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Der Selfpublisher und die Buchpreisbindung – Freund oder Feind?

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Die Buchpreisbindung gilt in Deutschland auch auf e-Books. Doch nicht für selbstverlegte Texte - ist das gut oder schlecht? Und warum wird überhaupt eine Unterscheidung getroffen?

E-Books sind laut EU-Gesetzgebung keine „physischen Kulturgüter“. Sie werden nur noch als Dienstleistungen angesehen und haben daher keinen Anspruch auf einen verminderten Mehrwertsteuersatz. Interessanterweise gilt für sie aber dennoch die Buchpreisbindung, da sie Bücher „reproduzieren und substituieren“. Was bedeutet das für Selfpublisher? Und gilt die Buchpreisbindung auch für sie?

Für was steht die Buchpreisbindung?

Die Buchpreisbindung, wie sie heute bekannt ist, wurde 2002 gesetzlich festgelegt. Sie ist allgemein dem Wettbewerbsrecht zuzuordnen, kann aber in diesem Fall auch als Spezialgesetz zum Gesetz gegen Wettbewerbsbeschränkungen (GWB) dienen. Das Gesetz bestimmt unter anderem, dass der Verleger die Preise den Marktgegebenheiten entsprechend festsetzt und die Sortimenter diesen Preis auch bis zu dessen Aufhebung von den Endkunden verlangen. Ausnahmen umfassen z. B. Mängelexemplare und gebrauchte Bücher. Nach 18 Monaten kann der Verlag die Buchpreisbindung für einzelne Bücher aufheben, dies geschieht in der Regel durch eine öffentliche Erklärung im Börsenblatt.

In der Diskussion: Gilt die Buchpreisbindung eigentlich überhaupt für Selfpublisher?

2012 wurde diese Frage auf verschiedenen Websites diskutiert, auch, weil der Börsenverein auf Anfrage hierzu widersprüchliche Aussagen machte. Hauptproblem bis dato ist der Begriff der „Buchhandelstypizität“, wie er in §2 erwähnt wird: „Bücher im Sinne dieses Gesetzes sind auch […] Produkte, die Bücher […] reproduzieren oder substituieren und […] als überwiegend verlags- oder buchhandelstypisch anzusehen sind“. Der Börsenverein bestätigte, dass Bücher aus dem Selfpublishing bisher nicht der Preisbindung unterlagen, „weil sie im Buchhandel keine Rolle spielten und daher nicht ‚buchhandelstypisch’ waren“. Auch wenn sie nicht ausdrücklich im Gesetz erwähnt werden, fallen Selfpublisher jedoch mittlerweile nach dieser Auslegung durch ihren zunehmenden Bedeutungsgewinn auf dem Buchmarkt eindeutig unter das Buchpreisbindungsgesetz. Allerdings trifft das nur auf gedruckte Bücher zu! E-Books unterliegen neusten Gesetzesentwürfen zur Folge zwar bald auch der Buchpreisbindung, allerdings nur dann, wenn es sich um Verlagsprodukte handelt. Das heißt, selbstverlegte e-Books unterliegen nicht der Buchpreisbindung.

Und was heißt das nun für Selfpublisher?

Auch für Selfpublisher bedeutet die Preisbindung, dass nur sie selbst den Preis festsetzen können und dass es Dritten nicht ohne ihr Einverständnis erlaubt ist, davon abzuweichen. In den USA hingegen können Distributoren online sowie offline Rabattaktionen durchführen oder e-Books in Flat Rate-Pakete zusammenfassen. Die Preisbindung dagegen „stärkt gerade im deutschen Buchmarkt die Stellung unabhängiger Autoren.“ Da Selfpublisher für den Preis und den Verkauf ihres Buches, ob e-Book oder Print, in der Regel alleine verantwortlich sind, müssen sie sich umfangreich informieren, was rechtlich erlaubt ist und was nicht. Beispielsweise darf nicht mit einem Gewinnspiel oder Spenden für den Kauf geworben werden. Bei Missachtung kann es für den Verfasser zu erheblichen Kosten kommen, wenn von Seiten der Buchhändler oder der Preisbindungstreuhänder des Börsenvereins geklagt wird. Die Beträge, die dann fällig werden, dürften den durchschnittlichen Verdienst der meisten Selfpublisher von unter 50 Euro pro Monat dann um Weiten übertreffen.

Haben Selfpublisher dieselben Recht wie Verlage?

Selfpublisher haben in Bezug auf die Buchpreisbindung (zumindest im Print) dieselben Rechte wie Verlage. Auch sie dürfen ihr Werk zum Beispiel zu einem Subskriptionspreis an solche Käufer abgeben, die vorab bestellen. Eine weitere Möglichkeit ist, das Buch zu einem „Einführungspreis“ zu veröffentlichen und den Preis erst später zu erhöhen.

Was bietet die Buchpreisbindung an Vorteilen für Selfpublisher?

Für Verlage ist es nahezu unmöglich, schnell mit strategischen Preisänderungen zu arbeiten, da das komplexe und weitreichende Distributionsnetz zu träge reagiert. Selfpublisher hingegen sind flexibler, sie können Preisaktionen vornehmen oder gar das e-Book für eine begrenzte Zeit kostenlos anbieten. Sofern nur als e-Book angeboten, können sie den Preis innerhalb kurzer Zeit bei allen Anbietern abändern. Auch ist es möglich, das selbe e-Book bei verschiedenen Anbietern zu unterschiedlichen Preisen anzubieten, beispielsweise, wenn man an einer Rabattaktion teilnehmen möchte.

Und wie sieht's mit Nachteilen aus?

Matthias Matting, Betreiber der Website selfpublisherbibel.de, sieht in der Preisbindung zunächst eine Behinderung für die Umsetzung „innovativer Preismodelle“. Doch ist es so, dass die Preisbindung gerade die Selfpublisher und deren Texte vor einem Preisdumping außerhalb ihrer Kontrolle schützen. Allerdings wird auch der Ausschluss von der Buchpreisbindung für e-Books nicht gänzlich positiv aufgenommen, da es Selfpublishing- und Verlagsprodukte nicht gleichstellt.

Die Preisbindung hat für Selfpublishing auf unterschiedliche Weise Bedeutung und die Branche sollte versuchen, die individuellen Vorteile für sich zu erarbeiten und zu nutzen. Dann kann sie eine Bereicherung für das Selfpublishing darstellen. Doch bietet der Ausschluss von der Buchpreisbindung ebenso Chancen für Selbstverleger – zumindest für e-Books.

von Marisa Klein, www.spubbles.de