
Libri strukturiert sein Lager neu und listet viele Buchtitel aus. Das sorgt bei vielen Verlagen und Buchhandlungen für Unruhe.
Der Buchgroßhändler Libri hatte bisher rund eine Million Buchtitel am Lager. Um effizienter zu wirtschaften, will das Barsortiment die Titelzahl um rund 180.000 Titel verringern. Das geschieht seit einigen Wochen über Auslistungen und Remissionen. Betroffen seien davon alle Bücher, die sich in den vergangenen ein bis zwei Jahren nicht ein einziges Mal verkauft haben, so der Libri-Chef Eckhard Südmersen auf Anfrage des Börsenblatts. Denn Libri sei eben auch ein Händler, bei dem es nur Sinn mache, Titel zu führen, die sich auch verkaufen. Auch Bücher mit einem Ladenpreis von unter 4,90 Euro sollen von den Auslistungen betroffen sein.
Viele Verlage, die von den Auslistungen betroffen sind, reagierten verärgert. Denn Libri hat sie darüber vorab nicht informiert. Außerdem sind diese Titel nun weniger sichtbar. In einer Stellungnahme der IG Unabhängige Verlage (IGUV) im Börsenverein heißt es dazu: „Natürlich kann Libri als Wirtschaftsunternehmen selbst entscheiden, welche Bücher es liefern möchte, aber wie die KNV-Insolvenz ist auch die Neustrukturierung der Lagerhaltung bei Libri durchaus systemrelevant. Die Auslistung von 25 Prozent aller Titel betrifft nicht nur die Verlage – überwiegend vermutlich die kleineren und unabhängigen –, sondern auch die stationären Buchhandlungen, die Libri als einziges Barsortiment gewählt haben bzw. über Libri ihren Webshop betreiben. [...] Durch die Libri-Auslistung verschwinden also Titel praktisch aus weiten Teilen des Sortimentsbuchhandels, obwohl sie bei anderen Barsortimenten und bei Auslieferungen lieferbar sind. Sie sind damit für die Kunden nicht mehr sichtbar – außer bei Amazon. Das macht es gerade den kleineren Verlagen künftig noch schwerer, im Buchmarkt zu bestehen. Auch hinterlässt es keinen guten Eindruck, wenn der stationäre Buchhändler dem Kunden sagt, ein Buch wäre nicht lieferbar, dieser aber feststellt, dass es bei Amazon vorrätig ist.“
Die IGUV hat angeregt, auf der Frankfurter Buchmesse in einem Gespräch mit Libri sowie den betroffenen Sortimentern, Online-Buchhändlern und allen Barsortimenten nach Lösungen suchen. Ob Libri sich darauf einlässt, ist fraglich.
> www.boersenblatt.net/2019-08-15-artikel-_die_titel_sind_fuer_kunden_nicht_mehr_sichtbar_-stellungnahme_zum_strategiewechsel_bei_libri.1707455.html
> www.libri.de/de/
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