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Anders als die Konkurrenz

der selfpublisher
Frank Rösner

Anders als die Konkurrenz
Interview mit dem Autor Frank Rösner

Frank Rösners Herz schlägt seit 2001 für Nordamerika. Nach insgesamt sechs Rundreisen durch Florida folgten Reisen nach New York, in die Neu-England-Staaten, nach Tennessee und in den Südwesten der USA. Zuletzt zog es ihn nach South Dakota und Wyoming.

Aus der Begeisterung für Amerika und aus den eigenen Erfahrungen entstand seine Idee, einen etwas anderen Reiseführer zu schreiben – ZUM NACHREISEN. Sein erstes Buch, das im Juni erschienen ist, beschreibt eine exemplarische Rundreise durch den Südwesten der USA. Die Route ist genau beschrieben und ergänzt mit Buchungshinweisen, Checklisten, Straßenkarten und über hundert Fotos. Der Autor nimmt seinen Lesern die Sorgen um die Reiseplanung ab und lässt sie ihren Urlaub in vollen Zügen genießen.

Frank Rösner wohnt mit seiner Familie in Garmisch-Partenkirchen. Sein Brot verdient er als Steuerberater.

Es klingt wie ein Traum: Sie haben Ihr Lieblingsland bereist und aus Ihren Erfahrungen ein Buch gemacht – nicht nur ein Tagebuch oder einen Fotoband, sondern einen Reiseführer ZUM NACHREISEN. Wieso gerade dieses Konzept?

Die gängigen Reiseführer sind qualitativ hochwertige Nachschlagewerke. Es ist jedoch arbeitsintensiv, mit deren Hilfe eigene Reiserouten zu erstellen. Das muss einfacher gehen, dachte ich mir. Nicht jeder hat die Zeit, wochenlang eine Reise zu planen. So entstand die Idee für meinen Reiseführer, meine Einladung an den Leser, eine detailliert beschriebene Reiseroute Tag für Tag nachzureisen. Um erfolgreich zu sein, muss man außerdem etwas anders machen und sich von der Konkurrenz unterscheiden.

Darin steckt bestimmt eine Menge Arbeit. Sie haben zwei Jahre an Ihrem Buch gearbeitet. Wie sah das konkret aus?

Ich habe vor zwei Jahren bei null angefangen und musste mir erst umfangreiches Branchenwissen aneignen. Deshalb war es auch viel mehr Arbeit als erwartet, obwohl ich mich letztendlich nur auf das Schreiben konzentriert und Coverdesign, Lektorat und Buchsatz an Profis vergeben habe. Denn bei der Zusammenarbeit mit diesen Fachleuten ist man durch regelmäßigen Informationsaustausch ebenfalls gefordert. Die Straßenkarten habe ich mit Microsoft Visio selbst erstellt – ebenfalls ein Zeitfresser.

Ihren Reiseführer haben Sie selbst publiziert. Warum haben Sie diesen Weg eingeschlagen?

Anfangs bin ich über die bekannten Print-on-Demand-Dienstleister gestolpert und war der Meinung, dass das mein Weg sei. Mit zunehmendem Branchenwissen wuchs aber das Selbstvertrauen, alles selbst in die Hand zu nehmen und mich nicht abhängig zu machen, weder von einem Dienstleister noch von einem Verlag. Wobei sich die Frage stellt, ob ich überhaupt einen seriösen Verlag gefunden hätte. Frei und unabhängig zu sein ist mir aber sehr wichtig. Deshalb habe ich auch meinen Webshop mit Siquando Pro Web in Eigenarbeit erstellt. So kann ich jederzeit selbst Änderungen vornehmen. Wenn mein Reiseführer-Konzept Interesse weckt, kommt aber vielleicht ein Verlag auf mich zu.

Sie haben Teile des Produktionsprozesses selbst in die Hand genommen, für die andere Dienstleister beauftragen, haben Ihr Buch bei einer normalen Druckerei drucken lassen. Was hat Sie dazu bewogen?

Print-on-Demand ist eine feine Sache. Viele Farbabbildungen lassen jedoch die Druckkosten explodieren. Außerdem habe ich hohe Ansprüche an die Druckqualität. Deshalb blieb nur der Auflagendruck. Die ersten Preisangebote waren frustrierend, aber am Ende war ich überrascht, zu welch guten Konditionen sich in Deutschland sogar Offsetdruck realisieren lässt.

Ihr Buch gibt es bisher nur im Print. Warum haben Sie auf die E-Book-Version verzichtet?

Ich bin der Meinung, dass es sinnvoller ist, einen Reiseführer in gedruckter Form zu nutzen. Die Lesbarkeit bei Sonneneinstrahlung ist besser und man kann ihn während der Rundreise auf das Armaturenbrett legen. Das würde ich bei einem E-Book-Reader oder Tablet im heißen Death Valley nicht empfehlen! Vor allem aber möchte ich nicht, dass meine Arbeit unerlaubt kopiert wird. Mit der E-Book-Technik habe ich mich bisher aber auch nicht näher beschäftigt.

