Beispiel eine große Lesung oder eine regionale Lesetour? Dann lohnen sich Plakate gleich doppelt. 
+ Die Platzierung der Plakate wie auch der Termin sind relevant für den Erfolg der Kampagne. Haben Sie in Ihrer Stadt in diesem Jahr ein Literaturfest? Dann sind viele Literaturinteressierte unterwegs. Sie sollten früh solche Termine blocken, denn Plakatflächen sind schnell ausgebucht. 

Klassiker #4: Messen

Messen sind seit jeher wichtige Verkaufsplattformen für Produkte aller Art. Auch im Buchmarkt spielen die Buchmessen eine große Rolle. Verlage stellen ihre Bücher aus, Agenten feilschen um Manuskripte und Literaturpreise werden vergeben. Für klassisches Marketing gibt es viele Möglichkeiten.
Produktplatzierung: Die Platzierung ihrer Bücher ist für Selfpublisher auf den Buchmessen inzwischen möglich. Ob über einen Distributor wie BoD oder tolino, am Stand des Selfpublisher-Verbands oder mit einem eigenen Stand – wer präsent sein will, kann präsent sein. 
Verkauf: Der Verkauf von Büchern ist nicht auf allen Messen erlaubt. Studieren Sie die Teilnahmebedingungen. 
Promotion: Promotion ist für viele Selfpublisher der Hauptgrund, auf Buchmessen zu gehen. Sie können Treffen mit ihren Fans organisieren, Werbemittel verteilen oder aus ihren Büchern lesen. 
Kosten und Nutzen: Stellen Sie die Kosten eines Messebesuchs dem Nutzen gegenüber. Zu den Kosten zählen neben den Stand- und Teilnahmegebühren auch Anfahrt, Essen, Übernachtung, zusätzliche Messetickets für Fans und Freunde oder Werbematerialien. Der Nutzen variiert je nach Bekanntheit des Autors. Je bekannter der Autor ist, desto mehr Fans hat er – und Beziehungspflege ist für alle Selfpublisher enorm wichtig. Andererseits kann manchmal schon ein neuer Kontakt, eine Inspiration den Weg zum Erfolg ebnen.

Was Selfpublisher lernen können: 
+ Machen Sie sich beizeiten einen Plan: Was wollen Sie auf der Messe wann tun? Mit wem wollen Sie sich wo treffen? Wie und wo wollen Sie Inspiration tanken? Welche Veranstaltungen wollen Sie besuchen, um Neues zu erfahren? Stecken Sie sich Ziele und werden Sie sich bewusst, welche Erwartungen zu haben.
+ Sorgen Sie schon im Vorfeld für einen vollen Terminkalender: Organisieren Sie Fantreffen. Vereinbaren Sie Termine mit Ihrem Distributor und mit anderen Autoren. Oder setzen Sie sich mit Ihrer Marketingagentur zusammen, um neue Projekte zu besprechen. Nutzen Sie die Zeit! Eine Buchmesse ist Ihre Businesszeit und eine tolle Möglichkeit, Ihr Team und Ihre Leser zu treffen. 

Klassiker #5: Events

Erscheint ein neuer Kinofilm, findet eine Filmpremiere statt, um das neue Produkt – den Film – vorzustellen. Kommt ein neues Produkt auf den Markt, wird es im Rahmen einer Produktpräsentation gezeigt. Wird ein neuer Song veröffentlicht, tingelt die Sängerin durch Shows und gibt Konzerte. Offline-Events sind fester Bestandteil des klassischen Marketings – auch für Selfpublisher. Denn als Selfpublisher können Sie Lesungen abhalten und dabei sich und Ihr Buch promoten (siehe meinen Artikel im letzten selfpublisher, Heft 4/2017: „Als Selfpublisher auf der [digitalen] Lesebühne. Die wichtigsten Schritte für gelungene Lesungen“). 
Neben Lesungen gestalten Selfpublisher immer mehr Events für ihre Leser, die zum Beispiel während der Buchmesse stattfinden. Hier sind die Leser stets auf der Suche nach tollen Abendveranstaltungen, Fantreffen oder Lesungen. Lassen Sie sich etwas einfallen, um Ihre Leserinnen und Leser zu begeistern!

Was Selfpublisher lernen können: 
+ Nutzen Sie die Anwesenheit Ihrer Leser vor Ort im Rahmen einer Messe – so umgehen Sie das Problem der Anreise. 
+ Organisieren Sie Events zusammen mit anderen Selfpublishern – so erhöhen Sie die Reichweite. Außerdem können Sie sich die Kosten teilen. 
+ Gestalten Sie ein Rahmenprogramm mit Essen, Musik oder Gewinnspielen und machen Sie aus einer einfachen Lesung eine gelungene Abendveranstaltung, mit der Sie in Erinnerung bleiben.

Über die Autorin: Tanja Rörsch, Jahrgang 1984, ist Gründerin und Geschäftsführerin der Agentur mainwunder, die auf Buchmarketing und Verlagskommunikation spezialisiert ist. mainwunder veranstaltet Online-Festival-Reihen wie die Krimiwoche, Fantasywoche, Romancewoche. Tanja Rörsch ist außerdem Dozentin für Autorenmarketing an der Größenwahn Akademie und Autorin des „Praxishandbuchs Buchmarketing“.

Autorin: Tanja Rörsch | www.mainwunder.de​​​​​​​
Weiterlesen in: der selfpublisher, Heft 9, März 2018
Blogbild: Emma Wagner

 

SIE MÖCHTEN MEHR LESEN? 
Dieser Artikel steht in der selfpublisher, Heftnr. 9, März 2018: /magazin/der-selfpublisher/archiv/der-selfpublisher-12018
Sie möchten diese Ausgabe erwerben und unsere Arbeit damit unterstützen?
Als Print-Ausgabe oder als PDF? - Beides ist möglich:

PRINT
Sie haben gerne etwas zum Anfassen, und es macht Ihnen nichts aus, sich zwei, drei Tage zu gedulden?
Dann bestellen Sie das Heft hier: /magazine/magazine-bestellen
Bitte geben Sie bei »der selfpublisher-Heft-Nummer« »9« ein.

PDF
Download als PDF zum Preis von 4,99 Euro bei:

Oder in vielen anderen E-Book-Shops.
Suchen Sie einfach mit der ISBN 9783932522871.