
Etliche Kunst- und Kreativ-Verbände haben im April 2023 die Initiative »KI aber fair« ins Leben gerufen. In einem Positionspapier zum Einsatz von KI fordert die Initiative, kreative Werke besser vor unbefugter Nutzung durch KI zu schützen, das Urheberrecht zu stärken und die Leistung der Kreativschaffenden zu vergüten, wenn deren Werke von KI genutzt werden. Außerdem müssten KI-generierte Erzeugnisse gekennzeichnet werden.
Unter dem Namen KI aber fair haben am 3. April 2023 fünfzehn Organisationen der deutschen Kunst- und Kreativschaffenden ein Positionspapier zum Thema künstliche Intelligenz (KI) veröffentlicht. Darin fordern die Verbände aus den Bereichen Text, Lektorat, Journalismus, Grafik, Illustration, Fotografie und Kunst, ihre kreativen Werke besser vor unbefugter Nutzung zu schützen, das Urheberrecht zu stärken und Vergütungen für die Nutzung ihrer Werke: „Unsere schöpferischen Leistungen nutzen viele KI-Entwickler wie selbstverständlich zum Training ihrer Anwendungen. Diese Selbstbedienungsmentalität zulasten unserer Branche ist nicht akzeptabel“, so die Initiatoren von „KI aber fair“, die weitere Organisationen zum Mitzeichnen des Papiers einladen.
Vergütung ist wirtschaftliche Existenzgrundlage von kreativen Soloselbstständigen
Eine kommerzielle Werknutzung setze immer eine Vergütung voraus. „Sie ist die wirtschaftliche Existenzgrundlage von kreativen Soloselbstständigen“, erklärten die Initiatoren. KI-Unternehmen hätten zudem vor der Nutzung urheberrechtlich geschützter Daten die Zustimmung der Urheber*innen einzuholen.
Neue Pflichten für KI-Anbieter: transparente Daten und Kennzeichnung
Das Positionspapier befasst sich darüber hinaus mit der Transparenz von Trainingsdaten als Zugangsvoraussetzung für KI-Anbieter: „Wer nicht darlegen kann, dass seine Daten aus urheberrechtmäßigen Quellen stammen, darf nicht auf den Markt“, so die Kreativ-Verbände.
Gleichzeitig fordern sie eine Kennzeichnungspflicht für KI-generierte Erzeugnisse. Um die Öffentlichkeit besser vor gefälschten Nachrichten oder Videos zu schützen, müsste klar zu erkennen sein, ob Texte, Bilder, Musikstücke oder Videos von Menschen erstellt und geprüft oder ob sie durch KI generiert wurden.
KI aber fair: „Kreatives Schaffen ist eine Kulturtechnik“
Auf die Besonderheit menschlicher Kreativität im Vergleich zur KI geht das Papier ebenfalls ein: „Kreatives Schaffen ist eine Kulturtechnik. Sie verlangt, die Dinge zu verstehen und zu reflektieren. Darin spiegeln sich Intention und Haltung der Urheberinnen und Urheber wider“, erklärten die Autoren des Papiers. Hunderttausende Kreative und Kulturschaffende würden jährlich in Deutschland eine Bruttowertschöpfung von fast 100 Mrd. Euro erwirtschaften und einen hohen immateriellen Mehrwert für die Gesellschaft schaffen. „Wir appellieren an die Verantwortlichen in Politik, Institutionen, Verbänden und an den Gesetzgeber, alles dafür zu tun, die Leistungsfähigkeit der Kreativen und Kulturschaffenden zu erhalten und zu stärken“, so die Unterzeichner des Papiers.
Im Positionspapier von KI aber fair heißt es unter anderem:
»KI-Systeme wie zum Beispiel Chat GPT (Text), Stable Diffusion (Bilder), AIVA AI (Musik) u. a. ermöglichen es jetzt, kreative Leistungen, die bisher nur von hochqualifizierten Fachkräften erbracht werden können, als Massenware herzustellen. Wir sind grundsätzlich offen gegenüber technologischem Fortschritt und begrüßen neue Möglichkeiten als Bereicherung unserer Ausdrucksformen. Gleichzeitig aber müssen wir auf die mit dieser Technologie einhergehenden Probleme hinweisen: KI-Systeme untergraben den Wert human-kreativen Denkens und Arbeitens und bergen eine nicht zu unterschätzende Gefahr für uns Kreativschaffende. Es droht ein wirtschaftlicher Konzentrationsprozess, zum Vorteil weniger KI-Unternehmen, aber zum Nachteil von Hunderttausenden Kreativschaffenden. Dabei sind es die Kreativschaffenden mit ihren Werken, die die Daten- und Vermarktungsgrundlage der KI-Unternehmen schaffen, aus der sich KI-Systeme speisen.«
Die Initiatoren von „KI aber fair“ sind:
- Texterverband e. V.
- Berufsverband Kommunikationsdesign e. V.
- Illustratoren Organisation e. V.
- VFLL Verband der freien Lektorinnen und Lektoren e. V.
- Robert Exner (www.fundwort.de) als Autor und Berater des Texterverbandes
Erstunterzeichner des Positionspapiers sind (Stand Dienstag, 4. April 2023):
- BFF – Berufsverband Freie Fotografen und Filmgestalter e. V.
- BBK – Bundesverband Bildender Künstlerinnen und Künstler e. V.
- BLVKK – Bayerischer LV der Kultur- und Kreativwirtschaft e. V.
- Deutscher Comicverein e. V.
- dju – Deutsche Journalistinnen- und Journalistenunion
- Forum Kreativwirtschaft e. V.
- Freischreiber e. V. – Berufsverband freier Journalistinnen und Journalisten
- HSoI = Hamburg school of ideas
- Spiele-Autoren-Zunft e. V.
- ver.di Fachgruppe Medien, Journalismus und Film
- Verband deutscher Schriftstellerinnen und Schriftsteller in ver.di
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