Mit dem History-Fantasy-Roman »Der Lehrling des Feldschers« hat es Greg Walters auf die Belletristik-Shortlist für den Selfpublishing-Buchpreis 2020 geschafft. Der Selfpublisher-Verband hat mit Greg Walters ein Interview für die Autorenfachzeitschrift »der selfpublisher« und die Autorenwelt geführt.
Auf die Shortlist 2020 des Selfpublishing-Buchpreises haben es neun Buchtitel geschafft, und zwar je drei aus den Kategorien Belletristik, Kinder- und Jugendbuch und Sachbuch/Ratgeber.
Neben Greg Walters befanden sich Mira Valentin mit »Nordblut 1: Wölfe wie wir« und Sameena Jehanzeb mit »Was Preema nicht weiß« auf der Belletristik-Shortlist.
»Coming-of-Age-Geschichten liegen mir einfach«
Interview mit Greg Walters, Autor des History-Fantasy-Romans »Der Lehrling des Feldschers«
Dass Greg Walters früher oder später einen Fantasy-Roman mit historischem Bezug veröffentlichen würde, war abzusehen. Denn Greg Walters ist Geschichtslehrer. Mit seinem Roman »Der Lehrling des Feldschers« stand er nicht nur auf der Shortlist des Selfpublishing-Buchpreises, sondern gewann auch den Kindle Storyteller Award.
»Feldschere«, so wurden früher Heilkundige genannt, die verwundete Soldaten chirurgisch behandelten.
Das Interview mit Greg Waltes führte der Selfpublisher-Verband.
2020 scheint dein Jahr zu sein. Nach dem Kindle Storyteller Award hast du es jetzt auch noch auf die Shortlist des Selfpublishing-Buchpreises geschafft. Hättest du vor ein paar Jahren damit gerechnet?
Nein, das ist wirklich unglaublich. Ich weiß noch genau, wie ich vor gut fünf Jahren angefangen habe: Nachdem sämtliche Verlage mein Debütmanuskript abgelehnt hatten, haben meine Frau und ich überlegt, ob es sich tatsächlich lohnt, einen vierstelligen Betrag für ein Lektorat der »Geheimnisse der Alaburg« auszugeben, um das Buch im Selfpublishing zu veröffentlichen. Am Ende durfte ich die Summe bei der Lektorin in Raten zahlen und so hat 2015 ein gewisser Autor namens Greg Walters das Licht der Welt erblickt. Jetzt den Kindle Storyteller gewonnen zu haben und auch noch auf der Shortlist des Selfpublishing-Buchpreises zu stehen, hört sich für mich immer noch wie ein Märchen an. Allerdings wie eines, das in meinem Fall wahr geworden ist.
Dämonen und berittene Soldaten. Das Cover vom »Lehrling des Feldschers« deutet schon auf eine recht düstere Atmosphäre hin. Wie würdest du die Grundstimmung deines Romans bezeichnen?
Erst durch die zahlreichen Bewertungen, die das Buch inzwischen hat, ist mir aufgefallen, dass der Roman für viele Leser offenbar eine düstere Grundstimmung hat. Natürlich gibt das das Überthema »Dreißigjähriger Krieg« fast schon vor, aber ich habe auch jede Menge – schwarzen – Humor in die Geschichte gepackt, sodass auch der Spaß nicht zu kurz kommt. Von daher steckt ein bisschen von beidem in der Geschichte.
Was die Jury unter anderem an deinem Buch begeistert hat, war, dass du zwei völlig verschiedene Elemente erfolgreich miteinander vereint hast: den Dreißigjährigen Krieg und Dämonen. Wie bist du auf diese Idee gekommen?
