
Angesichts der desaströsen PISA-Ergebnisse fordert der Börsenverein des Deutschen Buchhandels, die Lesekompetenz der Kinder und Jugendlichen zu erhöhen und jetzt in Bildung zu investieren.
Die schulischen Leistungen von Jugendlichen in den Bereichen Lesen, Mathematik und Naturwissenschaften sind im Vergleich zu 2018 deutlich gesunken. Das zeigen die PISA-Erhebungen aus dem Frühjahr 2022, deren Ergebnisse am 5. Dezember 2023 die OECD in Berlin vorgestellt hat. Die Lesekompetenz liegt auf dem niedrigsten Niveau seit Beginn der Erhebung im Jahr 2000. Ein Viertel der 15-Jährigen in Deutschland hat beim Lesen Defizite. Dieses Ergebnis geht Hand in Hand mit der IGLU-Studie 2023, nach der jedes vierte Kind beim Verlassen der Grundschule nicht sinnentnehmend lesen kann.
Stellungnahme des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels zur PISA-Studie
Peter Kraus vom Cleff, Hauptgeschäftsführer des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels: »IGLU, PISA – wie viele Studien müssen noch kommen und die dramatischen Defizite in unserem Bildungssystem belegen, bis wir endlich erkennen: Wir brauchen ein politisches und gesellschaftliches Umdenken, und zwar umgehend! Bund und Länder müssen das Problem gemeinsam lösen und in Bildung investieren! Keinesfalls dürfen Investitionen in die Bildung der Schuldenbremse zum Opfer fallen.«
Lesekompetenz sei dabei die Grundlage für jegliche Verbesserung. Kraus vom Cleff: »Wer nicht lesen kann, ist auch nicht in der Lage, eine Textaufgabe in Mathematik zu lösen oder einen naturwissenschaftlichen Versuch zu dokumentieren. Damit Menschen den Zugang zu gesellschaftlicher und wirtschaftlicher Teilhabe erhalten, brauchen wir eine wirksame Leseförderung von Klein auf. Lesekompetenz ist nicht nur grundlegend für den individuellen Lebensweg, sondern für unsere gesamte Demokratie.«
Der Börsenverein setzt sich zusammen mit seinen Mitgliedern in verschiedenen Initiativen und Projekten für die Verbesserung der Lesekompetenz ein. Im Rahmen des »Nationalen Lesepakts«, einer Initiative von Börsenverein und Stiftung Lesen mit über 180 Partner*innen aus Wirtschaft, Wissenschaft, Gesellschaft und Politik, ist derzeit der »Nationale Leseplan« in Arbeit. Dabei handelt es sich um ein Modell systematischer, bundesweiter Sprach-, Lese- und Literalitätsförderung: www.nationaler-lesepakt.de. Außerdem unterstützt der Verband die Initiative #NeustartBildungJetzt bei der Forderung, es müsse ein Nationaler Bildungsgipfel einberufen werden: www.neustart-bildung-jetzt.de
Zur PISA-Studie
PISA (Programme for International Student Assessment) ist die größte internationale Schulleistungsstudie. Rund 690 000 Schülerinnen und Schüler aus 81 Ländern und Volkswirtschaften hatten an der PISA-Erhebung 2022 teilgenommen -– stellvertretend für 29 Millionen Schülerinnen und Schüler in aller Welt. Schwerpunktbereich war die Mathematik.
PISA fragt nicht Faktenwissen ab, sondern testet, ob die Teilnehmenden ihr Wissen anwenden und Informationen sinnvoll verknüpfen können – Schlüsselkompetenzen, um in der Informationsgesellschaft des 21. Jahrhunderts erfolgreich zu sein. Die PISA-Studie findet alle drei Jahre statt und umfasst die Bereiche Lesekompetenz, Mathematik und Naturwissenschaften. Jeweils einer der drei Bereiche bildet alternierend den Schwerpunkt.
PISA 2022 ist die erste groß angelegte Studie, in die Daten zu den Leistungen der Schülerinnen und Schüler, zu ihrem Wohlergehen und zur Bildungsgerechtigkeit aus der Zeit sowohl vor als auch nach der Pandemie einfließen.
31 Ländern und Volkswirtschaften ist es trotz der schwierigen Umstände gelungen, ihre Mathematikleistungen wenigstens auf dem Niveau von PISA 2018 zu halten.
Insgesamt kam es jedoch zu einem beispiellosen Rückgang des OECD-Leistungsdurchschnitts. Verglichen mit 2018 sank er in Lesekompetenz um 10 Punkte und in Mathematik um fast 15 Punkte. Der Leistungsrückgang in Mathematik ist dreimal so hoch wie jede vorherige Veränderung von einer PISA-Erhebung zur nächsten. Auf die Coronapandemie kann der Leistungsrückgang nur teilweise zurückgeführt werden. Die Leistungen in Lesekompetenz und Naturwissenschaften hatten bereits vorher zu sinken begonnen und auch bei den Mathematikleistungen waren in diversen Ländern schon vor 2018 negative Trends zu beobachten.
Blogbild: Petra auf Pixabay