Haben Sie schon die nächsten Bände in Planung?

Nach den Naturparks des Südwestens arbeite ich zurzeit an einem Reiseführer über den Nordosten der USA mit den geschichtsträchtigen Städten Philadelphia und Boston. ZUM NACHREISEN möchte ich als Reihentitel entwickeln.

Was fasziniert Sie an den USA? Können Sie sich vorstellen, auch über andere Reiseziele zu schreiben?

Mich fasziniert vor allem der „American Way of Life“, die lockere Lebensart der US-Amerikaner. In den USA fühle ich mich frei. Dieser Freiheitsdrang ist wohl auch ursächlich dafür, dass ich mich für Selfpublishing entschieden habe. Über Kanada und Australien würde ich auch gerne schreiben. Für andere Kontinente kann ich mir eine Zusammenarbeit mit weiteren Autoren vorstellen, um das Konzept ZUM NACHREISEN gemeinsam auszubauen.

Selbst publizierte Sachbücher sind weniger sichtbar als belletristische Titel, aber nicht weniger erfolgreich. Was ist beim Selfpublishing von Sachbüchern anders?

Ein Sachbuch ist meines Erachtens einfacher zu vermarkten als Belletristik, da die Zielgruppe konkreter ist. Ich gebe zum Beispiel anderen Reisenden Tipps in Amerika-Foren und werbe so indirekt für mein Buch. Deshalb bewundere ich die Romanautoren unter den Selfpublishern, die sich nicht beirren lassen und an ihren Traum glauben.

Marketing ist für viele Selfpublisher der größte Schmerzpunkt. Was tun Sie, um Ihr Buch bekanntzumachen?

Den Schwerpunkt Amerika-Foren habe ich bereits genannt, und ich poste regelmäßig auf meiner Facebook-Seite. Außerdem habe ich einen vierseitigen Werbefolder designen lassen, den ich bei jeder Gelegenheit aushändige und auch an Reisebüros und Buchhandlungen verschicke. Und meinen Wohnwagen ziert ein auffälliges Werbebanner. Ich versuche, mir immer wieder etwas Neues einfallen zu lassen. Das Hauptproblem ist meine begrenzte Zeit.

Sie sind Mitglied des Selfpublisher-Verbandes und engagieren sich dort aktiv. Was versprechen Sie sich vom Schulterschluss mit anderen Autoren?

Besonders aktiv bin ich bis jetzt nicht. Aus Solidarität zu allen Selfpublishern war es mir ein Anliegen, durch meinen Mitgliedsbeitrag die gemeinsamen Interessen zu unterstützen. Um Verbesserungen zu erzielen, zum Beispiel preiswertere Einzel-ISBNs, benötigt der Verband ausreichende finanzielle Mittel.

Sie arbeiten als Steuerberater und haben für uns einen Fachartikel geschrieben, der vermuten lässt, dass Ihnen Ihr Wissen auch beim Publizieren von Büchern hilft. Welche Synergieeffekte stellen Sie selbst fest?

Meine berufsbedingt systematische Herangehensweise an Sachverhalte hat mir sehr geholfen. So bin ich das Projekt Buch angegangen, als würde ich eine Steuererklärung erstellen. Darüber hinaus ist ein Selfpublisher auch Unternehmer und muss viele rechtliche Dinge berücksichtigen, zum Beispiel Bildrechte, Widerrufsbelehrung und nicht zuletzt steuerliche Anforderungen. Das ist für mich natürlich leichter und ich kann zumindest in diesem Bereich Kosten sparen.

Das klingt gut, aber ganz unter uns: Könnten Sie sich vorstellen, auszusteigen und Ihre Leidenschaft zum Hauptberuf zu machen?

Unter uns – vorstellen kann ich mir alles. Wer möchte seine Leidenschaft nicht zum Beruf machen? Aber nein, man muss davon auch gut leben können. Bis zur Rente ist das deshalb undenkbar. Aber bis dahin möchte ich noch den einen oder anderen Reiseführer verfassen und mich im Ruhestand dann ganz aufs Reisen und Schreiben verlegen.

Letzte Frage: Wohin geht Ihre nächste Reise?

Im nächsten Jahr werde ich die Strecke im Nordosten der USA noch einmal abfahren und letzte Recherchen für den zweiten Band „USA Nordosten – ZUM NACHREISEN“ einholen.

Das Interview mit Frank Rösner | www.frankroesner.de
führte Ingrid Haag | www.ingrid-haag.de
In: der selfpublisher, Heft 3, September 2016