Ich habe Geschichte studiert und arbeite seit fast 15 Jahren an einem Gymnasium als Geschichtslehrer. Parallel veröffentliche ich seit fünf Jahren Fantasy-Romane. Es war einfach an der Zeit, dass ich beide Passionen miteinander verbinde. Schon immer empfand ich den Dreißigjährigen Krieg als eine besonders spannende und dramatische Epoche der Geschichte, und daher lag es auf der Hand, dass ich diese nutze, um meinen ersten History-Fantasy-Roman zu schreiben. Ich bin froh, dass sich meine Leser, die von mir ja bisher klassische High-Fantasy-Romane gewohnt waren, auf dieses besondere Experiment eingelassen haben und das Buch so sehr mögen. Das Lob der Jury dazu ist der Zucker auf der Torte.
Wie viel Zeit hast du in die Recherche für dein Buch gesteckt?
Deutlich mehr Zeit als für »normale« Fantasy-Romane. Durch meinen Beruf waren mir die Grundzüge des Krieges natürlich klar, aber die vielen kleinen Details wie Waffen, Kleidung, Nahrungsmittel und so weiter, die haben schon eine Menge wissenschaftliche Recherche gebraucht. Ich habe etwa drei Monate vor dem Schreiben begonnen, mich einzuarbeiten, und dann während des Schreibprozesses immer wieder nachgeschlagen und mich informiert. Obwohl es viel Arbeit war, hat es Spaß gemacht. Es hat mich an meine Zeit als Geschichtsstudent erinnert.
Hast du bestimmte Orte des Geschehens selbst besucht?
Leipzig und Osnabrück spielen eine besondere Rolle, die beiden Städte sind mir vertraut. Das Schlachtfeld von Breitenfeld ist heute ein Acker und war mir deshalb (noch) keinen Besuch wert. Vielleicht sollte ich das nachholen. Im Rahmen der Recherche war ich aber in etlichen Museen, die das Thema »Dreißigjähriger Krieg« aufgreifen. Ansonsten war 2020 leider auch kein besonders gutes Reisejahr …
Viele Bücher sind aus Sicht der Krieger und Helden geschrieben. Warum hast du dich dafür entschieden, aus der Sicht eines Feldscherlehrlings zu schreiben und nicht zum Beispiel aus der eines Soldaten?
Diese Coming-of-Age-Geschichten liegen mir einfach. Ich finde es interessant und beschreibenswert, wie sich junge Leute entwickeln und erwachsen werden. Diesen Ansatz verfolge ich bisher in den meisten meiner Romane. Den Feldscherberuf oder besser gesagt das Handwerk wollte ich für die Geschichte haben, weil es die Anfänge der Chirurgie darstellt, mit all den Schrecklichkeiten wie fehlender Narkose, die wir uns heute gar nicht mehr vorstellen können. Ohne diese Anfänge wären wir heute medizinisch aber nicht so weit, wie wir es sind.
Dein Buch gibt es inzwischen sogar als Hörbuch. Hast du es dir schon angehört?
Ja, das habe ich. Mit Robert Frank hat es einen genialen Sprecher gefunden, der der Geschichte Leben einhaucht. Es hat mir Spaß gemacht, es zu hören. Lesen kann ich meine eigenen Bücher nach der Veröffentlichung nämlich nicht mehr, weil ich dann beginne, nach Dingen zu suchen, die ich vielleicht doch noch ein klein wenig anders hätte schreiben können …
Der »Lehrling des Feldschers« ist auf drei Bände ausgelegt. Hast du schon Pläne für danach?
Nach dem Buch ist vor dem Buch … Nach Abschluss der Reihe werde ich den abschließenden Band meiner Alaburg-Serie schreiben und auch für die anschließende Zeit haben mein digitales Notizbuch und vor allem mein Kopf so viele Ideen, dass es noch viele Romane von Greg Walters geben wird.
Mehr über Greg Walters: https://www.gregwalters.de
Links
https://shop.autorenwelt.de/products/der-lehrling-des-feldschers-von-greg-walters
https://selfpublishing-buchpreis.de/shortlist-2020/
https://www.selfpublisher-verband.de/
Blogbild: Foto von Greg Walters: (c) steffenwiegand